think it over

So Wahrheit

Die Wahrheit wollen wir sie sehen? Existiert eine Wahrheit? Die Wahrheit schüttelt uns beunruhigt uns zertrümmert unsere Gewissheiten und macht sie bröckelig Man kann nicht neutral bleiben der Wahrheit gegenüber Man nimmt sie an oder lehnt sie ab man kämpft für die Wahrheit oder gegen die Wahrheit Die Wahrheit ist ein Akt der Rebellion notwendig […]

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Ein einziger hundert Jahre andauernder Sonntag

Begrüßenswerterweise hat er heute die Verwaltung der Bibliothek übernommen. Nicht so, dass er es ungern getan hätte, aber es war damals im Oktober noch sehr warm draußen und die Sonne schien und er hätte sich auch in anderen Teilen der Stadt aufhalten können. Es war der Sommer im Jahre 2008. Es waren Olympische Spiele in […]

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Der Vergleich

Eine Sinusschwingung ist zur Hälfte im positiven und zur Hälfte im negativen Bereich. Beginnt sie bei 0 auf der x-Achse, endet sie auch wieder bei 0. Es ist das Gleiche, wie wenn man sich um 360° dreht. Man steht auf demselben Punkt. Johannes Tosin (Text und Bild) www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 23149

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Abschied

Wieder einmal geht was Schönes vorbei, und obwohl ich genau wusste, dass es so kommen musste, bin ich nicht frei, hänge in einer Zeitschleife, noch eh ich begreife, dass ich mit meiner Seele um die Wette schrei, spüre, wie ich im Nacken versteife, weil sich alle Muskeln und Sehnen dagegen wehren im Hier und Jetzt […]

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Schattenbank

Du weißt nicht, wie lange es her ist, dass du so aufgelöst warst. In der Luft spürst du das Frühlingssonnenlicht, das auf diese Bank, auf diesen Platz nie direkt fällt und das dennoch alles einnimmt, überallhin dringt und das alles zersetzen will, was du für sicher gehalten hast. Vor einem Jahr muss es gewesen sein, […]

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Von Koinzidenzen und anderen Irrtümern, …

… die wir vielleicht zu wenig bedenken Woran es wohl liegt, dass die Großhirnrinde 52 Rindenfelder hat? 52! So viele Wochen hat das Jahr. Erstaunlich, nicht? Ein Feld pro Woche (geistig) zu beackern, das müsste doch übers Jahr gesehen zu schaffen sein … Und warum heißt die Amygdala auch Mandelkern, wo doch das Gehirn aussieht […]

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Kleiner Rat

Neid und Hass, Hass und Neid Dazu sind wir stets bereit Wir woll’n uns so zwar nicht begreifen Doch wenn wir doch ein wenig reifen Wird er dünn, der schöne Schein Ob er dein ist, oder mein Was ist hier zu tun demnach? (Ich mein davor und nicht danach) Neid und Hass lern zu erkennen […]

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Den freundlichen Arrivierten

Den freundlichen Arrivierten, die ganz deiner Meinung sind, die alles schon kritisierten, glaub ihnen nicht, mein Kind. Sie öffnen dir zwar ihre Türen, doch immer nur einen Spalt, durch den sie mit dir diskutieren – drinnen ist’s warm, doch dir wird es kalt. Sie klagen dir ihre Sorgen, als wärst du von ihnen einer. Ach, […]

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Wir kippen den Effekt

Die Gräben sind unüberwindbar Verzweiflung, ihre Brücken Weit voneinander entfernt Universelle Nähe Sowohl als auch Diener am Ende der Versuche. Der Wille sucht seinen Plural Erinnerung ihre Gerechtigkeit Doch Richtung ist die alte Die jugendlich verkleidet Ab und zu vorbeischaut. Du stehst mir gegenüber Wir sehnen den Schwindel Aller flachgelegten Horizonte Steil, ob auf, ob […]

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Die Karriereleiter hoffentlich hinauf

„Ich komme morgen, Schatz. Heute geht es sich leider nicht mehr aus. Viel zu tun, weißt du, sehr viel zu tun, genau, die Firma, mein Vorgesetzter, meine Karriere. Damit ich endlich aufsteige vom mittleren ins obere Management. So ist es, mein Liebes, mehr Kohle, dafür aber auch viel mehr zu tun. Und irgendwann, wenn ich […]

