Phönix aus der Asche

Ein Grummeln unterm Aschehaufen,
ein Kratzen, Schaben und ein Schnaufen
wie von einem, ich verrat es dir
auferstandenen Fabeltier.

Tatsächlich, seht, die Asche bebt,
der Phönix sich ins Freie gräbt.
Man sieht den Schnabel, grüne Schwingen
und feurige Augen, die durchdringen.

So taucht er auf, die Klauen breit,
und schüttelt die Asche vom Federkleid.
Er schaut sich um und krächzt „O Graus!
Wie schaut’s hier auf Erden aus?“

Kein Mensch, kein Tier und auch kein Baum.
„Alles verbrannt, ich glaub es kaum!“
Verdrossen senkt er seine Lider;
der Anblick hier ist ihm zuwider.

Was tun? Lang überlegt er hin und her –
der Phönix ist nicht irgendwer.
Dann fasst er endlich den Entschluss:
zurück in die Asche – ist der kleinere Verdruss.

Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23006

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