Lady Sharona

Da geht eine Edle spazieren
Beachte ihren Gang
Den Rhythmus in ihren Vieren
Stört nur Vogelgesang

Sharona trägt sie als Namen
Und stolzer nur ihren Schweif
Nur allernobelste Damen
Tragen so jung sich so reif

Sie hat eine Kiste gesichtet
Schon wird sie heftig studiert
Bis sie gänzlich zernichtet
Daliegt – ganz analysiert

Sie wählte mit hohem Sinn
Für sich und ihr Gesinde
Das Stadtpalais ‚Zur Spinnerin‘
Treffliche Wahl, wie ich finde

Und befahl dort einen Garten
Auf dem Flachdach zu errichten
Kann den Frühling kaum erwarten
Opern dort zu dichten

Vor allem ihr Rezitativ
Im klassisch-maunzischen Stil
Da ist sie konservativ
Doch sagt es den ihren gar viel

Sie übt sich täglich im Gesang
Ihrer gesetzten Noten
Doch hindert sie daran
Bewegungsdrang ihrer Pfoten

Das ist ein Leiden ihres Geschlechts
Schon von alters her
Es zieht sie mal links, dann wieder nach rechts
Und schadet der Würde sehr

Man sah sie leider schon springen
Auf Tische und Kommoden
Mit Krachen und mit Klingen
Fiel manch Vase zu Boden

In schwindelerregender Höhe
Turnt sie auf schmalsten Geländern
Man denke sich eine Böe –
Doch ach, wir können‘s nicht ändern:

Was ließe sich eine Dame
Von uns Plebejern schon sagen
Ihr Geschlecht bot noch nie eine zahme
Dame in Jugendjahren

Dem braven Gesinde stand oft
Das Haar schon steil zu Berge
Es zittert dann und hofft
Dass es mit ihr noch werde

Wir hoffen‘s mit ihnen geschwinde
Und sind überzeugt voll und ganz
Dass Lady Sharona bald finde
Höchste Katzeneleganz

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: Von Mücke zu Elefant | Inventarnummer: 18113

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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