Bernhards Suhrkamp(f)

Dass Thomas Bernhards erste (schriftliche) Kontaktaufnahme mit dem renommierten, deutschen Verlagshaus Suhrkamp neunzehnhunderteinundsechzig, ein Alleingang, wie er schrieb, scheiterte, habe er sich wohl selbst zuzuschreiben, dachte ich mir bei Betrachtung des photokopierten und im Briefwechsel abgedruckten ersten Briefs, an Herrn Dr. Unseld adressiert.  Zwar, so der Vermerk des Lektors, drei Monate nach Einsendung des Manuskripts, erscheine dasselbe engbrüstig und diffus, so zwei Attribute, las ich im (ausgezeichneten) Kommentar zum Briefwechsel.  Mehr noch als das Urteil eines Lektors schien mir aber für den vorläufigen Alleingang in den Abgrund eher Bernhards Dreistigkeit Grund gewesen zu sein, dachte ich, welche darin bestand, dass er, so malte ich es mir aus, nachdem er den Brief sorgfältig und ja, fehlerfrei getippt hatte, Suhrkampfs f , bevor er seine handschriftliche Paraphe unter den Schrieb setzen sollte, manuell zu Suhrkamp korrigierte, mit der leichtesten Handbewegung, fast böse in sich hinein grinsend, dachte ich mir und war davon überzeugt, Bernhard ist ein Genie gewesen.

 Magnus Liendlbauer

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 14001

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