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Ideenfee

Es plagt Palmström eine Idee Nein, vielmehr bloß ihr Schatten Als wär’s der Schatten einer Fee Auf des Verstandes Matten Wenn Palmström nur den Schatten hätt’ Würd die Idee nicht bocken Mit List geht er deshalb zu Bett Ideenfee zu locken Ein neuer Antrieb ist’s vielleicht Es wälzt sich Palmström tüchtig Mit einer Drehzahl unerreicht […]

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Südbahnweg

„Geht’s da zum Hotel Kärnten?“, fragte mich diese seltsame Frau am Südbahnweg in Krumpendorf am Wörthersee. Wieso seltsam? Der Tonfall, die Körperhaltung, eine eigenartige Person. „Mal nachdenken“, sagte ich. „Genau, hundertfünfzig Meter geradeaus, dann kommt links das Hotel Kärnten.“ „Bin ich noch richtig?“ fragte sie. „Ja, goldrichtig“, sagte ich. Ein paar Tage später bemerkte ich, […]

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Steine

Hunderte Male hast du das Feld bestellt, und nie ist auch nur eine Frucht gewachsen. Aber dafür Steine. Die Kiesel sind ihre Samen, die groß werden und größer. Im Herbst erntest du sie. Du musst, denn das Feld ist voll von ihnen. Und weil es sonst nichts gibt, hast du gelernt, sie zu essen. Johannes […]

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Was bleibt. Besuch in der Regensburger Synagoge

Später sollte sich herausstellen, dass es die letzte Begegnung mit Dr. Andreas Angerstorfer war. Im darauffolgenden Juli wurde er tot in der Toilette der theologischen Fakultät aufgefunden. Es ist ein Apriltag im Jahr 1942. Es ist nicht der 1. April und das, was geschieht, ist wahrlich kein Scherz. Ein Zug von Männern bewegt sich durch […]

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Ein Fenster zur Schrift

Ijob 39,16-21 „Die Straußenhenne behandelt ihre Jungen hart wie Fremde; war umsonst ihre Mühe, es erschreckt sie nicht. Denn Gott ließ sie Weisheit vergessen, gab ihr an Verstand keinen Teil. Im Augenblick aber, wenn sie hochschnellt, verlacht sie das Ross und seinen Reiter. Gabst du dem Ross die Heldenstärke, kleidest du mit einer Mähne seinen […]

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Finden

In einen Garten hat er dich gesetzt dein Herr voll Grün und Farben Sonnenstrahlen wärmen deine Glieder und räkeln kannst du dich im wohlig warmen Licht Warum nur spürst du’s nicht Kummer hat ein Nest in deinem Herzen sich gebaut lähmt dir die Glieder und die Sinne Wie soll das Raunen an dein Ohr gelangen […]

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Gestirn

Ein Staubkorn auf einer Million Kilometern dünner als das All ist der Ort an dem er lebt Er geht durch die Tage und durch die Jahre und trifft niemanden und nichts Niemals ist da ein Körper der ihn anzieht und seine Bahn ändert Johannes Tosin (Text und Bild) www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | […]

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Kopf ins Wasser

Ich stecke den Kopf nicht in den Sand, bin ein Schwan stecke den Kopf ins Wasser, ertränke mich selbst Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 20072

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Frühling

Morgen ist Frühlingsbeginn, aber das ist jetzt egal. Es gibt keine Jahreszeiten mehr, keinen heißen Sommer, keinen nebelverhangenen Herbst, keinen weißen Winter und erst recht keinen aufblühenden Frühling. Es gibt nur noch das Virus, das die Seuche macht, die Ausgangssperre, der zukünftige Mangel. Was, bitte, soll man da mit Frühling? Johannes Tosin (Text und Bild) […]

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Unordnung

In meinem Kopf herrscht Unordnung. Die Gedanken entwickeln sich und schießen in verschiedene Richtungen. Manche brechen ab, dann ist es, als ob eine Feuerwerksrakete zu Boden plumpst – pubb. Andere entwickeln sich weiter, verzweigen sich oft, diese teilen sich wieder auf, wie ein Baum mit Ästen und Zweigen, viele Bäume mit noch mehr Ästen und […]

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Herbstkind

Im wunderschönen Herbst bin ich geboren fühlte mich in dieser Zeit niemals verloren Diese Farben Nuancen von Gelb und Rot, satt Den Waldweg säumt jetzt Blatt um Blatt Es raschelt, riecht erdig um mich herum spüre Melancholie, ganz zart macht mich stumm Windstille nur Mückenschwärme sind zu hören Spinnwebenfäden verfangen sich im Haar, sie stören […]

