Wartezimmer haben etwas Endgültiges. Wartezimmer in psychiatrischen Ordinationen etwas Vernichtendes. Weiß getüncht. Zeitlos, uhrlos. Aluminiumfauteuils mit Leder bespannt. Repräsentieren lautlose Überlegenheit. Strahlen stuhlbeinglänzend Macht aus. Ihre Opfer, die sich auf ihnen niedertun, in unsichtbaren Netzen imaginärer Spinnen gefangengehalten. Solange, bis sie emotionslos mit ihren Namen aufgerufen werden.
Arno war einer von ihnen, und angemeldet.
Ohne Vorwarnung flog die Tür zum Ordinationszimmer auf.
„Ah? Sie? Für Sie brauche ich etwas mehr Zeit“, bestimmte die Frau im weißen Mantel im Türrahmen und nahm, um die Spannung zu erhöhen, noch rasch einen Wartenden vor. Arno schluckte. Schluckte vor Angst. Warum brauchte sie für ihn mehr Zeit? Das tapfere Herz pochte in unruhiger Erwartung. Was hatte er schon getan? Was wollte man von ihm hier? Er hatte ein gültiges Attest, das verhieß, es wäre alles zur Zufriedenheit. Und was bedeutet schon ein halbes Jahr? Einmal ausspannen, hatten die gesagt. Sie sollten einmal eine Auszeit nehmen! Er hatte nur gemacht, was die ihm geraten hatten. Bloß Herzrhythmusstörungen, hatten die gesagt.
Banges Warten. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, schlug die Türe zur Ordination auf: „Bitte! Kommen Sie herein!“ befahl die Ärztin, deren Tonfall dem floskelhaften „Bitte“ jegliche sich dahinter versteckende, ernst gemeinte Höflichkeit entzog.
Arno erschrak. Ihm war, als ging es zum Schafott. Bloß eine Nachuntersuchung, hämmerte es in ihm. Mehr nicht. Und ausgerechnet die da sollte für ihn zuständig sein? Ausgerechnet die sollte, per amtlicher Verordnung, in seine Seele dringen dürfen? Ein derbes Weib, mit kräftigen Schenkeln und einem feisten Hintern? Und hätte Macht über ihn, den Zarten, Verwöhnten, den Leptosomen und Schöngeist? Den Angsthasen und Weltverbesserer, den das Schicksal zynisch ins falsche Jahrhundert versetzt hatte, ins bürokratische, technokratische, unromantische. Die Weißbemantelte beäugte ihn eine Weile sehr genau. Fasste ihn ins Auge. Tastete ihn von oben bis unten ab. Drängte sich mit Argusaugen in sein Inneres.
Arno war äußerst nervös, atmete immer wieder tief durch. Schweiß perlte über Lippen und Stirn. Hier würde er zugrundegehen. Mein Gott! Das Ende. Von hier käme er nie mehr weg. War er doch erst vor knapp zwei Stunden noch bei ihr gewesen. Ja, bei ihr, Charlotte! Seine Gedanken hauchten ihren Namen. Transpirierten ihren Duft. Und jetzt hier! Dabei hatte sie sich eben erst zu ihm heruntergebeugt, ihn sanft geküsst. Träumte er?
Weißmantel blätterte in den Akten. Da plötzlich offenbarte sich ihm eine Erinnerung, eine Erscheinung vielleicht, und seine Hände streckten sich sehnsüchtig nach Charlotte hin und zogen sie sanft zu sich heran. Er spürte nicht den leisesten Widerstand. Eine vom Wind herangetragene Welle errichtet eine Sandbank unstillbarer Gefühle in ihm. Schon löste er die Barrieren textilen Dazwischens, das sanft zu Boden glitt. Darunter transparent Rosafarbenes. Er berührte fremdes Gewebe. Glasklare Tautropfen auf krausem Moos. Ihre Achselhöhlen versendeten Deoströme in heißen Wellen wiederkehrender Intervalle.
Arnos knetende Hände schwitzten. Die im weißen Kittel begann, ihn auszufragen. Wo und wann geboren, verheiratet, Kinder und so weiter. Ihre prüfenden Blicke immer wieder auf ihn, dann wieder auf den PC vor ihr gerichtet. Wozu das, verdammt? Stand ja doch alles in seinen Personalien. Vielleicht wollte sie wissen, ob er überhaupt in der Lage wäre, klare Antworten zu geben? Welche Schulen er besucht hätte, und wozu die akademischen Abschlüsse? Wären für seinen Job doch gar nicht relevant. Weil er eben so wissbegierig sei, antwortete Arno. „Eine beinahe manische Profilierungssucht, finden Sie nicht?“ Arno fühlte Zorn aufsteigen. Nur nicht gehen lassen, dachte er, nur jetzt nicht gehen lassen! Die will dich nur aus der Reserve locken. Sie machte eine Notiz.
In diesem Land musste ja seit jeher alles belegt werden. Bewiesen, auf Papier geschrieben, nachvollziehbar gemacht. Der Sommer stand ins Land und es bedurfte Universitätsprofessoren, die befragt wurden, wie man sich in klimatisierten Räumen zu verhalten hätte. Denn immer noch, seit dem Ende der Monarchie, nach nunmehr vierundneunzig Jahren, lag das Wesen anerzogener Unselbstständigkeit in den Händen von Beamten, deren Ziel es seit erdenklichen Zeiten war, die Menschen klein zu machen, um selbst groß bleiben zu können. Wurden nicht auf diese Art seit Langem unzählige eigentümliche Bestrebungen, deren charaktervolle Regungen und jeglicher Individualismus im Keim erstickt und vernichtet? Oder, wenn dies nicht sofort gelang, zumindest paralysiert?
Arno sah sich um. Seine Blicke durchstreiften den Raum, in dem er sich befand. Alles steril. Eine Welt für sich. Der Geruch von Charlotte haftete in seinen Nasenschleimhäuten. Weg von hier! Bloß weg! Jetzt gemeinsam von der Klippe springen, in die aufgewühlte See hechten, sich kühn hinunterstürzen. In die weiße Gischt unter ihnen eintauchen. Schon trugen sie die Wogen der Leidenschaft hinaus aufs offene Meer der Lüste, spülten sie kurz an Land, um gleich wieder in die offene See hinausgezogen zu werden, immer wieder, in der steten Angst, niemals endgültig an den Strand geworfen zu werden. Hierher womöglich. Nicht auszudenken! Schon treiben sie in der tosenden Brandung, entkräftet, wie Ertrinkende von Wellental zu Wellental. Sei meine Windsee, die meine Seele durchwandert, und künde den herannahenden Sturm, der meine Gefühle hochschlagen lässt, meinen Körper durchwogt, mein Gehirn flutet! Spitze Wellenberge vor mir, für Bruchteile von Sekunden, klatschen an deine anschwellende Brandungszone.
Nicht die raue See war es. Nicht der stürmische Wind. Es war die krächzende Stimme der Göttin in Weiß. „Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern beschreiben?“, bohrte sie weiter, „standen Sie stark unter Druck? Waren Ihre Eltern leistungsorientiert? Wie empfanden Sie Ihre Kindheit und Jugend?“ Und Arno plauderte bedenkenlos drauflos. Vielleicht würde das die ganze Sache irgendwie positiv beeinflussen? Ja, doch, er wäre sehr unter Druck gestanden. Besonders vom Vater her. Vom Vater, ja. Verflucht! Das war ein Fehler, wie er sofort bemerkte, denn die Weiße notierte von jetzt an alles eifriger mit als zuvor. Die Mutter wäre eher zurückhaltend gewesen, flüsterte Arno aphon.
„Hatten Sie manchmal das Gefühl, in einer ausweglosen Situation zu sein, wenn Ihre Leistungen nicht so waren, wie sie Ihnen von Ihrem Vater abverlangt worden sind?“ „Nein.“ Arno machte eine Pause. „Nein, nicht, dass ich mir dessen bewusst gewesen wäre“, log er.
Fliehen! Übers Wasser. Gib meiner Seele Flügel! Für alle Ewigkeit uns als gemeinsame Welle fortpflanzend. Meine Gedanken berühren dich. Meine Hände gleiten über deinen Körper. Noch fühle ich die Wärme, die von ihm ausgeht. Noch fühle ich deinen Atem, Meeresgöttin! Entdecke endlich ihre smaragdenen Augen, die feine Nase, die zierlichen Füße, die dunkelblonden Haare. Seegras, in denen sich Muscheln und Seetang verfangen halten! Halt ein, ermahnte er sich! Seine Einbildungskraft bescherte ihm die schöpferische Neubildung dessen, was er sah, wahrnahm, fühlte. Eine Reproduktion gleichsam ihres Bildes, ihrer Gestalt, alles. Viel deutlicher noch, im klaren Wasser, fantasieverbrämt, ja, ausschweifend gar. Die Feiste konnte seine Gedanken ohnehin nicht lesen.
