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Discokugel

Krogg und Popp waren mit ihrem Raumschiff unterwegs zu einem weit entfernten Planeten, der in einer anderen Galaxie lag. Er war klein und blau, die Instrumente auf ihrem Planeten hatten eine Atmosphäre und flüssiges Wasser erkannt. Auf seiner Oberfläche hatten sie Aktivität festgestellt, intelligentes Leben zweifellos, zu dem Zeitpunkt, als der Lichtstrahl ihren Heimatplaneten Bunker-339I traf. Krogg und Popp wurden daraufhin losgeschickt, um mit der außer-Bunker-339i-ischen Zivilisation Kontakt aufzunehmen. Ihr Raumschiff flog nicht schneller als das Licht, aber sie projizierten die Weltkarte auf eine Ebene, die sie falteten und mit dem Raumschiff quer durchstießen, durch diese Abkürzung holten sie das Licht bei Weitem ein.

Sie waren dem Planeten schon ziemlich nah, Aktivität war dort keine mehr vorhanden. Schade, dachten Krogg und Popp, die Zivilisation war erloschen. Jetzt erschien der blaue Planet auf ihrem Schirm. Sie näherten sich weiter, verringerten dann die Geschwindigkeit und tauchten in die Atmosphäre ein, sanken und landeten behutsam auf Gras.

Krogg und Popp stiegen aus ihrem Raumschiff. Die Luft war atembar, gut. Viel Natur, einige Asphaltgebilde. Sie gingen auf einem entlang. Es führte zu eingestürzten Häusern. Sie suchten nach Überresten der hier heimisch gewesenen Lebensform. Sie entdeckten nichts, dafür aber fanden sie etwas anderes – ein dickes Gerät mit einem Bildschirm, das auf einem quaderförmigen Teil mit der Aufschrift „Videorecorder“ stand, daneben waren große Band-Kassetten, auf denen „VHS“ stand.

Eine VHS-Band-Kassette passte genau in die rechteckige Öffnung des Videorecorders. Interessant. Krogg drückte auf je einen roten Knopf beim Videorekorder und dem anderen Gerät. Beide Apparaturen begannen zu arbeiten. Auf dem Bildschirm erschienen vier hübsche, langgliedrige Wesen in roten Gewändern, unten eng, oben weit, die sangen und tanzten: Sister Sledge – Lost in Music – 1979. Krogg und Popp waren begeistert, bald wippten sie mit. Es ging weiter mit: Donna Summer – Love to Love You Baby – 1975. Krogg und Popp probierte ein paar Tanzschritte aus. Es schien sich um Balzrituale zu handeln. Dann legten sie die nächste VHS-Band-Kassette ein: Saturday Night Fever – da passierte etwas: ein Film – Musik von Bee Gees – 1977, dieser weiße Anzug, diese Körperbeherrschung!

Krogg und Popp sahen sich noch weitere VHS-Band-Kassetten an. Sie lernten, dass dieser Planet „Erde“ genannt wurde, seine Bewohner „Menschen“, von denen die weiblichen „Frauen“ und die männlichen „Männer“ hießen. In einer Ecke sahen sie eine zerbrochene Kugel von dreißig Zentimeter Durchmesser, die mit kleinen Spiegeln beklebt war, die auf vielen Aufzeichnungen auftauchte.

So kam Disco auf den Planeten Bunker-339I. Seine Bewohner tanzten zu hundertzwanzig Beats per Minute in glitzernden Outfits, und über ihnen kreiste eine Discokugel.

Johannes Tosin

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Auf der Fahrt ins Gleichgewicht

In Erinnerung an die unverwechselbare Silvana Mangano, die folgende Szene die spitzen Finger am Lenkrad mit drei Augenaufschlägen ihres rabenschwarzen Blicks darzustellen gewusst hätte, ohne auch nur ein einzige Silbe ihrer an sich schönen Stimme in Anspruch nehmen zu müssen …

„Heimat?“, hatte er damals meiner Frage als Gegenfrage entgegengesetzt, dann war sein Blick abgewandert, in eine unbestimmte Ferne gerichtet, so wie es immer schon seine Eigenheit gewesen war, wenn er sich bemüßigt gefühlt hatte, eingehender einem Gedanken nachzugehen.
„Heimat – vielleicht ein Ort, an dem Vertrautheit und Neugier zur richtigen Balance finden; oder anders betrachtet, eine Zeitspanne, in der einen weder die Vergangenheit übermannt noch die Sehnsucht mit sich reißt.“

Und mit dem ihm eigenen halben Lächeln hatte er noch hinzugefügt:
„Alles in allem ist Heimat also ein seltener Zustand – manchmal so kurz wie das Kriechen einer Schildkröte, manchmal so lang wie das Heulen eines Saxophons.“

Und dann hatte er sich zu mir herabgebeugt, mir einen letzten, tiefen Kuss gegeben, mich im Nacken gefasst, mit diesem festen Griff im Nacken, der mich wieder einmal schwach in den Knien werden ließ, und schon war er im Zug entschwunden gewesen, in dem Zug, der ihn jenseits nördlich der Alpen bringen sollte, zurück in ein Land, das ich nicht kannte und beim besten Willen auch nicht kennenlernen wollte. Und da stand ich nun, übriggeblieben mir selbst überlassen, allein auf diesem Bahnsteig in Mestre, der Industriekloake vor Venedig, dessen ganze Erbärmlichkeit nun im gleißenden Licht der Morgensonne zu voller Geltung kam, inmitten aufgestaubter Windböen, die leere Plastiksäcke über die Gleise wehten.

Und warum mir diese Episode, dieser Erinnerungsfetzen, so viele Jahre her, gerade jetzt in den Sinn kommt, weiß ich nicht zu sagen, vielleicht, weil mir dieser Straßenabschnitt nicht mehr so viel Konzentration abverlangt, die Mühsal der vielen Kurven über den Apennin endlich hinter mir gelassen habe und ich den Wagen mit leichtem Handgriff am Lenkrad über das schnurgerade Straßenband gleiten lassen kann, durch die unermessliche Weite dieses Tals vor mir. Das also ist die Toskana, und zu meiner Schande muss ich gestehen, so weit in den Süden hat es mich bislang noch nie verschlagen, mich als verwöhnt ignorante, arrogante Mailänderin, oder besser gesagt, viel weiter in den Süden, die Fotosafari in Südafrika zu Beispiel, oder auch der Flugtrip nach Miami, Florida, liegt das überhaupt südlicher, gemessen an den Breitengraden?

Wie auch immer, diese Toskana hier hat mit den Vorurteilen in meinem Kopf nicht viel gemein, mit Chianti schlürfenden deutschen Altpolitikern und englischen Adelssprösslingen, die sich an einem beheizten Pool vor einer in die Neuzeit renovierten Villa räkeln und sich der Abenteuer der letzten Etappe einer Oldtimerrallye brüsten – keine von Zypressen gesäumten Auffahrten neben mir, nur dichtes Unterholz auf den Böschungen dieses Landstrichs, den ich gerade durchfahre, im Nirgendwo südöstlich von Livorno, hier zeigt sich ursprüngliche, ungehobelte Natur, rudimentär die Dinge, die meiner Einschätzung nach dieses Land hier preiszugeben bereit ist: Holz, Wein, Marmor.

Aufregend war es damals ja gewesen, wenn das Aufpiepsen seiner SMS mich aus meinem eintönigen Lebensfluss gerissen hatte, alle Monate lang, in der Art, fahre über Mestre, habe zwei, drei Tage Zeit, und nichts sonst, kein Wort, kein Gruß. Und umso aufregender, geradezu erregend, mir die nötigen Ausreden zusammenzureimen, um mich aus dem Alltag Mailands zu schälen, immer absurder meine Ausflüchte, bis zum Verdacht hatte ich sie ausgereizt, nur um den nächsten Zug nach Mestre zu erhaschen, nur um in dem immer gleichen schäbigen Bahnhofshotel zu landen, mit ihm in diesem durchgewetzten Doppelbett, das wohl schon in den Siebzigerjahren nach Mottenkugeln gestunken hatte.

Sieh an, habe ich doch glatt seinen Namen über die Jahre hinweg vergessen, ihn aus dem Gedächtnis verloren, nur sein Spitzname, mit den ich ihn im Geiste versehen hatte, ist mir noch im Sinn: der Ewig Reisende. Warum er so viel reiste, immer auf Achse war, nicht nur einmal hatte ich ihn danach gefragt, woher kommst du dieses Mal, und auf dem Weg wohin bist du dieses Mal? Und wieder einmal hatte er sich eines dieser langen, nachdenklichen Blicke in die Ferne bedient, bevor er sich endlich zu einer Antwort herabließ:

„Manchmal muss man sich in den hintersten Winkel Siziliens flüchten, um Wien verstehen zu können. Und nach Überwindung all der Beschwerlichkeiten, die Reise nach Venedig, über Rom nach Palermo, bis nach Ragusa auf seinen beiden widersprüchlichen Hügeln, bin ich schließlich in dieser heimeligen Bar zu sitzen gekommen, mit italienischem Jazz im Rücken. Und noch heute könnte ich schwärmen von dem vollmundigen Rotwein, nachgeschenkt von einer sizilianischen Kellnerin, deren Antlitz der liebe Gott persönlich geschnitzt haben muss. Und dort bin ich zu der Einsicht gelangt, dass man sich manchmal bis nach Wien flüchten muss, um wieder zu einem klaren Gedanken zu kommen.“

Noch heute ist mir nach einem Lächeln zumute, ob dieser Ausführung, und unbewusst bin ich vom Gas gegangen, denn verheißungsvoll das Hinweisschild, das mich in die Abzweigung zu einem nahe gelegenen Dorf lockt, nur vier lächerliche Kilometer von hier, gegen eine dampfende Tasse Espresso hätte ich nichts einzuwenden, und eigentlich muss ich auch pissen wie ein Pferd, aber es läuft gerade so glatt, gut voran komme ich auf meiner Fahrt, die kein Ziel kennt, in einem Wagen, der nicht einmal mir gehört, deshalb ein beherzter Tritt aufs Gaspedal, weiter geht es. Heiß und trocken, die toskanische Luft, die mir durch das offene Seitenfenster ins Gesicht bläst und mir das Haar zerzaust, mir einerlei, denn warmes Wohlgefühl weht sie mir in die Seele, und eine makellose Frisur ist das Letzte, woran ich jetzt einen Gedanken zu verschwenden bereit bin, hier kennt mich keiner, dieser rustikale Abschnitt der Toskana hat so gar nichts gemein mit einer Mailänder Flaniermeile.