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Ihr wundersamen Wunder

Ihr wundersamen Wunder, seid euch dessen gewiss, dass nicht oft etwas Scheinendes wahr ist. Blaue Sonne, rote Stunde. Habt denn nicht gehört ihr, was in aller Munde? Dass im Märchenland es gebrannt, lichterloh, die ganze Nacht. Bis alles gelegen in Schutt und Asche. Wo wart ihr da? Habt ihr euch versteckt? Oder ging eure Reise […]

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Freeze

Plötzlich machte die Sonne schlapp. Sie stürzte auf die Erde und schlug in ihr ein. Ihre Aktivität ließ sehr stark nach. Nach einer Woche war sie ausgebrannt. Sie lag wie in Ball in einem Krater von sechs Metern Durchmesser, ihrer ursprünglichen Größe – am Himmel hatte sie ja kleiner ausgesehen. Die Menschen behalfen sich mit […]

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Würfel

Er suchte sich, wie er war, was er war, in einem Würfel, der in der Luft nicht hing, nicht schwebte, aber sich befand, dessen Wände durchsichtig waren, von außen betrachtet, und schwarz, von innen gesehen. Nicht den Regen spürte er und nicht die warme Sonne, nicht den Wind. Maschinengefertigter Boden war unter seinen Füßen und […]

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Nachts I

Die Nacht, wir beide denken, bis in den Morgen, über den Morgen nach Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 19030

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Was Marx wirklich sagte

Glücklich nahm ich das Paket in der Portiersloge der österreichischen Botschaft in Empfang und schleppte es in mein Studentenheim an der MGU (Moskovski Gosudarstvenni Universität imeni Lomonossowa), der Staatlichen Universität. Die österreichischen Stipendiaten hatten das Privileg, sich einmal im Monat ein Paket aus der Heimat schicken lassen zu dürfen, maximal 20 Kilogramm, streng überprüft von […]

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Die schwarzen Schafe

Raimund stapft durch den Schnee. Fast bis zu den Knien sinkt er ein. Er denkt gar nicht, dass es mühsam ist voranzukommen, denn das ist es doch so oft in diesen Wintern, auf 1400 Metern Seehöhe, bei jetzt bis zu anderthalb Metern hohen Schneedecken und nächtens minus zwanzig Grad Celsius. Nun muss keine Feldarbeit verrichtet, […]

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Theorien

Als Albert Einstein vor über hundert Jahren seine spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie begründet hatte, blieb alles, wie es war, denn diese beiden Theorien zeichneten das Bild der Wirklichkeit. Anfang der 1979er Jahre entwickelte man die Stringtheorie, in der man annahm, dass das Universum nicht aus Teilchen, sondern aus Strings besteht. Die Strings sind Fäden […]

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Eines Tages

Viele liebten ihr schönes Gesicht, bewunderten die sanfte Grazie. Noch keiner schätzte die ängstliche Abenteurerin, die sich trotzend, wilden Geschreis, mit knirschenden Zähnen ins Getümmel des Alterns warf. Und mit rauer Klaue, ihn an der Hand nahm und in den Kreis des Unabdingbaren zog. Nives Farrier aus: Nach Dir. (TwentySix Verlag, 2018) www.verdichtet.at | Kategorie: […]

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Stillstand

Lippen sanft wie Sand auf samtweicher Haut fühlt sich überschwänglich und betrübt zugleich an Ist irgendwie wie: Mit nassen Haaren in die Kälte gehen und Nägel aus Holzbalken ziehen doch die Löcher sind für immer zu sehen dann auf eigenen Beinen stehen Und die eigenen Wege gehen und über die eigenen Füße fallen fühlt sich […]

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Falsche Diamanten

Wir pressten uns aneinander wie Kohle, immer hoffend, dass uns der Druck in Diamanten verwandelt. Doch am Ende wurden wir ein bröckeliger Klumpen, der seine eigene Form nicht mehr kennt. Nives Farrier aus: Nach Dir. (TwentySix Verlag, 2018) www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 18061  

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Wunde

Wenn Liebe verloren ist blutet das Leben und aus der Wunde fließt die ganze Bedeutung. Nives Farrier aus: Nach Dir. (TwentySix Verlag, 2018) www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 18067  

