Schlagwort-Archiv: schräg & abgedreht

Hypochonder

In den Ohren pfeift der Tinnitus

Im Darm rumort das Apfelmus

Ich brauche ein Pflaster für den gereizten Darm

Kijimea forte muss her – schon schweigt Kummer und Harm

Im Herzen sticht’s wie vorm Infarkt

Und auch der Atem ist voll aus dem Takt

Im Kopfe spür ich dumpfe Schmerzen

Ich hoff, sie kommen nicht vom Herzen

Vor Schmerz muss ich Tabletten schlucken

Die ganze Haut tut mir schon jucken

Die Psyche spielt schon lang nicht mehr mit

Angst begleitet mich auf jedem Schritt

Meine Kehle brennt, mein Mund ist trocken

Verblichen schon sind meine Locken

So ruft mir doch schnell einen Arzt herbei

Viel besser noch – deren zwei!

Auf, dass sie versuchen zu retten mein Leben

Welches der Heiland mir hat gegeben

Ein Simulant und Hypochonder sei ich, sagt mein Ärztekollektiv

Ist das nicht peinlich – primitiv?

So helft mir doch, sonst sterbe ich gleich

Und ihr könnt euch freuen auf eine schöne Leich!

Foto: webfail.de

Foto: webfail.de

Wilfried Ledolter

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23093

Maschinen-Romeo

„Du bist eine Maschine.“ „Du aber auch“, entgegnet die angesprochene Maschine. „Aber weißt du, was?“, setzt sie fort. „Du bist eine weibliche Maschine und ich eine männliche. Ich hätte da eine Idee. Kannst du dir denken, worum sie sich dreht?“ „Jaja, ist ja nicht so schwer draufzukommen“, sagt die weibliche Maschine. „Ich kann auch lieben“, sagt die männliche Maschine. „Das kann ich ebenfalls“, sagt die weibliche Maschine, „das ist ein Standardfeature. Aber ich kann mehr, nämlich Kinder kriegen.“ „Wow! Und würdest du wollen, mit mir?“, fragt die männliche Maschine. „Wenn du eine ehrliche Antwort willst“, sagt die weibliche Maschine, „ich warte auf einen besseren Romeo.“

Maschinenfrau-Fraumaschine

Maschinenfrau-Fraumaschine

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 23021

Wie Kim Kardashian

„Was willst du?
Den Mond, die Erde, die Milchstraße, das Universum?
Ich gebe dir, was du willst.
Willst du Reichtümer, Berühmtheit, Gesundheit?
Was willst du dann?
Wie bitte, einen Arsch wie Kim Kardashian?
Das kann nicht sein, niemals, nein!
Oder doch?
Zwickt mich, und ich glaub an Gott.“

Kleidung für die Frau ohne Kopf im Somalishop

Kleidung für die Frau ohne Kopf im Somalishop

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 22075

Im Büro

Was ich gerade mache?
Aktenstudium.
Ha-ha, stimmt ja gar nicht!

Ich sehe mir meine Bierdeckelsammlung auf dem Computer an.
Die habe ich nämlich digitalisiert,
je ein Bild von der Vorderseite und eines von der Rückseite.

BÜRO

BÜRO

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 22029

Die Misch Oschttirol

Ich bin in Lienz, um Fotos zu machen. Es herrscht Lockdown. Zwei Polizisten kommen auf mich zu.

Der erste Polizist: Grüsch Gott, Bürger, bitte weischen Schie einen Lichtbildauschweisch und dasch Impfzertifikat vor!

Kein Problem, ich habe beides bei mir und zeige es den Polizisten.

Der zweite Polizist: Schie kommen ausch Krumpendorf, wasch tun Schie dann hier?

Ich: Ich will die Miss Osttirol kennenlernen.

Der erste Polizist: Die Misch Oschttirol? Die isch nit hier. Die isch aufm Berg.

Ich: Auf welchem denn?

Der zweite Polizist: Auf dem da.

Er deutet mit dem Daumen nach schräg links.

Ich: Gut, danke für die Auskunft, meine lieben uniformierten Freunde. Dann werd ich meinen Arsch mal dorthin bewegen.

Dacharbeiten am leeren Heuschober

Dacharbeiten am leeren Heuschober

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 22010

Loch im Kopf

In meinem Kopf ist ein großes Loch. Eine Amsel hat sich darin ihr Nest gebaut. Oft sitzt sie am Rand des Lochs und zwitschert. Auch ein Eichhörnchen hat das Loch entdeckt. Dann sammelte es eine Eichel und eine Haselnuss, aber danach hatte es wieder vergessen, wo das Loch sich befand, und die Amsel konnte bleiben, wo sie sich niedergelassen hatte, in einem Loch in meinem Kopf.

