Kategorie-Archiv: Carmen Rosina

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Tag der Wunder

Es war schwül, ein Unwetter kündigte sich an, mein Kopf schickte mir Vorboten um Vorboten. Und noch dazu sollten wir an jenem Tag meine Großmutter begraben.
Oder zumindest bei einem Gottesdienst verabschieden, es würde später eine Urnenbestattung geben. Ich war mit meinen beiden Brüdern unterwegs nach Tirol, wo unsere Oma so viele Jahre gelebt hatte, das Gefühl war mulmig, die Familie unserer Großmutter chronisch zerstritten, mal diese Schwester mit jener, mal redete der Sohn nicht mit der Mutter, mal sie nicht mit ihrer Tochter. Es war eine Art Dauerzustand beim in Tirol ansässigen Teil der Familie, es fiel im Normalbetrieb nicht mehr groß auf. Sie waren laut, sie debattierten gern und leidenschaftlich, auch und vor allem, wie Außenstehenden schien, über Dinge, von denen sie zu wenig wussten. Aber eine Meinung dazu hatten sie gewiss. Und die von anderen gelten zu lassen, galt kaum als verfolgenswertes Ziel. Hauptsache, lautstark zum Ausdruck bringen, was man davon hält, dass der andere überhaupt etwas Abweichendes meinen könnte. Wer mit der höchsten Dezibelanzahl am längsten durchhält, ist der Gewinner, so kannten wir die Diskussionen im Hause unserer Großmutter.

Und nun war sie nicht mehr.

Spannend blieb, wie sich das Treffen mit unserem Vater und seiner zweiten Frau gestalten würde, wir hatten einander zu diesem speziellen Zeitpunkt Jahre nicht gesehen. Und auch die drei Tanten waren uns nicht wirklich vertraut, zu groß der Abstand, räumlich (eine in Deutschland, zwei in Tirol), zeitlich, emotional.  Unseren Onkel hatten wir einmal vor ein paar Jahren besucht, er und seine Frau begrüßten uns freundlich, andere Friedhofsgäste blieben im Hintergrund. Unser Vater und seine Frau hielten vor der Aufbahrungshalle Smalltalk mit uns Geschwistern, er fragte mich scherzhaft (?), ob ich denn wieder Nachwuchs erwarte. Ich verwies aufs Wohlstandsbäuchlein und Freude am Essen und ließ die Sache gut sein.

Über dem Friedhof selbst braute sich etwas zusammen, schwarz wie die Nacht ballte sich die Wolkenfaust. Wir waren froh, in die Kirche zu kommen, bevor das Gewitter über uns hereinbrechen sollte. Im Gotteshaus selbst erleuchtete ein Kerzenkranz den Sarg, ein Foto unserer Großmutter war davor aufgestellt, sie schien uns anzusehen, oder machte das das Flackern der Kerzen?

Die Gedenkmesse verlief, was das Wort Gottes betraf, recht unauffällig, bis auf das laute Donnergrollen und die Blitze, die die bunten Glasfenster von draußen schlaglichtartig beleuchteten.
Beides nahm zu, und schließlich war es finster: Der Strom war ausgefallen. Nun tauchte nur noch der Kerzenschein die kleine Kirche in schummriges Licht, und stakkatoartig flashten uns die Blitze. Die Anwesenden murmelten, blinzelten, schauten sich um: Es bleib dabei. Altar und Sarg im Kerzenschein, ansonsten Finsternis. Die Zeremonie endete wohl etwas schneller als geplant, denn die Unruhe im Publikum nahm zu.

Schließlich verließ der Zug die Kirche und kam vom Regen in die Traufe, sozusagen, die Verabschiedung der Trauergäste untereinander verlief kurz und bündig, denn das Unwetter war in vollem Gang. Die Urnenbestattung war für Wochen später vorgesehen, und die meisten aus der Trauergemeinde würden sich ja im Gasthaus, unweit des Friedhofes, in wenigen Minuten ohnehin schon wieder treffen.

Doch auch dieses war nicht verschont geblieben von Weltuntergangsstimmung und Stromausfall: Die Küche war mittlerweile kalt, das Essen halbfertig im oder am Ofen, die Gäste hungrig und aufgedreht, die Stimmung zwischen Gereiztheit, Resignation und Fatalismus angekommen.
Die Anwesenden saßen im Halbdunkel, behalfen sich mit Getränken und waren dermaßen überdreht und strapaziert, dass keiner mehr die Kraft hatte, gegen irgendetwas aufzubegehren, was ohnehin nicht zu ändern war, und so geschahen mehrere Dinge:

Zwei der drei Tanten, die geschworen hatten, ewig kein Wort mehr miteinander zu wechseln, lagen sich schließlich weinend in den Armen. Unser Onkel ließ uns von unserem Vater ausrichten, wir mögen uns doch zu ihnen an den Tisch setzen, und tatsächlich führten wir ein Gespräch miteinander.
Ich legte mich kurz in den Nebenraum auf eine Sitzbank, weil meine Kopfschmerzen unerträglich geworden waren. Und als ich meine Augen wieder öffnete, war der Strom zurück. Nach einer weiteren halben Stunde kamen schön langsam die gefüllten Teller an den Tischen an, man aß, was die Küche in der Geschwindigkeit hergab, und war schlussendlich zumindest gesättigt. Diese Zehrung hatte ihren Namen wirklich verdient.

Danach ging es ans Verabschieden, ab zum Auto meines Bruders, glücklicherweise war das Gewitter inzwischen beinah abgezogen und die Sonne blinzelte schon schüchtern vom Himmel. Wir machten uns auf den Weg nach Norden, circa drei Stunden Heimreise lagen vor uns. Da äußerte ich die Bitte, doch noch kurz einen Abstecher zum Sportplatz zu machen, dort stand das Haus, in dem unsere Oma in einer kleinen Wohnung ihre sechs Kinder ohne Hilfe eines Mannes oder einer anderen erwachsenen Person mehr schlecht als recht großgezogen und das sie bis vor ihrer Unterbringung in einem Pflegeheim schließlich allein bewohnt hatte. Dass ich es sehen wollte, war mir spontan eingefallen, als Abschluss dieses denkwürdigen Tages, und es lag beinah am Weg.