„Gut. Dann zieh´n Sie sich aus, bis auf die Unterhose. Legen Sie sich dort auf die Liege!“, befahl sie in schier unnachgiebigem Ton, so, als ob sie sich ihrer Sache absolut sicher wäre.
Was sollte er? Was? Arno stand auf wie in Trance. Eine Marionette. Spinnt die? Er war außer sich! Die war wohl verrückt geworden? Unglaublich, diese Demütigung! Man behandelte ihn hier, als wäre er besoffen ins Radar gefahren! Schlimmer hätte man ihm nicht zusetzen können. Das gab ihm den Rest. Er fühlte den moralischen Sturz in die Tiefe. Im Übrigen war er ja doch nur wegen Herzbeschwerden länger als üblich im Krankenstand gewesen. Im Zuge dessen hatte man ihm das Burn-out attestiert, um sich eine Zeit lang erholen zu können, fieberte es in ihm. Die haben doch alle einen Knall!, stolperten seine Gedanken durcheinander, während er mit zitternden Händen die Hose über den Stuhl hängte. Schließlich aber legte er sich umständlich auf die mit einem weißen Leintuch bespannte Liege. Über ihm drei hell leuchtende Lampen, deren Schein ihm ins Gehirn zu dringen schien.
Komm mit mir, komm, dahin, wo das Wasser etwas tiefer wird! Charlotte wehrte sich schwach. Lass mich dich unter die Wasseroberfläche ziehen, dich hypnotisieren, gefügig machen, seufzte es in Arno. Eine Illusion in dir nähren. Deine Zuneigung mir gegenüber stärken. Dich scharf auf mich machen, in ansteigenden Wellencrescendi willenlos machen. Dich der nüchternen Wirklichkeit des Festlands entreißen. Vielleicht Wasserspiele? Ja, ein Wasserspiel wäre gefragt! Perlender Zauber zwischen Illusion und Desillusion. Künstlerische Fantasie, mehr oder minder gelenkte erfinderische Vorstellung. Doch sachte! Es bedürfte der Einfühlung! Jener Einfühlung, von der er sich erhoffe, dass sie ihn erhörte. Ein Spiel als Endstation der Begierde und der Sehnsucht. Nicht leicht, in der kabbeligen See. Mit Worten allein nicht zu beschreiben. Nonverbale Anbetung, durch das Grün ihrer Augen inspiriert, nicht bloß als Leistung eines Gefühls, nein, vielmehr teleologisch eigenschöpferischen Erfindungsgeist bemühen, zielgerichtet auf ihr – Herz!
„So!“ Arno erschrak. „Nun versuchen Sie, mit dem Zeigefinger Ihre Nasenspitze zu berühren, mit geschlossenen Augen!“, verlangte die Zuchtmeisterin. Ach, darauf wollt ihr hinaus, ihr Schweine, bohrte es in Arno! Ihr wollt wissen, ob ich nicht doch ein wenig krank im Hirn bin, wie? Aber den Gefallen tu ich euch nicht! Das hatte ihm der Dreckskerl aus der Personalabteilung angetan, war Arno überzeugt. Parvenü! Kommt mir damit! Dem möchte ich gegenüberstehen! Arnos seelischer Pegelstand knallte in rasender Talfahrt nach unten. Was ist, wenn sie was findet? Was dann? Vielleicht habe ich irgendein Leiden, von dem ich nichts weiß? Man wäre zumindest den Führerschein los.
„Und nun fahren Sie mit den Zehenspitzen des rechten Fußes das linke Schienbein entlang, hinauf bis zum Knie. Ja, so ist es gut.“ Halt endlich deinen Mund! Die weiten Hosenröhren seiner Boxershorts mussten ihr genügend Einblick erlaubt haben, um zu sehen, wie es um ihn dort bestellt war. Netter Nebeneffekt, ärgerte sich Arno. Das Licht über ihm blendete seine Augen. Er hielt sie von nun an geschlossen. Gab es für ihn ja doch nichts zu sehen. Das Monster schien irgendwie mit seiner Akte beschäftigt.