In unserer Anfangszeit musste es gewesen sein, kurz nachdem uns ein Schnellwaschgang aus Schicksal und Zufall zusammengespült hatte, als ich ihn zu fragen gewagt hatte, aus welchem Land er eigentlich stammte, von nördlich der Alpen, von jenseits dieser in ewiges Eis gehauchten Bergketten, die mir noch heute unüberwindlich wie zu Hannibals Zeiten scheinen. Und nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass er damals einen schlechten Tag gehabt hatte, als er mir von seiner Heimat erzählte, in der es ein paar Jahrzehnte zuvor einem Thomas Bernhard noch vergönnt gewesen war, sie in Grund und Boden zu schimpfen und zu hassen, aber die mittlerweile ohne ihr eigenes Zutun, nur aus einem Glücksfall der Geschichte heraus, als Binnenland der Union, zu Wohlstand und Sattheit gelangt war, zu einer Insel der Seligen, die mit ihrem Glück nichts Besseres anzufangen wusste, als in ihrer eigenen Langeweile zu versinken und zu ersticken, in ihrer Selbstgefälligkeit, verkommen zu einem Operettenstaat, dessen einzige Erlösung darin bestünde, dass Brüssel einen Gouverneur entsenden würde …

Dass ich zwar von Bernhard gehört hatte, aber nie etwas von ihm gelesen hatte, daran dachte ich während seiner Tirade, so bekannt war Bernhard bei uns nicht, und Skandale wussten wir Italiener uns schon selbst ins Fleisch zu schneiden. Und um seinem Wortschwall ein Ende zu setzen, hatte ich ihn mit der Frage unterbrochen: und Mailand? Was hältst du von Mailand, dort bist du doch sicher auch schon einmal gelandet, als Ewig Reisender, oder? Endlich hatte ich ihn zum Innehalten gebracht, aber dieses Mal verzichtete er auf den Fernblick weitschweifender Überlegungen.

„Erinnert mich an München.“

Ich hatte ihm ja gleich gesagt, dass er nicht die Muscheln bestellen hätte sollen, dass die Muscheln um diese Jahreszeit nichts wert waren, wahrscheinlich kamen sie nicht einmal aus der Lagune, sondern schockgefroren aus Fernost, eigentlich kein Wunder, dass er damals einen schlechten Tag gehabt hatte.

Huch, alter Mann, pass doch auf, diese unübersichtliche Kuppe ist wirklich nicht die beste Stelle, um deine Schafe über die Straße zu treiben, aber zugegeben, viel zu schnell bin ich unterwegs, hinreißen habe ich mich lassen vom Rausch der Fahrt. Piano, piano, ja doch, ich habe deine Handbewegung verstanden, und ich gebe dir Recht, beide haben wir alle Zeit der Welt, niemand wartet auf mich jenseits deiner Herde, und auch dich als einsamen Schäfer scheint keiner zu vermissen, nur deine Schafe blöken voller Ungeduld, angesichts der saftigen Weide jenseits der Straße.

Ein Zigarette, brennendes Verlangen nach einer Zigarette überkommt mich, während ich den Herdentrieb jenseits der Windschutzscheibe abwarte, ein Verlangen wie schon seit Jahren nicht mehr, das meine Gedanken abermals in das schäbige Hotelzimmer in Mestre führt.

„Eine gute Zigarette bringt die Zeit zum Tropfen.“

Ja, ich hatte verstanden, was er zum Ausdruck hatte bringen wollen, obwohl ich noch ganz weltentrückt war, so kurz nach dem Rausch des Liebemachens, ich den Kopf in seine Armbeuge gebettet und er den Rauch seiner unvermeidlichen Zigarette in den Raum hauchend. Aber meiner Erfahrung nach hatte ich selbst immer nur dann zu einer Zigarette gegriffen, wenn mich Nervosität oder Langeweile plagte, und deshalb hatte ich damit aufgehört. Und wenn ich ihn so betrachtete, wie er eine Zigarette nach der anderen in sich hineinqualmte, um endlich an eine gute zu gelangen, schien mir der Preis doch zu hoch, vielmehr verstand ich seine Zigaretten nur als brodelnde Oberfläche, dass er innerlich von gehetzten Gedanken verfolgt war, und dass er mich gut an seiner Seite hätte brauchen können, als Ausgleich. Und ernsthaft war ich versucht gewesen, mich in ihn zu verlieben, mit all dem bedingungslosen Wahnsinn einer echtem Verliebtheit, bereit, alles hinter mir liegen und stehen zu lassen und ewig mit ihm zu reisen, aber dafür tropfte uns die Zeit nicht lange genug, keine auch noch so gute Zigarette kann von dieser Länge sein.

Ja, jetzt bin ich mir sicher, das war unser letzter Abend gewesen, bevor ich am Morgen danach den Bahnsteig in Mestre als so besonders erbärmlich empfunden hatte, aber ich weiß nicht mehr zu sagen, wie die Sache zum Stillstand gekommen ist, hatte ich keine SMS mehr von ihm bekommen, dem Ewig Reisenden, oder war mir die Lust vergangen gewesen, auf seine SMS eine Antwort zu geben? Zu lange ist es her, zu viele Jahre, vergessen habe ich auch das, schlichtweg verdrängt.

Wie auch immer, ich schwöre dir, Tomaso, das ist der einzige Mann gewesen, mit dem ich dich jemals betrogen habe, über all unsere Ehejahre hinweg, und dass ich mich nicht einmal mehr seines Namens entsinnen kann, zeigt, dass es nie von Bedeutung gewesen ist, jetzt schon gar keine Bedeutung besitzt, für den Umstand, dass ich mich fern von dir ziellos durch die Toskana treiben lasse, und das schon den zweiten, nein, den dritten Tag lang. Überhaupt, ich kann dir keine tiefgreifende Erklärung geben, denn nichts Außergewöhnliches ist an diesem Abend geschehen, als wir beide uns zum letzten Mal gesehen haben, Tomaso, ein Abend wie so viele zuvor, an denen wir Gäste geladen hatten.

Wie immer hatte sie sich selbst übertroffen, Rosalinda, die gute Seele unseres Haushalts, und wie immer habe ich den Ruhm dafür geerntet, für Rosalindas Braten. Wenigstens das kannst du mir nicht vorwerfen, Tomaso, bis zum dritten, dem wichtigsten Gang, dem Braten, habe ich durchgehalten. Erst beim Dessert hat mich die Kraft endgültig verlassen, als der Diskurs zwischen dir und deinen Architektenfreunden wieder einmal so richtig in Fahrt gekommen ist, wie üblich als Einleitung eine Zeitreise von Vitruv über Palladio bis hinauf zu Zaha Hadid, und hinter all dem intellektuellen Getue habt ihr nichts anderes zu verbergen gewusst als euer sehnlichstes Verlangen, ihnen gleich zu werden in ihrer Unsterblichkeit. Und angesichts eures Gejammers voller Weltschmerzen ist mir einzig ein Satz von Antonio Tabucchi in den Sinn gekommen, dem Schriftsteller, den du, Tomaso, immer nur als sentimental abgetan hast:

„Der Tod ist die Kurve in der Straße; sterben heißt nichts anderes, als nicht mehr gesehen werden.“

Alles andere als sentimental dieses Zitat, sentimental seid nur ihr im Glanz eurer vom Wein glasigen Augen und rot aufgedunsenen Gesichter gewesen, und genau in diese hätte ich diesen Satz schleudern sollen, auf dass euch die Münder offen stehen bleiben, dann wäre es nicht so weit gekommen, Tomaso. Aber zu nichts dergleichen habe ich mich hinreißen lassen, nur aufgestanden bin ich mit der Entschuldigung, mich frisch machen zu wollen. Aber selbst dazu ist mir die Lust vergangen gewesen, oder besser gesagt, eine andere Art von Frische habe ich gesucht, auf der Veranda bin ich zu stehen gekommen, um tief Atem zu holen. Und auch dafür kann ich dir keinen Grund nennen, dass es mich anschließend von der Veranda auf den Parkplatz vor unserer Villa getrieben hat, und schon gar nicht kann ich dir erklären, warum es mich nicht zu dem spritzig witzigen Mini Cooper gezogen hat, den du mir zum letzten Geburtstag geschenkt hast, Tomaso, sondern ich mich in Rosalindas alten Fiat Tipo aus den Neunzigern gesetzt habe.