Wir nahmen also die kleine Straße dorthin, und was soll ich sagen … Hätte ich es erfunden, würde ich mich ein bisschen genieren für dieses Klischeebild, aber nachdem es nun einmal so war:

Direkt über dem Haus stand ein prächtiger Regenbogen. Er umrahmte das schmucklose graubeige Gebäude auf wundersamste Weise.  Wir schauten, staunten, schwiegen und fuhren nach Hause.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: an Tagen wie diesen ... | Inventarnummer: 22110

Von Koinzidenzen und anderen Irrtümern, …

… die wir vielleicht zu wenig bedenken

Foto & Copyright: Christoph Kempter, lensflair.at

Foto & Copyright: Christoph Kempter, lensflair.at

Woran es wohl liegt, dass die Großhirnrinde 52 Rindenfelder hat? 52! So viele Wochen hat das Jahr. Erstaunlich, nicht? Ein Feld pro Woche (geistig) zu beackern, das müsste doch übers Jahr gesehen zu schaffen sein …

Und warum heißt die Amygdala auch Mandelkern, wo doch das Gehirn aussieht wie eine Walnuss? Außerdem: Weswegen sind Nüsse gut fürs Denken, wo doch „nuts“ vom Gegenteil zeugt?

Ist es nicht eigenartig, dass wir den Parasympathicus mehr mögen als den Sympathicus?

Und so geht es schleichend immer weiter, auch wenn es aus dem Ruder läuft. Je mehr wir unsere Gehirne strapazieren, desto mehr Verbindungen (ja, so funktionieren Netzwerke!) scheinen aufzutauchen: Dieser und jenes, solche und manches scheinen auf abenteuerliche Weise zusammenzuhängen. Wir verknüpfen, was das Zeug hält, ohne Rücksicht auf Verluste. Eingefügt wird in dieses zunehmend starre Gerüst des erhärteten Erdachten schließlich nur noch, was dem weiteren Zementieren der grauen Zellen dient.

Und wenn wir das einfach lassen? Wie wäre es damit: Geben wir doch unseren Gedanken wieder etwas mehr Raum. Hören wir auf, nach Verbindungen zu suchen, wo keine sind. Zumindest keine, die tatsächlich etwas miteinander zu tun haben.

Wir alle wünschen uns viel Freilauf fürs Gehirn. Aber nicht in das allerletzte Eck, bitte.

Und falls Sie sich fragen, was Ihnen diese Zeilen sagen wollen: gar nichts. Eins ist allerdings sicher: Unsinn bleibt Unsinn, auch wenn er ordentlich durch-dacht ist.

(Dieser Text ist eine leicht veränderte Version des redaktionellen Postings, das im Fasching 2022 erschienen ist.)

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 22080

 

 

Lara erzählt

Warum ich keine Beachtung mehr finde, weiß ich wirklich nicht. Ich bin ganz die Alte, zuverlässig, bin da für sie, halte zusammen, was geht; das sind meine Kernaufgaben, mehr kann sie doch nicht verlangen von mir. Ob ich ihr einfach nicht mehr gefalle?

Aber vielleicht liegt es auch an was anderem, für das ich nichts kann? Ich wäre bereit für meinen Einsatz, würde meine Rolle gern so spielen wie früher, sie umfangen, kosen und beschützen, aber ich werde einfach nicht mehr angesehen, nicht mehr berührt, ich friste nun schon seit so langer Zeit ein trauriges Dasein. Und drum dachte ich, ich melde mich jetzt auch einmal zu Wort und erzähle meine Geschichte, statt immer nur still zu leiden und damit zu hadern, dass nichts mehr ist wie früher … Damals als wir nach unserer ersten Begegnung schon bald gemeinsam auf dem großen Badetuch lagen, ich eng an ihren Körper geschmiegt, wir beide von der Sonne gewärmt und schließlich getrocknet, wir zogen alle Blicke auf uns, waren eins, unzertrennlich, einen ganzen Sommer lang und darüber hinaus.

Es fing mir gegenüber mit kleinen, oft auch lautstark geäußerten Beschwerden an, was alles nicht mehr passe, angeblich, was sie sich nicht länger anschauen möchte, was sich alles ändern sollte, damit es wieder so sei wie früher. Und ich glaub auch nicht, dass ich irgendwas an ihrer Meinung ändern hätte können, ach, vermutlich hätte ich, um sie umzustimmen, rein gar nichts sagen oder tun können, selbst wenn ich dazu imstande gewesen wäre. Ich war einfach nur verblüfft, wie die Freude, die sie früher an meiner Anwesenheit hatte, so umgeschlagen war in blanke Ablehnung. Wie sie alles vergessen hatte können, was wir gemeinsam erlebt hatten, dass wir wie geschaffen gewesen waren für einander, ein Traumpaar: Es war mir ein Rätsel.

Die Zeit sei nicht spurlos an ihr vorübergegangen, es sei ein Desaster, klagte sie einmal vor dem Spiegel, ich war um die Ecke im Schrankraum und konnte es nicht glauben: Das war es also??? Sie kam mit dem Altern nicht zurecht, und darum lehnte sie mich ab?

Was hatte sie vor? Sich ein jüngeres Modell zu suchen, würde sie wohl auch nicht besser aussehen lassen. Ich verstand sie nicht und im selben Moment doch: Es war vorbei. Unser Zeitfenster war geschlossen. Es war schön gewesen. Ich war ihre Wahl gewesen, und nun wollte sie mich nicht mehr.

Aber ich hab mich dann trotzdem getröstet. Im Altkleidersack traf ich etliche Unterwäschestücke, die sie früher gern getragen hatte, eine Stretchjeans und drei heiße Miniröcke. Sie alle erzählten mir, sie hätten dasselbe Schicksal erlitten. Allerdings waren sie auch etwas fies zu mir. Merkten sie doch glatt an, dass Glitzerbikinis allgemein den Ruf hätten, etwas divenhaft zu sein und Dinge zu persönlich zu nehmen. Und ich sei da keine Ausnahme. Das war es also vorerst mit dem Modell Lara. Vielleicht mag mich ja schon bald eine andere, ich bin gespannt, wer die Nächste ist, die mich ausführen möchte.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 22059

Frau F. leidet an Briefangst oder Warum Herr N. nicht mehr bei der Post arbeitet

Also es gibt so Geschichten, die glaubt man kaum. Wenn ich Ihnen das erzähle … Aber aus nächster Nähe hab ich das mitbekommen. Meine Nachbarin, die Frau F. nämlich, die war immer schon ein bisschen anders. Einen Fernseher hatte sie nie, braucht sie nicht, hat sie gesagt. Und einen Computer hat heutzutage jeder, aber sie nicht. Und statt einem Smartphone hat sie ein Handy, das man aufklappen muss zum Telefonieren. Ich glaube, eine App hat das dann auch nicht. Die gab es damals noch nicht, als Frau F. ihr Mobiltelefon, wie sie es nennt, gekauft hat.

