Archiv der Kategorie: Bernd Watzka

Die Hausstaubmilbe

Ich wag es kaum, mich vorzustellen,
bin doch beliebt wie Salmonellen.
Um euch den Tag nicht zu verderben,
müsst ich auf der Stelle sterben.

Ich bin eine Hausstaubmilbe,
Betonung auf der ersten Silbe.
Bin euch näher, als ihr glaubt,
viel näher als der Liebsten Haupt.

Zwar bin ich mikroskopisch klein,
halte ich eure Polster rein –
indem ich, wie wohl jeder weiß,
eure Hautschuppen verspeis.

Also bitte, kein böses Wort,
sonst bin ich irgendwann mal fort.
Sind unsere Bande auch sehr lose,
leben wir doch in Symbiose!

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23001

Der Transgender-Zwölfender

Das brünftige Röhren im Herbst,
die ewigen Kämpfe ums Revier
und dieses Imponiergehabe –
das hängt mir längst zum Hals heraus.

Ich verrat euch was: Ich spür’s in mir,
mit jeder Faser meines Leibes:
In mir drin, da schlägt das Herz
einer sanftmütigen Frau Hirsch.

Sehr feminin, sehr fürsorglich,
gefühlsbetont und liebevoll;
stets aufopfernd für das Rudel,
kurz: die perfekte Hirschkuhfrau.

Ich muss wohl einen Tierarzt finden,
der gern was dazu verdienen will –
mit einem neuen Spezialgebiet:
wildtierische Geschlechtsangleichung.

Er kann, er soll am OP-Tisch machen,
was mich vom Hirsch zur Hirschin macht –
nur eine Sache muss ich deponieren:
Ich möcht mein schönes Geweih behalten!

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22127

Die Motte

Ich bin eine fröhliche Motte
und trag den schönen Namen Lotte.
Ich tanz für euch so gern im Licht,
doch darauf seid ihr nicht erpicht.

Im Gegenteil: Ich bin leicht, sogar sehr,
doch ihr macht mir das Leben schwer.
Seht ihr mich, tut ihr die Fäuste ballen
und jagt mich, stellt gemeine Fallen.

Sagt mir, was genau kann ich dafür,
dass ich herumflieg als Mottentier?
Wir haben dieselben Interessen,
vor allem wenn es geht ums Essen.

Ich lieb, wir ihr, Müsli, Nüsse, Mehl,
doch tauch ich auf, schaut ihr nur scheel.
Dabei ist genug für alle da,
für mich und meine Kinderschar.

Habt Dank nun fürs andächtige Lauschen,
meine Schwestern haben, während wir plauschten,
in Ruhe verschmaust euren Proviant.
Was sagt ihr jetzt? Ist doch allerhand!

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22126

Die Kanarienvögel der Kohlengrube

Wir waren Warner der Minen;
fielen um, wenn Kohlenmonoxid
Schächte und Stollen füllte.

Zu Tausenden erstickten wir,
damit die Ausweidung der Erde
stets munter, sorglos schritt voran.

Doch – wartet nur; wir haben Tonnen
an Grubengas in uns gespeichert.
Irgendwann lassen wir es raus.

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22125

Der Dürer-Hase

Seit mehr als fünfhundert Jahren
hock ich hier und warte drauf,
dass irgendwann mal was passiert.

Vielleicht strahl ich Ruhe aus;
doch Leute, bitte irrt euch nicht –
in mir brodelt ein Vulkan.

Der Rahmen ist mir viel zu eng;
ein Sechzehntel Quadratmeter Platz!
So viel zum Thema artgerecht.

Hab meinen Frust und Hasenzorn
stets in mich hineingefressen –
sieht man das nicht am Aquarell?

Doch bald ist es so weit: Ich spring auf,
verlass das Bild. Warum ich’s tue?
Meines Zornes Grund verrat ich gern:

Ich sah Millionen Europäer,
Chinesen, Amis und Japaner,
auch Russen, Araber sonder Zahl.

Das ist ja alles gut und schön –
doch ich möcht ein Mal im Leben
einen anderen Hasen seh’n!

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22124

Die Martinigans

November ist’s und die Martinigans
plagen düstere Ahnungen.

Schwer ihr Körper, schwer die Gedanken;
im Hals spürt sie Verspannungen.

Dann die Idee! Sie tauft sich um
auf den schönen Namen Franz.

Der Trick gelingt und die Franzigans
bleibt heuer zu Martini – ganz.

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22123

Der einsilbige Dachs

Ihr fragt euch sicher – oder auch nicht,
warum der Dachs so wenig spricht.

Nun – wer nur aus einer Silbe besteht,
dem verschlägt es schnell die Red‘.