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Mietrecht

Ich nahm zu viel Platz in deinem Leben ein. Jetzt siehst du, wie viel Leere eigentlich zu füllen ist. Nives Farrier aus: Nach Dir. (TwentySix Verlag, 2018) www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 18078  

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Differenzen

Er zeigte mir mein wahres Ich, doch als ich es erkannte, kam ich mit seinem nicht mehr zurecht. Nives Farrier aus: Nach Dir. (TwentySix Verlag, 2018) www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 18083  

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Laufen

Sie laufen alle, überall Stockwerke, Treppen, die ich nicht gehen kann, zu langsam, Das Hochhaus fabriziert, dunkle Wolken, Menschen laufen hinein, Ein brennendes Haus, Am Dach jubeln sie im Anzug, Pupillen, die zu Seifenblasen heranwachsen, Ein großes Gefängnis wurde gebaut, Alter Glaube, Freiheit ist die einzige Währung, Die Wert hat Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it […]

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Erinnerung

Du hast mir damals doch erklärt Wie dein Leben werden soll: Vor nichts und niemand dich verbiegen Dir selbst gehören Zoll um Zoll - das war toll Beruflich lieben? Du doch nie! Doch dann kam sie Mich betrügen? Du doch nie! Schuss ins Knie. Du hast mir damals doch erklärt, dass man niemand schaden soll […]

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Fremde

Tausend Probleme, sind keine, wie du, Wenn ich dich zerlege, Fremde mit blondem Haar, sonst sind sie immer schwarz, Nur der Vollmond leuchtet, hämisch wie es in diesem Buch steht, Im Netz finde ich keine Antwort, Auf Straßen, ist es verschwommen, Autofokus hängt Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 17191

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Verstopfte Gefäße

Nächte in Gefäßen, aus Gedanken, Sag, dass ich noch hier bin, Ich bin nicht dort, wo das Nest war Gefällt dir das Fenster, Rufe in die Nacht, nach Verstand Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 17180

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Anders

Eigentlich bin ich gar nicht anders. Ich spreche die gleiche Sprache, ich schreibe dasselbe Idiom. (Ein deutscher Lektor etwa wollte mir Stiege in „Treppe“, Matura in „Abitur“, und „Da schau her“ in „Sieh einer an“ verbessern.) Ich esse sogar leidenschaftlich gern die drei landesspezifischen Knödelsorten. Ich blinzele nicht einmal oder ziehe eine Augenbraue hoch, wenn […]

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Dschungel

Unsere Wörter treffen uns nicht, suchen nach Erklärungen, lange Gesänge Dort bricht ein Vulkan aus, Ein Bach fließt dazwischen, Wir liegen wieder auf der Erde Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 17115

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Gesellschaften, die öffentlich zwischen Mauern sitzen

In der Ecke sitzen Analysten, daneben sitzt das Recht, und Ordnung gesellt sich gerne dazu Dahinter hört man schamanische Trommeln, Dieser Tisch besetzt mit unscheinbaren Egos, lautes Gerede über den Nachbarn, der jetzt sein Portmonnaie füllt Durch die Tür kommen Frischlinge, sie müssen noch in Formen gegossen werden, Rebellisch Ein Gangster betritt stolz den Boden, […]

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Ruhe

Leere Augen, Bruchstücke im Kopf schwimmen zwischen Realität und Erinnerung alter Körper, wenig Bewegungen und ein Stammeln, der Kopf ein zusammengewürfeltes Labyrinth. In der Ordnung nehme ich Abschied von dir, Das Herz war immer warm, deine Hände blau und fast kalt, meine Erinnerungen wohlig und warm, Hoffnung, dass dich kein Schmerz trifft, bin mir sicher, […]

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Zwei Trug- und Wutgedichte

armdrücken das gefühl drückt mich nieder, ich drück zurück, immer und immer wieder. armdrücken auf zeit, bis einer von uns auf der strecke bleibt. - - - bruchstücke das ging zu weit, zu tief, zu bruch. was such ich eigentlich noch hier, bis auf antworten auf die ewigkeit? … Anna Maltschnig www.verdichtet.at | Kategorie: think it […]

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Drei Gäste, zwei noch da

Der Gast stand an der Bar, er stand seitlich, hatte seinen linken Ellenbogen auf die steinerne Oberfläche der Bar gelegt und seinen linken Fuß lässig auf den Umlauf aus Messing, welcher die Bar in geringer Höhe umfasste. Die Form der Bar nahm die der Kolonnaden des Petersplatzes auf, die in der Ewigen Stadt den Blick […]

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Tränen

Ein Fass ist voll, und aus den Augen rinnt es, dort am abgenagten Stamm bluten die Wunden, doch bevor er schwarz wird und verdorrt, rette ich ihn, deshalb rinnen sie wie Bäche Florian Pfeffer www.verdichtet.at | Kategorie: think it over| Inventarnummer: 17025

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Mittelstand und Mittelstrand

Die Österreicher haben, mit wenigen Ausnahmen, gelernt, ihren Unmut über die Politiker des eigenen Landes durch eine Veränderung ihres Wahlverhaltens zu äußern. Dass sie hierbei eine starke Tendenz nach weit rechts erkennen lassen, ist legitim, schließlich machen sie ihre Kreuzchen beim Spitzenkandidaten einer im Parlament vertretenen Partei, jedoch zeugt es ebenso wenig von Selbsterkenntnis wie […]

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Drei Episoden und die Wahrheit

Da geht ein sportlich gekleideter Mann vor mir. Plötzlich beginnt er zu laufen, hastet Richtung Fußgängerübergang, die Ampel steht auf Rot. Er ignoriert die Warnfarbe, blickt einmal kurz nach rechts, dann nach links, wieder nach rechts und läuft einfach weiter, über die Fahrbahn. Drüben angekommen, bleibt er stehen. Atmet schwer, sieht über die Straße zu […]

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Heimat

Wer über diese Erde geht, Dem klebt sie an den Füßen. Jeder Schritt, eine uneingelöste Schuld, Nimmt seine eigene Spur mit. Der Blick erreicht seine Grenze in Lichtgeschwindigkeit Und  findet an ihr keinen Halt. Jeder Blick, ein Ausgleiten an sich selbst, Fällt in sich selbst zurück. Lebt es sich hier: Fortschreitende Wiederkehr. Bernd Remsing http://fm4.orf.at/stories/1704846/ […]

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An die Botschafterin

Wie nur, hast du den Schnee nicht auf den Dächern gesehen? Lang noch dauert es – und da kommst du in leichten Kleidern? Es trägt der Mensch noch immer feste Strümpfe Und zieht sich Polyestermützen fest Aufs Hirn. Die Augen müde von der Millionenshow, schleppt er seinen Körper ins Auto, seinen bergenden Konsumschützenpanzer. Was willst […]

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Balkongedanken

Die Sonne sprenkelt gegen mein Fenster. Es ist Sommer und einer der wenigen nicht regnerischen Tage. Gewitter haben ihre Spur im Garten hinterlassen. Schnecken tauchen, hasten, rennen durchs Gehölz. Der Blick aus dem Fenster - selbst der Sonnenuntergang zieht melancholisch alle Aufmerksamkeit auf sich, als letzter Blick auf diese Welt. Hier auf dem Boden meines […]

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Lügen

„Schade, jetzt ist es weg“, sage ich zu meiner kleinen Tochter, als sie freudestrahlend ins Zimmer läuft, um das Christkind zu sehen. Solche und mehr Lügen über Osterhase, Nikolaus, Krampus und Co. hab ich ihr seit frühester Kindheit aufgetischt, und ich hoffe inständig, dass mir das nicht irgendwann zum Verhängnis wird. Aber ehrlich gesagt bin […]

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Lasst die Kinder Kinder sein

Tagein tagaus sehe ich selbständige Kinder, die Hilfe benötigen, disziplinierte Kinder, die sich nicht im Griff haben, leise Kinder, die laut weinen, geduldige Kinder, deren Füße zappeln, verständnisvolle Kinder, die tausend Fragen haben, starke Kinder, die ihre Tränen unterdrücken, mutige Kinder, deren Lippen vor Angst beben, Kinder, die Rücksicht nehmen auf uns Erwachsene. Maria Buchegger […]

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Politpersonal

Der Präsident Da hat man ihn behangen Mit Titeln, Ehren und mit Orden Und ist dann doch aus ihm Nur ein verzog‘nes Kind geworden Der Bundeskanzler Es hat sich in die Nische Die ihr der Markt noch lässt Die Faust der Sozialisten Fest hineingepresst Der Wirtschaftsminister Ein Putzerfisch im großen Teich Putzt den kapitalen Wal […]

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Titellos

Das Dorf, von dem ich erzählen möchte, ist kein besonderes. Man könnte es sogar als „ein wenig verschlafen“ bezeichnen, eingeschneit im Wandel der Zeit. Aber ich möchte weniger über das Dorf an sich berichten, sondern vielmehr über die Kinder, die darin lebten. Es handelt sich dabei um ganz gewöhnliche Kinder, die vormittags in die Schule […]

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Wenn uns das Universum etwas sagen will, warum ruft es dann nicht einfach an?