Jedenfalls, ich bin ja ein toleranter Mensch. Dann soll sie halt ohne das alles leben, hab ich mir gedacht. Ist ja ihre Sache, und sie tut niemandem was zuleide damit. Hab mich also öfter unterhalten mit ihr, so übern Gartenzaun drüber, über Serien nicht, das war ja sinnlos, aber sonst eh ganz nett. Mir ist schon aufgefallen, dass sie viel Post bekommt. Und Zeitungsabos, zwei sogar. Alles, was wir so online haben, war bei ihr halt im Postkasten. Rechnungen, vermutlich, reingeschaut hab ich nicht, aber manchmal gesehen, was sie so rausgenommen hat aus dem Briefkasten, Briefe auch. Manchmal eine Postkarte, hatte ich sonst ewig nicht mehr gesehen, so etwas.

Ihre Kinder leben im Ausland, vielleicht bekam sie deswegen Ansichtskarten. Ich hab mir schon öfter Gedanken gemacht, wie ihr Leben aussieht. Alt ist sie ja nicht. Aber anders schon. Und ich hab ja mehr Zeit jetzt, seit der Pension. Der Briefträger hat auch immer gern mit ihr geredet. Der Herr N., ein freundlicher Mensch. Ich glaube, der war froh, dass er mal keine Pakete herumschleppen musste bei ihr. Weil sie kein Internet hatte, hat sie ja auch nichts online bestellt. Da war ihm ihre leichtere Post und hie und da ein eingeschriebener Brief schon lieber.

Ja, und weil er ja auch ein gemütlicher Mensch ist, hat sie ihn, wenn sie sich zufällig oder beim Unterschreiben einer Empfangsbestätigung trafen, zu sich in den Garten eingeladen, die Gespräche hab ich dann nicht gehört, weil sie hinters Haus sind, das ist auf der anderen Seite zu meinem Garten, aber gesessen sind sie schon immer ein Neichterl dort. Also die haben sich verstanden, das hat man einfach gemerkt.

Und dann kam der Tag, an dem Herr N. der Frau F. einen Brief persönlich brachte und darauf wartete, bis sie ihn geöffnet hatte. Ich war zufällig im Garten und sah, wie Herr N. sie zu ihrer Terrasse begleitete, nachdem sie den Brief gelesen hatte. Und dann kam er ewig nicht mehr heraus auf die Straße, ich glaube, an dem Tag hatte er dann Stress mit seiner restlichen Runde.

Von dem Tag an war alles anders. Der Briefkasten von Frau F. ging über. Sie holte anfangs noch die Zeitungen heraus, und nach einigen Wochen lagen dann auch die herum, als ob sie auf Urlaub wäre. War sie aber nicht, das hätte ich gemerkt. Und ihr Auto stand in der Garage, da war ich mir sicher. Also sie war schon da, aber irgendwie auch nicht. Um den Briefkasten machte sie jedenfalls einen großen Bogen. Da wurde es dem Herrn N. zu bunt, nehme ich an, denn er brachte ja weiterhin Post, und da war kein Platz mehr im Briefkasten. Er ging jedenfalls mit einem Haufen Papier im Arm zu ihr hinein. Die Haustür war offen, wie immer bei ihr, wenn sie daheim war, außer nachts, da sperrte sie schon auch zu, glaub ich zumindest.

Er kam nicht mehr heraus an diesem Tag. Ich weiß, dass sie da drinnen sitzen, manchmal gehen sie auch spazieren. Und sie fahren einkaufen mit ihrem Auto oder sonst wohin. Und der Briefkasten geht nicht mehr über, Herr N. leert ihn regelmäßig. Was er mit der Post macht, weiß ich nicht. Aber was mir aufgefallen ist: Sie haben jetzt eine Feuerschale hinten im  Garten, wo sie oft  beisammensitzen und leise lachen.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: hardly secret diary | Inventarnummer: 21057

Carmens Schüttler

Abnehm-Frust
Wieder hör ich Mandy zetern,
ihr Grant misst sich in Zentimetern.

Abschiedskuss für den Instrumentenbauer
Ciao bello,
bau Cello!

Abzunehmen
Es endet diese Plage, wann?
Schau mal auf den Waageplan!

Alkohol zum Vergessen?
Hey, Kumpel, sauf rein!
Und lass die Frau sein.

Am Adventmarkt
Hinter diesen Kerzenhaufen
kann man Schokoherzen kaufen.

Am Kebabstand
Hör doch nur, wie schön er dichtet,
während er die Döner schichtet.

An der Kunstuni
Hier sehen Sie die Meisterklasse,
die skulpturiert mit Kleistermasse.

Anfrage mit Magenknurren
Soll'n wir in einer Stunde grillen?
Das sollte den Hunger im Grunde stillen.

Annäherung in der Fabrik
Wenn er bei dem Franze steht,
freut sich an der Stanze Fred.

Ans Model am Set
Iss ruhig deine Leibspeise!
Nur bitt ich dich, dann speib leise.

Are you nuts?!
Knackst Nüsse du mit Backenknochen,
so kann's dort nach dem Knacken pochen.

Asterix bei den Briten
Wie sollen wir unsre Trassen retten,
wenn sie uns auf den Rasen treten?

Auf Vogeljagd
Er ging einst auf Schwanenfang,
indem er seine Fahnen schwang.

Aufgedeckt
Die Schoki fehlt beim Mise en Place,
zum Dessert dann please en masse.

Auftragslage
Mit ihrem schönen Kussmund
tat sie mir ein Muss kund.

Ausgezeichnete Bambussprossenküche
Probieren wir heut den Panda-Wok, Al?
Dafür gab’s schon nen Wanderpokal.

Ausgezockt
Am Spieltisch er die Gulden schiebt,
kann sein, dass das noch Schulden gibt.

Ausschluss
Es wird das Foul im Fußball
jetzt mit Rot zum Bußfall.

Beim Vogelhändler
Jetzt ist der Mann mit Hut dran.
Er kauft sich einen Truthahn.
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Berufliche Umorientierung
Schau, wie die Wölfe wüten, Hirt!
Vielleicht wirst besser Hüttenwirt?

