Hin und Her

Ich wünsche mir eine Schaukel in meinem Garten, ein schlichtes Holzbrett an Seilen.

Eine Schaukel ist ein Hängesitz, mit dem man hin- und herschaukeln kann. Das Schwungholen erfolgt durch Streck- und Beugebewegungen mit den Armen und Beinen oder durch Abstoßen von einem festen Punkt.

Man lacht über meinen Wunsch und missbilligt das Schaukeln als Kinderkram. Ich weiß, es braucht theoretische Rechtfertigung. In aller Knappheit, unter Nichterwähnung der zahllosen esoterisch anmutenden Argumente: Das Hin und Her kann auch Erwachsenen Freude bereiten, das Schwingen wirkt sich wohltuend auf das Gleichgewicht im Innenohr aus und auf das der Seele, Stress wird abgebaut.

Die schaukelnde Person erreicht maximale Geschwindigkeit im tiefsten Punkt der Bahn; am Scheitelpunkt ist ihre Geschwindigkeit dagegen null.

Man fragt, ob ich mich nicht mit Verschaukeln begnügen könnte, also jemanden verschaukeln, ihn irreführen.

Beim Aufrichten muss dabei Arbeit gegen die Gravitation und die Zentrifugalkraft geleistet werden. Letzteres bewirkt eine Energiezufuhr, die zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit am tiefsten Punkt führt und damit die Pendelbewegung antreibt.

Prokulus spricht mir aus der Seele:

Reich mir die
Hand durch die Zeit.
Nimm mich
auf Deine Schaukel.
So entgehe ich
allem.
...

Der Heilige Prokulus, Screenshot Wikipedia

Der Heilige Prokulus, Screenshot Wikipedia

Ich würde einfach gerne manchmal ein wenig meiner Zeit verschaukeln; nicht immer braucht es Erdung.

Quellen:
Wikipedia: Schaukel
Wikipedia: St. Prokulus (Naturns), Foto
Michael E. Sallinger: Proculus auf der Schaukel in: Der Schlern, 86(2012), H.1, S.73

Michaela Swoboda

www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 19100

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