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22122

Der Panther (nach Rilke)

Der Panther, der einst im Jardin des Plantes
mit geschmeidig starken Schritten
an tausend Stäben vorüberging,
brummte kurz vor seinem Tod:
„Hab Dank für deine Reime, Rainer!
Ich hoff mein stilles Leiden
hat sich ausgezahlt für dich.“

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23011

Die präzise Friedenstaube

Die Friedenstaube fliegt unglaublich flott
über Weizenfelder, verlassen von Gott.
Sie flitzt dahin mit stoischer Miene;
ohne auf, ohne ab – wie auf Schiene.

Wohin wird sie den Frieden bringen?
Dürfen wir bald „War is over“ singen?
Seht hin, das pfeilschnelle Tier
hat schon ein Haus in seinem Visier.

Die Friedenstaube fliegt kerzengerade
ins Hauptquartier der Generalsbrigade.
Ein Krach ertönt, wie von einer Kanone!
Die Friedenstaube war – eine Drohne!

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22131

Cowgirl im Kaukasus. Rindsdramolett in Versen

(aus dem Zyklus Antike Traumata, Folge 2, 2013/2014)

DRAMATIS PERSONAE
IO: rastlose Halbgöttin, von Göttervater Zeus vergewaltigt und in eine Kuh verwandelt (Kostüm: Kuhfell-Hotpants, Kuhglocke, angedeutete Hörner usw.), wird von Hera gejagt
PROMETHEUS: prominenter Feuerdieb, von den Göttern bestraft, im Kaukasus festgeschmiedet
OZEANIDEN: drei durchgeknallte Nymphen
Tiere: eine Kuh (= Io) und eine unsichtbare, aber hörbare Gelse (= Hera)
Ort der Handlung: Kaukasus-Gebirge
Geräusche: Surren einer Gelse
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Musik: Hits einbauen (z.B. „Mosquito“ – The Doors, „I.O.I.O.“ – Bee Gees, „Summer Nights“ – Grease)

E R S T E R   A K T

CHOR DER OZEANIDEN
Warum sind wir schon wieder hier?
Das, bitteschön, ist unser Bier!
Wir sind Ozeaniden, frank und frei –
Bei jedem Sau-Austreiben dabei.
Ob’s den Sterblichen gefällt, ist einerlei!

Geräusch: surrende Gelse ( = Hera)

IO
(verwandelt in eine Kuh, muhend)
Dieses verdammte Gelsen-Tier,
Seit tausend Jahren folgt es mir!
Wie sehr ich dieses Monster hasse,
Ich bring es um samt seiner Rasse!

Auftritt Ozeaniden
CHOR DER DREI OZEANIDEN
Stolze Io, verwandelt in eine Kuh,
Hör auf zu fluchen, gib eine Ruh!

IO
Ozeaniden! Schrecklich ist’s hier!
Wenn ich zumindest hätt ‘nen Stier
Oder ein Fass Gösser Bier,
Dann wär bedeutend wohler mir.

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Wir führen nur griechischen Wein,
Retsína, den hau’n wir uns rein!
Flüssig ist, was uns erregt,
Wasser wurde uns in die Wiege gelegt.
Unser Vater, sonst ein alter Falott,
Ist des Meeres mächtiger Gott.
Und jetzt ein attischer Toast
Wir heben die Gläser – Prost!

IO
Bei Zeus! Dieser harzige Rebensaft
Gibt weder Freude mir noch Kraft!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Kraft willst du? Dann soll Gras dich erfreuen!
Mahlzeit, Kuh! Gutes Wiederkäuen!

IO
Mich trifft der Ozeaniden Spott
Weil ich als Kuh durch Asien trott’.
Warum musste Zeus mich verwandeln!?
Jetzt ess’ ich Heu statt süßer Mandeln!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Liebe Io, red’ keinen Schund!
Du kennst sehr wohl des Übels Grund.
Es war dein One-Night-Stand mit Zeus  –
wir sagen heut nur: reu es, reu’s!
Hera ertappte euch – sie ist schlau –
Sah unterm Leintuch die Form einer Frau.
Da verzauberte Zeus dich flugs in ’ne Kuh
Und statt Gestöhne kam ein „Muh“.
Überrascht von Rinder-Anatomie
Witterte Hera gleich Sodomie.
Doch Zeus log: „Keine Sorge, Hera!
Die Kuh dient nur als Bettbeschwerer.
Und morgen geht’s an die Riviera!“
Die Göttergattin war zufrieden
Und Ios Schicksal war entschieden!

IO
Hera, diese alte Schlampe
Werft sie über Olympos’ Rampe!
Vergewaltigt hat mich Zeus, das Schwein,
Ich war nicht gefragt, er wollt’ nur rein!
Nicht rächen braucht Hera sich an mir,
Soll sie doch stechen ihren göttlichen Stier!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Sex ist Sex – frag den Klaus Kinski,
Frag Tiger Woods oder Lewinsky!