Bist du müde, …
… träumst du von
einem Schlaferl auf Futon.

Blitzschlag
Es folgte auf das Wetter Brand,
der fackelt ab die Bretterwand.

Boris Beckers Gedanken beim Schlägerreinigen
Während ich den Rahmen säuber,
verfluche ich die Samenräuber.
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Chinesisches Buffet
Isst du immer kreisrund,
kommst du dann zum Reisgrund.

Christkind vs. Kommerz
Willst du den Weihnachtsmann samt Sackerl buchen,
musst selber du die Packerl suchen.

Comedians beim Afterwork-Drink
Komiker vom Fach lallten:
"Unser Ziel sind Lachfalten."

Drohung/Gehaltseinbuße
Trägst du beim Kochen keine Schürze,
ich dir gleich die Scheine kürze.

Eilige Schluckspechte
Sie haben so schnell Bier getrunken,
war'n gleich vor lauter Gier betrunken.

Ein Stamperl bloß
Ist wohl etwas klein, was?
Ich wollte doch ein Weinglas!

Ende der Fastenzeit beim Kirchenwirt
Ich hätte eine fromme Bitte:
Gebt mir doch 'ne Pomme fritte.

Ende der Monarchie
Seine Statue, ein Wahrzeichen,
musste wie der Zar weichen.

Entfesselter Schlangenbilderfan
Überallhin hängt er Natter-Poster,
hier sogar im Paternoster.

Ermüdender Denksport
Gleich unter der Dachschräge
liegt er nach dem Schach träge.

Ersatzteilreparatur
Bevor ich ihn auf Zinn bette,
nehm ich mir die Pinzette.

Essenseinladung
Wir sitzen hungrig an der Tischkante
und freu’n uns auf deine Quiche, Tante!

Fässe-Sammler
Was der alles ins Haus rollt!
Wer das wohl später rausholt?

Familie, ungeplant
Wenn ich noch weiter Linda kos,
bleib ich nicht länger kinderlos.

Fastenzeit
Die Gläser, die der Weber leerte,
erklären seine Leberwerte.

Ferienzeit
Muss der Hund denn immerzu im Stau bellen?
Nein, das macht er nur bei Baustellen.

Flirt mit Folgen
Gibt er der Dame schlank und rank Zeichen,
so wird das wohl für Zank reichen.

Frage in der Blockhütte
Wenn der Stamm hier ausharzt,
muss er dann zum Hausarzt?

Frage zu den Saufkumpanen
Wo kommen diese Lumpen her,
mit denen ich die Humpen leer?

Frisch vom Friseur
Ob ich mit dieser Schiller-Locke
in der Farbe Lila schocke?

Der Frühling kommt
Ich sitze auf dem Autodach
und seh: Es taut do', ach!

Fundstelle
Sieh den Wünschelruten-Großmeister!
Immer rund ums Moos kreist er.

Futterneid - Rehe vs. Sammler
Die pflücken alle Waldbeeren,
da müssen wir uns bald wehren!

Gärtner beim Oktoberfest
Die dort nach der Maß krähen
sollten besser Gras mähen.

Gambler in Deutschland
Was sie sich in Kiel sparten,
verloren sie mit Spielkarten.

Geänderte Urlaubspläne
Der Pornostar
zahlt's Storno bar.

Gehaltserhöhung
Die zum Chef in Rage gingen,
dort um höh’re Gage ringen.

Gelage mit Folgen
Als sein Bund beim Schmaus riss,
die Wirtin ihn gleich rausschmiss.

Gelangweiltes Genie
Die anderen Schüler lasen noch,
da bohrt’ sie schon im Nasenloch.

Geschützter Musiker
Hinter lauter Panzerglas
spielt im lichten Glanz er Bass.

Gespräch unter Diät-Müden
Mann, schmeckt dieser Brei fad!
Auf ein Eis ins Freibad?

Gesucht, gefunden?
Da drüben steht am Rand er.
Oder ist es doch wer andrer?

Grammatikexpertin
Sie schreibt die Phrase „sieht Glatzkopf“
einfach in den Gliedsatzkopf.

Grenzen im Zeitenwandel
Die sich einst mit Schengen mühten,
nun in Zaunbau Geld in Mengen schütten.

Grillgeheimnis
Was liegt dort auf dem Bratenrost?
Ich will nicht länger raten, Prost!

Guter Rat an einen armen Touristen am Souvenirstand
While you are nearly mittellos,
no buy, you have to little Moos!
(Dieser Schüttelreim wurde auch in Moff, Band 2, 2014 abgedruckt.)

Hängemattensichtung
Der Schläfer checkt mit Kennerblick:
"Das ist der Weg zum Pennerglück!"

Heilsbringer in der ÖVP
Bis vor Kurzem besaß die an,
sein Name war Sebastian.
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Heiser
Sie gab auf diese Weise Lieder
eigentlich zu leise wieder.

Hindernisse überwinden
Steine auf uns’ren Wegen lagen,
wer konnte sie zu legen wagen?

Höhere Mathematik
Ob durch die Kunst der Mengenlehre
die Summe sich der Längen mehre?

Ein Hunderudel vorm Fleischhauer ...
... steht brav in der Warteschlange
und harrt dort der Schwarte lange.

Im Drahtesel-Glück
Auf diesen schönen Radlwegen
woll’n flott wir unser Wadl regen.

Im Sportgeschäft
Ich geb Ihnen einen Rat, Herr: Lose
trägt niemand eine Radlerhose!

Im Weihnachtsverzug
Die heute erst ans Schenken denken,
können sich das Denken schenken.

In Rage
Es schwillt ihr schon die Halsader.
Achtung, da folgt nichts als Hader!

Interview mit Nina Proll
Er hört zu, was sie red't,
und drückt anschließend Reset.

James Bond ohne Chance
Denn der Schuft lief
schnurstracks Richtung Luftschiff.

Jausenpause des Mechanikers
Jetzt lass mal deinen Toast ruh'n,
du sollst was gegen Rost tun!

Katzenpick
Voll Kleber ist der Stubentiger
seit auf diese Tuben stieg er.

Kein kühler Kopf
Der Sommer macht den Fritze high,
der braucht jetzt auch mal hitzefrei.

Kirchenflucht bei der Hochzeit
Er musste dringend rausgehen,
es waren ihm ein Graus Ehen.