Und wie üblich hatte Rosalinda den Schlüssel im Schloss stecken, den Motor habe ich angelassen, vielleicht, weil es mir zu still geworden ist, den ersten Gang habe ich eingelegt, vielleicht aus eingelernter Gewohnheit heraus, und losgefahren bin ich. Und gefahren und gefahren bin ich, anfangs getrieben von der Angst, dass die Telleraugen deines Porsche Cayenne in meinem Rückspiegel auftauchen könnten, hindurch durch Mailand, hinaus aus Mailand, immer weiter gegen Süden, und noch immer fahre ich zu, nur zum Unterschied, dass die Angst einer mir unerklärlichen Lust gewichen ist.

Einzig um Arturo tut es mir leid, und die Unkenrufe über mich als Rabenmutter kann ich von Mailand bis hierher hören, aber jetzt mit seinen vierzehn Jahren ist er mir schon längst entwachsen, vorbei die Zeiten, als ich ihn in die Arme genommen und sein aufgeschlagenes Knie mit einem tröstenden Pflaster versorgt habe. Jetzt sieht er mich mit pupillengeweiteten Augen an, wenn ich ihn beim Computerspielen störe, vorwurfsvoll, ihn beim Erlegen eines Monsters unterbrochen zu haben, nur weil ich ihn zu so etwas Irdischem wie Mittagessen rufe. Und deshalb, Tomaso, deine Vaterpflichten sind jetzt gefragt, das erste Jahrzehnt war ich an der Reihe, aber das nächste bist du dran, und ich zweifle nicht daran, dass es dir auf deine Art und Weise gelingen wird, so sehr wie Arturo nach dir geraten ist, ganz die Gene seines Vaters, ihm in der Blindheit gleich, die Grenzen seiner Möglichkeiten einzusehen.

Wie hat der Ewig Reisende doch so blumig den Begriff Heimat beschrieben, als etwas aus Gleichgewicht von Zeit und Ort, und zu so einer Art von Heimat ist mir mittlerweile diese Kiste Blech geworden, in der ich sitze, dieser Fiat Tipo aus einem vergessenen Jahrhundert. Und ebenso die vergessene Art der Orientierung, eine aufgeschlagene Straßenkarte auf dem Beifahrersitz, selbst die urtümliche Form von Klimaanlage habe ich mittlerweile zu schätzen gelernt, nicht mehr als ein Schiebedach mit Handkurbel. Aber besonders ins Herz geschlossen habe ich das antike Autoradio, das sich mit etwas ebenfalls Vergessenem wie Audio-Kassetten speisen lässt, und solche habe ich auch gefunden, im Handschuhfach, Paolo Conte aus den Achtzigern, ich hätte nie gedacht, dass du solche Musik hörst, Rosalinda, du und Jazz, ich habe dich wohl unterschätzt, schon allein deshalb kannst du gerne meinen Mini Cooper haben.

Und um nochmals auf Tabucchi zurückzukommen, Tomaso, mach dir keine Hoffnungen, ich werde mich nicht um den Baum in der nächsten Kurve wickeln. Das hättest du wohl gern, dann wärest du all deiner Sorgen enthoben und dein Gesicht gewahrt, aber viel zu gut habe ich inzwischen die sperrige Lenkung und die lausigen Bremsen im Griff. Andererseits, dass du mir die Kreditkarte bislang nicht gesperrt hast, derer ich mich nach wie vor üppig bediene, beweist mir deine Zuversicht, mich doch noch zur Vernunft zu bringen. Denn ich weiß, eines Tages wirst du mich aufspüren, Tomaso, auf deine Hartnäckigkeit ist immer schon Verlass gewesen. Aber die einzige Art und Weise, auf die du mich jemals wirst zurückholen können, ist in einem Sarg – zurück in deine Heimat!

Harald Schoder
derewigreisende.net

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Spatz oder Taube

Das Angebot, das Walter Pirker von Emilio unterbreitet worden war, hatte einfach zu gut geklungen. Dieser hatte ihn in einer Mailänder Hotelbar angesprochen und ihm in einem vertraulichen Gespräch zweitausend Euro versprochen, wenn er eine Person von Italien nach Österreich befördern würde.

„Wie sind Sie auf mich gekommen?“, fragte Pirker, nachdem er eingewilligt hatte.
„Sie sehen vertrauenswürdig aus“, gab Emilio, der seinen Familiennamen nicht hatte nennen wollen, zurück. „Außerdem“, fuhr er fort, „scheinen Sie einigermaßen dringend Geld zu benötigen.“
„Woran erkennen Sie, dass ich in Geldnot bin?“
„Ihr Anzug war gewiss teuer, Walter. Vor zehn Jahren allerdings.“
Pirker verstand.

„Wer ist die Person, die ich nach Wien fahren soll?“
„Sie heißt Simona und ist in Schwierigkeiten geraten. Ihre Mutter wird sie in Wien in Empfang nehmen und Sorge tragen, dass das Mädchen auf den rechten Weg zurückfindet.“
„Wird sie mir Schwierigkeiten machen?“
„Nein, das wird sie nicht.“
„Warum ist ihnen dieser Transport so viel Geld wert? Selbst Flugtickets wären günstiger. Oder handelt es sich bei Simona um Ihre Tochter?“
„Ja“, seufzte Emilio. „Ich werde sie morgen zu Ihnen bringen, und dann können Sie losfahren.“
„Abgemacht.“

Sie reichten sich die Hand, und Walter Pirker verbrachte den Abend in Gedanken versunken an der Hotelbar. Er dachte an Simona, malte sich aus, wie sie wohl aussehen mochte und wie ihre gemeinsame Autofahrt verlaufen würde. Der Grund, aus dem er nach Mailand gereist war, interessierte ihn nicht mehr. An dem ebenso illegalen wie gut dotierten Pokerturnier würde er nicht teilnehmen – seine finanzielle Lage hatte sich schließlich dank Emilios Angebot schlagartig verbessert.

Wie vereinbart brachte Emilio Simona am nächsten Tag in Walters Hotelzimmer.
„Du bist also mein Chauffeur“, sagte sie und kaute schmatzend auf ihrem Kaugummi.
„Und du bist Simona. Guten Tag, ich heiße Walter“, sagte Pirker und gab ihr die Hand.
„Nachdem ihr euch nun kennt, wünsche ich euch eine angenehme Fahrt“, sagte Emilio, reichte Walter ein Kuvert und verließ den Raum, nachdem er Simona flüchtig auf die Wange geküsst hatte.
„Wann fahren wir los?“, fragte das Mädchen.
„In etwa einer Stunde. Du sprichst gut Deutsch, Simona.“
„Ja, ich war eine Weile in Wien. Und nun muss ich wieder dorthin zurück.“
Sie seufzte.

„Was hast Du angestellt?“
„Ich bin mit Haschisch erwischt worden.“
„Böses Mädchen!“, sagte Walter, doch sein Grinsen ließ sie erkennen, dass seine Worte nicht ernst gemeint waren.
„Was ist mit dir, Walter. Wer bist du, warum bist du in Mailand und wie bist du an Emilio geraten?“
„Das sind aber viele Fragen auf einmal. Also: Ich halte mich mit Kartenspielen über Wasser, wollte gestern Abend an einem Pokerturnier teilnehmen und wurde von deinem Vater an der Hotelbar angesprochen.“
„Lass mich raten: Er hat dir ein verlockendes Angebot gemacht, und du hast den Pokerabend sausen lassen.“
„So war es.“
„Oft kommt eben etwas dazwischen“, sagte Simona. „Du bist gar nicht so unattraktiv wie die übrigen Spieler, die von Stadt zu Stadt reisen, um an illegalen Kartenrunden teilzunehmen.“
Walter schluckte, Avancen hatte er nicht erwartet.

„Danke“, stammelte er. „Du bist auch hübsch, wenngleich zehn Jahre jünger als ich.“
„Wie alt bist du denn?“, fragte sie.
„Dreiunddreißig.“
„Dann bist du nur acht Jahre älter als ich“, stellte sie fest und sah ihn entwaffnend aus ihren hellblauen Augen an, die, wie Walter fand, auf interessante Art mit ihren schwarzen Haaren kontrastierten.

Die erste Stunde der Fahrt verlief ruhig. Simona war damit beschäftigt, Nachrichten in ihr Telefon zu tippen, und Walter versuchte erfolgreich, dem großstädtischen Verkehr unfallfrei zu entkommen.
„Wie viel hättest du gestern Abend gewinnen können?“, fragte sie, nachdem sie ihr Handy weggelegt hatte.
„Ich meine, dreitausend Euro wären dringewesen.“
„Und Emilio? Wie viel hat er dir für die Fahrt geboten?“
„Zweitausend.“
„Ein schlechtes Geschäft, findest du nicht? Warum bist du darauf eingestiegen?“
„Manchmal ist es besser, den Spatz auf der Hand zu fangen, als auf die Taube auf dem Dach zu hoffen.“
„Hättest du nicht am Turnier teilnehmen und mich trotzdem fahren können? So hättest du vielleicht fünftausend Euro verdient.“
„Nein. Solche Pokerabende dauern die ganze Nacht, und übermüdet zu fahren ist zu gefährlich.“
„Ach, ihr Österreicher“, meinte Simona und lachte. „Ihr seid zu sehr auf Sicherheit bedacht.“
„Was wirst du in Wien machen, Simona?“
„Erst werde ich mich mit Elena treffen, danach werde ich weitersehen.“
„Wer ist Elena? Eine Freundin von dir?“
„Elena? Nein, eine Freundin ist sie nicht“, sagte sie gedankenverloren.
„Wer ist sie dann?“
„Sie ist meine -“, sie stockte. „Meine Mutter“, beendete sie den Satz.

