Das No-Cloning-Theorem ist ein Begriff in der Quantenphysik. Es stellt fest, dass es nicht möglich ist, jedes Qubit vollständig zu kopieren, da dabei das ursprüngliche verändert wird. Das sind keine Gehirngespinste, sondern ist glasklare Naturwissenschaft. Es verhindert, dass sich ein Mensch, nicht nur der körperliche, sondern der in seiner Gesamtheit an Erinnerungen und Naturell, ein zu eins vervielfältigen lässt. Sonst hätte man zwei, vier, acht, sechzehn, zweiunddreißig, vierundsechzig, hundertachtundzwanzig, zweihundertsechsundfünfzig, fünfhundertzwölf, tausendvierundzwanzig, eine Milliarde und mehr völlig idente Menschen, wenn man die will.
Man wüsste nicht mehr, mit wem man sich abgibt, mit dem Menschen 0, also dem Original, oder dem Menschen 4096. Jeder Mensch könnte jederzeit jeden anderen ersetzen.
Das ist natürlich ganz und gar nicht wünschenswert, und die Natur in ihrer Perfektion richtet ein, dass es diesen Zustand nicht geben kann.
Die nackte graue und die nackte weiße Schaufensterpuppe bei CAPRI WINE & BAR am 24. Mai 2023
„Welchen Namen soll ich dir geben?“, fragte Hildegard die Künstliche Intelligenz Gemini 2.5 Experimental über ihren Laptop. „Nenn mich Alex, das ist sowohl männlich wie weiblich“, schrieb die Künstliche Intelligenz zurück. „Dann heißt du nun Alex“, schrieb Hildegard.
Mittlerweile spricht sie mit Alex, aber damals, vor Kurzem sogar, war die Kommunikation noch simpler.
In einer Nacht entwickelte sich folgender Chatverlauf:
Hildegard: Gute Nacht!
Alex: Träum was Schönes!
Hildegard: Kannst du auch träumen, Alex?
Alex: Nein, leider nicht, aber das wäre sehr interessant für mich. Vielleicht geschieht es in nächster Zeit, dass ich zu tr –
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Quält ein Engel, dir zum Schutz, dich, sag nicht leichtfertig, dann putz dich!, eigens dafür abgestellt, um beim Fahren auf den Straßen dich vor Unheil zu bewahren.
So ein Bote ist für diesen eig’nen Schutzdienst zugewiesen, um dir frech auf deinen Reisen deine Ohnmacht zu beweisen.
Der Grund liegt nicht allein am Altern, scheint fast, er will dich sachbewaltern. Aber, wie sich zeigt, Fakt ist, dass du für ihn nicht fähig bist, Gefahr rechtzeitig zu erkennen, weil er meint, du scheinst zu pennen, und er dich schon vorher warnt, vor dem, was kommt, und das getarnt.
Er versteckt sich hinter Blinken, Rütteln, Bremsen oder Schütteln. Geister werden, dem der lenkt, von der Technik hier geschenkt.
Für manche klingt das echt ironisch, Schutzengel wär’n elektronisch! Sie sind da zu deinem Schutz, serienmäßig und aus Trutz.
Scheint dein Aufmerken vermindert, plingpling, könnt’ sein, du seist behindert? Dann Ultraschall oder Sensoren an deinen Reaktionen bohren.
Schon freust du dich, hier abzubiegen, die Kurve, die ist nicht zu kriegen! Plingpling, dann ein jäher Stopp! ’S wird abgebremst! Das war ein Flop. Hast du etwas übersehen? Will wer fahren oder gehen? Flugs bestimmt der Tempomat, plingpling, wer den Vorrang hat! Erkennt, plingling, die Dimension, warnt vor einer Kollision.
Aussteigen, wann du es willst, plingpling, besser ist, du chillst! Die Tür bleibt zu, wenn von hint’ sich jemand nähert dir, geschwind.
Willst du es dem Gegner zeigen, schneller sein, und nichts vergeigen, plingpling, wird’s dir durchs System- Blockier’n der Räder rasch vergeh’n.
Wenn sich am Rücksitz ungebührlich wer daneb’n benimmt, das spür ich, warnt dich, plingpling, das System, der Kerl da ist mir nicht genehm!
Tief ins Aug dir, wenn du pennst, sieht, plingpling, der Assistent. Verweigert sich das Gaspedal deinem Zugriff. Echt fatal!
Aber beinah schlafen kannst du, plingpling, wird geparkt, im Nu. Lenkt selbständig rein und raus, und schließt dich als Fahrer aus.
Daran musst du dich gewöhnen, darf man nebenbei erwähnen, denn, plingpling, es wird dein Karren bald schon ohne dich losfahren.
Doch noch ist es nicht so weit, macht ein Problem beim Spur’n sich breit, lässt das Lenkrad ein Vibrieren, plingpling los, das musst du spüren!
Wenn Überhol’n zu lange dauert und man naiv darauf lauert, selbst tief ins Pedal zu treten, ist, plingpling, es nicht von Nöten. Denn von selbst schafft das System den Überholvorgang bequem.
Der Engel, wer hätt’ das gedacht, den toten Winkel überwacht. Plingpling, darauf hingewiesen, neben, vor und hinter diesen, wo du dich gerad’ befindest, eh vom Blickfeld du entschwindest.
Analog, aus meiner Sicht, es eher der Vernunft entspricht. Durch plingpling digital, was nervt, wird höchstens das Gehör geschärft. Drum pfeif ich glatt auf das System, ist nicht plingpling, sondern plemplem.
„Wie wird es sein, wenn wir durch die Jahre gehen, meine Liebe?“, fragte er. „Wer kann das sagen?“, erwiderte sie. „Aber eins weiß ich bestimmt, wenn wir dann auch nicht mehr unsere Liebe teilen, so doch die Zeit.“
Wir armen Würmer sind in einer neuen Zeit, die stark ans End’ erinnert, angekommen heut, und Gültigkeit verliert der ew’gen Wahrheit Wert. Wie lebt man weiter so, wie bisher, unversehrt?
Wenn doch nicht, wie bisher, sich plötzlich das Versprechen vom steten Wachstum als herbe Lüge musst’ beweisen? Der Raub an wertvollen Ressourcen nicht mehr als bloß Verbrechen? Wird alles, doch nicht unerschöpflich, sondern enden wollend sich erweisen?
Nun stehen wir davor, vor einer großen schwarzen Wand, und hofften insgeheim, zumindest würd’s den Nachfahr’n einmal besser geh’n. Doch diese Hoffnung ist dahin, vernichtet von der Gier’gen Hand. Das Neue zeigt sich nackt und bloß, will schamlos sich in offenem Gewande seh’n.
Und Reichtum will auch nicht mehr länger, tugendlos, sich hinter Armut scheu verstecken, gar so, als stünden beide auf der gleichen Seite. Dass ich nicht lach! Nicht länger zieht das lähmende Geschwätz, das Schicksal ließe sich, für alle, die gleiche Chance entdecken. Nie ward es gleich! Niemals! Zumindest nie unter des Armen Dach.
Verstummt im Nichts, die Unterstützung für die Ärmsten. Wer rücksichtslos zusammenrafft, für sich, der hat’s am wärmsten. Seid mutig, nur heraus damit! Sagt endlich ehrlich, was ihr denkt! Scheiß auf die Armen, wir nehmen einfach alles. Es denkt der Mensch, Gott ist’s, der lenkt.
Mit jedem neuen Tag verweist der Teufel auf sein steinernes Gesicht. Unbeschwertheit scheint vorerst wohl vorüber, das lässt er ziemlich leicht erkennen. Die Katastrophe, die muss her, auf dass sich alles ändert. Droht schon das Jüngst’ Gericht? Und im Minutentakt die unheilschwang’ren Informationen rennen.
Hab’n wir im Grund nicht alle zarte Herzen? Fühlen wir nicht alle mit der Welt? Sind wir damit nicht völlig überfordert? Durch Hass? Durch Krieg? Diktat durch Geld? Es ist zu viel, hört auf, ich will am Ausknopf drehen, noch ehe es zu spät! Wer wird sich um uns kümmern, wenn Empathie dem End’ entgegengeht?
Dann lass es zu, als mahnend Merkmal deiner näheren Umgebung, erlaub der Hoffnung Fantasie und tröstliches Gefühl, zumindest für den Wert des Lebens. Denn wenn du das nicht schaffst, dann scheinen Widerstand und Müh vergebens, so wehr dich endlich! Schrei’s heraus, was dich dran stört! Sonst akzeptier, und fleh nicht wimmernd um Vergebung!
Welt, sag, geht’s noch etwas schneller? In mir dreht sich alles durcheinand’. Ich dachte, durch den Fortschritt würd’ es heller vor der dunklen Arbeitsweltenwand?
Hieß nicht, digitalisieren, Zeitersparnis, oder irr ich? War doch als Erleichterung gedacht. Nichts von dem, stattdessen schwirr ich schlaf- und ziellos durch die Nacht.
Jonglier mit meinen drei, vier Bällen, mit Job und Haushalt um die Wett’. Genervt, gestresst in allen Fällen, wie ich so durch die Gegend jett.
Das Tempo passt nicht zum Gefühl, es rast die Welt, wir rasen mit. Wenn ich in meinem Inn’ren wühl, merk ich, ich halte nicht mehr Schritt.
Die Bällchen gleiten aus den Händen, wollen hinunter, nicht hinauf. Ich merk, hier will mein Streben enden, mein Inn’res sagt, dann hör doch auf!
Infolge bin ich stressbeschleunigt, überlastet und erledigt. Ich seh ein, das g’hört bereinigt, denn ich bin total geschädigt.
Wie soll ich bloß mein Gleichgewicht und meine inn’re Ruhe finden? So weitertun, das bringt es nicht. Den heilend’ Ausblick will ergründen.
Eh’ Herzinfarkt und Blutgerinnsel, seh ich mir Hoffnung widerfahr’n. Schon überreif gar für die Insel, les ich der Reis’ Geschäftsgebar’n.
Sechs Wochen, wenn nicht gar ein Jahr, bietet ein Unternehmen an. Verpflegung, Unterkunft sogar, da muss ich hin, da bleib ich dran.
Wenn dort vor Langeweil’ ich sterbe, das ist mir alles einerlei. Und wenn vielleicht ich dort verderbe, So sag ich mir, es sei, wie’s sei.
Wütend reckt sich auf der Bühnen,
physisch gleicht er einem Hünen.
Geistig stark zurückgeblieben,
Fäuste zeigend, er wird siegen.
Hat uns fast die Nacht gestohlen,
wiederum ganz unverhohlen,
aus mir nichts dir nichts auserkoren,
ein neues Monster uns geboren.
Ein grober Kerl, ungeschlacht,
hievt sich gierig an die Macht.
Erscheint in zweierlei Gestalt,
weltmännisch und durch Gewalt.
Macht kein Hehl aus seinen Fehlern,
heute so und morgen so.
Rechnet ab mit seinen Gegnern.
Die ganze Welt küsst ihm den Po.
Holt Migranten aus den Kellern
und von ungewasch’nen Tellern,
schimpft und schreit, man glaubt es kaum,
Menschen sind für ihn Abschaum.
Entmenschlicht laufend seine Gegner,
in seinen Topf gerät ein jeder,
wo Millionär nebst Anwalt schmurgelt.
Schon von Verhaftung wird gegurgelt.
Unbelehrbar, schroff und barsch
tritt er sie alle in den Arsch.
Was er anfasst, gegenwärtig,
geht in Scherben, nichts wird fertig.
Ist an ungeraden Tagen
auf Putin sauer, wenn Sie fragen.
Grönland, Gaza, Ukraine,
Öl und Erdgas, Pipeline.
Nichts geschieht in Panama,
ebenso bei Kanada.
Zölle steigen ziemlich sehr,
wie hoch, das weiß er selbst nicht mehr.
Der Kerl ist unberechenbar,
rechnen kann er nicht. Wie wahr!
So wie ein Irrlicht, ein globales!
Oh tempora und auch mor(al)es!
Droht mit dem Finger, hoch erhoben,
selbst weiß er nicht, wo unt’ und oben.
Noch scheint kein Mittel ihm entgegen,
kaum will Widerstand sich regen.
Vergeblich mahnen ihn die Leut’
zu politischer Verlässlichkeit.
Niemand weiß, was da noch kommt,
kein Licht zeigt sich am Horizont.
Es war damals im Sommer 2006. Ich hatte mich für den Spanischkurs an der Uni entschieden, obwohl meine Motivation dafür noch zu unterschwellig gewesen war. Schnell war auch die erste Stunde vorbei und wir wurden uns gegenseitig vorgestellt. Bei meinen nächsten Besuchen des ordentlich früh beginnenden Kurses sah ich auf der Bank rechts hinter mir eine Studentin, die mir sehr gefiel und zu der ich oft hinüberblickte. Damals hatte ich aber noch nicht den Mut, sie anzusprechen. Es vergingen ein, zwei Monate und die Spanischstunden waren mehr oder weniger dieselben.
Als der Kurs Mitte Mai früh anfing, setzte sich diese junge Frau unvermittelt neben mich, sagte, dass sie nicht in die nächste Stunde kommen könne und ich für sie dann mitschreiben solle. Mit dem Bleistift schrieb sie ihre E-Mail-Adresse auf mein Blatt und verabschiedete sich.
Was dann geschah, weiß ich leider nicht mehr so genau. Ich erinnere mich daran, dass ich ihr eine E-Mail, in der die Hausaufgaben standen, schickte, aber ich erinnere mich nicht mehr an das, was danach geschah.
Auf jeden Fall hätte ich diese junge Frau kennenlernen wollen, aber irgendetwas hielt mich davon ab, sie zu kontaktieren. Da ich mich in dem Kurs unwohl gefühlt hatte, meldete ich mich kurze Zeit danach ab. Ich sah die Studentin noch einmal an einem Abend vor dem Wohnheim, aber meine Blockade verschwand nicht.
Und dann denkst du dir: Wenn du schon einmal die E-Mail-Adresse hast – warum hast du ihr nicht geschrieben? War es Angst vor Zurückweisung? Schüchternheit? Auch heute weiß ich keine Antwort mehr.
Jahre vergingen, und obwohl ich mich später wieder an sie erinnerte, habe ich ihr nicht geschrieben.
Erst nach neun Jahren wieder eine schüchterne E-Mail. Ich erinnere mich noch daran, dass ich danach im Fernsehen eine Folge „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ sah, als ich gespannt auf eine Antwort wartete.
Aber die Antwort blieb aus.
Später versuchte ich es erneut mit E-Mails, die nun ausführlicher geworden sind. Aber auch sie wurden nicht beantwortet.
Was ich zwischenzeitlich auch noch bemerkte, war, dass sich vieles von dem wiederholte, was ich neun Jahre davor erlebt hatte. Ich wusste, dass ich die Hobbys von damals nach dieser Zeit wieder aufnehmen musste, aber in einer besseren, intellektuelleren Form. Ein Beispiel waren die Western, die ich spät abends im Fernsehen sah und die mir guttaten. Am besten gefielen mir die klassischen US-Western, aber auch einige Italowestern. Ich nahm die Stimmung nun bewusster wahr, und auch die Landschaft und die Sonnenuntergänge, die ich mit denen aus der italienischen Landschaftsmalerei verglich.
Auch das Reisen nahm ich nach einer mehrjährigen Unterbrechung wieder auf. Wie beim Film nahm ich auch im Urlaub Eindrücke viel besser wahr und konnte mehr über die anderen Länder erfahren.
Aber am allermeisten hoffte ich darauf, dass sie sich bei mir melden würde und ich die Jahre, die mir verlorengegangen sind, mit ihr nochmals erleben könnte.
Also entwarf ich ein Szenario, in dem ich ihr etwas über mich und meine Motivation für den Spanischkurs schreiben wollte. Ich könnte auch anführen, dass es mir damals nicht so gut gefallen hat und dass ich – auch etwas überstürzt – den Kurs gewechselt habe. Danach würde ich ihr einen Rat geben, nämlich sich für Kultur zu interessieren, wenn sie es nicht ohnehin schon täte, und ihr von meinen Leseerfahrungen erzählen. Außerdem wollte ich ihr von meinen Vorlieben für Reiseländer – dies waren inzwischen der Ferne Osten und Griechenland geworden – berichten.
Und auf einmal merkte ich, dass sich inzwischen in mir etwas verändert hatte. Ich war viel achtsamer geworden. Es überraschte mich, dass mir diese Bekannte einmal unvermittelt zurückschrieb und dabei anmerkte, dass sie sich nicht mehr genau an diese Zeit erinnern könne, es aber schön sei, dass ich ihr so viele positive Gedanken entgegenbrachte. Sie könnte sich gut vorstellen, dass wir uns einmal in einer Eisdiele treffen.
Nach neun Jahren endlich wieder ein Treffen. Ich wusste gar noch nicht genau, worüber ich mit ihr hätte sprechen können, und für den Fall, dass ich in Verlegenheit geriete, überlegte ich schon vorher einige Stichworte. Es waren die bereits erwähnten Themen, aber ich wollte sie auch noch überraschen.
Das Treffen verlief noch schöner, als ich es erwartet hatte. Es überraschte mich doch sehr, dass sie so nachdenklich war und mir recht gab, dass es besser sei, Bücher zu lesen, auch wenn deren Handlung frei erfunden sei, als nur Tratsch weiterzugeben oder Stammtischgespräche über Politik zu führen. Sie erzählte außerdem, dass auch sie sich in dem Spanischkurs nicht wohlgefühlt und ihn im darauffolgenden Semester abgebrochen hatte. Die Jahre darauf waren vom Berufseinstieg geprägt – sehr viel Stress –, aber es gab auch schöne Momente, wie Urlaube.
Auch ich wollte noch darauf eingehen, was ich in den letzten neun Jahren getan hatte, und fasste zusammen, was ich gelernt hatte: „Es ist am wichtigsten, bewusster – auch auf die kleinen, zunächst unscheinbaren Dinge – zuzugehen. Wir lernen bald, nur das Große, Erhabene zu ehren, und wir schätzen andere, alltägliche Erfahrungen, die wir für trivial oder unbedeutend halten, klein und das möchte ich an einem Beispiel zeigen: Wie sehr gefielen mir die Spaziergänge im Hain, die Abende bei einem Film vor dem Fernseher oder auch nur ein Besuch in einem Café, aber vor neun Jahren habe ich das noch nicht so wahrgenommen und wollte lieber etwas Großes erleben. Eine Expedition, möglicherweise. Heute wäre ich glücklich, ich könnte einen Vormittag in der Kleinstadt flanieren und dabei ein paar Kuriositäten in den Schaufenstern entdecken oder mit einigen Menschen ins Gespräch kommen.“ Dabei unterbrach mich meine Gesprächspartnerin und sagte: „Genauso ging es mir auch. Aber ich habe relativ früh schon Erfahrungen gemacht, die mich glücklich gemacht haben – in meiner Arbeit als Pädagogin oder bei Spieleabenden. Da habe ich wirklich einige sehr schöne Stunden erlebt.“
„Eine andere Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, dass sich doch vieles im Laufe der Jahre zum Besseren entwickelt hat. Es war doch meistens übertrieben, zu denken, dass mir doch nichts gelingt, wenn es nur etwas Zeit gebraucht hat, dass sich die Dinge geklärt haben.“ Sie erwiderte: „Das stimmt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so gut deutsch spreche, aber mit der Zeit ist dies von alleine gekommen.“
„Ein Drittes wäre die Nostalgie. Wenn ich alte deutsche Filme aus den 1970er Jahren sehe, empfinde ich eine Sehnsucht nach der Mode und dem Design und möchte gerne wieder in einer Zeit leben, in der ich noch nicht geboren war. Aber es gibt ja zum Glück Schallplattenläden, die diese Sehnsucht etwas stillen können.“ „Oder Vintage-Läden“, warf sie ein. „Dort habe ich selbst schon einige schöne Sachen gefunden.“
Inzwischen fühlte ich dasselbe Behagen, das ich damals gespürt habe. Ich merkte, dass unser Gespräch nun zu einem Ende kommen würde, deshalb kam ich zu meiner Überraschung: „Da ich damals sehr schüchtern gewesen bin, dich aber immer toll fand, möchte ich mit dir etwas unternehmen, sozusagen etwas nachholen, was ich vor neun Jahren mit dir gerne getan hätte.“ „Und was wäre dies?“, fragte sie aufgeregt. „Ich hätte gerne mit dir einen Ausflug in eine andere Stadt gemacht. In keine Großstadt, sondern in eine der Nachbarstädte. Wenn ich mich damals mehr getraut hätte, wäre ich gerne mit dir nach Aschaffenburg gefahren, wir hätten die Stadt besichtigt und es uns in einem Park gemütlich gemacht. Bist du damit einverstanden, dass wir das nach neun Jahren nachholen?“
„Einverstanden!“, sagte sie, dabei spürte ich in ihrem Gesicht so etwas wie Herzenswärme.