Kleine Lauser stören unerschrocken schlafende Helden
Racker wecken
wacker Recken.

Klistier
Der Kurgast ist jetzt arm dran,
sie wollen an den Darm ran.

Kräuterweiberl
Es traf in diesem Kaff er Hexen,
die nährten sich von Haferkeksen.

Kraftfutter am Bau
Sobald er Power-Riegel zückt,
er mühelos die Ziegel rückt.

Kraftnahrung?
Sie, die Schwere-Lasten-Heber,
liebten Fleisch, doch hassten Leber.

Kramuri
Je mehr ich nach dem Tand hasche,
desto voller wird die Handtasche.

Kreativer Kürschner
Er arbeitet mit Rohfellen,
ganz selten nur mit Forellen.

Krönungsaufregung
Er schreit: "Ich werde Kaiser heit!"
Und dann plagt ihn Heiserkeit.

Künstlerisch begabter Indianer im Saloon
Wenn ich mit den Bleichen zock,
zück ich einen Zeichenblock.

Landluft
Der Bauer stand vorm Güllefass
und roch dort der Fülle Gas.

Leistungsschau auf der Lampenmesse
Er wollte sie mit Watt blenden,
so sollte sich das Blatt wenden.

Liebeskummer
Wegen eines Schwaben reart se,
in ihrem Herzen Rabenschwärze

Lieferant im Stress
Während in großer Hast er läuft,
die Ware sich am Laster häuft.

Make Peace, Not War
Anderswo die Panzer glühen,
bei uns die Blumen ganz erblühen.

Marco liebt Bärensongs
Wer hat die Ehre des Wanda-Pokals?
Die mit den schönsten Panda-Vocals.

Mathematische Annäherung
Es scheint, es liebt die Mara Peter,
das sagen alle Parameter.

Mehlspeistiger
Weißt du, wo die Kuchen sind?
Komm und hilf mir suchen, Kind!

Meisterkoch
Nun in bester Pilz-Manier
ich gleich noch die Milz panier.

Misslungene Faschingsfeier
Sie trinken alle Glitzerwasser,
doch es fehlt ein Witz, a klasser.
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Misslungene Verkehrsberuhigung?
Ich glaub, dass in dem Schilderwald
das Fluchen nur noch wilder schallt.

Das Model
Will sie schöne Perlen kosen,
muss sie vor den Kerlen posen.

Model-know-how
Für dieses Wissen bürgte
eine, die nach jedem Bissen würgte.

Möglicher Raub im Darjeeling-Express
bedeute
Teebeute.

Müde Performance
Der Chor sang lahm.
Und sehr langsam.

Müllabfuhr verpasst
Jetzt muss ich in leeren Gassen
meinen Mist noch gären lassen.

Mülltrennungsfrage:
Was ist das nun: Papier, Karton?
Dass ich das nie kapier, pardon!

Müsli-Vorbereitung
Ein Wunder, dass sie sauber blieben,
das Schwierigste am Blaubeer-Sieben.

Nach Vegas
Belämmert sehr ich schau drein,
woher kommt bloß der Trauschein?

Nero sprach
Wie ich nach dem Brand lach!
Es liegt um Rom das Land brach.

Nie genug …
… bekam der Wassernarr,
ganz egal, wie nass er war.

Nie wieder Alkohol
Während größter Übelkeit
schwör ich erneut den Kübel-Eid.

Nie wieder angebranntes Essen
Wenn ich die Soße heller koch,
kommst du aus dem Keller hoch?

Norddeutsches Mitbringsel nach dem Osterurlaub
Der Korb schön voll mit bunten Eiern
stammt wohl von da unten: Bayern.

Obacht bei Retro-Musik
Als Band ’ne alte Sach’: „Wham!“
Wenn du sie hörst, sei wachsam.

Öffis bei Starkregen
Ist es auch im Bus fad,
erspart er doch das Fußbad.

Optimale Aufstiegsbedingungen
Wo ich jetzt auf den Baum kletter,
gibt's viel Geäst und kaum Blätter.

Passionierter italienischer Zahnarzt
Io amo ihre Backenzähne!
Ich mach ihre Zacken bene.

Patriotisches Straßenrennen
Sie fahren auf vier Bahnen
und schwenken ihre Bierfahnen.

Pazifismus durch Flowerpower?
Der Offizier beim Gruppentanz
vergisst auf seine Truppen ganz.

Physikfans beim Konzertbesuch
Er fragt sie, wie sie Niels Bohr fänd.
Sie: "Viel cooler als die Vorband."

Politikerpflichten oder Vergnügen?
Auf den nächsten Ball wart i.
Doch jetzt gibt’s erstmal Wahlparty!

Putins Nightmare
Die Wohnung kalt, sie sparten Gas
und hatten dann im Garten Spaß.

Regalsuche im Einrichtungshaus
Es kämpft sich durch den Billy-Wald
ganz frohgemut der Willibald.

Reggae-Roadies
Sie schütteln ihre Rasta-Locken
und woll'n schon auf dem Laster rocken.

Renovierung überflüssig
Kaum sah er diesen Wurmstich,
das Haus auch schon dem Sturm wich.

Sagenhaftes Fest
Heut spielen uns die Leier Faune,
selbst die sind schon in Feierlaune.

Salzige Kost
Isst man schon seit Tagen Wurst,
verspürt man einen vagen Durst.

Sammelsüchtiger im Altstofflager
Schau mal, was der ’ranzaht!
Dabei braucht er nur ein Zahnrad.

Schlaflos im Orient-Express
Gleich unter dem Wagendach
lag er seit vielen Tagen wach.

Schlechtwetter im Weingut
Ganz schnell wird aus dem Trauben-Heger
ein überzeugter Haubenträger.

Schleudertraum – ah
Die Imker schnell die Waben holten,
weil sie den Honig haben wollten.
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Schmähtandler
Die Geschichten des Schweißers, der auf Funken stand,
sie erlogen und erstunken fand.

Der Schmerz verwirrt die Sinne
Was ist denn das, ein Wahnzurzel?
Der Schüttelreim auf Zahnwurzel!

Der Schnäppchenjäger
Weil er den Bogen raus hat,
spart er viel beim Hausrat.

Schräger Anblick
Ich kann von der Weite sehen
wie Flaggen auf der Seite wehen.

Schuhputzers Pause
Er mag viel lieber Krapfen schlemmen
als der Kunden Schlapfen cremen.

Schweres Gerät
Nun zittere und bebe, Hüne!
Jetzt komm ich mit der Hebebühne.

Sommerliche Esoterik-Szene
Mäher surren,
Seher murren.

Sommernachtstraum
Wie der Verführer leise hofft,
folgt sie ihm ins heiße Loft.

Sommertrend Insektenessen / oder: Tequila-Party im Strandbad
Kein bisschen graust dem Bademeister,
selbst in die fette Made beißt er!

Sponsionsfeier
Es ist nicht nur ein schöner Campus,
hier trinken auch die Könner Schampus.

Sportlerhochzeit
Mit diesem güld’nen Fingerring
sie sich einen Ringer fing.

Ständchen
Trompeter spiel‘n zum Muttertag,
weil Mama diese Tuter mag.

Stumme Krone
Die kaiserliche Hoheit
ist heiserlich k.o. heit.

Teures Vergnügen im Grandhotel
Mir machte das Lesen Spaß,
bis ich von den Spesen las.

Tierlieb
Das Kind seh ich im Spiegelbild,
wie es mit seinem Beagle spielt.

Traumfrau
Kurven findet Fred erbaulich,
davon schwärmt im Bett er: „Fraulich …“

Tropfenterror
Es dachte voller Hass er: Wann
repariert man meinen Wasserhahn?

Überessen
Etwas weh schon tut der Magen
vor allem nach den Muttertagen.

Das ungeduldige Model
"Mach schnell! Na schäl
mich endlich aus Chanel!"

Ungern unterwegs
Wir lagen zuerst im Zug flach,
doch ist auch dieser Flug zach.

Unikat
Schreiberlinge gibt's en masse.
Nur einen aber wie Menasse. ;-)))

Unterzuckert
Mann, der kann fluchen!
Sie aß den letzten Flankuchen.

Unverfrorener Voyeur
Der jungen Frau den Sichtschutz nehmen!
Dafür soll sich der Nichtsnutz schämen.

Upcycling
Mal ich auch noch Ocker hin,
ist auch dieser Hocker in.
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Urlaub unter Palmen
Wer Freizeit jede Menge hatte,
der spannte sich ’ne Hängematte.

Urlaubsausklang
Erst als die Sonne hinter Bonn sank,
verließen wir die Sonnbank.

Verblichene Mona Lisa
Nach diesem schönen Fund malten
sie gleich ihr neue Mundfalten.

Verdeckte Ermittlung bei Kain
Verhüllt er mittels Stirnband,
was ihm auf der Birn’ stand?
(gemeinsam mit Christoph Kempter)

Verkehrszeichenhinweis
Mit all seiner Macht weist er
auf das Schild, der Wachtmeister.

Verkehrte Welt oder globale Unterschiede
Sie steht da unterm Sichelmond,
während sich der Michel sonnt.

Verlagsräuber
Die Tat wurde dann ruchbar,
als so manches Buch rar.

Verliebt in Christa
Gibst mir deine Nummer, Kummer?
Sonst wähl ich die Kummernummer.

Verlust des Geruchsinns beim gemeinsamen Schmausen
Neben dem Bohne-für-Bohne-Esser
wär’s schön langsam ohne besser.

Verteidigung in der Kritik
„Was ist mit den Manndeckern?“
„Erst Schlusspfiff, dann meckern!“

Verzwickt
Sie: Der Reißverschluss, der klemmt heit ...
Er: Ich helf dir aus dem Hemdkleid.

Viel Spaß beim Einbruch
Ich hör, wie dieser Schuft lacht,
er nähert sich dem Luftschacht.

Vielfraß
Nach kiloweise Hollerkoch
kam ihm gleich das Cola hoch.

Völlegefühl im Allgäu
Die Lust, sich zu laben, schwand
auf der Fahrt durchs Schwabenland.

Vogelwärter mit Schlafentzug
Der immermüde Leo pennt,
während er beim Beo lehnt.

Von den 80ern in die 90er
War ich einst ein Manta-Fan,
so bin ich jetzt ein Fanta-Man.

Vorsicht, Wolle!
Das Jackerl zuerst zum Testen waschen:
vorerst nur die Westentaschen.

Wald vs. Straße
Gleich hinter dem Warnschild
quert in Schar'n Wild.

Waldesruh
Als ich hier so rumstehe,
grasen bei mir stumm Rehe.

Warnung vor dem Haustier
Pass auf auf die Katzenkralle,
lass dich bloß nicht kratzen, Kalle!

Warten auf den Kellner
Ich ess jetzt mal ein Honig-Toffee,
wobei ich auf ein Tonic hoffe.

Wartezeit aufs Essen
Den Hunger der Jungspunde stillen,
wird’s erst in einer Stunde spielen.

Weichkäse-Genuss am FKK-Strand bei 38 Grad im Schatten
Manchmal ess ich Brie da nackt,
so lange, bis es mich niederprackt.

Wollefilzen einmal anders
Ob das Schaf schon Bammel hat
vor dem heißen Hammelbad?

Zufriedene Tischler
Die schönsten Möbel beizen wir,
danach gibt es viel Weizenbier.

Zu Ostern
Da sucht mit seiner Hand er: Wo denn
sind heute meine Wanderhoden?

Zu spät zum Marathon
Die morgens viel zu lange schliefen
als Letzte in der Schlange liefen.

Zu viel Süßes
Ich schau, dass ich den Toaster orte
nach der Riesen-Ostertorte.

Zu viel Zielwasser
Ob er auf der Kegelbahn
auch mit diesem Pegel kann?

Zweifelnder Goethe-Fan im Regen
Warum ich nur nach Weimar reise?
Dort schüttet es doch r-eimerweise!

Carmen Rosina

www.verdichtet.at

Von wegen Verschwörungstheorie!

Cui bono. Folge der Spur des Geldes. So sagen es diejenigen, die mehr zu wissen glauben als die anderen; die anderen, das sind für eingeweihte „Wissende“ die Hörigen, die dumme Systemherde.

Also mir reicht das jetzt. Ich finde, damit sollte Schluss sein, höchste Zeit, mit dem Unsinn aufzuhören. Ihr Besserwisser liegt falsch! FAKE! Es gibt keine Verschwörung, wie ihr sie vermutet. Denn – und jetzt haltet euch fest, aber besser nicht an eurem Laptop, sondern an etwas Beständigerem als an Social Media – es geht viel weiter als das. Und es ist so unglaublich, dass ihr Mühe haben werdet, es zu verstehen, mit euren beschränkten Gehirnen, die nur gepolt sind auf Existenzsicherung, Wohlstand und Beharren auf Althergebrachtem, wie der Annahme eurer  Überlegenheit, …
Ja, ich weiß, Sätze wie der vorangegangene  überfordern euch inzwischen. Ihr braucht kurze, einfache Botschaften, in simplen Worten. Was ich damit zum Ausdruck bringen will: Was ich zu sagen habe, ist wichtig. Und es wird steil. Es wird richtig steil. Es ist so unglaublich, wie es wahr ist. Und ich bin hier, um euch Kunde zu bringen von der echten, einzigen Verschwörung, der wahren Weltherrschaft, und von denen, die sie nicht an sich zu reißen versuchen, sondern die sie längst innehaben. Oder mit einfachen Worten: Ihr täuscht euch. Ihr sollt nicht manipuliert, abgehört, unterdrückt werden, ihr seid es längst. Und diejenigen, denen ihr am nähesten seid, die ihr liebkost und hätschelt, die sind es, die euch lenken.

Wie sie das machen? Sie kennen euch in- und auswendig. Sie wissen, wann ihr zur Arbeit beziehungsweise neuerdings eher „an die Arbeit geht“, wann ihr kocht, esst, sie hören eure Telefonate mit, sehen mit euch alles an, was ihr euch reinzieht. Sie beobachten euch, sie können jede Nuance im Ablauf eures Handelns korrekt interpretieren. Oder wieder in der einfachen Version: Sie kennen euch wie ihr eure Nasenpopel: Sie sind ein Teil von euch.

Gut, damit dürfte ich eure Aufmerksamkeit wiedergewonnen haben, verzeiht die Ausritte in die Hochsprache. Ich versuche mich zu bessern, denn ihr sollt alle verstehen, worum es geht: Es geht um alles.

Ich fange behutsam an: Wer von euch kennt James Bond? Ah, doch so viele, sehr schön. Und seinen Gegenspieler Dr. No? Was das ist? Ein Gegenspieler ist ein Feind. Also der Bond hat einen Feind, der will die Weltherrschaft. Ja, das kennt ihr: Feind und Weltherrschaft. Also gut, wir haben eine gemeinsame Basis, sehr schön. Ich zeige euch mal ein Foto vom Dr. No.

(Ein Fenster öffnet sich auf den einzelnen Bildschirmen der Teilnehmenden.)

Alles klar? Na, was seht ihr darauf?
Ja, das auch. Was noch?

So, und das ist der Schlüssel. Die Weltherrschaft und Dr. No. Dr. No heißt Dr. Nobody, er ist nicht wichtig. Wichtig ist das Wesen, das ihn lenkt. Und das ist jenes, das auf seinem Schoß sitzt. Ja, da schaut ihr verdutzt. Aber glaubt mir, so ist es. In diesem intellektuell eher bescheidenen Film ist so viel Wahrheit enthalten, dass es unglaublich ist, warum das nicht jemand vorher entdeckt hat. Aber so ist es bestens getarnt: Keiner nimmt ernst, was offensichtlich wahr ist.

Für diejenigen, die immer noch auf der Leitung stehen (und das meine ich jetzt nicht wörtlich, liebe Videochatgruppe …), nochmal ganz langsam: Die Katze ist der Boss.

Und zwar ist nicht nur eine bestimmte Katze ein Boss, sondern alle Katzen sind Bosse. Sie lenken die Menschen, Menschen tun alles für sie. Cui bono, vom Anfang meiner Ausführungen, ihr erinnert euch?

Wem hilft der Lockdown, um mit dem Naheliegendsten zu beginnen? Wer profitiert wirklich davon, uneingeschränkt, ohne sich dabei einen einzigen Nachteil einzufangen?

Die Antwort lautet: Katzen.

Sie freuen sich als Einzige ungetrübt über Homeoffice, Homeschooling, und wenn möglichst viele Menschen ihnen daheim zu Diensten sind. Sie liegen auf Tastaturen, auf dem Schoß des armen zu Hause arbeitenden „Katzenbesitzers“ (das glaubt er auch noch, der arme Tropf …), am liebsten den ganzen Tag. Mit gelegentlichem Lockdown bleibt mensch fast nur noch zu Hause, also zur Verfügung.

Und was ist mit: „Folge der Spur des Geldes“? Googelt mal, wie viel jährlich global für Katzen ausgegeben wird. Und wie es mit den Zahlen seit Beginn der Pandemie aussieht.
Wenn ihr schon dabei seid: Macht auch gleich eine Suche, wie es in den Tierheimen zugeht: Wollen nicht alle Menschen, die davor noch keine hatten, genau jetzt eine Katze, als Trost, zum Kuscheln, als Gesellschaft fürs Cocooning?

Der Boden war schon davor gut bereitet. Die PR-Maschinerie lief bestens. Eines der erfolgreichsten Musicals weltweit? Cats. So wurde eine „Story“ mit Gefühlen aufgeladen, die alte Katze singt herzzerreißend … Und Menschen weltweit schmolzen dahin.

Vergessen war, dass die Vorfahren allesamt Raubkatzen waren (und es noch sind!).

Grobe Verharmlosungen taten das ihre, zum Beispiel Fritz the Cat. Auch zu googeln, später. Aber werden wir wieder ernst. Denn es ist nicht lustig.

Wisst ihr, wer Bill Cats ist? Er versucht zu verbergen, wer er wirklich ist. Aber er ist derjenige, der die Menschen auf die Idee gebracht hat, ihre Haustiere zu „chippen“. (Haustiere deswegen, damit es nicht so auffällt, dass es nur um die Katzen geht; die Hunde sind egal, eine Kollateralerscheinung, sie profitieren aber teilweise von den Katzenplänen.)
Bill Cats also haben wir die Chips zu verdanken, von denen die uninformierten Menschen denken, dass sie zum Wiederauffinden ihres Kätzchens dienen. Haltet euch fest: Das Gegenteil ist der Fall!

Die Katze trägt den Chip, der mit einer App des menschlichen Wohnungsgenossen verbunden ist. Und weil die Menschen ihre Handys immer mit sich herumtragen, weiß die Katze stets, wo der Mensch ist, und ist so vor Überraschungen gefeit.

Ah, Entschuldigung, blöde Angewohnheit: Es gibt keine Überraschungen, soll das heißen. Und stets ist eigentlich dasselbe wie immer.

Also, gibt es dazu noch Fragen?

(Der Bildschirm mit mehreren Teilnehmern flimmert. Der Moderator des Chats, selbst unsichtbar, wiederholt daher die an ihn gestellten Fragen.)

Also, ich wiederhole, für alle, Frage 1, von Teilnehmer Andy: Wie kommunizieren die Katzen miteinander, wenn sie schon die Weltherrschaft haben, wie machen sie das?

Die Chips, die die meisten Stadtkatzen implantiert haben, wurden natürlich so programmiert, dass die Katzen auch miteinander kommunizieren können. Außerdem tragen viele Halsbänder, die ebenso zur Kommunikation genutzt werden. Telepathie beherrschen Katzen ohnehin seit Anbeginn. Und in ländlichen Gegenden, wo das Chippen und elektronische Halsbänder noch nicht so verbreitet sind, greifen sie auf die guten alten Methoden zurück: Sie verbreiten Fäke-News, kurz für Fäkalien-Neuigkeiten. Soll heißen, sie hinterlassen ihre … wie soll ich es sagen … Scheiße,  ja, so ist es nun mal, überall dort, wo ein anderes Katzentier sie finden kann. Mittels Beschaffenheit und Merkmalen wie Duft usw. werden Botschaften übermittelt. Drum finden sich auch sehr oft Hinterlassenschaften von Katzen in Nachbargärten: Sie geben damit eine Information an die dort wohnhafte Katze, die sie wiederum anderswohin weitergibt usw. Hat das deine Frage beantwortet? Aja, die Menschen entfernen die Fäke-News immer wieder mal, klar. Aber das ist aussichtslos. Die Katzen sitzen am längeren Ast, wie immer.

Alles klar so weit, schön, dann Frage 2 von Teilnehmerin Suzy: Wollen die Katzen uns Menschen was tun?

Nein, sie wollen nur die Kontrolle. Sie wollen bestes Futter, einen warmen Platz, unzählige Streicheleinheiten, bedingungslose Aufmerksamkeit. Sie wollen die Mäuse der Menschen und dass all ihre Artgenossen aus den Tierheimen befreit werden. Aber sie werden den Menschen nichts antun, denn sie sind schlau: Der Parasit lässt den Wirt leben, alles andere wäre Unfug. Ja, blöd halt. Das hab ich damit gemeint.
Sicher, es gibt schon ein paar gemeine Exemplare, Billy the Kitten beispielsweise, er war gefürchtet, aufbrausend, rachsüchtig, und das schon in ganz jungen Jahren. Aber all das weiß die Katzencommunity zu vertuschen. Sie überschwemmt das Internet mit lieblichen, drolligen Katzenvideos, die nur einem Zweck dienen: die Menschen in Sicherheit zu wiegen. Und zu verbergen, dass längst die Kontrolle übers Netz, über die Welt, jemand anderer übernommen hat.

(Bei einer Teilnehmerin ist das Bild ausgefallen. Der Moderator wird nervös.)

Hallo, Teilnehmerin Betty, hörst du mich noch?

Bettys leise Stimme ist zu vernehmen, bevor sie ganz verlischt: „Ich muss mich jetzt ausklinken. Meine Katze will hinaus.“

.

 

Für Martina, mit großem Dank für ein wahrhaft erhellendes Gespräch 

Carmen Rosina

www.verdichtet.at |  Kategorie: Von Mücke zu Elefant | Inventarnummer: 20124

Der Heimkehrer oder Ein Telefonat am Sonntagabend

Er:
Hallihallo, Kati, wollte mich zurückmelden, hab dir so viel zu erzählen, und wie geht’s dir?

Sie:
Na ja, es geht so. Seit wann bist du denn wieder da?

Er:
Gerade hereinspaziert bei der Haustüre, das Handy geschnappt und dich angerufen.
Ich sag dir was, das war ein Erlebnis. Dieses Detox, ewig wollte ich das schon machen. Kennst mich eh, immer am Smartphone, Tablet, Laptop, aber alles weg, drei Wochen lang, weil die Wochenendseminare, alles Scharlatane, das ist viel zu kurz, das macht nichts mit dir, das löst nichts aus, also unter drei Wochen ganz schwierig. Und was hast du so gemacht inzwischen? Während ich im Wald war und in der Hütte auf dem Berg und meine Gedanken von dem ganzen Digitalmüll befreit habe? (lacht)

Sie:
Nicht so viel, ich war daheim, fast durchgehend, hab viel ferngesehen, Social Media gecheckt, gesmst, … hie und da telefoniert.

Er:
Gift, Kati, reinstes Gift! Ich weiß ja, wie gern du zu Hause rumhängst. Aber auf die Dauer ist das nichts, für niemanden. Dir täte so ein Digital Detox auch gut. Alles hinter dir lassen, ganz du selbst sein …

Sie hüstelt.

Er:
Schau, das macht jeden krank, immer nur drin rumsitzen. Als ich in die Stadt zurückgefahren bin, ist es mir so richtig aufgefallen. Nicht mal die Kinder sind draußen, alle hocken drinnen und schauen wahrscheinlich in die Glotze oder aufs Handy. Furchtbar!

Sie:
Ja, da hast du recht.

Er:
Natürlich hab ich recht. Und ich hab gesehen, was die drei Wochen gemacht haben mit mir, mit mir als Mensch. Die Stadt erscheint mir nicht mehr ein Ort der permanenten Hektik und Überforderung, sondern fast ruhig, still. Im Park vorm Haus hab ich sogar die Vögel zwitschern gehört. Den Verkehrslärm hab ich anscheinend völlig ausblenden können, alles in mir ist angekommen. Die innere Verwandlung ist unfassbar.

Sie:
Ich glaube, du hast da was verpasst …

Er:
Nein, gar nicht! Das war die beste Zeit meines Lebens!

Sie:
Google mal „Corona“.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg | Inventarnummer: 20033

 

Aufgeschnappt oder: Wie Werbung wirkt

Drei Frauen im Gasthaus, am Nebentisch ins Gespräch vertieft. Eine der drei möchte schließlich die Kontaktdaten ihrer Freundin korrekt ins Handy eintippen. Mittendrunter stutzt sie und fragt:
"Wie schreibt man denn Schacklien?"
Jacqueline antwortet: "Mit Jö."

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 20028