Walter Pirker ahnte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, doch bewahrte er die Ruhe des Pokerspielers und dachte an die Sachen, die er sich mit dem Geld, das er von Emilio erhalten hatte, kaufen würde.
„Was hast du vorher gemacht, Simona? Hast du studiert?“
„Nein, ich habe eigentlich nichts Großartiges gemacht.“
„Womit hast du dir denn dein Leben finanziert?“
„Ich hatte immer reiche Freunde“, antwortete sie, der das Thema offensichtlich unangenehm war.

In diesem Augenblick erkannte Walter, dass er einem Schwindel aufgesessen war. Da er sich jedoch auf engem Raum mit einer daran beteiligten Person befand, unterließ er es, darauf einzugehen.
Er unterhielt sich stattdessen mit ihr über Musik, Mode und andere unverfängliche Themen. Er begann, eine gewisse Sympathie für die junge Frau zu entwickeln und lachte innerlich über seine Unvoreingenommenheit, der er es zu verdanken hatte, dass er dem Turnier ferngeblieben war.
„Wo wohnst du in Wien?“, fragte Simona.
Er nannte ihr seine Adresse. Einen Augenblick lang hatte er daran gedacht, ihr eine falsche Anschrift zu nennen, doch da er keine Gefahr von Simona ausgehen sah, sagte er ihr, wo er tatsächlich wohnte.

Der Treffpunkt mit Elena lag in der Nähe des Hauptbahnhofes. Simona reichte ihr die Hand und erhielt einen Umschlag von der älteren Frau. Walter wurde von den beiden nicht beachtet, jedoch von Alois Möstl, den er von etlichen Pokerabenden her kannte.
Möstl war in Begleitung einer Frau, die im selben Alter wie Simona war, zum Treffpunkt gekommen. Seine Begleiterin erhielt ebenfalls einen Umschlag von Elena.
Die Männer sahen einander an und begannen zu lachen.
„Wir Idioten!“, rief Walter.
„Heißt der angebliche Vater deiner Bekannten zufällig Emilio?“, fragte Alois.
Walter wollte antworten, doch brachte er vor Lachen kein Wort heraus.
Alois klopfte ihm auf die Schulter und die beiden fuhren davon, ohne die Frauen weiter zu beachten.

Am Abend dieses Tages lag Walter Pirker auf seinem Sofa und sah fern, als es an der Türe klingelte. Er öffnete und sagte erstaunt: „Guten Abend, Simona.“
Simona lächelte ihn an und sagte: „Möchtest du mich nicht hereinbitten?“
Er gab den Weg frei, und sie setzte sich auf das Sofa.
„Also, was kann ich für dich tun, Simona? Hat deine Mutter dich hinausgeworfen?“
Sie lachte.
„Emilio ist nicht mein Vater, und Elena ist nicht meine Mutter. Er ist spielsüchtig und von der Idee besessen, dass er mehr Geld gewinnen kann, wenn möglichst wenige professionelle Spieler am Pokertisch sitzen. Darum haben meine Cousine, die du heute am Bahnhof gesehen hast, und ich oft die Gelegenheit, ins Ausland zu fahren.“
„Ich verstehe. Und was willst du nun von mir? Wann fährst du zurück nach Mailand?“
„Übermorgen.“
„Was wirst du bis dahin in Wien machen?“
Simona rückte nahe an Walter heran, sah ihm in die Augen und hauchte: „Ich bin dein Spatz. Ich werde dir zeigen, dass auch ich mich aufs Spielen verstehe.“

Michael Timoschek

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg |Inventarnummer: 17011

Laubbläser im Sturm

Wo, mein Guter
Ist dein Sancho Panza?
Könntest ihn gut brauchen
Wenn ich dich so sehe
Laubblasend
Am windigsten Tag der Woche

Deine Rosinante hat dich
Wohl im Stich gelassen
Statt ihr trägst du die schwere Bürde
Laubbläser zu sein
Ist keine Kleinigkeit

Die Passanten passieren
Bei dir wirbeln die Blätter
Auch ohne dein Zutun
In jede Richtung
Außer die, die du möchtest

Das Laub ist gelb
Dein Laubbläser auch
Der Himmel blau
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Dass die Blätter dir folgen werden

Noch tun sie
Wie der Wind ihnen geheißen
Du bläst dagegen an
So geräuschvoll
Mit Hochdruck

Ein Herr mit Hut
Setzt sich auf eine Bank
In deinem Park
Er sieht dir zu
Du ihm nicht

Er tut auch nichts
Außer dir zusehen
Wie langweilig
Er würde so gerne
Das Laub verblasen

Dein Laub bekommt er nicht
Mit Verlaub
Das ist deines
Er schaut enttäuscht
Du bläst ihm den Hut vom Kopf

Er plustert sich auf
Es bläht sich der Hals
Der Hut nimmt seine Chance wahr
Er ist dahin
Besser im Sturmgebraus umtost
Als auf faden Köpfen zu sitzen

So ein Idiot, sagt der Mann.
Mein Held, sagt der Hut.

Carmen Rosina

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www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg| Inventarnummer: 16145

Sumpf

Im Sumpf

Im schwarzen Dickicht sehe ich es wuseln
Baue Mauern, um den Schleim wegzuhalten
Es kriecht mit Täuschung durch den Dschungel,
manche locken mit Pheromonen,
mit starken Duftnoten,
die durch lange Gänge schleichen

Überall Kämpfe im Sumpf,
jedes Individuum will zum Alpha werden

In einem unsichtbaren Netz
ziehen sich kollektive Brutstätten zusammen,
zu einer Masse aus einem riesigen Berg

Außerhalb des Sumpfes

Im dampfenden grünen Feld,
der Oase im Sumpf,
habe ich gelegentlich eine Auszeit gefunden

Hier hört man keine wütenden Echos,
denn Grillen zirpen zu laut
Zerbröselte braune Suppenwürfel
brennen zwischen dem Papier

Katzen schnurren friedlich im Schatten,
das Glas ist halb leer,
man spricht hier sehr viel,
aber niemals vom Sumpf

Florian Pfeffer

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg| Inventarnummer: 16143

Die Hochzeit

Aurouggla – Teil 2

Nachdem meine Familie also erfolgreich im Hotel Belvedere untergebracht worden war, trat etwas Ruhe in die ganze Sache ein. Vater hatte aufgehört, nervös zu schnupfen, und Mutter genoss den ausgezeichneten Blick über Meran von der Terrasse des Hotels aus. Sie sah, zumindest für Momente, sogar etwas entspannt aus. Und ich? Nun, ich richtete mich in meinem kleinen Einzelzimmer so gut es ging ein, packte meine Lieblingsbücher aus und mein Malzeug und hängte meine Kultjeans und T-Shirts ordentlich nacheinander in den Kasten. Den grauenhaften Anzug ganz zuletzt. Den müsste ich ohnehin ja bloß nur einmal anziehen. Dann ging ich auf Entdeckungstour. Zuerst die fünf Minuten hinunter zur Bar Diana, wo ich mir ein Pompelmo (exotisch, was? Grapefruitsaft) genehmigte, welches sich die Muata nicht zahlen ließ. Wohin ich denn spazieren gehen sollte?, fragte ich artig. Dort, den steilen Waldweg hinauf zum Sulfner-See. Ist das weit? Na, geah, wann´d gmiadlich geasch, a holbe Schtund. Do hosch, a Tafele Schokolade fian Hunga. Ich wandte zaghaft ein, gegen, und lächelte, aber man verstand mich nicht.

Also ging ich los. Ein wunderschöner Wald! Hohe Fichten, unterwandert von allerlei Sträuchern. Dazwischen Farne in Überlebensgröße und eine sagenhafte Luft, die nach Harz, nach frischem Laub und Waldboden roch. Dort ein mir unbekannter Käfer, da ein Vogelgeräusch, das ich nicht kannte. Raubvogel vielleicht. Durch die hohen Wipfel blitzte warm die Nachmittagssonne und tauchte alles in ihr mildes Licht.
Ich denke, ich habe mich nie wieder so glücklich und frei gefühlt wie in diesem Augenblick. Oder vielleicht in den kommenden Spaziergängen hierher. Langsam wurde der steile Weg eben, als ich eine Art Plateau inmitten dieses Zauberwaldes erreicht hatte. Jetzt wechselte der braune Waldboden in sattes Grün. Dort vorne sah ich etwas glänzen, das musste die Wasseroberfläche des Sees sein. Und tatsächlich! Ich kam meinem Ziel rasch näher.

