Was ist? Was ist? Weiß nicht wozu, will aber haben. Muss mir gehören. Muss besitzen. Ding, Mensch, Tier, erstrebenswerten Zustand. Will, will, will! Begehren! Mehr, mehr, mehr von allem. Mehr von dem, was glänzt, was Lust spendet, was Freude macht. So viel davon haben, wie nur kann. Raffen. Alles zusammenraffen, was herumliegt. Sucht nach mehr, nach allem. Besitzen. Besitz haben. In Besitz nehmen wollen. Alles besitzen wollen. Niemals wieder hergeben. Mit hineinnehmen, ins Grab. Festkrallen daran. Nichts mehr auslassen. Nicht kümmern um die Moral. Moral egal. Weiß nicht wofür. Muss trotzdem haben. Selbst anhäufen. Alles bunkern, was zu kriegen ist. Alles berühren und zu Gold werden lassen.
Nach dem Neuen schauen. Ausschau halten. Erster sein beim Neuen. Neues befriedigt. Besitz befriedigt. Nur kurz. Befriedigt nur kurz. Nur für ein Weilchen. Dann. Dann aber. Dann aber wieder: begierig nach Neuem. Begierig nach Haben, Haben, Haben. Wissen, wissen, wissen. Fühlen, fühlen, fühlen. Leben, leben, leben um jeden Preis. Dürsten, dürsten, dürsten nach Werden. Sehnen, sehnen, sehnen nach mehr. Nach noch mehr. Nach allem.
Zufriedenheit langweilt. Wünschen, wünschen, wünschen, was es noch nicht gibt. Dann aber haben, haben, haben. Nie wunschlos, wunschlos, wunschlos sein. Stets begehren. Nachgeben, nachgeben, immer nachgeben dem Wünschen, Wünschen, Wünschen. Nie, nie nie! Es ist nie genug! Darf nie enden! Nie aufhören. Ohne Unterlass. Niemals ohne Boni, Boni, Boni. Besser als Maroni. Grenzenloses Wollen. Will Macht! Macht! Macht! Der Säckel ist voll. Die Kammern sind voll. Die Garagen sind voll. Die Schränke sind voll. Zu wenig. Zu wenig. Mehr. Noch mehr. Noch viel mehr. Habenwollen. Nichts davon hergeben ist geil. Erotisch.
Million ist zu wenig. Million ist gar nichts. Million mal Million. Klingt besser. Klingt nach mehr. Exklusiv, exklusiv. Genuss, Genuss. Reichtum beruhigt ungemein. Anhäufen, anhäufen. Werte anhäufen. Macht attraktiv. Besitzen lenkt ab. Vom Elend anderer. Vom eigenen Schicksal. Lenkt ab von der Leere.
Günstling sein. Vor allen. Vor Gott. Überall Rabatt kriegen. Sonderkonditionen einfordern. VIP sein. VIPer sein. Vor den andern da sein. Nicht hinten anstellen müssen. Vor den andern hinein dürfen. Nimmersatt sein. Ein Upgegradeter sein. Ein „Den Hals nicht voll genug kriegen“ sein. Günstig. Stets alles günstig kriegen. Begünstigt sein. Ein Günstling sein. Alles geschenkt bekommen. Ein „Seiner des Herren“ sein. Alles im Schlaf kriegen. Alles gratis genießen können. Schnorren. Nichts hergeben. Eingeladen sein. Bevorzugt sein. Fußfrei haben. Fußfrei sein. Ein „Von nichts etwas abgeben“ Seiender.
Niemals was rausrücken. Rational sein. Pseudorational sein. Knausrig sein. Knickrig. Eitel, eitel, eitel sein. Vornehm tun. Vornehm sprechen und trotzdem ein Schwein sein können. Ein „Auf andere herabsehen“ Seiender werden. Privilegien haben. Habenmüssen zur Hauptsache machen. Zur Staatsaktion machen. Begehren spornt an. Macht heutig. Ist nichts für Gestrige.
Nichtswollen ist Stillstand. Sattsein ist Leere. Ist der Tod. Gewinn, Gewinn, Gewinn. Gewinn machen. Plus haben. Im Haben sein. Alleskrieger sein. Alleskrieger und Vielhaber sein. Alleskrieger und Alleshaber sein. Zum Alleskrieger, Alleshaber und Allesbesitzer werden. Alles erwerben. Erwerben im Übermaß. Nehmen, nehmen, nehmen. Niemals nach dem Nutzen fragen. Habenmüssen zum Selbstzweck machen. Habenwollen zum Lebenszweck machen. Streben, streben, streben. Danach streben. Maßlos sein. Güter an sich reißen.
Leidenschaftlich besitzen. Alles hineinstopfen. Anfüllen. Gelten wollen. Anerkannt sein. Das Ego verwöhnen, verhätscheln, anbeten, vor sich hertragen. Sich selbst sehen. Seinen Vorteil sehen. Seinen Vorteil immer bedenken. Süchtig nach sich sein. Auf Kosten anderer da sein. Zum Nichtsnutz werden. Zum Abzocker werden. Haben als Selbstzweck. Durch Besitz unabhängig sein. Vermögen macht frei. Mehr haben als andere. Mehr sein als andere sind. Besser sein als die Konkurrenz. Besser abschneiden als die Konkurrenz. Überhaupt ein Besserer sein. Vorteile genießen. Vorteile vor anderen haben wollen. Alles herausziehen. Mehr herausziehen als drinnen ist. Horten, horten, horten. Spekulationen wagen. Der Kick! Den Kick erleben. Endorphine ausschütten. Dopamin erzeugen. Den Kitzel spüren.
Das Füllhorn wollen. Es über einen ausgeschüttet haben wollen. Das „Tischlein-deck-dich“ beanspruchen. Aus dem Vollen schöpfen können. Prallgefüllt sein. Einen prallen Sack sein Eigen nennen können. Drall im Auftreten und im Erscheinen. Niemanden vorbeilassen. Den Sitzplatz beanspruchen. Eineinhalb Sitzplätze vereinnahmen. Eine ganze Sitzreihe okkupieren. Rücksichtslos werden. Andere zu Bittstellern degradieren. Anlaufen lassen. Auflaufen lassen. Spaß am Darben anderer haben.
Sich selbst bedienen. Am Kuchen teilhaben wollen. Sich eine Scheibe davon abschneiden. Das größte Stück vom Kuchen nehmen. Es hinunterwürgen. Hineinschlingen. In den Rachen stecken. Reinstopfen. Bis zum Ersticken.
Norbert Johannes Prenner
(Textbeitrag zum Thema „Gier“, etcetera Heft, 59, 2015 LitGes St. Pölten)
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