- Cowgirl im Kaukasus. Rindsdramolett in Versen
- Der Dürer-Hase
- Der Echte Fuchs (Vulpes vulpes)
- Der einsilbige Dachs
- Der Eselspinguin
- Die Hausstaubmilbe
- Die Heiligen Drei Kühe
- Die Kanarienvögel der Kohlengrube
- Die Katze Grizzabella
- Das Lacoste-Krokodil
- Das liebe Gnu
- Das Marswürmchen
- Die Martinigans
- Die Motte
- Der Panther (nach Rilke)
- Phönix aus der Asche
- Planet der Asseln
- Die präzise Friedenstaube
- Die Raupe im Tequila
- Die Rentiere
- Rudolph das Rentier
- Der Teddybär
- Der Transgender-Zwölfender
- Die Turritopsis-Qualle
Kategorie-Archiv: Bernd Watzka
Die Heiligen Drei Kühe
Wir sind die Heiligen Drei Kühe,
wir schleppten uns mit großer Mühe
nach Bethlehem, suchten die Krippe
mitsamt der dreifaltigen Sippe,zu kredenzen dem heiligen Knilch
unsre wertvollste Gabe: frische Milch.
Doch wir Kühe – es ist kaum zu fassen! –
wurden beim Stall nicht vorgelassen.So erging’s auch Schweinen und Hennen;
wir mussten alle schmerzlich erkennen:
Mit Milch, Fleisch, Eiern ist Gott dir nicht hold;
es zählen nur Weihrauch, Myrrhe und Gold.
Bernd Watzka
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www.verdichtet.at | Kategorie: Von Mücke zu Elefant | Inventarnummer: 23003
Rudolph das Rentier
Ich bin ein altes Rentier;
Rudolph werd ich genannt,
und meine Säufernase
ist im ganzen Land bekannt.Sie leuchtet nachts im Dunkeln,
dennoch riss ich einen Stern;
seitdem bin ich traurig,
niemand hat mich seither gern.Es war ein blöder Unfall
im Nebel der Weihnachtsnacht.
Bin damals sturzbesoffen
in einen Schlitten gekracht.Am Kutschbock saß Santa Claus,
selbst auch schon illuminiert,
er erwachte im Krankenhaus,
Weihnachten war ruiniert.
Bernd Watzka
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www.verdichtet.at | Kategorie: Von Mücke zu Elefant | Inventarnummer: 22128
Die Turritopsis-Qualle
Es jammert Falter Walter
wieder einmal übers Alter.
„Ich bin schon vierzehn Tage alt,
bald werden meine Fühler kalt.“„Und ich“, beklagt sich Hausmaus Klaus
„Bin seit elf Monat’ hier im Haus.
Wie ich’s drehe oder wende,
es naht mein vorbestimmtes Ende!“Da kommt Gelbbrust-Ara Clara
aus dem Dschungeldorf Tapara.
„Ich zähle hundertzwanzig Jahr,
das ist ein Jammer, ehrlich wahr!“„Hey! Habt ihr sie noch alle?“,
fragt Turritopsis-Qualle Kalle.
„Ich bin die Ärmste weit und breit –
ich leide an Unsterblichkeit.“
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23017
Die Raupe im Tequila
„Wünsch dir nichts, denn Wünsche
können in Erfüllung gehen“,
sprach der Schmetterling
zur trinkfreudigen Raupe,
deren Traum es war, einmal im Leben
in Tequila ein Bad zu nehmen.
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 22142
Die Rentiere
Im eisigen Wind
des Hamburger Tiergartens
träumt ein verschlepptes Rentierehepaar
von seinem Zuhause:
dem Münchner Tiergarten.
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23024
Planet der Asseln
Längst ausgestorben sind
Mensch, Hauskatze und Rind.Wer hätte das gedacht:
heut’ sind wir Asseln an der Macht.Statt zu hungern in den Kellern
speisen wir aus gold’nen TellernSpinneneier, frischen Kot,
Flöhe, lebendig oder tot.Wir sind heute auch sehr klug
kennen längst schon Lug und Trug.Wir legen gegenseitig uns rein –
warum sollen wir was Bess’res sein!
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23010
Das liebe Gnu
In Uganda lebte einst ein liebes Gnu,
das beim Pokern nie schummelte
und über die faulen Tricks der anderen
lächelnd hinwegsah.Heute ziert das liebe Gnu
die Vitrine im Haus eines lieben Großwildjägers.
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23009
Das Marswürmchen
Wer hätte gedacht, dass es am Mars
tatsächlich Leben gab – und zwar
bis ins Jahr Zweitausendzweiundzwanzig.An einem heißen Juni-Sonntag
hat das allerletzte Marswürmchen,
ein zartes Geschöpf mit großen Augen,
dem Fortschritt der Raumfahrt Tribut gezollt:Es wurde vom Marsrover „Curiosity“ überrollt.
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23008
Der Eselspinguin
Erlauben Sie mir, mich vorzustellen,
ohne dass Sie gleich vor Lachen gellen.
Ich weiß, ich bin hier nicht bekannt;
Eselspinguin werd ich genannt.Sollten Sie glauben, mich gibt’s gar nicht:
In der Antarktis kennt mich jeder Wicht –
von der Robben bis zum kleinen Krill;
aber das ist nicht, was ich sagen will.Ich möcht euch warnen: Der Eselspinguin
ist für touristische Pläne ein Ruin.
Er lockt keine Urlauber ins Ewige Eis,
und bringt auch nichts fürs Merchandise.Es interessiert sich halt kein Schwein
– ob jung oder alt, groß oder klein –
für ein so komisch benanntes Tier
und sucht nach seinem Wohnrevier.Verarscht mich wegen meines Namen;
sagt, ich sei gezeugt aus Esels Samen.
Erzählt herum, ich sei schiach und blöd,
extrem uncool und furchtbar öd.Gereimter Rede kurzer Sinn:
Mich zu treffen bringt keinen Gewinn.
Ich bleib ein unbeschrieb’nes Blatt
im Buch von Forscher Nimmersatt.Menschheit, ich kann dir nichts geben –
genau das rettet mir das Leben.
Bernd Watzka
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aus: Wenn Wale weinen, Post-anthropozentrische Tiergedichte, 2022
www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 23007