Ein mittelgroßer See, inmitten eines Hochwaldes. Wahnsinn! Das Wasser schien dunkel, beinahe schwarz und spiegelte auf seiner Oberfläche die es umgebenden Bäume wider. Ein gutes Drittel des Sees war mit Seerosen bedeckt. Große grüne Blätter lagen wie Matten, die zum Draufsteigen einluden, auf der ruhigen Wasseroberfläche verziert durch hunderte von Blüten, die, libellenumschwärmt ihre rosa Körbchen weit geöffnet hielten, als wollten sie damit die Sonnenstrahlen einfangen.
Ich ließ mich auf einem Baumstrunk nahe am Wasser nieder und weidete mich an der Fülle meiner Eindrücke, ich konnte diesen Anblick kaum fassen. Meine Augen glitten immer wieder rundherum, um nur ja nichts auszulassen, damit mir auch nichts entging, um dieses Idyll vollkommen zu verinnerlichen, ja um es mit nach Hause zu tragen, es in meinem Inneren abzulichten und um es eins zu eins wieder abrufbar zu machen, wenn ich seiner bedurfte.

Ich hatte von der Wiener Tante eine billige Kamera geschenkt bekommen, die stolz an meiner Knabenbrust baumelte. Ich nahm sie hoch und fotografierte beinahe den ganzen Film leer, als ich vor mir, im Wasser, eine Bewegung wahrnahm. Im seichten Wasser in Ufernähe ringelte sich grazil eine Ringelnatter (drum heißt sie ja auch so) über den See und nahm überhaupt keine Notiz von mir, dem Eindringling, der ich war. Ich knipste wie verrückt hinter ihr her. Und mit der Entwicklung dieses Filmes würde ich ganz sicher nicht warten wollen, bis ich wieder zu Hause wäre. Den wollte ich gleich morgen nach Meran tragen. Wir blieben zehn Tage hier, das ging sich locker aus. Ich weiß nicht, wie lange ich hier gesessen sein mochte, doch durch die Dämmerung aufmerksam geworden, trat ich schließlich den Rückweg an. Wer weiß, vielleicht machte man sich schon Sorgen, wo ich geblieben war?

Der nächste Tag, ein strahlender Sonntag, der nicht strahlender hätte sein können, war der von allen heiß erwartete Hochzeitstag. Mir, um ganz ehrlich zu sein, war er als solcher egal, eher lästig, denn es würde mir nicht erspart bleiben, meine geliebten ausgewaschenen engen Jeans mit dem scheußlichen Anzug zu vertauschen und meine hohen schnürbaren Rauleder-Boots, wie sie damals in Mode waren, durch schwarze spitze Halbschuhe zu ersetzen. Die kleine Schar der Hochzeitsgäste wuchs rasch an und formierte sich vor der Bar Diana zu einer unübersehbar langen Menschenkette in Festtagskleidung. Dann erschienen die Braut und der Bräutigam. Er mit dunklem Rauschebart in Schwarz, sie mit Blumenkrönchen und in Weiß. Die Sonne brannte um zehn Uhr vormittags schon herunter, als ob es Mittag wäre. Nach etlichen Gläsern Sekt, die gereicht wurden, ging es endlich in Richtung der nahegelegenen Kirche, neben den berühmten Haflinger Pferden offizielles Wahrzeichen des Dorfes, zu St. Kathrein genannt, einem aus grauem Stein erbauten Kirchlein aus dem 13. Jahrhundert, das weithin gut sichtbar war.

Der offiziell zeremonielle Teil zog sich genauso in die Länge wie sein Menschenzug, und mir wurde heiß in dem engen Sakko, welches ich am liebsten ausgezogen hätte. Die ungewohnte Krawatte würgte mich am Hals, und Schweißtropfen rannen in Bächen gesammelt über Brust und Rücken. Mutter wurde übel, wie immer, und sie musste von meinem Vater kurz hinausbegleitet werden, an die frische Luft, die gar nicht frisch, sondern sauheiß war. Aber bitte, Einbildung ist alles, und sie tat ihre Wirkung, denn beide kehrten nach einigen Minuten wieder zufrieden auf ihren Platz zurück. Endlich war diese Folter dann auch einmal vorüber, nicht nur für mich, das Brautpaar hatte sich die ewige Treue und so weiter geschworen und geküsst.

Mühsam verließ der Tross, schwerfällig vom langen Stehen und Sitzen, den kühlen Kirchenraum. Hände wurden geschüttelt, Glückwünsche und Segensworte gesprochen, Schweißperlen wurden mit riesigen Stofftaschentüchern weggetupft.
Männer und Frauen in Südtiroler Tracht hatten ordentlich an der dicken Kleidung zu leiden. Das Zeug hielt dicht, in vielen Schichten, wie eine Zwiebel. Kittel und Schürzen, in Schwarz und Blau, Wamse und Joppen, Hosen mit breiten Trägern, in Rot und Grün. Ich träumte von meinen Jeans und einem lockeren T-Shirt, die einsam im Hotelkasten hingen. Und nach Laufen war mir. So ganz leicht, mich bewegen können, und das dumme Zeug da ausziehen und niemanden sehen, mit niemandem reden müssen.

Die Leute formierten sich langsam zum Festzug, und das Ganze wälzte sich also wieder retour, vorbei an der Diana und hinauf zum Hotel Belvedere. Halb eins. Und heiß. Mutter musste mit einem Taxi geführt werden, weil ihr schon wieder übel war. Vater fuhr gleich mit. Er hatte die ganze Zeit keine Miene verzogen, nur leise geschnupft, wie er es immer tat, wenn ihm was nicht geheuer war. Schließlich handelte es sich um die erste Hochzeit eines seiner Kinder, seiner Tochter, noch dazu seiner Lieblingstochter, die, die er aus erzieherischen Gründen mit zehn Jahren in ein SOS- Kinderdorf bei Graz gesteckt hatte und die wir zu Allerheiligen, knochendürr wegen Unterernährung und Heimweh, wieder nach Hause holen mussten. Aber das ist eine andere Geschichte. Damals mussten sie „Hoch auf dem gelben Wagen“ singen, wenn sie frühmorgens zur Schule gebracht worden waren. Das hat sie mir beigebracht, mit fünf. Seit dieser Zeit denke ich immer an „Hoch auf dem gelben Wagen“, wenn ich an sie denke. So ein Schmarren!

Ich hatte noch nie so eine große Festtafel gesehen wie jene in diesem Hotel. Dreiseitig, an der vierten Seite wegen des Eingangs offen und für die Kellner bequem zugänglich. Der Vater des Bräutigams, der wortkarge Förster, und unser Vater saßen sich gegenüber. Es wurde nichts gesprochen, was keinen überraschte. Sie saßen nur da und starrten vor sich hin. Unserer schnupfte, der ihrige seufzte immerzu jajajaja. Mutter und Muata waren da schon aus anderem Holz geschnitzt. Frauen unter sich. Das funktionierte ganz gut. Ich saß zwischen den Brüdern des neuen Schwagers, die auch nicht gerade eloquent schienen. Und wenn sie mal was sagten, dann verstand ich sie nicht. Aber ich tat so, als verstünde ich und lächelte immer, wenn sie, mir zugewandt, was zu melden hatten. Südtirolerisch ist eine Wissenschaft für sich.

Erst als ich in der Bar Diana Servierdienste leistete, lernte ich diese höchst merkwürdige Sprache. Doch davon später. Egal also. Man trank und aß und fotografierte und nahm den Kaffee und dazu die Torte und trank wieder und aß wieder bis zum frühen Abend. Mir war scheußlich fad. Doch dann aber wurde die Braut entführt, und es kam Leben in die Bude. Wir Jungen sollten sie suchen. Blöde Idee, aber bitte. Und damit kam ich offiziell auf den Plan. Wir Burschen sollten sie also suchen, ich und die Brüder des Bräutigams, und wir hatten die Zeche zu zahlen, die die entführte Braut mit ihren Entführern hinterlassen hatte. Überall da, wo sie, kurz bevor wir eintrafen, bereits wieder weitergeeilt waren. Die ganze Angelegenheit hätte mir ja wurscht sein können wie nur was, wäre da nicht plötzlich eine eigene Vespa gewesen, wie bereits erwähnt, in Orange, die man mir zu Suchzwecken zur Verfügung gestellt hatte. Ich blühte auf! Das war natürlich was für so einen gut behüteten vierzehnjährigen Knilch wie mich, mit so einem Ding da die Gegend unsicher zu machen! Und ich nahm mich natürlich dementsprechend wichtig, indem ich ordentlich Gas gab, nachdem mir der ältere der beiden Brüder rasch beigebracht hatte, wie ich mit der Karre da umzugehen hätte. Und ab ging die Post, auf steilen krummen Wegen Richtung Falzeben, Meran zweitausend, wie das Hochplateau heißt, gar nicht so einfach zu bewerkstelligen auf so einem Zweirad, über Knüppelwege und sandige Stellen und in Spurrinnen, auf denen man leicht zu Sturz kommen konnte.

Uns jedoch war nichts zu blöd und nichts zu schwierig, kein Weg zu steinig und keine Jausenhütte zu abgelegen, wie sich herausstellen sollte, die wir abfuhren, um dort das entflohene Ehegefährt zu suchen. Und ja, die hatten überall eine ordentliche Zeche hinterlassen, wo sie gewesen waren, fürwahr! Und sie waren immer schon weg, wenn wir ankamen.
Oschtia, fluchten die Burschen gotteslästerlich. Ich hatte auch dieses Wort nicht verstanden, ließ es mir aber im Laufe der nächsten Tage erklären. Ganz einfach, es bedeutete Hostie. Genauso häufig fluchten sie „Madonna“. Das kapierte ich schon eher. Und die beiden Knaben blätterten die Tausender, wenn auch zwar nur Lire, nur so hin, und weiter ging die wilde Jagd.