Wir alle haben ein Smartphone. Oder auch keines, aber dafür ein anderes Handy. Dann sind wir zwar nicht so cool, aber jedenfalls trotzdem erreichbar. Immer und überall, außer für das Universum. Das vermittelt seine Botschaften nämlich ohne klingelnde Vorankündigung, dafür aber ganz gern mit extra Ironie. So wie ein Caffè Latte mit zehn extra Schuss […]

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Trägt der Stoff, aus dem unsere Träume gemacht sind, eigentlich ein Muster?

Etwas später in der letzten Woche war ich in der Stadt, um mir eine Hose zu kaufen. Eine die passt, gut aussieht, mindestens drei Kilo schlanker macht und nach dem zweiten Mal tragen nicht aussieht wie eine Baggy Pant. Ein kläglicher Versuch also. Aber ich wusste, irgendwo da draußen gibt es sie, ich müsste sie […]

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Duett

Gestern war Antoinette noch ganz auf sich allein gestellt gewesen. Heute sieht man sie auf einer Bank gegenüber vom größten Tanzsalon Paris’ sitzen und warten. „Ich bin adoptiert worden“, sagt sie grinsend. Der Stolz lässt sich kaum in ihrer Stimme verkennen. „Hmpf“, grunzt ein Mann, der neben ihr sitzt. Sein Interesse könnte nicht weniger geweckt […]

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Der Zivildiener

Du stehst. Der Schnee fällt. Und der Atem dreihundert moorgrüner Soldaten verflüchtigt sich in schüchternen Wolken. Du bist nun einer von ihnen – „Rekrut“. Stehst stramm in einem der fünfzehn Glieder und zwanzig Rotten, dein Blick ist im Nacken des Vordermanns, und du zitterst. Jemand unter Niemanden. „Wenn Sie ein weiteres Mal irgendwohin anders hinblicken […]

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Alleshaber und Vielkrieger

Was ist? Was ist? Weiß nicht wozu, will aber haben. Muss mir gehören. Muss besitzen. Ding, Mensch, Tier, erstrebenswerten Zustand. Will, will, will! Begehren! Mehr, mehr, mehr von allem. Mehr von dem, was glänzt, was Lust spendet, was Freude macht. So viel davon haben, wie nur kann. Raffen. Alles zusammenraffen, was herumliegt. Sucht nach mehr, […]

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Der Soldat

Waffenruh. Keiner mehr da, der auf den zielen könnte, den er unter anderen Umständen vielleicht seinen Bruder genannt hätte. Tiefe, laue Nacht. Und ein Sternenhimmel wie zur Friedenszeit. Mondlicht. Er saß am Rande des Schlachtfeldes. Mutterseelenallein. Wo mochte sie jetzt wohl sein, die Mutter? Welchen Rat würde sie ihrem Fleisch und Blut wohl erteilen? Wie […]

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Hymne auf einen bemerkenswerten Vogel

Bist nicht Gans und auch nicht Ente, an Eleganz und Anmut kaum zu überbieten. Und neidlos zugegeben, im Wasser ein Talent, geübt in Sachen Schwimmen. Auf sanften Wellen treibend, majestätisch, hoheitsvoll und graziös, wiegst, still bewundert, du gerne dich auf dunklen Wassern. Rauschst flügelquietschend über Seen und Teich. In deinen weichen Daunen trotzt du jedem […]

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Wider den Stachel löcken

"Wider den Stachel löcken" ... eine kaum mehr verwendete Phrase Der Stachel, wider gelöckt Hat dem Löcker kaum jemals geschmeckt. Doch er musste es wagen – die „Wahrheit“ zu sagen Damit man ihn endlich entdeckt Wer oder was ist der Stachel? Warum ist er spitz? Wer ist der Löcker? Und warum löckt er (was weh […]