IO
Schlecht und hinkend der Vergleich!
Wir sind in Asien, nicht im Ami-Reich!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Egal. Hera hat eure Affär’ durchschaut.
Und grenzenlosen Zorn gestaut,
Jagt nun als Gelse deine Haut!

(Geräusch der nahenden Gelse/Hera, Io schlägt wild um sich)

IO
Dies Monster, es kommt aus den Reben!
(Io versucht vergeblich, die Gelse zu erschlagen.)
O shit! Schon wieder daneben!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Los! Flüchte auf den hohen Felsen
Und sieh dich vor – vor dieser Gels’n!
Hera mag den Bergwind nicht,
Sie hat ja – sagt man am Olymp – die Gicht.

IO
Okay, ihr Gscheiterln, ich werd’s probieren
Und erklimm die Felsen auf allen Vieren!

 
Z W E I T E R   A K T

(Prometheus, mit nacktem Oberkörper und gefesselt in Ketten an einem Felsen im Kaukasus)

IO
(langsam auf die Bühne kriechend, sieht Prometheus nicht sofort)
Seltsam! Was ist das für ein Rasseln?
Ist es der Lärm von tausend Asseln?
Von anderen Tieren kann’s nicht sein,
Denn dazu gäb’ es keinen Reim!
Das Geräusch kommt von drüben, shit!!
Ich glaub mich trifft ein Pferdetritt:
(erblickt Prometheus)
Was hängt denn da für einer?
Bist du Jesus oder der Müller Heiner?

PROMETHEUS
Prometheus bin ich!, dummes Rind.
Erkenn mich – oder hau ab geschwind!

IO
Ich seh der Stricke und Ketten viele
Stehst du vielleicht auf Fessel-Spiele?

PROMETHEUS
Ich häng’ hier in Ketten, hart bestraft
Seit Zeus mich als Feuerdieb entlarvt.
Im Herzen bin ich ein unbefleckter Titan
Daher, Fleckvieh, rühr mich nicht an!

IO
Was treibst du vor Kaukasus’ Rachen?
Mich deucht, du hast nicht viel zu lachen.
Stehst aufrecht da, umringt von Ketten –
Machst du auf Sado-Maso? Oder soll ich dich retten?

(Auftritt Ozeaniden)
CHOR DER DREI OZEANIDEN
Io, Rindvieh!, red keinen Scheiß!
Der da hängt in seinem Schweiß,
Das ist ein Held, bestraft von Zeus
Gequält zu werden von Flöh‘n und Läus!

IO
Was hat er denn nur verbrochen?
Kann er kein Moussaka kochen?

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Er gab den Menschen Strom und Feuer,
Doch das ist heute mehr als teuer.
Für unsere Götter war’s frivol,
Sie haben das Energie-Monopol
Und halten nichts von E-Control!

IO
Kann Prometheus, eigentlich
Nicht sprechen – selbst für sich?

PROMETHEUS
Etwas weh tut mir die Zunge
Und schlecht bestellt ist’s um die Lunge.
Schuld daran ist nicht das Rauchen,
Sondern der Vulkane Schmauchen.
Kann nicht sprechen, nur noch hauchen.

IO
Kannst du zuvor mir noch sagen:
Was tut man gegen Gelsen-Plagen?
Gibt’s hier keinen Anti-Moskito-Klee,
Oder einen Insekten-Spray?

PROMETHEUS
Du hast Sorgen, attische Kuh.
Ich schrei vor Qualen, du machst „Muh“!
Du rennst davon vor kleinen Mücken,
Ich kann seit Jahren mich nicht bücken!

IO
Erst hilf du mir, dann helf ich dir!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Io, schäm dich, das ist nicht fair.
Er ist gemartert, kann nicht mehr.

IO
Okay, okay – ich versuch es mal
Zu beenden seine gottgewollte Qual!
Muh, muh, muh!!!
(Die Kuh Io rüttelt an Prometheus’ Eisenkette.)

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Dein Maul ist stark – Io, mach weiter,
Aber heb dir keinen Bruch im Euter!

PROMETHEUS
Pass auf! Meinen Lendenschurz
Zu verlieren ist mir nicht schnurz!
Außerdem, ich werd nicht müde
Zu erinnern: Ozeaniden sind prüde.

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Lieber Prometheus, so schlimm ist’s nicht.
Wir sahen schon oft einen nackten Wicht!

PROMETHEUS
Haut ab und schlürft eure Klostersuppe,
Ich spiel hier nicht die Ausziehpuppe!

(Io reißt ihm den Lendenschurz entzwei bzw. die Hose runter, Prometheus fast nackt auf der Bühne.)

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Hoho, Prometheus – das Höschen ist runter!
Heut’ treiben wir es noch viel bunter.

