Fallstricke 3 - Karrieristinnenschicksal

Wir hab'n studiert, uns angestrengt, / in Männerwelten uns gedrängt.
Wir hab'n gelernt, uns durchzusetzen, / wenn Neider ihre Messer wetzen.
Wir leisten viel, wir kommen weiter. / Fleißiger sind wir und gescheiter,
als so manche der Kollegen, / doch irgendwann steh'n wir im Regen.

„Die toughe Frau, wer mag das schon? / Der rennt doch jeder Mann davon!
Schaut, die lebt immer noch allein! / Das muss eine Xanthippe sein!“
Das schmerzt, weil wir darunter leiden. / – So manche musste sich entscheiden,
weil sicher in den Wahnsinn treibt, / wenn alles an uns hängen bleibt!

Haushalt, Kinder und Karriere – / es heißt, dass sich das nicht gehöre,
wenn eine Frau das alles wollte, / weil es ihr doch genug sein sollte
– mehr noch, das Wichtigste im Leben! – / alles für Kind und Heim zu geben.
Dass dieses nicht gilt für den Mann, / der durchaus all das haben kann,
wird mit „der Natur“ begründet, / die Mütter an den Nachwuchs bindet.

Nun, gegen Tragen und Gebären / woll'n wir uns ja gar nicht wehren,
und auch zum Still'n sind wir bereit, /  doch damit ist begrenzt die Zeit,
in der die Mutter unersetzlich – / nur soweit ist's naturgesetzlich!
Was darauf folgt, ist ganz allein, / die Vorstellung von, was soll sein.
Die Mutter wär, sein wir doch ehrlich, / nicht zur Gänze unentbehrlich!
Und nicht genetisch programmiert, / ist sie, auf was ihr hier passiert!
Im Tun lernt sie, ganz wie der Mann, / der was er nicht tut auch nicht kann.

So wie es ist, bleibt's wohl dabei / – Karriere geht nur kinderfrei!
Und wir wehr'n uns vehement / gegen das Billiglohnsegment!
Wir verzichten, schuften, rackern, / wenn wir den Arbeitsmarkt beackern,
und stoßen doch zu uns'rem Schrecken, / plötzlich an unsichtbare Decken!
Denn für die wirklich guten Stellen / eignet sich in unsren Fällen
nur, wer nicht von heut auf morgen / Mutterpflicht hat zu besorgen!

Liebhaber sind leicht gefunden, / doch meistens sind die schon gebunden.
Frau und Kind sind ihre Ehre!  / – Doch viel zu spät kommt diese Lehre!
War's das wert, musste das sein? / Wir werden älter, sind allein!
Unter und neben uns der Hohn, / über uns gläserner Plafond!

Michaela Harrer-Schütt

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 14075

image_print

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert