Kategorie-Archiv: Michaela Harrer-Schütt

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Fallstricke 3 - Karrieristinnenschicksal

Wir hab'n studiert, uns angestrengt, / in Männerwelten uns gedrängt.
Wir hab'n gelernt, uns durchzusetzen, / wenn Neider ihre Messer wetzen.
Wir leisten viel, wir kommen weiter. / Fleißiger sind wir und gescheiter,
als so manche der Kollegen, / doch irgendwann steh'n wir im Regen.

„Die toughe Frau, wer mag das schon? / Der rennt doch jeder Mann davon!
Schaut, die lebt immer noch allein! / Das muss eine Xanthippe sein!“
Das schmerzt, weil wir darunter leiden. / – So manche musste sich entscheiden,
weil sicher in den Wahnsinn treibt, / wenn alles an uns hängen bleibt!

Haushalt, Kinder und Karriere – / es heißt, dass sich das nicht gehöre,
wenn eine Frau das alles wollte, / weil es ihr doch genug sein sollte
– mehr noch, das Wichtigste im Leben! – / alles für Kind und Heim zu geben.
Dass dieses nicht gilt für den Mann, / der durchaus all das haben kann,
wird mit „der Natur“ begründet, / die Mütter an den Nachwuchs bindet.

Nun, gegen Tragen und Gebären / woll'n wir uns ja gar nicht wehren,
und auch zum Still'n sind wir bereit, /  doch damit ist begrenzt die Zeit,
in der die Mutter unersetzlich – / nur soweit ist's naturgesetzlich!
Was darauf folgt, ist ganz allein, / die Vorstellung von, was soll sein.
Die Mutter wär, sein wir doch ehrlich, / nicht zur Gänze unentbehrlich!
Und nicht genetisch programmiert, / ist sie, auf was ihr hier passiert!
Im Tun lernt sie, ganz wie der Mann, / der was er nicht tut auch nicht kann.

So wie es ist, bleibt's wohl dabei / – Karriere geht nur kinderfrei!
Und wir wehr'n uns vehement / gegen das Billiglohnsegment!
Wir verzichten, schuften, rackern, / wenn wir den Arbeitsmarkt beackern,
und stoßen doch zu uns'rem Schrecken, / plötzlich an unsichtbare Decken!
Denn für die wirklich guten Stellen / eignet sich in unsren Fällen
nur, wer nicht von heut auf morgen / Mutterpflicht hat zu besorgen!

Liebhaber sind leicht gefunden, / doch meistens sind die schon gebunden.
Frau und Kind sind ihre Ehre!  / – Doch viel zu spät kommt diese Lehre!
War's das wert, musste das sein? / Wir werden älter, sind allein!
Unter und neben uns der Hohn, / über uns gläserner Plafond!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 14075

Fallstricke 2 - Dumm gelaufen

Wie war das Leben angenehm, / solang wir waren ganz bequem
enthoben jeder Haushaltspflicht, / weil Mama drauf war so erpicht!
Dass diesen Umstand brachte schon / unser Familienstatus „Sohn“,
ließ bei uns Gedanken reifen, / dass – um als Mann uns zu begreifen –
es eine Frau braucht an der Seite, / die die Hausarbeit bestreite.
Mädels gibt’s in großer Zahl, / doch für uns steht nur zur Wahl,
eine, die noch nicht vergiftet, / von Emanzen angestiftet
zur Verweigerung der Rolle, /  die von Natur ihr zusteh‘n solle.
Was uns vorschwebt, kurz umrissen, / ist eine Frau, die ganz beflissen
in Schuss hält den Privatbereich / und die Kinder, doch zugleich
repräsentabel und adrett / und bombenmäßig ist im Bett.
Kaum glauben wir, dass wir gefunden / solch Exemplar, wird sie gebunden
mit Ring und Trauschein und Versprechen, / das wir mit Sicherheit nie brechen.
Warum auch, ist sie doch was Mann / sich im Traum nur wünschen kann:
Mutter, Dienstmagd und Gespielin! / Wer da glaubt, das sei zu viel in
einer einzigen Person, / der übersieht, dass wir das schon
genau so kennen von zu Haus. / Das macht die Ehefrau doch aus!