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Fallstricke 1 - Wider die Emanzen

Diese verkrampften Kampf-Emanzen, / nach deren Pfeife alle tanzen! Es ist genug, es ist zu viel, / wir spiel'n jetzt unser eig'nes Spiel! Wir wollen Männer, tough und stark, / und dominant und ganz autark! Wir lassen uns recht gern beschützen / – zurückgelehnt, statt selber schwitzen. DIE soll'n das Geld nach Hause tragen, / […]

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Fallstricke 2 - Dumm gelaufen

Wie war das Leben angenehm, / solang wir waren ganz bequem enthoben jeder Haushaltspflicht, / weil Mama drauf war so erpicht! Dass diesen Umstand brachte schon / unser Familienstatus „Sohn“, ließ bei uns Gedanken reifen, / dass – um als Mann uns zu begreifen – es eine Frau braucht an der Seite, / die die […]

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Fallstricke 3 - Karrieristinnenschicksal

Wir hab'n studiert, uns angestrengt, / in Männerwelten uns gedrängt. Wir hab'n gelernt, uns durchzusetzen, / wenn Neider ihre Messer wetzen. Wir leisten viel, wir kommen weiter. / Fleißiger sind wir und gescheiter, als so manche der Kollegen, / doch irgendwann steh'n wir im Regen. „Die toughe Frau, wer mag das schon? / Der rennt […]

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ambiValenz

Für die Vereinigten Evaluierer aller Länder ( ‚Vergeigt euch !’ ) Wir erzähln uns Lügen – aber           die Lügen lügen nur leise. Im Grund’ sind wir dumm – aber                 unsre Dummheit ist weise. Unser Gehn und Tun ist: nur gradaus – aber […]

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Welt am Draht

In die Straßenbahn tölpelt ein Schüler mit geschultertem Ranzen, fläzt sich auf einen gerade frei gewordenen Sitzplatz und fuchtelt das elektronische Brett aus seiner Hosentasche. Eine Schülerin tapst klumpfüßig mit ihrem Brett als trüge sie Lehm an den Schuhen. Ein Kind spielt auf dem Brett ein Spiel, das Figuren an Hindernissen vorbeihampeln lässt, was wiederkehrende […]

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Nicht witzig!

Das Wort „lustig“ kommt von „Lust“, und deshalb ist es hier bewusst und ganz entschieden zu vermeiden. Den Spaß in „spaßig“ kann verleiden, dass nicht sehr zum Lachen reizt, wenn sich die Ratio verspreizt. Und auch die „Komik“ reicht nicht weit, denn komisch wirkt bei uns zur Zeit nicht einmal, wer nicht erkennt, dass er […]

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Bernhards Suhrkamp(f)

Dass Thomas Bernhards erste (schriftliche) Kontaktaufnahme mit dem renommierten, deutschen Verlagshaus Suhrkamp neunzehnhunderteinundsechzig, ein Alleingang, wie er schrieb, scheiterte, habe er sich wohl selbst zuzuschreiben, dachte ich mir bei Betrachtung des photokopierten und im Briefwechsel abgedruckten ersten Briefs, an Herrn Dr. Unseld adressiert.  Zwar, so der Vermerk des Lektors, drei Monate nach Einsendung des Manuskripts, […]

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Summ, summ, summ herum

„Co-gito ergo sum.“     (Descartes) „Co-ito ergo sum.”     (Casanova, Don Juan,  ...  sonstwer?) „Ich esse, also bin ich.”      (Lucullus) „Ich schreibe, also bin ich (hoffentlich)[1].“    (Ingeborg Bachmann u.v.a.) „Ich arbeite, also bin ich.“      (Internationale Arbeiterbewegung) „Weil ich (arischer!) Deutscher bin, bin ich.“     ( A. Hitler u.a.) „Weil ich lüge, scheine ich zu sein.“     (Wittgensteins […]

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Willensstärke. Übermut. Fall?

Von einem vorteilhaften Lauf der Dinge konnte nun wirklich nicht die Rede sein – Lisa spürte aber, dass sich manche der Verlegenheitsentscheidungen, in die sie vor nicht allzu langer Zeit gezwungen wurde, durchaus als nützliche Anknüpfungspunkte erweisen könnten. Die verheißungsvolle Qualität dieser Gewissheit setzte sie aber auch unter Druck. Denn sie wusste: Es war nun […]

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