IO
Nicht schlecht gebaut, der Götterjunge.
Schon feucht wird meine Rinderzunge.
(Io überhäuft Prometheus mit Küssen, muht dazu erregt.)

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Schaut euch das an – Io ist verrückt!
Und von Prometheus ganz verzückt.
Schon packt sie seinen schönen Leib,
Sie ist halt doch ein echtes Weib.
Wen wundert’s, dass auch Zeus sie wollte
Und in seinem Bette mit ihr tollte.
Aber jetzt ist der Prometheus dran,
Io stürzt auf ihn wie ein Orkan!
Zu hoffen bleibt, dass der Titan
Sich nicht infiziert – mit Rinderwahn!

(Leidenschaftliche Szene von Io und Prometheus.)


D R I T T E R   A K T

(Io und Prometheus in post-koitaler Umarmung. Geräusch: Gelse kommt wieder)

IO
Scheiß-Gelse! Ich sag’s ganz barsch:
Sie hat mich gestochen – in den Arsch!

PROMETHEUS
Und du hast mich gebissen – binde mich los.
Die Ketten sind lockerer seit fort ist die Hos’!

IO
O nein – gefesselt bist du mir recht.
Wie oft kriegt man einen tollen Hecht!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Was hier geschieht ist nicht okay!
Wir fordern die geweihte Eh’,
Bevor dies unsittlich Getue
Zerstört die gottgewollte Ruhe!

IO
Ach – haltet euer Maul da oben!
Wenn ihr wollt, zieht aus die Roben
Und schwebt herab, wir machen’s als Gruppe
Was die Götter denken, ist uns Schnuppe!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Sie verflucht die Götter – das geht zu weit,
Freundinnen, macht die Flügel breit!
Wir werden dich strafen und lehren
Den ganzen Kaukasus zu kehren.

IO
Eine Halbgöttin nimmt keinen Besen!
Putzt weder Kaukasus noch Tresen.
Doch nun zurück zu meinem Schätzchen
Jetzt gibt’s Amore – und keine Mätzchen!!

PROMETHEUS
Io! Die Ozeaniden greifen an.
Du bist ein Riesen-Blödian!
Konntest du nicht lösen zuerst die Kette
Bevor du dich hängtest an mich wie ’ne Klette?

(Die Ozeaniden attackieren Io.)

IO
Zu spät, die Schergen sind über mir,
Sie flattern herbei wie ein Vampir!

(Ein heftiger Kampf zwischen Io und den Ozeaniden entbrennt.)

IO
Muhh, muhh!
Lasst mich los, ihr perversen Engel!
Ich will ihn küssen, diesen Bengel!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Allzu frech sind deine Worte,
Dafür gibt’s keine Premierentorte!

(Io wird überwältigt und schreit muhend auf.)

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Haben wir dich am Krawattel!
Jetzt kriegst du einen Leder-Sattel,
Und reiten werden wir auf dir,
Du sexsüchtiges Rindertier.

(Io am Boden knieend, die Ozeaniden nehmen unaufgefordert auf Ios Rücken Platz.)

PROMETHEUS
Steigt ab – ihr seid zu schwer!
Io ist eine Kuh, kein Bär!

CHOR DER DREI OZEANIDEN
Was willst du eigentlich genau?
Zuerst beschwerst’ dich über diese Frau
Und jetzt willst ihr helfen? Amore, ciao!

PROMETHEUS
Reitet nicht fort – was soll aus mir werden?
Ich möchte aufs Amt für Rinderbeschwerden!

IO
Geliebter Prometheus, ich muss weiter.
Mich drücken die Hintern schwerer Reiter.
Zum Bosporus zieh ich, so will’s die Geschichte,
Gegen das Schicksal sind wir arme Wichte.

(Die Kuh Io trottet davon, angetrieben von den drei Ozeaniden sowie der Gelse Hera.)

PROMETHEUS
Na toll – diese Visite hat’s gebracht,
Bin nicht befreit und jeder lacht.
Fast nackt steh ich in eiserner Kette
Bald knipsen mich Japaner,  jede Wette!
Ach, liebe Leute, streng genommen:
Unsere Zeit ist sehr verkommen.
Mit bleibt nur’s gestohlene Feuer,
Das spart Zünder, die sind teuer.
Götter, lasst klingen die Kastagnetten,
Ich rauch die letzte Zigarett’n!
In der Not werden „Falk“ zur Delikatesse
Rauchen geht gefesselt,  dafür reicht die Fresse!

(Prometheus windet sich in seinen Fesseln und steckt sich – artistisch, nur mit Zuhilfenahme seiner  Lippen – eine Zigarette an.)

E N D E

Bernd Watzka
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www.verdichtet.at | Kategorie: ü18 | Inventarnummer: 15028