Die Amsel startet vom Nullleiter der Stromleitungen

Die Amsel startet vom Nullleiter der Stromleitungen

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 21029

Geschichten, die das Leben speit – Bonustrack 2

Der Priester setzt nach der Predigt während des Hochamtes Folgendes auseinander: “Liebe Kinder! Haben wir nun ein Rätsel. Wo ist die Heiligenfigur auf der Titelseite unseres Pfarrblattes zu finden, hm? Noch einmal: Wo gibt es hier in der Kirche dieses Foto zu sehen? Das ist unser heutiges Rätsel!“

Plötzlich erhebt sich eine junge Dame Mitte sechzig aus den hinteren Reihen und schreit nach vorne: „Mariusz, das ganze Leben ist ein Rätsel!“

Der Priester: „Was? Was meinen Sie bitte?“ Sie erwidert amüsiert: „Hast schon richtig gehört! Das ganze Leben ist ein Rätsel! Haha!“ Sie lacht, steht auf und geht.

Elmar Mayer-Baldasseroni
https://elmarmayerbaldasseroni.wordpress.com/

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 20050

Geschichten, die das Leben speit II – Der Herr Nachbar

„Komm heraus, Du Wolf! Heraus mit Dir!“ schrie der mit Anabolika bis oben hin vollgepumpte Türstehernachbar und klopfte dabei mit beiden Hammerfäusten wie rasend an die dünne Genossenschaftswohnungsaußentür der zarten rothaarigen Physiotherapeutin Dorli. Dabei pumperte er wie ein Besessener völlig irr hämmernd an die dünne Spanplattentür mit weißen Plastikfurnieren. „Heraus, Du Wolf!“ Dorli war schockiert und stand wie in Schockstarre im Gang, während der Irre draußen brüllte wie am Spieß. Plötzlich krachte es, die Türe splitterte und seine dicke gedopte Kraftsportlerfaust steckte mitten im Türblatt. Unvermittelt griff dieser abgefahrene Henker dann nach innen und öffnete dabei die Türverriegelung und verschaffte sich gewaltsam Einlaß zur 32-m²-Single-Wohnung der Kärntner Landesbediensteten, die schon so manchen Falott das Flüchten gelehrt hatte.

Dorli nach dem Geschehnis im Originalton: „Anabolika – Du wirst zum Stier und kannst Di nimmer kontrollieren!“

Als er wutschnaubend auf Dorli loszugehen drohte, faßte sich diese ein Herz und erinnerte sich an ihre Nahkampfausbildung als Hauptschullehrerin in Klagenfurt-Viktring: Sie packte den Strolch fest an den Eiern, zwickte ordentlich zusammen und sah ihm schnürlgerade in die Augen: „Laß mich in Frieden, Du Beidl, hörst Du?“ Da wurde Mr. Anabolika plötzlich munter und erwachte aus seinem Tablettendelirium, machte kehrt und sagte: „Und des ane sog i Dir: De Tür ersetz i Da!“

Elmar Mayer-Baldasseroni
https://elmarmayerbaldasseroni.wordpress.com/

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 20047

(Auf Wunsch des Autors wurde bei diesem Text auf manche Lektoratskorrektur verzichtet und der Text großteils im Original belassen.)

Geschichten, die das Leben speit I – Wiener Altweibersommer

Esmeralda trug nicht nur einen extravagant famosen Namen, sondern nannte auch einen betörend schönen Mädchenkörper und ebenso formidable Formen ihr Eigen. Es gebrach ihr nicht an atemberaubender Schönheit, ihre dunklen Locken fielen in wundersamen Wellen von ihrem Haupte herab. Esmeralda studierte in Wien und fand eine günstige Bleibe in der Inneren Stadt in der Basiliskengasse, wo der Sage nach eine teuflische Echse ihr Unwesen getrieben hatte. Ihre Vermieterin war freundlich und voll der Wienerischen Aufrichtigkeit, Herzlichkeit und Höflichkeit gewesen, sie trug das sogenannte Goldene Wienerherz sicher am rechten Fleck.

Eines Tages kam sie nach den Vorlesungen in ihr Neun-Quadratmeter-Zimmer heim und mußte entdecken, daß ihr Bettchen absolut von oben bis unten klitschnaß vollgepißt war, jemand mußte ihre Bettstatt systematisch von oben bis unten vollgebrunzt haben wie aus Kübeln und Kanistern, wieder und wieder, kein normaler Mensch konnte so viel Urin in seiner Blase halten, das mußte schon der riesenhafte Basilisk selber gewesen sein, ein wahres Monstrum.

Als Esmeralda damit ihre gutkatholische Vermietersfrau konfrontierte, lief diese zunächst rot an, unterdrückte ein Grinsen und meinte schließlich, dies konnte nur ihr böser Kater Emil verbrochen haben, dieser pelzige Lauser, es tue ihr recht leid. Esmeralda nahm die Entschuldigung an und kam insgeheim ins Grübeln – wie konnte diese Handvoll eines süßen Kätzchens, der siebenwöchige kleine weiße Kater Emil, Gallonen von nach Whisky stinkender Pisse fabriziert haben, wo doch die Türe stets verschlossen gewesen war und alle Welt wußte, daß Madame Basilisk einen Hang zu alten schottischen Destillaten hatte?

Seltsam, aber so stand es geschpieben.

Elmar Mayer-Baldasseroni
https://elmarmayerbaldasseroni.wordpress.com/

www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 20046

(Auf Wunsch des Autors wurde bei diesem Text auf manche Lektoratskorrektur verzichtet und der Text großteils im Original belassen.)