Mich ließ man nicht bezahlen, ich sei ja bloß ein Schülerlein. Ich hätte auch gar nichts gehabt, womit ich hätte zahlen sollen. Die Brüder aber gingen schon in die Lehre und hatten Geld dabei. Also suchten wir wie verrückt. Bis man die Ausreißer, die übrigens mit einem geländegängigen Auto unterwegs waren, gegen einundzwanzig Uhr gefunden hatte. Und damit war die Jagd für uns Jungen beendet, Gott sei Dank unfallfrei. Im Konvoi ging´s dann talwärts, über Stock und Stein, wie wir gekommen waren, aber weniger stressig als bei der Suche nach der gestohlenen Braut.

Als Oberdieb outete sich übrigens der Geschäftsführer des Hotels Belvedere. Wir erreichten rasch bekanntes Gebiet. Vor der Bar Diana stellte ich mit den anderen mein Fahrzeug ab. Alle nahmen noch einen Abschiedstrunk und verabschiedeten sich recht bald und sehr herzlich, man war zusammengewachsen durch die waghalsige Tour. Es war genug für einen Tag gewesen, ganz ohne Scheiß, wie der Deutsche zu sagen pflegt, auch für uns Jungens, die wir nicht geheiratet hatten und es auch noch lange nicht vorhatten.

Norbert Johannes Prenner

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg | Inventarnummer: 16111

Nordsee-Exkurs

Eine spröde Geliebte ist sie, die Nordsee. Hat sie den gerade angekommenen Bewunderern eben noch zugeblinzelt, sich in der Abendsonne schmeichelndem Licht präsentiert, so entzieht sie sich den erlebnisgierigen Blicken alsbald wieder. Was schert sie der Verehrer, sie überzieht ihn erst mit düsteren Wolkengebilden – soll er sich doch der Ehre, an ihrer (Küsten-)Seite zu weilen, würdig erweisen, testen will sie ihn und seine standhaften Absichten, so scheint es.

Wer sich davon nicht abhalten lässt, weiterhin die Schönheiten der Angebeteten zu suchen, dem bietet sie gleich die Gelegenheit, sich zu bescheiden, sich abzukühlen von der glühenden Begeisterung, am besten durch ausgiebige Regengüsse der eher unangenehmen Art.

Noch immer auf ein Einsehen der Holden hoffend, flüchtet sich der (im doppelten Wortsinn) arme Tropf in seine bescheidene Behausung. So ihrem Zugriff entzogen, lässt sie sich etwas Neues einfallen, ihn zu prüfen: Windböen, die sich gewaschen haben, umbrausen ab da den Werber.

Es müsste eine sehr stürmische, heftige, um nicht zu schreiben rasende Liebelei sein, der sich der Besucher so hingeben könnte. Doch – er zögert. Er wankt in seiner aufrechten Bewunderung, es ist ein bisschen gar viel verlangt, allem Unbill zu trotzen und dabei anhaltend Begeisterung zu empfinden, zu erleben, zu äußern. Da denkt er an andere Küsten, an andere Meere, an andere Strände, die einem nicht ganz so viel abverlangen, also etwas einfacher zu haben sind.

Sie merkt es sofort, dass der Strom der Anbetung abzuschwellen beginnt, sie nimmt wahr, dass sie mitnichten die einzige Option auf einen verträumten Urlaubsflirt ist. Und schon zaubert sie aus einem ihrer Ärmel einen der gigantischsten Sonnenuntergänge, die das durchschnittliche Mitteleuropäerauge jemals zu sehen bekommen hat.

Halb versöhnt zieht der Verehrer nächsten Tags von dannen, gen Süden. Nicht ohne dass sie ihm, dem Treulosen, in der Nacht noch einmal ordentlich den Marsch geblasen hätte, versteht sich.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg | Inventarnummer: 16097

 

 

Hotel Polissja

„Vielleicht inzwischen doch ein bisschen veraltet, dein Reiseführer.“
„Nun ja, die Preise werden wohl nicht mehr stimmen, aber ansonsten, was soll sich schon groß geändert haben?“

Und unbekümmert blätterte mein Vater weiter in dem abgegriffenen Büchlein mit den kyrillischen Buchstaben und den grobkörnigen Fotos in Schwarzweiß, das ihm irgendwann in den achtziger Jahren auf einem Flohmarkt in die Hände gefallen sein musste.
„Ich weiß gar nicht, was du gegen Osteuropa hast. Wäre doch einmal etwas Neues, für den Sommerurlaub der Familie.“

Wieder so ein unvermittelter Zeitsprung, und eine unvorhersehbare Stimmungsschwankung von ihm, hatte er nicht eine halbe Minute zuvor noch von seinen Kindheitserinnerungen aus dem Krieg gesprochen? Von Hitlerjugend und seiner Zeit als Flakhelfer, als die Bomben schneller auf sie herabgeregnet waren, als sie zurückschießen konnten?
„Ich jedenfalls kann es nicht mehr sehen, dieses Frankreich und Italien, irgendwann schaut jede Ecke dort gleich aus.“
„Aber du weißt doch, dass die Mama die weite Fahrerei nicht ausstehen kann.“

Schon lange hatte ich die Versuche aufgegeben, ihn in eine Wirklichkeit zurückzuholen, die sich für ihn auf ein Einzelzimmer in einem schmucklosen Pflegeheim im Vorstadtgürtel Wiens reduziert hatte. Inzwischen spielte ich mit, bei seinen sprunghaften Zeitreisen, die uns für diesen Augenblick in selige Urlaubserinnerungen der Familie vor dreißig, fast vierzig Jahren führten.

Aber unverzeihlich mein Fehler, meine Mutter erwähnt zu haben, ich sah es ihm an, wie es in seinem Hirn raste, hatte er doch schon genug Schwierigkeiten damit, mich als den richtigen unter seinen drei Söhnen zu erkennen, verfangen im Dreieck ihm mittlerweile nichtssagender Namen. Und nun die Erkenntnis, dass für Kinder auch eine Frau vonnöten gewesen sein sollte, für die er in seinem jetzigen Bewusstseinszustand keinen Anker fand, keinen Namen und schon gar kein Gesicht. Trotz fünfzig Jahren Ehe, dachte ich anstelle seiner hinterher, aber er hatte schon längst zu seinem altbekannten Spiel der Ablenkung gegriffen.
„Da, schau her, was für eine schmucke Stadt. Sogar einen Rummelplatz mit Riesenrad haben sie. Das wär doch auch was für die Kinder.“

In schizophrene Welten fühlte ich mich entführt, dass er mich als mittlerweile erwachsenes Kind um Rat fragte, ob ich mich als vierzig Jahre jüngeres Kind dort wohl gefühlt hätte, wohlfühlen würde oder werde.
„Und die Unterkunft sieht auch nicht übel aus: Hotel Polissja“, las er mir mühelos vor, zu meinem Erstaunen, dass er, obwohl er so viel vergessen hatte, besonders die gesamte Gegenwart, sich nach wie vor des Russischen entsinnen konnte, aufgeschnappt in den Jahren der Besatzungszeit und seither nie wieder benutzt.

Mit einem Seufzer ließ ich mir den Reiseführer reichen, um die von ihm so gepriesenen Bilder zu begutachten, und für eine Weile versank ich tatsächlich in die Welt eines vergangenen Jahrhunderts, in die Farben und Formen meiner Kindheit, die es in dieser Art nicht mehr gab. Ein Déjà-vu bereitete mir diese Zeitreise, mir war, als hätte ich diese Bilder schon einmal gesehen, nur anders, als wäre ich schon einmal dort gewesen, in dieser Stadt, so schmuck in ihrer Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Und dann traf mich der Schlag der Erkenntnis, nur zu gut kannte ich sie, wie oft hatte ich diese Stadt im Fernsehen gesehen, immer wieder über die letzten Jahrzehnten hinweg Schauplatz von Dokumentationen, aufgrund ihrer Einzigartigkeit. Dreißig Jahre her, seit das letzte Kinderlachen in ihr verhallt war, nur eine in der Hast zurückgelassene, im Staub versunkene Puppe gab noch Zeugnis anderer Zeiten ab, das eindrucksvollste Bild, das mir im Gedächtnis haften geblieben war, diese Puppe, die vergilbt auf einem der Balkone der Plattenbauten liegen geblieben war und verloren auf die Szenerie unter sich blickte. Auf das reglos, rostige Treiben des Rummelplatzes, die im Boden festgefressenen Scooter des Autodroms und die traurig im Wind schaukelnden Gondeln des Riesenrads, und aus jedem Schlitz und jeder Ritze sprießte entfesselt die verstrahlte Flora. Und dann wusste ich alledem auch einen Namen zu geben:

Prypjat, nahe Tschernobyl, so hieß diese Stadt, deren unverwechselbare Totenmaske in die Zeit gestanzt war.
Fassungslos reichte ich meinem Vater den alten Reiseführer für die sowjetische Ukraine zurück, dieses Mal fehlten mir tatsächlich die Worte für die Weltentrücktheit meines Vaters, der den Urlaub mit seiner Familie neben einem Atomreaktorunfall verbringen wollte. Und die Verstörtheit in meinen Augen schien auch ihn in Verwirrung gestürzt zu haben, wild fuhr sein Blick umher, dann packte er mich an den Handgelenken, schmerzhaft fest der knochig klammerhafte Griff, dann schrie er wirr auf mich ein, sodass mir seine Spucke im Gesicht kleben blieb:
„Ich bin kein Trottel, mein Sohn! Ich weiß ganz genau, wie es dort ausschaut, in Prypjat, wahrscheinlich sogar besser als jeder dieser Strahlungstouristen, die je dort gewesen sind, denn mein Gehirn, das ist Prypjat! Nein, noch schlimmer, Tschernobyl, das ist mein Gehirn, zuerst explodiert und dann in einem Sarkophag gefangen – und Zelle für Zelle verstrahlt, ja, Tschernobyl, das ist der Ort, wo die Ärzte einen Körper mit einem toten Geist am Leben erhalten, einzig aus dem Grund heraus, dass sie wissen, wie das geht.“

Und sein wild verzweifelter Blick drückte aus, wie er sich in diesem Augenblick empfand, gefangen in den letzten Zuckungen des Lebens und von außen schon begierig vom Tod betrachtet. Dann allmählich begannen sich seine Augen im Schattenglanz zu verlieren, er war bereits wieder im Begriff, in eine andere, fernere Wirklichkeit abzugleiten, die Hände löste er von mir, und mit einem Räuspern nahm er eine formelle Haltung ein.
„Sie wollen wissen, wo Sie mich antreffen können, mein Herr? Hotel Polissja, Prypjat. Kennen Sie nicht? Ganz einfach, geradewegs nach Tschernobyl, immer den Pfeilen nach. Und nicht vergessen, bei Reaktor Nummer vier rechts abbiegen, dann kann nichts mehr schiefgehen!“

Nach einer Visitenkarte kramte er eine Zeitlang gedankenverloren, in der Brusttasche seines Pyjamas, dann hatte mein Vater mich endgültig aus seiner Wahrnehmung verbannt. An das Fenster war er getreten, das ihm den Anblick auf die das Panorama beherrschende Müllverbrennungsanlage Spittelau bot, im Hintergrund die Ausläufer des Wienerwalds. Sinnlos, mich von ihm verabschieden zu wollen, leisen Schrittes schlich ich mich davon, als ich ihn in meinem Rücken flüstern hörte:
„Ist doch immer wieder eine Offenbarung, Lissabon um diese Jahreszeit – selbst wenn man das Meer von hier aus nicht sehen kann.“
Und mit einem letzten Blick zurück sah ich, dass ihm Tränen der Glückseligkeit in die Augenwinkel getreten waren.

Harald Schoder
derewigreisende.net

www.verdichtet.at | Kategorie: hin & weg | Inventarnummer: 16083

 

 

Die Bar Diana

Aurouggla – Teil 1

Es herrschte heller Aufruhr im Hause, die Koffer waren gepackt, das Taxi stand mit laufendem Motor vor dem Haus, fehlten nur noch die Fahrgäste. Wenn zwei junge Menschen einander die Ehe versprechen, dann ist das schon ein bedeutendes Ereignis für alle Beteiligten, für die Eltern selbstverständlich, aber auch für die engeren Verwandten und ganz besonders für die Geschwister des Brautpaares. Die Schwester heiratet! Mir, als dem jüngeren Bruder mit meinen vierzehn Jahren eigentlich ziemlich wurscht, wenn nicht – wenn nicht die Hochzeit im Ausland gefeiert worden wäre. Genauer gesagt, in Italien. Obwohl – so sehr in Italien wieder auch nicht, nämlich in Südtirol, in einem kleinen Dorf oberhalb von Meran, welches Avelengo hieß und heute noch so heißt, zu Deutsch – Hafling. Dieses idyllische Dörfchen liegt auf dem Höhenzug des Tschöggelberges, den kennt doch jedes Kind, links der Etsch zwischen Meran und Bozen. Es ist ein bekanntes Schi- und Wandergebiet und, wie sich später für mich herausstellen sollte, auch ein interessantes Klettergebiet.

Westbahnhof Juli neunzehnhundertsiebzig. Der Transalpin wartet geduldig, bis wir den ganzen Plunder an Bord haben. Es gibt noch Dienstmänner mit hölzernen Leiterwagen, die das Gepäck auf den Bahnsteig transportieren, wenn ich mich jetzt daran erinnere, mit Mützen auf und Nummern dran, wie im Film „Hallo Dienstmann“, beinahe unglaublich. Bin ich wirklich schon so alt?, denke ich eben.
Na, Mutter ist hysterisch, sie hat schon lange keine Reise gemacht, noch dazu eine mit dem Nachtzug. Vater ist schweigsam. Ihm gefällt die ganze Sache schon von Anfang an nicht.
Und ich? Ich schaue mir die Gammler an, die ihren Armysack vor sich liegen haben und sich eine Zigarette drehen. So möchte ich auch einmal werden, denke ich. Einmal in die weite Welt hinaus, allein, ohne, dass einem die Alten andauernd dazwischenquatschen. Und so einen grünen Parka möchte ich auch gerne haben. Mit vielen Taschen dran, und sehr weit muss er sein, und ziemlich zerknittert. Nie darf man was! Ich arbeite dran. Immerhin habe ich schon längere Haare als die anderen Jungs in meinem Alter.

Der Zug fährt ab. Wir sitzen zu fünft im Abteil. Meine Schwester, ihr zukünftiger Mann, Vater und Mutter, ich. Um einundzwanzig Uhr verabschieden sich die Eltern, um in den Schlafwagen hinüberzugehen. Mutter macht Zicken, sie faselt was von schwindelig sein und so. Ich kann das nicht verstehen, ist doch aufregend alles, eben! Um zweiundzwanzig Uhr ist sie wieder da, die Mama, hysterisch wie zuvor, kann nicht schlafen und setzt sich zwischen uns.
So, jetzt haben wir alle auch keinen Platz im Abteil. Spinnst du, hat der Schwiegersohn in spe zu ihr gesagt, als sie mit der Decke bei uns aufgetaucht ist. Das hätte er nicht zu ihr sagen dürfen, ein Leben lang hat sie das nicht vergessen und uns immer wieder davon erzählt, obwohl wir die bedauerliche Geschichte bis zum Kotzen kannten.
Ich aber liege in meinem neuen Schlafsack unter der Sitzbank und bin glücklich. So wollte ich schon immer mal reisen. Wenn auch allein. Es geht zwar nicht nach Indien, aber immerhin, das Gefühl ist es, das es ausmacht, das Gefühl! Denn sonst – it quite doesn’t make it! Auf diesen kurzen Satz bin ich stolz, habe ich aus „Good morning, Vietnam“. Man muss eine Olive haben, für den Martini, auch dort, wo es völlig unmöglich ist, eine herzukriegen. Das ist cool!

Um sieben Uhr Früh erreichten wir Innsbruck, stiegen dort in einen Expresszug nach Rom um und erreichten nach nochmaligem Umsteigen einen der schönsten Kurorte der Welt – Meran. In diese Stadt habe ich mich sofort verliebt und denke stets mit Wehmut an ihre blühende Blumenpracht im Kurpark, an die riesigen, exotisch anmutenden Palmen an den steilabfallenden Südhängen, an die sie wie zum Schutz vor allzu neugierigen Blicken umgebenden Berge oder an die reißende Etsch, auf der wagemutige Kajakfahrer für die neugierigen Zaungäste auf den Brücken ihren kunstvollen Wellentanz vorführten.

Was für eine Stadt! Wenn ich mich umsehe, alles in allem ein fein geschliffenes Konglomerat aus knorrigen Eingeborenen in blauer Schürze mit vom Munde hängender Pfeife, das – aufgelockert durch die unverwechselbare Grazie anmutiger italienischer Mädchen in knappsten Hotpants mit wehendem Haar auf ihren knatternden Vespas – (die Vespa, beliebtestes Fortbewegungsmittel aller Altersstufen. Die Jungen fahren eine 50er, führerscheinfrei, die Alten alles ab 75 Kubikzentimeter bis 250. Die kann schon ein wenig flotter sein. Ich kriegte dort eine 50er in Orange ganz für mich allein zur Verfügung, sie gehörte dem Bruder meines neuen Schwagers. Aber davon später.) – äh, wo war ich stehengeblieben? Aja, – seine Gegensätze kaum vielfältiger und bunter hätte erscheinen lassen können. Ich konnte dieses Schauspiel kaum fassen und mich gar nicht daran sattsehen. Auch in späteren Jahren nicht.

Zwei italienische Taxis brachten uns über die Via Winkel, Winkelstraße, diese Bezeichnung hält mich bis zum heutigen Tag in ihrem sonderbaren Bann ihrer Bedeutung , zur Drahtseilbahn nach Avelengo, die, sehr zu meinem Bedauern, bereits vor mehr als zwanzig Jahren durch eine großzügig angelegte Panoramastraße ersetzt worden ist.
Unnötig zu bemerken, dass mit diesem Bau wieder einmal eine Menge Natur zerstört wurde. Der Schwager regelte das alles mit den Taxlern auf Italienisch. Ich fand das sehr mondän. Und erst das fremde Geld. Tausend Lire! Ich dachte weiß Gott, wie viel das wäre.
Damals kriegte ich hin und wieder fünf Schilling Taschengeld. Aus pädagogischen Gründen, wie der Herr Papa immer zu sagen pflegte. Schließlich musste er es wissen, er war ja schließlich einer, ein Pädagoge nämlich.

