Kategorie-Archiv: Nene Stark

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Gestern, heute, morgen: Sonntag

Sonntags wird am Stammtisch pünktlich mit dem Zwölfuhrläuten der letzte Rest Bierschaum eilig hinuntergekippt. Die Stühle werden über den knarzenden Holzboden zurückgeschoben, die Jacken angezogen und tiefe Männerstimmen lachen noch über einen schnell hingeworfenen Witz, egal ob anzüglich oder nicht. Die Zeche beim Wirt wird jetzt bezahlt oder auch erst zum Monatsletzten die Frau wartet ja, das Essen auf dem Herd. Man klopft sich noch schnell auf die Schultern, zufrieden mit sich und den alten Geschichten, die auf ewig lustig sind, weil sie auf ewig immer gleich erzählt werden.

Gestern. Das Zwölfuhrläuten war noch nicht ganz verklungen, als Jakob vom verrauchten und mit Männerdunst vernebelten Kellerwirt ins Freie trat. Er atmete die klirrend kalte Luft tief ein und hob noch einmal die Hand zum Gruß, als er die Kellnerin sah, die sich für eine schnelle Zigarette vor die Garage gestellt hatte.

Als Jakob den Dorfplatz überquerte, flogen ihm zarte Schneeflocken ins Gesicht, die sofort auf seiner verschwitzten Haut schmolzen. Der erste Schnee, dachte er und bog in die Glasergasse ein. Schon so früh heuer. Seine Frau Gerti würde wohl heute die ersten Futterknödel für die Amseln aufhängen.

Während er beschwingt den Aufstieg Richtung trautes Heim in Angriff nahm, spürte er leichten Schwindel. Oder war da zuerst das Schlittern seiner Füße auf dem glatten Gehweg gewesen? Er rutschte jedenfalls, riss die Arme in die Luft und die Beine nach vorne und für den Bruchteil einer Sekunde schwebte Jakob in der Luft, durch keinen seiner Körperteile mit der Erde verbunden. Dann fiel er nach hinten und stieß sich den Kopf an der Bordsteinkante.

Heute. Ein scharfer, stechender Schmerz durchzuckt seinen Körper und klingt mit immer kürzer werdenden Wellen ab. Vorsichtig betastet Jakob seinen Hinterkopf. Kein Blut, aber eine Beule würde es wohl werden. Er setzt sich langsam auf und sieht sich um. Es ist niemand da, nur der Schnee fällt noch still vom grauen Himmel und bedeckt nach und nach die schmale Gasse.

Unter Ächzen und Stöhnen schafft es Jakob, sich aufzurichten. Vorsichtig stützt er sich an den Hausmauern ab und setzt Schritt für Schritt seine schweren Stiefel hintereinander. Als er endlich ganz oben ist, biegt er nach rechts, an der alten Linde vorbei, und zwei Häuser weiter geht er durch das Gartentor. Der Schmerz hat nun nachgelassen, aber der Schwindel ist noch immer da. Er würde Gerti bitten, ihm einen heißen Tee zu machen und eine Packung Tiefkühlgemüse gegen die Beule zu halten.

Als er den Schlüssel aus der Jackentasche zieht und in das Schloss schiebt, will dieser sich nicht drehen lassen. Jakob lehnt sich stöhnend gegen die Hausmauer. Er hat wohl mehr getrunken, als er ursprünglich gedacht hat. Ein Hund bellt und kratzt von innen an der Haustür. Jakob stutzt. Sie haben keinen Hund. Er tritt ein paar Schritte zurück, hebt vorsichtig den Kopf, dreht sich hin und her und blickt vom Gartentor zur Haustür und wieder zurück. Es ist sein Haus und doch nicht sein Haus. Er erkennt die Einfahrt, das Gartentor, das Blumenbeet unter dem Küchenfenster, das er selbst mit Flusssteinen umgrenzt hat. Aber er erkennt weder die neue zitronengelbe Hauswandfarbe noch den Postkasten, der die Form einer übergewichtigen Katze hat.

Die Türe schwingt auf und eine junge Frau stürzt heraus. „Papa“, ruft sie, ergreift Jakob am Arm und zieht ihn sanft in das Haus hinein. „Was machst du denn? Bist du wieder ausgerissen?“ Ein kleines weißes Fellbündel springt an ihm hoch und versucht seine Hände zu lecken. Reflexartig reißt Jakob seine Hände nach oben und stößt damit die junge Frau zur Seite. Sie verschränkt die Arme vor dem Körper, legt den Kopf schief und seufzt: „Ach, Papa.“

„Entschuldigung! Ich glaub, ich bin im falschen Haus.“ Jakob wendet sich von der Frau ab, als diese ihm eine Hand auf den Arm legt. „Komm doch mal rein, wärm dich auf. Wir werden das schon regeln!“ Ihr Ton ist leise, aber bestimmend, und Jakob lässt sich durch den Flur in die Küche führen.

Dort läuft ihm ein kleines Mädchen entgegen, mit dem lockigen Haarschopf seiner Tochter, doch mit fremden Augen, fremder Nase und fremdem Mund. „Opa, Opa!“, jauchzt sie und nimmt ihn bei der Hand. Völlig perplex lässt sich Jakob von ihr zum Küchentisch ziehen und plumpst auf die Bank. Das Mädchen klettert auf seinen Schoß und schmiegt sich an ihn.

„Ich habe Kaffee aufgesetzt, Papa. Willst du auch einen?“ Jakob sieht die Frau entgeistert an. „Bitte“, bringt er stockend heraus. „Wo bin ich denn hier?“ Das Mädchen auf seinem Schoß betrachtet ihn vorwurfsvoll aus großen Kinderaugen. „Aber Opa! Du bist bei uns. Bei Mama, bei Papa und bei mir. Wiesenweg Nummer fünf.“

„Wiesenweg fünf?“ Jakob merkt wie seine Stimme immer brüchiger wird. „Das ist meine Adresse.“ Die Frau seufzt und stellt ein Tablett mit Tassen und Teller auf den Tisch. „Ja, Papa. Du hast hier mal gewohnt. Bis vor“, sie überlegt einen Moment, „ziemlich genau neun Jahren – als Mama gestorben ist.“

„Mama?“ Jakob versteht noch immer nicht. Verdutzt nimmt er die ihm dargereichte Tasse mit Kaffee in die Hand. Die Frau streichelt behutsam seinen Arm, als ob er ein verletztes Tier wäre. „Mama, deine Frau Gertraud. Ich bin Katharina, deine Tochter. Das ist Luise, deine Enkelin. Und du bist wahrscheinlich wieder aus dem Seniorenzentrum ausgebüxt und hast den Bus genommen, stimmt’s?“

Ohne auf seine Antwort zu warten, steht sie auf und zieht ihr Handy aus der Tasche. „Ich ruf dort mal an.“ Das kleine Mädchen – Luise, heißt sie wohl – ist von seinem Schoß geklettert und er führt zitternd die Tasse mit dem heißen Kaffee zum Mund. Er betastet seinen Kopf. Da ist sie, die Beule.

Vor einer Stunde ist er noch im Wirtshaus gesessen und hat mit seinen Spezis ein paar Bier getrunken. Gerti hat ihm an diesem Morgen, mit der kleinen Katharina auf dem Arm, noch aus dem Küchenfenster nachgeschimpft, weil er ohne Mütze losgezogen war. Und jetzt gibt es sie nicht mehr. Mein Gott, wie die Zeit vergeht! Er blickt auf die Küchenuhr.

Es ist zwölf Minuten nach zwölf. Morgen.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 22028

Nein danke

Im Büro 042 sitzt ein glatzköpfiger Mann hinter einem minimalistischen Schreibtisch und schaut mich verdutzt an. Alles hier ist minimalistisch: das Gebäude, die Ausstattung des Büros und sogar die Haare auf seinem Kopf.
Es geht darum, mein Handy abzugeben. Ich will es nicht mehr. Schon seit drei Monaten nicht. Nach zahlreichen Mails, Digital Calls in Warteschleifen und sogar analogen Anrufen in der Zentrale habe ich beschlossen, selbst herzufahren. Zur Außenstelle für Human Interaction.
Als ich endlich da bin, muss ich mich via Bluetooth einloggen. „Herzlich willkommen“, begrüßt mich eine fröhliche Frauenstimme und mein Auto fährt hinein.
Den Termin habe ich schon vorab reserviert, ich konnte mir sogar den menschlichen Berater auf der Website aussuchen. Herrn F.s Profil sah nett aus, also buchte ich bei ihm.

Es ist nicht leicht, das Handy loszuwerden. Früher konnten wir es ausschalten, wegwerfen, die SIM-Card vernichten oder den Akku herausschneiden. Das kann man schon seit einigen Jahren nicht mehr. Die jetzigen Handys haben Dauerbetrieb, sind unzerstörbar und immer online. Falls man es verliert, es doch irgendwie kaputt gehen sollte oder es gestohlen wird, sendet das Handy ein Notsignal zu nozamA. Binnen zwölf Stunden wird ein neues Handy vor die Tür geliefert.

Wird das Handy länger als acht Stunden nicht benützt, wird man diesbezüglich kontaktiert. Bei Nichtgebrauch von mehr als 14 Stunden bekommen Verwandte und Freunde eine Notifikation, um festzustellen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Nach 24 Stunden werden Nachbarn, Geschäftsleute in der Nähe und Arbeitskollegen informiert  und nach 48 Stunden wird schließlich die Polizei alarmiert.
Security Check In, nennt sich das und ist nicht optional.
Mein Offline-Rekord betrug 134 Stunden. Dabei erhielt ich via Versand zwölf neue Handys, die ich nun zurückgeben möchte. Freunde, Familie, Kollegen und die Polizei waren ganz schön sauer auf mich. Es tut mir ja auch leid. Ich will wirklich nicht, dass das ständig passiert. Darum bin ich jetzt hier.

Herr F. sieht mich nun also verdutzt an. „Aber“, bringt er unter der minimalistischen FFP2-Maske hervor, „Aber ohne Handy ... wie wollen Sie dann kommunizieren? Wie wollen Sie Ihr Auto steuern, Einkäufe erledigen oder medizinische Versorgung in Anspruch nehmen?“
„In der Tat schwierig“, stimme ich ihm zu. „ Aber ich habe vor, mein Auto abzugeben. Ich möchte mich zurückziehen. Mein Keller ist voller Lebensmittel, ich habe eine Freundin, die mir bereitwillig Essen vorbeibringen und mich zu Arztterminen fahren wird. Seit Anfang des Jahres hat die Regierung wieder Bargeld als Zahlungsmittel erlaubt und zum Glück gibt es Haftpflicht- sowie Krankenversicherung auch ohne Handy. Das ist zwar teurer, aber ich kann mir das leisten. Zumindest für fünfzehn Jahre. Wie es dann weitergeht, kann mir selbst nozamA nicht beantworten.“

„Ah!“ Herr F. klingt fast erleichtert. „Sie fallen damit in Kategorie 809 der Menschen für  Verschwörungstheorie. Das kommt aus Ihren Daten nur sehr schwach hervor. Das passiert manchmal.“ Wie zum Beweis hält er mir sein Tablet mit meinem Foto und einer Art Mindmap vor die Nase.
Kindheit, Vorlieben, Abneigungen, Jobs, Versicherungen, Kredite, Lebensstil, Partner, Suchverlauf, Träume steht da.
„Sehen Sie!“, Herr F. tippt auf Lebensstil und scrollt mehrere Seiten an Datensätzen durch. „Hier. 13 Prozent in der Spalte für 809-Verschwörung, sollte höher sein. Human Error.“ Plötzlich wirkt er traurig. Und ich bin mir nicht sicher, wessen Fehler dafür verantwortlich war – seiner oder meiner.

Herr F. wischt die Daten beiseite und verfällt nun in einen unverbindlichen Plauderton. „Hätten wir uns denken können! Normalerweise hat nozamA ein Früherkennungssystem für Kategorie 809 im Lebensstil und ihr Verhalten in den letzten zwölf Wochen hätte uns bessere Rückschlüsse ermöglichen können.“
„Ich möchte nicht über die Kategorie 809 definiert werden“, sage ich ruhig.

Herr F. wird ganz ernst. „Wir nehmen die Entscheidungsfreiheit unsrer Klientinnen und Klienten als höchstes Gut wahr! Wissen Sie, nozamA ist es schlichtweg egal, welchen Lebensstil Sie persönlich verfolgen. Diese Entscheidung liegt bei Ihnen!“
„So lange ich Daten liefere!“
„Genau!“, ruft der kleine Mann kurzerhand begeistert und nickt heftig. „Ist das nicht großartig? Jeder Mensch darf sich frei entfalten. nozamA sorgt dafür und unterstützt Sie, die besten politischen Parteien, Kredite, Versicherungen und Jobs passend zu Ihrem Lebensstil zu finden!“
„Ja“, stimme ich zu. “Und das möchte ich nicht mehr.“

Nun schweigt Herr F., senkt den Kopf und tippt etwas in sein Tablet. Dann sieht er mich wieder an, dann wieder auf sein Tablet. „Sie sind nun 47 Jahre alt und seit knapp 20 Jahren bei uns Klient. Sie haben Anspruch auf das neue Handy X002 sowie eine vergünstigte Versicherungsprämie und einen Kredit für einen neuen alseT!“
„Nein danke“, sage ich.
Nochmal tippt Herr F. „nozamA bietet Ihnen die unglaubliche Möglichkeit für eine Kur im psychologischen Reha-Zentrum Bad Feldenleon mit Viersterne-Verpflegung für vier Wochen an. nozamA übernimmt selbstverständlich die Kosten.“
Nun weiß ich nicht, ob ich beleidigt oder belustigt sein soll. Denkt nozamA wirklich, ich sei psychisch instabil geworden?
„Nein danke“, versuche ich in neutralem Ton zu sagen. „Geht aus meinen Daten eine psychische Vorerkrankung oder genetische Prädisposition hervor?“
Herr F. tippt auf Versicherungen und dann auf Krankengeschichte. Er schüttelt den Kopf. „Sie haben allerdings eine 28-prozentige Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten vier Jahre an schwerem Darmkrebs zu erkranken.“
„28“, sage ich. „Das ist nicht viel.“
„Aber auch nicht wenig“, meint Herr F. und wir schweigen uns einen Moment lang an.

Dann fällt mir ein, dass laut dem Gesetz seit neuestem ein ganz bestimmter Satz zur unwiderruflichen Auflösung des Vertrages mit nozamA führt, wenn er gegenüber einem Human Contact geäußert wird. Ich habe ihn auswendig gelernt, weil ich ihn auf dem Handy nicht aufrufen kann.

Ich räuspere mich und beginne zu sprechen: „Ich, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, wünsche eine Vertragsauflösung mit nozamA, die einen Verzicht auf jegliche Dienstleistungen des Anbieters zur Folge hat. Da die Löschung bereits gesammelter Daten nicht möglich ist, lege ich fürs Protokoll Einspruch fest und sollte sich in Zukunft die gesetzliche Lage ändern, verlange ich rückwirkend eine endgültige Löschung aller Daten. Die Aufzeichnung sämtlicher zukünftiger Daten untersage ich hiermit auf jeden Fall!“

Herr F.  schlägt die Stirn in Falten und sein Kopf wird unter der Maske hochrot.
„Und ich möchte es gerne schriftlich auf Papier festgehalten haben!“, füge ich rasch hinzu.
nozamA hatte vor Jahren Kampagnen gegen Papier gestartet. Weil die Abholzung des Regenwaldes unserem Klima schadet, ist Papier in Verruf geraten. Auch weil Daten auf Papier für nozamA Mehraufwand bedeuten. Ich möchte das Formular trotzdem. Ich werde es einrahmen und mir übers Bett hängen.
Mein Handy, das ich die ganze Zeit über in der Hand gehalten habe, lege ich auf den Tisch.

Herr F. wirkt resigniert. Seufzend drückt er ein paar Sekunden lang auf dem Tablet herum, und der in der Wand installierte Drucker spuckt ein Formular aus. Herr F. muss eine Weile suchen, bis er den Stempel gefunden hat. Mein Handy gibt er in eine transparente Plastikbox und kennzeichnet diese mit dem digitalen Zeichen für Rohstoffverwertung.

Nun reicht er mir das gestempelte Formular. „Wissen Sie“, sagt er zum Abschied, „meinen Job gibt es nur, weil es das Gesetz so vorsieht. Human Interaction ist ein Bullshit-Job. Mein Vorgesetzter ist ein Algorithmus.“ Er zögert. „Vielleicht besuche ich Sie. Irgendwann.“
„Da würde ich mich freuen“, sage ich und bin schon zur Tür hinaus.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 22018

Das bisschen Mensch

Etwas war in ihm verloren gegangen. Eine Art Antwort auf alles, was ihm das Leben entgegengeworfen hatte. Es war nichts Konkretes gewesen, kein festgelegtes Mantra oder durchdachte Überzeugung, mehr ein Gefühl für die Dinge. Er hatte es immer in sich getragen, manchmal hatte es stärker, manchmal schwächer in ihm gehallt. Nun war es verschwunden.

Es hatte nichts damit zu tun, dass er unzufrieden war. Er war schon öfters unzufrieden gewesen, war traurig, war verletzt und ängstlich gewesen, hatte sich manchmal unzureichend und ungeliebt gefühlt. Aber nun gab es eben neben all diesen Regungen kein Gegengewicht, das ihn in Balance gehalten hätte.

Im Nachhinein dachte er, dass es so gewesen sein muss, als ob man etwas verliert, wenn man am Strand spazieren geht. So ganz nebenbei. Man ist mit dem Partner oder Hund beschäftigt, mit dem Tosen der Natur und all den Dingen, die einem durch den Kopf gehen. Eigentlich ist man ganz bei sich, aufmerksam, und trotzdem verliert man etwas. Vielleicht ist es ein Schlüssel, der aus der Hosentasche gerutscht ist. Vielleicht ein Haarband oder ein Feuerzeug. Man merkt es erst gar nicht, weil es so viele andere Sachen gibt, die einen umgeben. Wenn es etwas Wichtiges war, merkt man es hinterher, wahrscheinlich sogar sehr rasch. Manchmal hat man Glück und kann seine Schritte zurückverfolgen und findet es wieder, wenn es noch nicht von der Flut mitgerissen worden ist.

Er hatte kein Glück gehabt. Obwohl er seine Schritte zurückverfolgte, nachdachte, was schiefgelaufen war und wo es angefangen hatte, fand er es nicht wieder. Sein Hausarzt schrieb ihn krank, gab ihm Antidepressiva, empfahl ihm einen Psychotherapeuten und besprach die Möglichkeit einer Kur.

Am ersten Tag zuhause tat er das, was er immer tat, wenn er etwas verloren hatte: Er ging zusammen mit seinem Hund am Strand spazieren. Er vergrub seine Hände tief in den Jackentaschen, zog die Schultern hoch und stapfte los. Der schneidend kalte Wind trieb ihm die gewohnten Tränen in die Augen, und er sah nur verschwommen die brachliegende Weite vor sich. Meer, Himmel, Strand – alles grau, alles kalt und verlassen. Nur das bisschen Mensch mit seinem Hund.

Er bemerkte es erst, als er fast davorstand. Etwas Rotes mit etwas Weißem. Er bückte sich und hob den Turnschuh auf. Weinrotes Leder, abgewetzt und abgetragen. Die lose herabhängenden Schnürsenkel waren mehr beige als weiß, wie er nun sah. Reflexhaft sah er sich um. Doch natürlich war da niemand, bis auf seinen treuen Gefährten, der den Wellen nachjagte. Keine Fußspuren am Boden, kein zweiter Schuh.

Das Leder war innen wie außen trocken. Also war der Turnschuh weder vom Meer angespült worden noch konnte er länger als ein paar Stunden hier gelegen haben. Gestern Abend hatte es geregnet, danach nicht mehr. An der Sohle klebte etwas Sand.

Er blickte in die endlosen Wellen hinaus. Wie konnte man einen Schuh verlieren? Ging man einfach so mit nur einem Schuh weiter, gedankenverloren und ohne es zu merken? Oder hatte das Meer den Rest bereits verschluckt? Und wie viel Rest mochte da noch gewesen sein?

Inzwischen war ihm kalt geworden, er fühlte, wie seine Finger klamm wurden. Er stopfte den Turnschuh in eine Jackentasche und sah noch eine Weile aufs Meer hinaus. Dann pfiff er nach seinem Hund und trat den Rückweg an.

Zuhause setzte er Tee auf und rief die Küstenwache an, die im Winter nur Notbetrieb hatte. Zögerlich sprach er ihnen aufs Band, auch wenn er nicht genau wusste, was er eigentlich sagen wollte. Er berichtete von seinem Fund und der Tatsache, dass ihm das alles sehr merkwürdig vorkam. Es war schließlich nicht der gelegentliche Krempel, den das Meer anschwemmte, weil manche Leute ihren Dreck dort abluden. Es war auch keine Geldbörse, kein Ring oder Buch, nichts, was einem aus der Tasche fallen könnte. Es war ein Schuh.

Als er aufgelegt hatte, setzte er sich aufs Sofa und stellte den Turnschuh vor sich auf den Tisch. Er hatte etwas gefunden, auch wenn es nicht das war, wonach er gesucht hatte.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: ärgstens | Inventarnummer: 20068

 

Herbstbeginn

Die Marktgemeinde Hollstein stand vor einem Scheideweg, dessen einzuschlagende Richtung gänzlich in der Hand von drei Menschen lag. Die Hollsteiner wussten davon noch nichts, sondern ließen sich in den Abendstunden jenes warmen Septembertages an der Seepromenade treiben, begleitet von den Klängen der örtlichen, preisgekrönten Musikkapelle. Später gesellte man sich im Strandbad auf den Bierbänken zueinander, aß belegte Brote oder Bratwurst und trank allerlei Alkoholisches, bis die Gelsen zu lästig wurden und das Bier zur Neige ging.

Wie jedes Jahr am 21. September, feierte man den Einzug des Herbstes sowie den Abgang der Touristen, die jeden Sommer mehr und jeden Sommer etwas ungehobelter wurden. Vereinzelt trotteten noch einige von ihnen herum, fotografierten den Sonnenuntergang oder die Mädchen im Dirndl, die Tabletts mit zehn Halben trugen, als wären nur zwei darauf. Eine Gruppe Asiaten hatte sich den Tisch direkt neben der Musik gesichert und klatschte jeden Schlager begeistert mit.

Als besondere Spezialität wurde, wie bei jedem noch so kleinen Dorffest, die Kaszuzler serviert. Entweder im Ganzen oder als daumendicke Scheiben auf einem Holzbrett, daneben Senf, Kren und ein Kornwecken. Zu Weihnachten kam die Kaszuzler neben der Leberpastete und zu Ostern zum Frühstück mit frisch gekochten Eiern auf den Tisch. Auch als Pizzabelag war sie unschlagbar: Die „Kaszuzler Pizza“ war der Verkaufsrenner beim Wirt am Dorfplatz. Was wäre der Herbsteinzug ohne Kaszuzler? Was wäre Hollstein ohne Kaszuzler?

Die Kaszuzler ist eine sogenannte Rohwurst, deren Zutaten als auch Herstellungsprozess ein allgemein bekanntes Geheimnis in Hollstein und Umgebung waren. Gewürze und Muskelfleisch im Fleischwolf dreimal durchgedreht und mit Käsespezialitäten aller Art verfeinert. Dann genau 66 Minuten über Eichenholz geräuchert. So viel wusste man – nicht zuletzt durch einen teuren Werbespot, der zur besten Sendezeit im ORF lief und in dem eine berühmte Wiener Schauspielerin aus einer berühmten Wiener Schauspieldynastie herzhaft in die Wurst biss.

Die Kaszuzlerei lag am Rande des Dorfes und war ein modernes Gebäude auf einer kleinen Anhöhe. Davor fünfzig Auto- und zehn Busparkplätze und ein großer Kinderspielplatz mit Streichelzoo. Im Erdgeschoß ein Café mit Seeblick und eine Theke, an der man sechzehn verschiedene Arten von Kaszuzler zu unterschiedlichsten Preisen erwerben konnte. Es gab Putenkaszuzler und vegane Kaszuzler mit Tofu und Soja, Kaszuzler mit Emmentaler, Gouda und Mozzarella sowie allerlei Mischformen.

Im selben Gebäude befand sich ein interaktives Museum, in dem Kinder und Erwachsene sich sowohl über Herkunft und Haltung der Tiere als auch über Produktionsbedingungen auf unterhaltsamste Weise informieren konnten. Über die genauen Details der Schlachtung (den eigentlichen Sinn einer Metzgerei) schwieg man sich allerdings aus – nur dass sie „human“ erfolgte, was auch immer das hieß.

Dahinter, einige hundert Meter entfernt, lag die Produktionshalle. Eine von zwanzig in ganz Österreich. Natürlich produzierte man hier nicht nur das Original, sondern auch andere Wurstwaren und Fleischspezialitäten, deren Verpackungen jedoch immer das Siegel der Kaszuzler trugen: ein roter Kreis mit einem gelben Quadrat darin.

Die Anfänge der Kaszuzler waren folgende: Aloisyus Gerstner und Innocentia Habermann heirateten 1918, gleich nach Kriegsende. Der Bub übernahm die Metzgerei von Hubert Habermann, Innocentias Vater, im Dezember 1921, nachdem dieser aus nicht überlieferten Gründen das Zeitliche gesegnet hatte. Vielleicht war‘s ein Schlaganfall, vielleicht ein klug geplanter und eiskalt ausgeführter Mord? Da waren den Fantasien der Hollsteiner keine Grenzen gesetzt.

Ein halbes Jahr später gab es jedenfalls die ersten Aufzeichnungen über die Kaszuzler. Ein Produkt, das durch die Freundschaft mit einer nahegelegenen Käserei entstanden war. Die Käserei gab es bald nicht mehr, aber das tat der Erfolgsgeschichte der Zuzla, wie sie die Einheimischen liebevoll nannten, keinen Abbruch.

Namensgeber, so die Überlieferung, war Karl der Erste, letzter Kaiser von Österreich. Als dieser inkognito mit seinem Auto durch Österreich Richtung Ungarn fuhr, machte er in Hollstein halt und kehrte in die Metzgerei am Dorfplatz ein, um sich eine Jause zu gönnen. Das relativ neue Produkt wurde ihm, mit einer Halben Bier und einer Semmel, serviert. Begeistert von dessen Geschmack rief er aus: Da könnt‘ ich den ganzen Tag dran zuzeln, so fein ist das! Dass die Daten nicht ganz mit den offiziellen Reiseaufzeichnungen von Karl dem Ersten übereinstimmten, tat der Popularität dieser Geschichte keinen Abbruch. So gilt bis heute die Kaszuzler als Exportschlager von Hollstein, weit über die Grenzen Europas hinaus.

Anna Innocentia Gerstner-Junker feierte am 21. September ihren neunundzwanzigsten Geburtstag mit einer Flasche Wein im Beisein ihres 94-jährigen Großvaters, der zu Beginn wie immer über die Russen schimpfte, nach zwei Achterl Wein plötzlich ganz ruhig wurde und nach einem weiteren im Rollstuhl schnarchte. In der Villa der Gerstners, nur zweihundert Meter Luftlinie von der Produktionsstätte, hatte Anna Innocentia immer ihre Kindheitssommer verbracht. Außer ihrem Großvater, zwei Pflegerinnen und einem Gärtner wohnte niemand mehr darin.  Sie besaß nun selbst einen Prachtbau auf der anderen Seite des Sees, dessen dem See zugewandte Seite fast gänzlich aus Glas bestand. Rundherum vier Hektar Grund, abgegrenzt durch eine Betonmauer.

Anna Innocentia hatte allen Grund zu feiern. Morgen würden die Verhandlungen für eine bevorstehende Fusion der Kaszuzlerei mit einem chinesischen Unternehmen beginnen. Während ihr Großvater von einer der Pflegerinnen vorsichtig aus dem Zimmer gerollt wurde, stand Anna auf, ging zum Fenster, öffnete es und sog die kühle Nachtluft ein. Vom See her wehte die Musik der Hollsteiner Kapelle, die gerade Moon River ausklingen ließ.

Irgendwo dort unten beim Fest, in der Gruppe der Asiaten, die so fleißig im Takt der Musik klatschten, saß Meng Li, CEO von Kapsui, einer chinesischen Lebensmittelfirma. Einen Tisch weiter saß Julian Angelmaier, seines Zeichens Bürgermeister von Hollstein und Verhandlungsführer im Namen seiner Schäfchen, die noch nichts von ihrem Schicksal wussten. Sie prosteten sich im Schein der bunten Lichterketten heimlich zu. Der Herbst hatte begonnen.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: Lesebissen | Inventarnummer: 19106

Schreibend

Um zu schreiben, so dachte er, muss man sich einfach hinsetzen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. Dass dies Arbeit erfordern könnte, war ihm nie in den Sinn gekommen. Henrik hatte mit seinen 59 Jahren von Camus bis Kehlmann alles gelesen und hatte die letzten Jahrzehnte damit verbracht, eine beachtliche Sammlung von Erstausgaben der klassischen Literatur anzulegen. Sein besonderer Stolz war eine signierte Erstauflage von Madame Bovary, die er in Paris bei einem Stand auf der Porte de Clignancourt zu einem Spottpreis von dreißig Francs ersteigern hatte können.

Seiner Frau hatte Henrik angekündigt, einen Roman zu schreiben. Einen Roman, von dem man leben könne. Also sprich, ein außerordentliches Epos, das sowohl Kritiker als auch das Lesepublikum in nachhaltige Begeisterung versetzen sollte. Sechs Wochen, hatte seine Frau gesagt. Du hast sechs Wochen. Nimm dir Urlaub. Nach sechs Wochen würde sich die Sache schon weisen.

Die erste Woche verging wie im Flug, er schlief lange, so lange, wie er es seit dreißig Jahren nicht mehr getan hatte. Dann frühstückte er ausgiebig, las die Zeitung und marschierte mit breitem Sonnenhut, einem Stapel Papier und seiner Federschachtel unterm Arm in den Garten. Dort in der Laube, umgeben vom Duft der Rosen und des wilden Weines, ja, dort sollte er seinen Roman beginnen.

Schriftsteller wollte er immer schon werden. Seit er ein kleiner Bub gewesen war und die ersten Zeilen der Wild-West-Romane seines Bruders gelesen hatte. Schreiben, so, dass die staubige, menschenleere Weite der Prärie vor dem geistigen Auge auftaucht, so, dass man die Schüsse knallen hört und die Cowboys und Indianer bluten sieht. Doch weder sein Vater noch seine Mutter waren begeistert. Schriftsteller, das war kein Beruf. Das war kein Leben.

Dennoch begann Klein Henrik alles aufzuschreiben, was ihm in den Sinn kam. Er kritzelte bis spät in die Nacht auf dem alten Zeitungspapier, das eigentlich schon zum Verheizen hinterm Ofen gelegen hatte. Wenn die Mutter es fand, las sie es und lobte ihn für sein „schönes Talent“, aber es landete dennoch jedes Mal in den unerbittlichen Flammen des Kachelofens.

Als er in der Schule durch seinen immer verträumten Blick aus dem Fenster auffiel, empfahl man den Eltern, dem Jungen jegliche Ablenkung zu entreißen. Seine Bücher wurden in einer Kiste auf den Dachboden verbannt, seine Bleistifte wurden in Mutters Kleiderschrank Nacht für Nacht versperrt und in der Früh zurück in den Rucksack gesteckt und jeder gelesene Zeitungsabschnitt wurde sofort verbrannt, damit keinerlei Ideen in dem Kopf des Jungen nisten könnten. Die einzigen Bücher, die ihm geblieben waren, waren die Schulbücher. Ein Stapel unscheinbarer, lustleerer Ansammlungen von quälend langweiligen Vorstellungen, wie das Leben zu lernen und zu leben war. Leidend büffelte er Mathematik und Chemie, er hasste Zahlen. Sie waren unschön, unromantisch und farblos. Er hatte nie einen hässlicheren Klang gehört als das Wort Substitution.

Im Gymnasium schrieb er die schönsten Texte, wurde gelobt und durfte sogar einmal ein Gedicht vor der versammelten Schulgemeinde nach der Weihnachtsmette vortragen. Gut, sagten seine Eltern. Du kannst schreiben, das wird dir beim Studium helfen. Also studierte Henrik Jura. Er schrieb lange Gesetzestexte, formulierte Klagen, konzipierte Briefe und hatte in seiner Karriere abertausende Aktenblätter ausgefüllt.

Er hatte während seines Studiums, bei der ersten Stelle am Gericht und bis er dann endlich seine eigene Kanzlei eröffnet hatte, kein einziges Mal allein zur Freude seiner Schriftstellerseele geschrieben. Erst als er Mitte dreißig war, schrieb er ein paar Leserbriefe und Kommentare an verschiedene Zeitungen, deren Veröffentlichung ihn immer in Höchstlaune versetzte.

Dann, einem lang verdrängten Trieb folgend, begann er wieder zu lesen. Und die ersten Bücher waren wie Tropfen auf einen heißen Stein. Es waren Bücher seiner Frau gewesen, die er immer am Nachttisch vorfand und zu denen er aus reiner Neugierde gegriffen hatte. Geschichten voller Herzeleid und flacher Charaktere, die zu erforschen zu blass waren.

Dennoch las er sie, saugte die Worte auf wie ein Verdurstender das Wasser in der Wüste. Danach las er alles, wofür er nie Zeit gehabt hatte. Ein, zwei Bücher in der Woche lesend bis spät in die Nacht. Jeden Samstag ging er in die Bibliothek, durchstreifte die Gänge, wie ein Raubtier auf der Suche nach seiner nächsten Beute.

Nun, endlich. Mit 59 Jahren sollte er seinen ersten Roman schreiben. Und was für einen noch dazu! Er saß nun mit ausgestreckten Beinen unterm Blätterdach der lieblichen Gartenlaube und sinnierte. Es fiel ihm ein, dass sein Großvater immer mit Pfeife sinniert hatte und wie sehr ihn das immer beeindruckt hatte. Also fuhr er in die Stadt und kaufte sich Tabak und Pfeife.

Als die erste Woche vorbei war, hatte er kein einziges Wort geschrieben. Doch anstatt zu verzweifeln, fühlte er sich so befreit wie noch nie. Er summte, kochte seiner Frau Abendessen und putzte sogar die Fenster, mähte den Rasen und pflanzte Blumen ins Balkongitter.

Nach der zweiten Woche fragte ihn seine Frau, ob sie denn schon etwas lesen dürfe. Henrik schüttelte den Kopf. Es sei noch zu abstrakt, die Ideen seien noch luftleer, und er hätte noch keinen konkreten Handlungsbogen.

Als er bei der Hälfte der vereinbarten sechs Wochen angekommen war, wurde Henrik unruhig. So, sagte er sich, setzt dich hin und schreib. Also setzte er sich hin. Also schrieb er. Er schrieb übers Wetter, über den Garten, über seine Frau. Dokumentarisch. Wie ein Jurist zählte er Vor- und Nachteile auf und schilderte detailgetreue Verläufe von Ereignissen. Das war keine Schriftstellerei. Das war Beamtendeutsch. Wütend zerriss Henrik jeden Abend, was er geschrieben hatte, und verbrannte es im Griller.

Zu dieser Zeit begann er intensiv zu träumen. Charaktere und Ideen flogen wirr in seinem Kopf herum, doch als er aufwachte verblassten sie. All die ungeschriebenen Worte, all die Geschichten und Abenteuer, die ihm als Junge so leicht aus der Feder gekommen waren, schienen jetzt versiegelt und vergraben unter den Jahren seines Lebens.

Während die fünfte Woche anbrach, weinte Henrik sich in den Schlaf. Hatte er es verlernt? War das, was er immer aus tiefster Seele geliebt, ja, was sein innerstes Wesen ausgemacht hatte, ihm nun für immer abhandengekommen?

Panik stieg in ihm hoch, und er las bis spät in die Nacht, begann seine Lieblingsromane, verwarf sie wieder, griff zu neuen Büchern, suchend nach Ideen, nach Inspiration, bis er erschöpft in seinem Ohrensessel und umgeben von knisterndem Papier einschlief.

Er verfluchte seine Eltern, seine Frau und sich selbst. Wie hatte er es zulassen können, dass er sein Leben der niedrigen Laufbahn eines Juristen widmete und nicht der eines Schöpfers, eines Fantasten und Verseschmiedes?

Ende der sechsten Woche resignierte Henrik. Geknickt saß er vor einem Stapel unbeschriebenen Papiers und gestand sich sein Versagen ein. Er würde seiner Frau alles erzählen, er würde am Montag wieder in die Kanzlei gehen und bis zum Ruhestand als braver Diener des Staates sein Bestes geben. Vielleicht in der Pension dann, wenn er wirklich Zeit hätte. Ja, tröstete er sich, dann würde er seine Glanzstunde als Autor haben.

Henrik ging durch den Garten, atmete die süße Schwere der Abendluft ein und atmete tief aus. Er betrachtete den Mond und die ersten aufglimmenden Sterne und empfand eine allumfassende Seelenruhe. Dann schritt er gemächlich hinein, setzte sich an den Küchentisch und schrieb bis zum Morgengrauen.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 18121

Paradies

Sie kennt das Gefühl schon: wenn ihr Herz rast und der Schweiß auf der Stirn steht. Diese innere Unruhe, dieses Gefühl, weder real noch unreal zu sein. Am liebsten nimmt sie an solchen Tagen ihr Feuerzeug mit und kauft sich auf dem Weg nach Hause eine Packung Zigaretten. Im Wald – sie lässt ihren Toyota am Rand der Forststraße stehen – läuft sie herum, ohne Ziel. Ein Zug an der Zigarette. Einmal die Zigarette gegen die nackte Haut drücken, dort, wo sie Jacke, Pullover hochgezogen hat und wo schon ein paar hellrote, kreisrunde Stellen die weiße Haut vernarben. Tief einatmen. Die Tränen kommen von selbst. Dann heult sie. Sie rennt heulend herum, bei jedem Wetter, im strahlenden Sonnenschein und im dichtesten Schneegestöber.

Sie fühlt sich, als könne sie ihrem eigenen Leben nicht entkommen. Deshalb rennt sie. Gegen die Zeit, gegen die Leere, gegen sich selbst. Manchmal kommt das Gefühl wochenlang gar nicht, dann trifft es sie, mit einem Schlag, so einengend, so brutal überwältigend, dass sie in ihrer Firma aufs Klo flüchtet, einen Schluck aus dem Wodkafläschchen in ihrer Handtasche nimmt und noch einen und noch einen. Danach geht sie zurück und arbeitet weiter, als wäre nichts gewesen. Manchmal baut sich das Gefühl schon tagelang auf, breitet sich aus, wie Wasser, das langsam durch ein Leck in ein Boot sickert. Sie nimmt dann die Zigarettenschachtel vom Regal im Vorzimmer und legt sie in das Handschuhfach. Das gibt ihr ein beruhigendes Gefühl von Zuversicht.

An Tagen, an denen es besonders viel wird, steigt sie in den feuerroten Toyota und nimmt den langen Weg nach Hause, nicht über die Bundesstraße, sondern über die Dorfstraßen und den Waldweg. Sie kennt die Route mittlerweile auswendig, weiß, bei welcher Kurve sie bremsen muss, wo es Schlaglöcher gibt und wo der Wald so nah an die Straße kommt, dass ein entgegenkommendes Auto gar nicht vorbei kann.

Dort drinnen, tief zwischen den Bäumen, gibt es eine kleine Einbuchtung, kurz bevor ein Trampelpfad rechtwinkelig abbiegt, auf dem manchmal Traktorspuren den weichen Boden aufwühlen – dort lässt sie das Auto stehen, holt die Bergschuhe aus dem Kofferraum und rennt los.

Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit durchtränkt mit sinnlosem Schmerz, steigt sie zurück ins Auto. Sie fährt nach Hause, frischt ihre Wimperntusche im Autospiegel auf und holt ihre Tochter vom Kindergarten ab.

Heute fährt sie langsam, die Straße spiegelt sich, der Regen prasselt gegen die Windschutzscheibe. Der Regenponcho und die Bergschuhe liegen schon bereit. Sie ist alleine, schon seit zehn Minuten kommt ihr kein anderes Auto entgegen. Bei der Einbuchtung bleibt sie stehen. Auf der anderen Straßenseite ist eine große Fläche gerodet worden, ein mit Baumstämmen beladener Anhänger steht einsam in der Mitte. Eine große Tafel wurde errichtet, doch ihre beschriftete Seite zeigt zur anderen Straßenrichtung.

Sie steigt aus, zieht sich die Bergschuhe an und den Regenponcho über. Die Zigaretten und das Feuerzeug schiebt sie in die Hosentasche. Langsam geht sie los, umrundet die Tafel, die mit jedem Schritt bedrohlich größer wird, und als sie auf der anderen Seite steht, brüllt ihr die Tafel in neonorangen Buchstaben entgegen: „Hier entsteht ein Naherholungszentrum. Ein Kletterpark, Ausflugshütten, Wanderwege und ein Parkplatz für zweihundert Autos sind in Planung. Willkommen im Paradies!“

Während der Regen langsam seinen Weg über das Gesicht und in den Nacken sucht, um schließlich in kleinen Rinnsalen über den Rücken zu fließen, steht sie nur da. Zum ersten Mal seit Langem hilflos in ihrer eigenen Verzweiflung.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 18120

Der neue Koloss vs. Die Mutter der Verbannten

Der dreiste Gigant von griechischem Ruhm
kreischt mit lauter Stimme von seinem Thron:

Behaltet sie dort, eure Müden, eure Armen,
eure Schicksale und menschlichen Dramen,
eure geknechteten Massen,
werden nicht mehr hereingelassen!

Wenn sie frei zu atmen begehren,
werden wir sie mit Mauern abwehren.
Aufgrund des elenden Unrats eurer gedrängten Küsten
werden wir nun unser Militär aufrüsten!

Doch dort, mit stummen Lippen brüllend,
den luftüberspannten Hafen füllend,
hallt ein „Willkommen“ in die Welt,
wo warmer Glanz auf dunkeln Boden fällt.

Denn da steht ein Spruch in Stein geschrieben:
Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturm Getriebenen
Hoch halt ich mein Licht am gold‘nen Tor!

Denn noch steht die Liebe allem anderen vor.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg | Inventarnummer:  17128

 

 

Von Mäusen und Menschen – und Geschwistern

Vor Kurzem fiel mir auf einem Bücherflohmarkt eine alte Ausgabe des Klassikers Of mice and men von John Steinbeck in die Hände. Vorsichtig blätterte ich in den vergilbten Seiten, die einst eine ungeliebte Englischhausaufgabe dargestellt hatten.

Als Sechzehnjährige lehnte ich solche Pflichtaufgaben natürlich schon im Vorhinein ab, so wie alles andere, das von Nichtgleichaltrigen an mich herangetragen wurde.
Aufgrund dieser inneren Sperre fand ich nur schleppend den Zugang zu dieser Novelle, die mein Lebensverständnis für immer auf den Kopf stellen sollte.
Zögernd begann ich zu lesen …

Die einsame, bildgewaltige Landschaft des amerikanischen Southwestern im Hochsommer erschien nach den ersten Zeilen vor meinem geistigen Auge. Träge und schläfrig kämpfte ich mich durch die Seiten, so wie die Protagonisten durch das staubige, heiße Kalifornien der 30er Jahre.
Plötzlich wurde ich jedoch von einem unsichtbaren Sog in das Buch hineingezogen, und die Erkenntnis einer emotionalen und geistigen Parallele zu meiner Realität traf mich unvorbereitet und mit der vollen Brandbreite von Gefühlen: Verwirrung, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Verständnis und Sehnsucht.

Ich hatte noch nie so mit einem Charakter mitgelebt, mitgeliebt und mitgelitten wie damals, als ich als europäischer Teenager Einblicke in das raue Leben eines amerikanischen, vom Leben gezeichneten Wanderarbeiters in den 1930ern bekommen hatte.
Ich fühlte mich verstanden. Endlich.
Beschämt und gleichzeitig erleichtert nahm ich wahr, dass auch andere mit der Verantwortung, die ihnen das Leben aufgetragen hatte, nicht zurechtkamen, ja, sich sogar dagegen wehrten, und trotzdem alles taten, um dieser Verantwortung letzten Endes gerecht zu werden.

Die Novelle fußt auf dem Thema des great american dream und der Hilflosigkeit der Charaktere, ihn aufgrund äußerer Umstände zu erfüllen. Sie erzählt von der großen Depression der 30er Jahre, von Rassismus und Standeszugehörigkeit, von der Einsamkeit der Landschaft und der Seele, und vom Unverständnis der anderen Menschen.
Für mich allerdings symbolisiert sie vor allem die Beziehung zwischen meinem Bruder und mir: gezeichnet von Hilflosigkeit, Überforderung und von Ablehnung – und doch hauptsächlich getragen von bedingungsloser Zuneigung.

Er war wie einer der Protagonisten - Lenny: groß, unendlich stark und geistig zurückgeblieben. Ich, nur ein Jahr jünger, war wie George, der für Lenny die Verantwortung übernommen hatte, weil er sich dazu verpflichtet gefühlt hatte.  So wie er fühlte ich den Drang, mich für meinen Bruder zu rechtfertigen, ihn zu verteidigen, ihn zu beschützen und vor allem Bösen zu verstecken.

God a'mighty, if I was alone I could live so easy – Gott allmächtiger, wenn ich allein wäre, wäre das Leben so viel leichter …
George traute sich, das zu sagen, was ich nie auszusprechen gewagt habe. Was ich so viele Male meiner Familie ins Gesicht schmettern wollte und nie, niemals getan habe oder tun werde.
Diesen einen Satz immer wieder und wieder zu lesen, ließ mich begreifen, dass auch ich das Recht hatte, wütend und frustriert über meine selbstauferlegte Verantwortung  zu sein. Es war, als ob eine jahrelange Last endlich von mir fiel, und mit ihr flossen die Tränen der Erleichterung in Sturzbächen hinunter.

Auch fand ich die Antwort, warum ich mir stets auf die Zunge gebissen, mich immer zurückgehalten habe, wenn die Frustration über meine eigene Hilflosigkeit überzukochen drohte, und ich alles und jeden um mich herum in ein schwarzes, tiefes Loch ziehen wollte:
Try to understand each other, if you understand each other you will be kind to each other Versucht euch zu verstehen, denn sobald ihr euch gegenseitig versteht, werdet ihr liebevoll miteinander umgehen.

Ich las das dünne Drama an einem Abend durch, und es ließ mich völlig aufgerieben zurück.
Steinbeck war vor gut achtzig Jahren ein Werk gelungen, das meine Welt als Teenager völlig aus den Angeln gehoben hat und bis heute eines meiner liebsten Bücher ist.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: about | Inventarnummer: 17087

Hundert Jahre Unsterblichkeit

Als Alois Peter 122 Jahre zählte, war die Kraft, die ihn über unmenschlich lange Zeit jugendlich gehalten hatte, am Schwinden und ließ ihn des Morgens kaum aus dem Bett kommen.
Von Tag zu Tag wurde er immer schwächer und lag schließlich da, hingerafft von Alter und Krankheit, weder fähig zu sprechen noch zu essen, und doch nicht willens, sein Leben auszuhauchen.
Man ließ den Pfarrer rufen, der jedoch nach der siebten Nacht in Folge dem Kranken die letzte Salbung verwehrte, mit der Begründung, den Mann in den Tod zu geleiten, liege nun nur mehr in Gottes Hand, er habe seine Schuldigkeit getan.
Selbst im hohen Fieber konnte Alois Peter sein Leben nicht loslassen. Er fantasierte von grässlichen Grimassen und den eiskalten Fingern des Gevatters Tod, die ihn umschmeichelten, aber nie zu fassen bekamen. Er steigerte sich in ruhelose Angst hinein, die ihn immer wieder schreiend aufschrecken ließ und der Familie am Hof schlaflose Nächte bereitete.
Doch kein Weinen, Flehen, Beten und Betteln am Bett des Kranken verschaffte der gebeutelten Familie die Ruhe eines friedlichen Todes.

Karmella, die Jüngste am Hof, gerade sechs geworden, kam eines Abends in die Kammer gestolpert und schreckte aus den fantastischen Tagträumen ihrer kindlichen Welt auf, als sie ihren Ururgroßvater murmelnd auf seiner Liegestätte fand. Sie setzte sich zu ihm, nahm seine eiskalte Hand in ihre warme und blieb sitzen, bis die Schatten im Zimmer immer länger wurden.
Nun geschah es, dass Alois solchen Komfort, solchen Trost in dieser Berührung fand, dass er für kurze Zeit alle Dämonen aus der Umnebelung seines Hirns verjagen und mit klarem Verstand eine Entscheidung treffen konnte: So wollte er nicht mehr leben. Er tat seinen letzten Atemzug und schied dahin.

Sein Tod sollte der letzte für lange Zeit in diesem Dorf sein, denn mit seinem Dahinscheiden ging der Fluch der Unsterblichkeit auf dessen Bewohner über.
Keiner starb mehr, wenn er es nicht aus eigenem Willen tat, und weder Unfälle noch Krankheiten konnten dem kleinen Dorf etwas anhaben. Die Kinder wurden geboren, und die Alten wurden immer älter.
Als dann moderne Schmerzmittel in Form einer eigenen kleinen Dorfapotheke Einzug hielten, wurde das Altsein sogar noch angenehmer und Krankheiten erträglicher. Es schien ein unglaubliches Glück damit einherzugehen.

Die Kirche verlor zunehmend an Einfluss und wurde jeden Sonntagmorgen immer leerer, bis nur noch ein taubstummer Einsiedler bei schlechtem Wetter in ihr Zuflucht fand.
Der Pfarrer suchte Frauen und Männer auf, um mit ihnen über Gott zu reden. Doch Gott existierte nicht in einer Gesellschaft von Unsterblichen, und so traf er nur auf Unverständnis und Spott. Nach fünf Jahren ohne ein Begräbnis oder eine Taufe gab er es schließlich auf und widmete sich ganz seinem Kräutergarten. Zu Hochzeiten wurde er nur mehr formhalber eingeladen. Niemand legte mehr Wert auf den Segen Gottes, denn man fühlte sich emanzipiert, ja, befreit von der Illusion eines allmächtigen Wesens, das seinen einzigen irdischen Beweis, nämlich den des unwillkürlichen Dahinraffens von Menschenleben, eingebüßt hatte.

Nach  zwanzig Jahren gab es den ersten freiwilligen Tod. Eine Urururenkelin Alois‘ hatte sich in den Tod gestürzt. Ein Unglück, das nur eine kurze Phase der Trauer und Besinnung in das Dorf brachte.
Ein Einlenken hielt man für nötig, als der junge Müller im Dorf seinen Arm im Mühlrad zerquetschte, weil sich dort etwas verfangen hatte. Besinnungslos vor Schmerzen griff er zur Axt und schlug sich den Unterarm ab. Er verlor viel Blut, und als man endlich in der Lage war, die Wunde zu stillen, zog er sich eine Blutvergiftung zu. Er brüllte tagelang vor Schmerzen, und jeder im Dorf konnte es kaum mehr ertragen. So pumpten sie ihn mit Schmerztabletten voll, und als das nichts mehr half, redeten sie auf ihn ein, doch endlich das Leben auszuhauchen.
Als dies wieder nichts half,  fügte man ihm zusätzliche Schmerzen zu, um ihn am Weiterleben zu hindern. Sie brachen ihm ein Bein und legten glühendheiße Kohlestücke auf seinen nackten Bauch.
Man zerrte den fast vergessenen Pfarrer herbei, um ihn zu zwingen, den letzten Beistand zu leisten. Doch der besah sich den Verletzten nur und lächelte traurig. „Seine Knochen könnt ihr ihm brechen, doch seinen Willen nicht.“
Und so war es dann auch. Denn die Schmerzen waren nichts im Vergleich zu der unendlichen Angst vor dem Unbekannten nach dem Leben. Der Müller fürchtete sich vor dem Tode, weil er ihn nicht kannte, denn er war geboren worden, nachdem Alois seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.
So lebte er in unbeschreiblichem Leid, verbannt von der Dorfgemeinschaft in einer Hütte am Waldesrand, wo niemand seine Schreie hören konnte.

Es dauerte hundert Jahre, bis der Fluch der Unsterblichkeit aufgehoben wurde. Mittlerweile gab es endloses Leid und Krankheit in dem kleinen Dorf und alle Schmerzmittel der Welt halfen nichts mehr dagegen. Und eine neue Unbekannte hatte sich im Laufe der Zeit in die Herzen der Menschen eingeschlichen: die Langeweile.
Wer nicht mit dem Stillen seines eigenen Leides und seiner Krankheit beschäftigt war, hatte nichts zu tun. Genuss und Lebensfreude waren einer immer gleichbleibenden Monotonie von Abläufen gewichen. Die Alten hockten in ihren Häusern, die Jungen bestellten die Arbeit am Hof. Es war ein sinnloses Dahinvegetieren.

Nun kam es, dass ausgerechnet Karmella, Alois‘ Ururgroßenkelin, die ihm in den Tod verholfen hatte, hundert Jahre nach seinem Tod wieder in ihr Heimatdorf zurückkehrte. Sie war mit siebzehn ausgezogen, hatte die Welt bereist und viele Seiten des Leben und Sterbens kennengelernt.
Sie war mit ihren hundertsechs Jahren körperlich und seelisch gesund geblieben und glich in ihrer Lebenskraft ihrem Ururgroßvater bevor dieser in seine schreckliche Welt des Schmerzes versunken war.
Mit Entsetzen betrat sie das ehemals kleine, idyllische Dorf, in dem nun keiner mehr seinen Frieden fand. Sie weinte bitterlich, als sie ihre Mutter wiedersah. Uralt saß diese im Schaukelstuhl, die Haut mit Flechten überzogen, bis auf die Knochen abgemagert und im Wahn vor sich hinredend. Sie musste schon Jahrzehnte hier sitzen, alleingelassen, und mit dem Stuhl verwachsen.

In der darauffolgenden Nacht träumten alle Bewohner den selben Traum und erwachten, bevor die Sonne aufging.
Karmella stand auf, ging zur Türe hinaus in Richtung Westen. Und während hinter ihr die Sonne langsam einen neuen Tag ankündigte, versammelten sich mehrere Dorfbewohner wie von einer unsichtbaren Macht geleitet, um Karmella herum. Der wahnsinnige Lebensdurst und die Angst waren aus ihren Augen gewichen und die Ruhe in ihren Seelen eingekehrt.
Wer wollte, begleitete Karmella an diesem Morgen in den Wald hinein. Sie sollten nie wieder zurückkehren.

Kurz danach erlagen die ersten Bewohner ihrer Krankheit oder ihrem Alter. Sie wurden bestattet und betrauert, es gab nach langer Zeit wieder Kirchengeläut und Nachtwachen. Und das Entsetzen vor dem plötzlich zurückkehrenden Tod wich nach kürzester Zeit wieder dem Alltag und der Menschlichkeit.

Nene Stark

www.verdichtet.at | Kategorie: ärgstens | Inventarnummer: 17021