hofgasse 12

die wohnung klein eng sonnenhell muß ich verlassen die wohnung verlassen die so heiß ist obwohl verdunkelt so heiß ich muß hinaus überall ist der herbst der heiße herbst ich bin drau­ßen auf meinem weg dem herbstweg ich spüre den himmel die luft den wind die sonne den schweiß die landschaft mild ist es nicht aggressiv heiß nicht schwer nicht schwül wie im sommer nicht mild wie im frühling früh­lingsmilde ist aufleben herbstesmilde ist absterben himmelsmilde kontrastesmilde unscharf sind die konturen verwaschen unschärferelation herbstesmilde ist abschiedsmilde der abschied kommt der abschied jetzt bin ich im lokal dem kleinen dem winzigen was willst du fragt die thekenfrau rotwein sage ich hast du einen zwei­gelt oder blaufränkischen beide sagt die thekenfrau dann ein vierterl blaufränkischen und lei­tungswasser dazu viel leitungswasser da kommt das mädchen mit dem hut herein dem schwarzen dem breitkrempigen ins corretto kommt sie so plötzlich so ungestüm das mädchen hübsch ist sie hübsch alle schauen sie an irgendwas gegen den durst sagt das mädchen die frau hinter der theke lächelt was trinkt man gegen den durst einen ge­spritzten einen kaffee mit wasser viel wasser wenig kaffee die großen augen dunkel schwarz draußen das lärmen die vielen leute stühle sind draußen mit tischen wenige nur ich sehe es das erste mal das mädchen hinter der theke die rothaarige die sympathische die junge die strenge die schmale die hagere ihr auge streift mich der gast der herein kommt hinaus geht herein kommt der gast mit dem kleingeld sie gehen nach hinten die beiden er und sie dann kommt der bärtige herein die bei­den rauchen lachen denken was schreibt der da die schöne die mit dem hut die elegante kommt wieder alle schauen sie küsst den einäugigen das heißt den glas­äugigen den mit einem glasauge und einem gesunden auge den seeräuber den piraten mit den bartstoppeln und sie ist wirklich schön ja das kann man sagen sie begrüßen einander die schöne und der glasäugige hinten sitzt die unauffällige heraus aus dem klo kommt die schwarze das kleine kind mit dem hut kommt herein der glasäugige nimmt es in die arme du schwindelst sagt die kleine du schwindelst die mutter kommt die umgebung lacht sie ist rot­haarig die mutter himbeersaft will ich sagt die kleine die mutter mit dem rucksack die kleine geht und kommt und geht draußen die stühle mit den männern den frauen den schönen den jungen den hübschen den fröhlichen mit dem sexappeal hallo sagt er der mit dem scheitel ganz unten er wartet auf sein getränk hallo sagt er blinzelnd die rothaarige runzelt die stirn bedient serviert das bier den wein den kaffee jaja die rothaarige die misstrauische die liebe die vom landgraf die vom kaffeehaus drüben in urfahr vom landgraf das es nicht mehr gibt das tot ist das sie haben sterben lassen das landgraf mit den geschlossenen vorhängen bis mittag und jetzt immer und dem wilden garten mit dem efeu dem wuchernden die da hinten schaut und schaut und ist still sie sagt nichts sie langweilt sich so sieht sie aus die da hinten geht so still wie sie dagesessen hat handtasche um und weg ist sie der mit den brillen kratzt sich am linken auge kratzt sich jaja er liest zeitung im corretto jetzt der daneben auch die leute kommen ja das kleine lokal in der dämmerung ist noch platz wie wird es spät abends sein in der nacht am morgen dicke rauch­luft wird sein viele viele leute bis hinaus und heiß menschenhitze die musik ist laut hämmert lange schon aber mir fällt es jetzt erst auf laut ist es laut laut ich unterhalte mich nicht da ist es egal der dicke kommt aus dem klo der herbst ist da kalt wird es früh am abend der dicke ist der herbst die kühle ist er ist der dicke wirklich die kühle das stimmt doch nicht die zucker­frau ist kurz da bringt den zucker zurück der betrunkene im blauen mantel arbeitsmantel schlosser­mantel königsblau der blaumantelige lallt zahlt lallt singt mit der musik der blau­mantelige das klo der strahl ah rinnt rinnt der ärgste druck ist weg eng ist es ah eng eng einer hat gerade platz eng der kleine mit dem hut der dicke kellner vom traxlmayr die haben heute zu oder hat er frei und die haben doch offen am klo der ventilator das laute ungetüm der urin­geruch der scharfe der schneidende der atemraubende die erleichterung der kuchen ist kos­tenlos sagt die rothaarige warum ja einfach so frag nicht lang nimm dir was willst noch ein vierterl ja wieder mit wasser wie­der die schöne mit dem putzfetzen die schöne mit dem besen die schöne hexe auf dem besen reitet die hexe die rothaarige der krampf sagt sie immer der krampf sie hebt den besen gegen flatti den dichter immer der krampf sagt sie der krampf und flatti der dichter sitzt und sitzt und schwitzt und riecht nicht gerade gut ein stück kuchen ab­seits abseits vom tablett der kuchen der mohnstrudel der staubwagen draußen der mit den großen runden bürsten die rotieren und rotieren der vom magistrat der orangefarbene und flatti der dichter wippt der blaumantelige klopft zur musik klopft auf die oberschenkel der saufkopf swingt dazu der alkohol ja der al­kohol kopfgriff ach ja oh ja maria der blaumantelige spielt die imaginäre gitarre zupft die sai­ten die fehlen die so fern sind weit weit fort summt dazu zupft und zupft das telefon das tele­fon ein schilling lachen prusten asche gegen die ernsten leute jazzmusik der blaumantelige sieht schaut swingt schlägt saiten die nicht da sind im rhythmus kein mensch die straße herauf herauf die scheuen frauen die scheuen wortlos stumm schön doch scheu scheu die frauen die mädchen flatti der dichter der fuchtler der gestikulierer der schreier mit dem nebenmann dem betrunkenen dem fetten die zigarettenwip­per die rau­cher die tipper die trinker die säufer asche ab weg volle aschenbecher augenbren­nen rauchträ­nen keine luft kopfweh der gestikulierer der blaumantelige der großäugige der fuchtler der scheißkehrwagen hin und her fährt er der lärm der reinigungslärm das getöse das gebläse ich muß gehen jetzt muß ich wirklich gehen bezahlt habe ich durch­atmen draußen jetzt bin ich fort

Günther Androsch
Auszug aus: Linz-Orte, Bibliothek der Provinz, Weitra, 2013

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 13039

image_print

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert