Schlagwort-Archive: Kleinode – nicht nur an die Freude

Die schwarzen Sterne

Die Dunkelheit kommt früher, und sie bleibt länger.
Bis nur noch sie am Himmel sein wird.
Die schwarze Sonne steigt und sinkt.
Ebenso wie der schwarze Mond über den Himmel wandert, der sich in jeder Nacht verändert.
Und die schwarzen Sterne geben Kälte statt Wärme.

Die weiß-schwarze Uhr am Praterstern zeigt 20 Uhr 21

Die weiß-schwarze Uhr am Praterstern zeigt 20 Uhr 21

Johannes Tosin
(Text und Foto)

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude | Inventarnummer: 25102

Neues Licht

Im Erträumen von neuen Räumen
hast du die Liebe neu erdacht,
die in den Spuren deiner Worte
in meinem Herzen sich entfacht.
Und das Erlebte, dicht an dicht,
reinkarniert im neuen Licht.
Dehnt sich aus über Zukunftsgelände
und macht es vertraut, bis zum Ende.

Claudia Lüer

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude |Inventarnummer: 25096

Sehnsuchtsvoll

So oft hab ich dein Haar geküsst
die raue Wange zart gestrichen
Und dächt, wenn ich’s nicht besser wüsst
du wärst grad durchs Haus geschlichen

Leis folg ich deiner Blütenspur
betrink mich an vertrautem Duft
Lausch deinem Klang in Raum und Flur
und wieg mich sanft im Tanz der Luft
bis meine Angst gewichen

Claudia Lüer

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude |Inventarnummer: 25052

So leicht

Wir gehen bergauf und ich fühl mich
fern von dir.
Geh voran, sagst du zu mir,
so schnell, so langsam, wie du’s brauchst.
Wir hören den Wind,
als wär ein Flugplatz auf dem Grat,
sag ich, so laut.
Es kracht, es fällt ein Baum, und ich fühl mich
fern von dir.
Wir gehen bergauf,
nah dem Gipfel dann bergab,
zu wild der Wind da oben auf dem zweiten Grat.
Wir essen, trinken, reden und ich fühl,
dass du die Ferne fühlst.
Wir sprechen drüber,
gehen bergab ohne Idee,
wie wir einander wieder nahe bringen könnten.
Wir gehen, wurzelstufensteigend,
rutschend auf dem trocknen Laub,
wir ziehen unsre Pullis aus und an und aus.
Zuletzt trab ich die Forststraße hinunter.
Trage mich auf meinen Beinen
zurück in meinen Körper.
Wir bleiben stehen,
du vor mir, ich vor dir, und sind uns nah.

Sonja Steingreß

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude | Inventarnummer: 24197

Kleinkind Rosa wird geimpft

Kleinkind Rosa sitzt auf dem Schoß seiner Mama. Sie sind beim Arzt. Rosa soll geimpft werden. Der Arzt hält einen Teddybären in der linken Hand und drückt mit der rechten die Injektionsnadel mit der Spritze hinein.

Arzt:
Schau, der Teddybär hat gar nicht geschrien.

Kleinkind Rosa (denkt):
Er kann ja auch gar nicht schreien, weil er nämlich ein Plüschtier ist. Die glauben wohl alle, ich bin total blöd, weil ich erst ein paar Wörter kann.

Arzt:
So, und jetzt kommst du dran.

Mama:
Es ist nur ein kleiner Pikser, Schätzchen. Es tut gar nicht weh.

Die rechte Hand des Arztes mit der Spritze und ihrer Injektionsnadel nähert sich Kleinkind Rosas linkem Oberarm.

Kleinkind Rosa (denkt):
Natürlich tut das weh, muss es ja, wenn man gestochen wird. Aber da muss ich wohl durch.

Die Injektionsnadel trifft Kleinkind Rosas Haut und durchstößt sie. Der Arzt drückt den Impfstoff hinein.

Kleinkind Rosa: Aaarrr! Huhuhu. Schluchz. Huhuhu.

Es weint jetzt.

Kleinkind Rosa (denkt):
Ich muss das tun. Das erwarten sie von mir. Ich bin ja schließlich ein Kleinkind.

Mama:
Du warst sehr tapfer, Schätzchen.

Arzt:
Das finde ich auch.

Blauer, oranger, gelber Luftballon und Teddybär in Fenster

Blauer, oranger, gelber Luftballon und Teddybär in Fenster

Johannes Tosin
(Text und Foto)

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude | Inventarnummer: 25014

Lichtspiele

Gelöscht die Sonne für heute.
Der Tag sucht sein Ende, die Nacht findet ihren Anfang.
Eine Kerze entzündet.
Warmer Schein zeichnet weich das Gesicht deiner Frau.
Schön ist sie wie flüchtiger Tau.

Menschen als kleine Pappkameraden

Menschen als kleine Pappkameraden

Johannes Tosin
(Text und Foto)

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude | Inventarnummer: 24147

Etwas besorgter Verlobter der müden Bäuerin

(Selbstgespräch in Schüttelreimform)

Die Früchte heuer schlecht reifen,
sie lässt die Arbeit recht schleifen

und relaxt lieber am Feld,
was ich mit Bedauern vameld.

Kein Wunder, dass sie ruhen mecht,
doch die Kühe muhen recht.

Wieso grunzen die Hühner wie Ferkel?
Wenn ich den ganzen Tag mit Vieh werkel …

Und warum ist der Hahn so weiß?
Es ist ein Wahn, so heiß:

Soll heuer die Ernte im Mai sein?
Mir doch alles egal: Sie sei mein.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: Kleinode – nicht nur an die Freude | Inventarnummer: 24128