Die Jahre geh‘n, die Kinder kommen, / und wir entsinnen uns verschwommen,
was wir damals uns gedacht, / als wir sie zu uns‘rer Frau gemacht.
Denn kaum den Ehebund besiegelt, / begann sie völlig ungezügelt,
durchzusetzen ihre Sicht / von was die Ehe ihr verspricht.
Ein Leben in Genügsamkeit, / nein, dazu war sie nicht bereit!
Während wir am Geldverdienen, / ließ im Café sie sich bedienen.
Und weil die Hausarbeit sie störe / und sich das überdies gehöre,
begann sie auch noch ganz vermessen, / uns eine Putzfrau abzupressen.
Ihr Argument zu uns‘rer Schmach, / war das Schloss zum Schlafgemach.
Abwarten, so dachten wir, / wenn sie erst ein Muttertier,
wird das Blatt sich schon noch wenden, / und sie wird mit eig‘nen Händen,
der Maniküre dann entsagend, / Windeln wechselnd, Einkauf tragend,
ihren Teil des Pakts erfüllen. / Ihre vielen schicken Hüllen
werden nur mehr um sie wallen, / um uns am Abend zu gefallen.

Als es endlich dann soweit, / waren wir wirklich hocherfreut.
Wir fühlten uns im Oberwasser! / Zum Ausgleich für die strapazierte Kassa,
machten wir uns rasch zu Nutze / die Chance zur Kündigung der Putze.
Wir dachten wirklich, dass sie nun / wohl wüsste, was sie hat zu tun,
um endlich doch noch zu erfüllen / die Vorstellung um deretwillen,
wir sie geschleift vor den Altar. / Doch was uns immer noch nicht klar,
war, dass sie durch den Kindersegen / uns neuerlich war überlegen.
Denn statt kochen, waschen, putzen / schien sie die Zeit mit Kind zu nutzen,
sich nur um dieses zu bekümmern. / Der Haushalt läge längst in Trümmern,
wenn wir nicht von der Arbeit kommen, / den Staubsauger zur Hand genommen,
wir all die Pflichten nun verrichten, / die – WIR wollten ja verzichten  –
die Putzfrau früher hat erledigt. / Wir fühlen uns nachhaltig beschädigt!
Wie konnte uns das bloß passieren, / dass wir jetzt eine Ehe führen,
in der von Pflicht zu Pflicht wir rauschen? / Doch haben wir nichts mitzuplauschen
soweit es um die Kinder geht, / weil das allein der Frau zusteht.
Sie nahm sich diese Kompetenz / mit derartiger Vehemenz,
dass wir dem nichts entgegen setzten. / Jetzt merken wir, wir sind die Letzten!
Das kratzt gewaltig an der Ehre, / doch viel zu spät kommt diese Lehre!
Mit scheelem Blick und voller Neid / sehen wir and‘rer Väter Freud,
die unterwegs mit ihren Kindern, / und niemand will sie daran hindern.
Im Gegenteil, die Mamis sind / in diesen Zeiten ohne Kind
zur allseitigen Zufriedenheit / recht glücklich bei Erwerbsarbeit.

Wir aber sitzen in der Falle, / weil sie mit ihrer gierigen Kralle,
sich krallt, soviel wir auch verdienen. / Es scheint wir haben nun zu sühnen,
dass uns der Hochmut hat verleitet, / anzunehmen, sie bestreitet
im Gegenzug, dass Geld wir bringen, / den Haushalt – und vor allen Dingen,
dass wir wirklich einst geglaubt, / wir seien Familienoberhaupt.
Längst wär‘n wir über alle Berge, / ging‘s nur um sie! Aber die Zwerge,
unsere Babies, unsere Kleinen, / wie würden wir doch um sie weinen,
wissen wir doch ganz genau, / dass sie – wir kennen diese Frau! –,
sollten wir uns je erdreisten, / einen Ausbruch uns zu leisten,
bestimmt alle Register zieht, / auf dass man sich nur selten sieht.
Dazu bereitet noch Verdruss, / dass Mann als Ex ja zahlen muss
nebst Alimenten Unterhalt, / wenn die Ehe dergestalt,
dass fern dem Arbeitsmarkt sie blieb, / mütterlich dem Kind zu lieb.
Gedreht, gewendet, alle Summen, / wir sind in jedem Fall die Dummen!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 14074

Fallstricke 1 - Wider die Emanzen

Diese verkrampften Kampf-Emanzen, / nach deren Pfeife alle tanzen!
Es ist genug, es ist zu viel, / wir spiel'n jetzt unser eig'nes Spiel!
Wir wollen Männer, tough und stark, / und dominant und ganz autark!
Wir lassen uns recht gern beschützen / – zurückgelehnt, statt selber schwitzen.
DIE soll'n das Geld nach Hause tragen, / und dafür dürfen sie uns sagen,
wo's langgeht. Uns ist das egal, / denn wer die Wahl hat, hat die Qual!

Er muss früh raus, wir bleib'n im Bett, / dann ins Caféhaus – das ist nett!
Bis wir dann heimgeh'n kann inzwischen / die Putzfrau alles sauberwischen.
Kommt er nach Haus, wird er verwöhnt, / und wieder mit der Welt versöhnt,
weil er ja, wenn auch widerwillig, / brav zahlt – das ist nur recht und billig.
Will er dann Kinder, uns ist's recht. / – Ein Kindermädchen wär nicht schlecht!

Er sagt, das geht sich nicht mehr aus. / Er sagt, du bleibst jetzt schön zu Haus.
Und wegen der horrenden Kosten, / streicht er auch gleich den Putzfrauposten.
Nun Tag und Nacht Kindergeschrei, / ihm ist das völlig einerlei.
Denn was das heißt, kann er nicht seh'n. / – Der Mann muss ja zur Arbeit gehn.
Wir machen Frühstück, kochen, putzen, / was uns're Kinderlein verschmutzen.
Und abends nach des Tages Plagen / hör'n wir ihn immer öfter sagen,
wir seien in letzter Zeit ein wenig / abgenützt und unansehnlich.

Jetzt haben wir den Schwarzen Peter! / Nach Hause kommt er immer später,
und auch mit Geld kommt er nicht mehr, / wenn wir nicht betteln – danke sehr!
Das Selbstbewusstsein ist schon platt, / weil er jetzt eine Freundin hat.
Ganz skrupellos und ungeniert / hat er sie auch noch ausgeführt.
DIE kann sich's leisten, kann sich's richten! / Kein Haushalt, keine Kinderpflichten,
nur ihre tolle Karriere – / doch viel zu spät kommt diese Lehre!
Weil wir – wie möchten wir uns hassen – / uns hab'n so gern beschützen lassen,
vor dieser rauen harten Welt! / Jetzt steh'n wir da, ganz ohne Geld!
Kein Job und keine Zukunftschancen. / Müssen nach seiner Pfeife tanzen,
und müssen uns zufrieden geben, / mit was er gibt von seinem Leben!

Alternativ gäb's noch die Scheidung, / doch dann hängt's ab von der Entscheidung
eines Gerichtes dergestalt, / was rechtens ist an Unterhalt.
Sobald die Kinder außer Haus / sieht's insgesamt recht traurig aus.
Auch in Bezug auf neue Liebe / ist reichlich Sand in dem Getriebe.
Zum einen punkto Partnerwahl, / denn jung und knackig war'n wir mal.
Zum anderen sei angemerkt, / dass uns den Rücken auch nicht stärkt,
wenn – sollten wir doch jemand finden / und überlegen, uns zu binden –
sobald man sich zusammentut, / der Unterhaltsanspruch dann ruht.
Jedoch nicht erst ab neuer Ehe, / durch die Versorgung neu entstehe,
sondern bereits ab dem Moment, / in dem der Ex zum Richter rennt,
weil er glaubhaft machen kann, / dass uns mit einem and'ren Mann
ein – wenn auch zartes – Band verbindet, / und sich aus der Verpflichtung windet.

Er seinerseits ist gänzlich frei / für jede Art der Liebelei.
Seine Arbeit gegen Lohn / verschafft ihm diese Position.
Und keiner mehr denkt jetzt daran, / dass der Mann nur leisten kann
mit voller Kraft am Arbeitsmarkt, /weil wir bis nahe dem Infarkt
gerackert in den hinteren Reihen, / ihn, Haus und Kinder zu betreuen.
Nach all den Jahren wie zum Hohn / gibt's nicht mal Anspruch auf Pension,
wenn wir des Unterhalts verlustig, / weil uns die Einsamkeit zu frustig.
Wenn also keiner mehr bereit, / für uns'ren Rest an Lebenszeit
versorgungsmäßig aufzukommen, / indem er uns zur Frau genommen,
bezahl'n wir bis an uns're Bahre / den Hochmut uns'rer jungen Jahre:
Auf uns'ren selbst gewählten Wegen / lacht Altersarmut uns entgegen!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 14068

 

 

 

Unwörter für Hoffende

"Leider" ist ein böses Wort,
kaum hörst du's, ist die Hoffnung fort.
- Leider!

Beinah genauso schlimm ist "fast".
Es heißt, es hätt' beinah gepasst.
- Fast.
- Leider!