Mit dieser Seilbahn also ging es hinauf auf das dreizehnhundert Meter hoch gelegene Hafling, an deren Endstation ein niedliches Holzhäuschen stand, Wohnhaus und Gaststätte zugleich, mit großzügiger Veranda, bunten Sonnenschirmen und einer vollschlanken lachenden Wirtin darin, mit roten Bäckchen, nicht zuletzt die Besitzerin sogenannter Bar Diana und – zukünftige Schwiegermama meiner Schwester.

Da war auch gleich der Hausherr zur Stelle, Förster von Gnaden, eher wortkarg und zurückgezogen, aber mit listigem Witz ausgestattet, den er, wenn auch nur selten, dann aber treffend, auf seine Mitmenschen loszulassen verstand. Ich selbst wurde einmal Zeuge seines krausen Humors, als er deutschen Touristen eine Auskunft gab. Es war immer dieselbe Situation. In Intervallen von zehn Minuten spuckte die Bahn täglich zehn bis zwanzig deutsche Gäste aus, die, aufgekratzt wie sie nun mal sind, eine Minute später vor der Bar Diana versammelt waren und sogleich, wie auf ein geheimes lautloses Kommando, die Anweisungen auf den grünen Orientierungsschildern unisono zu lesen begannen: Wandern und Reiten auf Haflinger Pferden! Was wie folgt so klang, und bei allen immer gleich, nämlich: Wandan und Raitn auf Hafflinger Ferdn! (sic!) Nachdem, und obwohl sie auch das Schild „Wanderweg nach Falzeben – Gehzeit zwei Stunden“ gelesen hatten, fragten sie sicherheitshalber dann doch beim Oberförster einmal nach: Sie, guter Mann, wie lange läuft man denn da? Abgesehen davon, dass manche Bundesbürger Probleme mit dem Lesen hatten und anstatt „Falzeben“ „Fallersleben“ lasen, der Namen durfte ihnen offensichtlich irgendwie geläufig gewesen sein.

Seine Auskunft fiel also ungefähr so aus: Erst sah er prüfend in den Himmel, dann rückte er, um die Spannung zu erhöhen, seine Hose über dem Bauch zurecht, knöpfte den obersten Knopf seiner Weste zu und sagte schließlich, während die gehfreudigen Germanen schon langsam zappelig geworden waren, ja, wenn sie laufen wollen, und dabei machte er ein sehr ernstes Gesicht, dann sind Sie in einer halben Stunde dort. Da erhellten sich die Gesichter der Wartenden, denen man die ungeheure Spannung schon an ihren Falten ablesen konnte.
Danke, guter Mann, pflegten die Wandervögel dann überglücklich und sichtlich erleichtert zu antworten und schritten ohne Umschweife, durch die präzise fachmännische Auskunft dieses hervorragenden Kenners der Region in ihrer Absicht bestätigt, dieses Stück Land für sich vereinnahmen zu wollen, sofort tapfer drauf zu, stolz, sich mit einem Einheimischen so wunderbar verstanden zu haben. Erst als sie gegen siebzehn Uhr völlig aufgelöst und kraftlos, mühsam auf ihre Wanderstöcke gestützt, mit den praktischen Fahrradklingeln dran, zurückkamen, um gerade noch die letzte Bahn nach unten zu kriegen, beschwerten sie sich bei der Wirtin, sie wären drei Stunden gelaufen, und die Auskunft dieses Mannes da sei nicht korrekt gewesen.

Unerhört das, man verließe sich sonst auf solche Informationen, hieß es! Solche Wanderstöcke, auch Alpenstangen genannt, mit st, nicht scht, setzten die deutschen Gäste übrigens sehr gerne gegen die auf der staubigen Straße Richtung Falzeben oftmals allzu eiligen Vespa- oder Autofahrer ein, und hielten sie quer über die Fahrbahn, sodass die Fahrer jäh abbremsen mussten. Das führte immer wieder zu Ärger mit den Einheimischen, die ja nicht nur zum Vergnügen auf diesem Wege unterwegs waren. Man kann sich denken, dass sich die Touristen dadurch bei ihnen nicht gerade beliebt gemacht hatten und so kam es immer wieder zu handfesten Auseinandersetzungen, die auf der einen Seite mit „Scheißpiefke, stellt’s aus“, also weicht aus, oder „Geht’s holt oubn aufm Woldweag, eis Oaschlächa!“, (nicht übersetzbar) und auf der anderen Seite „Bloß nich’ so dolle hier, ja, jute Leutchen! Wir wolle’ hier staubfrei!“ ausfielen. Die erschöpften Touristen aber taten der Muata (Mutter), auch Moidl genannt, was so viel wie Maria bedeutete, nicht unbedingt immer leid und so lachte sie nur aus vollem Hals und wünschte ihnen eine gute Reise hinunter nach Meran.

Mein Gott, was habe ich dieses Idyll geliebt! Die Muata hatte mich sofort ins Herz geschlossen. Und mehr noch, als ich mich nicht nur bloß als unnützer Fresser, sondern obendrein noch als geschickter Maler und Erneuerer der Hausfassade erwies. Dieser traditionelle Tiroler Blockbau hatte nicht zuletzt zahlreiche kunstvoll geschnitzte Holzsäulen an den verschiedensten Ecken vorzuweisen, sondern auch unzählige Fensterläden und jede Menge anderes Holzzeug, das nach frischem Lack verlangte. Mir war ohnehin langweilig und so hatte ich eine würdige Beschäftigung gefunden, indem ich lustig den Pinsel in Grün und Weiß tauchte, um dieses höchst ehrwürdige Denkmal bodenständiger Alpen-Architektonik so gut ich es verstand zu verschönern. In diesen Dingen bin ich ziemlich geschickt. Die Muata honorierte meine Arbeit nicht allein durch Lob, sondern ließ sich auch nicht lumpen und steckte mir in nicht allzu langen Intervallen immer wieder Zwei- oder Drei- oder Fünftausend-Lire-Scheine zu, für mich damals eine unglaubliche Menge Geld, welches ich in diversen Jeansboutiquen oder Buch- und auch schon mal Tabakläden in Meran sinnvoll anzulegen verstand.

Nach getaner Arbeit am Vormittag und einem opulenten Knödel-Mahl pflegte ich mich mit meiner Lektüre und einer Lesepfeife in Huckleberry-Finn-Manier in den im schattigen Garten des Anwesens aufgestellten Liegestuhl niederzutun und Karl May zu lesen, vorwiegend jene Romane, die im Morgenland und auf dem Balkan handelten, und zu denen mein Tschibuk also besonders gut zu passen schien, auch wenn mir beim Rauchen dieses filterlosen Kokshammers höllisch die Zunge brannte und mich ein trockener Husten quälte, so als hätte ich schon Tuberkulose.
Die eben erwähnte traditionelle Knödelspeise pflegte man hierorts jeweils in zweierlei Gestalt zu nehmen, einmal zu Wasser, also in der Suppe, und andererseits zu Land, etwa mit Geselchtem oder Gemüse. Dass es sich dabei um Speckknödel handelte, muss für Kenner der Region wohl nicht extra erwähnt werden.
In diesem Liegestuhl ward das Träumen geboren. Wenn ich heute die Augen schließe und mir vorstelle, wie das denn gewesen sei, dann fühle ich vorerst einmal die Sommersonne, wie sie unbarmherzig auf mich herabbrannte. Schließlich wollte ich eine knackige Farbe mit nach Hause bringen. Wenn ich es schaffte, angestrengt durch die engen Sehschlitze meiner Augen die Helligkeit des Lichts zu durchdringen, dann sah ich unter mir die Stadt in sirrendem Dunst liegen, ihre Silhouette in diffuses Licht getaucht. Dahinter die blauen Berge Richtung Mailand.

Noch schöner und fantasieanregender im Licht der frühen Abenddämmerung. Diese Stimmung trug ganz besonders dazu bei, mein Fernweh aufs Äußerste zu strapazieren, und ich sah mich schon mit Schlafsack und Gitarre auf dem Rücken in Richtung Rom unterwegs und dann nach Marokko und eben dorthin, wohin die damaligen Hippies in diesen Jahren normalerweise zu reisen pflegten. Das hatte ungeheuren Nachahmungscharakter, dem man sich nur schwer entziehen konnte. Mich brennt’s in meinem Reiseschuh, hatte ein Freund damals gesagt. Und schon wurde er per Interpol in halb Europa gesucht. Dort war er aber nicht. Schließlich wurde man seiner in Delhi fündig, und er wurde auf Intervention der Österreichischen Botschaft nach Hause zurückgebracht.
Auf diese Weise wollte ich nicht   e n d e n !   Obwohl – aber das ist eine andere Geschichte. Vielleicht komme ich darauf noch einmal zurück. Aber vorerst musste ich einmal hier bleiben, trotz meiner Grundausstattung für Tramper, mit der ich schon einmal probeweise angereist war, unter elterlichem Schutz und deren Obsorge, untergebracht im vornehmsten Hotel vor Ort, dem Belvedere. Im großen Saal dieses Hauses sollten dann ja auch schließlich die Hochzeitsfeierlichkeiten stattfinden. Das Hotel stand direkt am Ende des Felsmassivs, welches geradewegs nach Meran hinunter abfiel. Eine Art Adlerhorst, so wie ich es empfand und genoss.

Von da an wusste ich, ich würde nur mehr an erhöhter Stelle wohnen, weil der Blick von oben immer erhabener ist als der von unten hinauf.

Norbert Johannes Prenner

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