Und auch "bestimmt" klingt etwas schal
im Hinweis auf ein nächstes Mal,
wo's passt.
- Bestimmt!
- Fast.
- Leider!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 14045

Es sagt …

Sagt der Ochs zum Esel:
„Was bist du doch für ein Schnösel!“
Sagt der Esel zum Ochs:
„Das ist paradox!
Wer von uns trägt denn die Resl?“

Sagt das Kind zum Vater:
„Gehen wir heut in den Prater?“
Sagt der Vater zum Kind:
„Das schreib in den Wind!
Ich hab einen schrecklichen Kater!“

Sagt der Stör zum Rogen:
„Um Menschen mach einen Bogen!“
Sagt der Rogen zum Stör:
„Das fällt mir nicht schwer!“
Doch das war leider gelogen!

Sagt der Scheich zur Nonne:
„Geh mir aus der Sonne!“
Sagt die Nonne zum Scheich:
„Dazu bist du zu reich,
und du sitzt auch nicht in einer Tonne!“

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: dada & gaga | Inventarnummer: 14043

Gonz alla

An Tschik noch´n ondan hatz i,
dazwischn woat i auf mei Schatzi,
in longan Stundn on da Bar.
I waß´, i bin net gonz alla.

A Bia noch´m ondan schluck i,
wonnst ma z´noh zuawa kummst, donn spuck i!
I woat auf wen, do on da Bar.
I waß´, i bin net gonz alla.

An Kren noch´m ondan reib i,
wonn des net boid aufheat, donn speib i.
Mia is so fad do, on da Bar.
I hoff, i bin net gonz alla!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: süffig | Inventarnummer: 14041

Gerettet!

Ich folge deinem Blick
direkt in ihre Augen.
Bin aus der Leitung gefallen.
Grellrot durchzuckt mich
die Eifersucht.

Fremde Zärtlichkeit
streckt ihre Finger nach dir aus.
Wirst du dich berühren lassen?
Bitte, komm zu dir!

Sie lächelt dich an,
zeigt mir die Zähne.
Ich schrumpfe.

Du drehst dich zu mir,
lächelst mir zu.

Gerettet!

 

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: verliebt verlobt verboten | Inventarnummer: 14037

Michaelas Schüttelreime

Das schlägt Wellen
Neptuns Frisur aus Wassergras -
wär’ das nicht auch für Grasser was?

Eremitenrezept
Der Nerven Ruh im Stillen wähle,
auf dass sie dir den Willen stähle.

Geständnis eines randalierenden Maurers
Ja, ich schwang im Dampf die Kelle,
und so entstand im Kampf die Delle.

Kein guter Gruß zur rechten Zeit
Wer heut hebt die Hand im Scherz,
der fühlt keine Schand' im Herz!

Oö. Landesregierung
Warum amtsbefreit sich Frauen plagen,
musst du die Schwarzen und die Blauen fragen.

Unproduktive Zwänge
Wem es gilt als Muss zu küssen,
den ärgert es, den Kuss zu müssen.

Nicht witzig!

Das Wort „lustig“ kommt von „Lust“,
und deshalb ist es hier bewusst
und ganz entschieden zu vermeiden.
Den Spaß in „spaßig“ kann verleiden,
dass nicht sehr zum Lachen reizt,
wenn sich die Ratio verspreizt.
Und auch die „Komik“ reicht nicht weit,
denn komisch wirkt bei uns zur Zeit
nicht einmal, wer nicht erkennt,
dass er sich komplett verrennt.
Es bleibt, vom „Ulk“ jetzt abgesehn,
weil nur die Deutschen ihn verstehn,
allein der „Witz“, denn der hat schon
eine ihm eig´ne Dimension.

Rennt Wirklichkeit derart verkehrt,
dass sich Verstand dagegen wehrt,
spricht man vom „Witz“, vom „wirklich schlechten“,
in dem Bedürfnis, dem gerechten
Zorn jenen Ausdruck zu verleihn,
der einem späteren Verzeihn,
oder dem einfach passiv Bleiben,
wenn wir im Alltag weitertreiben,
nicht allzu sehr entgegen steht.
Weil: „g´lernt is g´lernt“, und es vergeht
die Zeit, die ja angeblich
Wunden heilt; jedoch erheblich
dadurch, dass ein neuer Witz,
ein schlechter, von uns nimmt Besitz.

Derart versorgt und zugemüllt
wird dem Wahlvolk unverhüllt
Wahl nach Wahl deutlich gemacht,
was Volkes Stimme hat gebracht.
Es hagelt Witze, Schlag auf Schlag.
Sie werden schlechter Tag für Tag.
Weil man sich drauf so gut versteht,
bekommt´s schon wieder Qualität.
So, dass das Lachen Tränen triebe,
wenn´s nicht im Halse stecken bliebe!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 14025