Nun hieß es, endlich wieder Luft schöpfen, ehe die Sturzsee erneut über sie hereinbrach, ihn, und Charlotte. Danach, bereit sein zu einer Zwischenakteinlage improvisatorischen Beherztseins. Sie musste seiner Komposition verfallen, darin lag seine einzige Chance. Wasserballett. Zunächst nur ein paar Tempi, ganz nebenbei, um nicht unterzugehen, bis zum Aqua Cantabile vielleicht. Tempo rubato, jedoch immer in Bewegung bleiben. Danach langsam aus dem Gedächtnis – vielleicht eine Wiederholung? Gut. Zweimal hintereinander, ganz entspannt! Die rechte Hand, wenn sie müde würde von den Schwimmgirlanden, nachlassen, einfach den Druck nachlassen. Aber, der Bedeutung des kleinen Fingers und des Daumens in den Fluten mehr Gewicht beilegen! Jetzt musste der Zeitpunkt für die Beine kommen – rasche Auf- und Abbewegung – für besondere Effekte immer so, als würde man schweben. Zyklisch im Wasser tanzend. Zirkulieren.
„Und nun mit dem linken Fuß.“ Wie? Ach so. Arno tat, als verstünde er anfangs nicht. Tat aber dann, wie ihm befohlen wurde. Er ahnte, was ihm blühte, wenn er das nicht schaffte. Die Quacksalberin hätte jede Macht der Welt. Nun musste er sich aufsetzen, damit sie seine Kniereflexe testen konnte. Das vergess ich euch nie! Arno kochte. Niemals! Hatte er nicht erst kürzlich über das einfühlende Verständnis des Dienstgebers im Krankheitsfall des Burn-out, der neuen Modekrankheit, gelesen? Und dieses verlogene Gewerkschaftsblatt ermunterte Betroffene auch noch, sich in ihrer Situation ruhig den Ansprechpartnern anzuvertrauen! Der Dienstgeber hätte neuerdings dafür vollstes Verständnis! Lachhaft! Wirklich, sehr verständnisvoll, wie ihm hier geschah. Aufs Abstellgleis würde man ihn stellen! Arno atmete tief durch. Eine ganze Weile noch praktizierte Weißrock an ihm herum. Führte den einen oder anderen Reaktionstest durch, offensichtlich jedoch alle zu seiner Zufriedenheit.
Und Charlotte? Nein, sie wird es nicht merken, dass wiederholt wird, nein, sicher nicht. Die Linke musste bloß ein harmonisches Fundament finden, eine einfache Struktur. Brauchte nicht sonderlich kompliziert zu sein. Das ist die Aufgabe der Rechten! Trotz des Widerstandes des Wassers. Mit den Handflächen aufeinanderfolgende Arpeggi vollführen. Hände und Gehirn, beides ununterbrochen in Bewegung, in Aufruhr! Wie die See selbst. Hier und jetzt fände seine Sehnsucht ihre Erlösung. Komme danach, was wolle. Zu den heftiger werdenden Wellenrhythmen würde er sie um die schmale Taille nehmen und ins Reich der Tiefe entführen, wenn nicht…
Arno, immer noch auf der Liege, blickte angespannt zur Decke. Er wagte kaum, zu atmen. Das Herz raste vor Empörung über die auszustehende Erniedrigung. Nun fasste die Peinigerin sein linkes Bein, verdrehte es, zog heftig daran und drückte es zur Hüfte. Arno entfuhr ein Schmerzensschrei. „Tut das weh?“, fragte das Krokodil.
Ja, er hätte schon seit Längerem Schmerzen in der Hüfte. Daraufhin verbog sie sein Bein noch hartnäckiger. Dämliches Stück, so hör doch auf! Was hat denn das jetzt mit meinen Herzrhythmusstörungen zu tun?, fragte er sich und tauchte ab.
Um sie herum - Tintenblau. Eintagsfliegen. Gab es Eintagsfische? An heißen Sommertagen konnte man sie knapp unter der Wasseroberfläche tanzen sehen, vor allem die männlichen Exemplare. Verirrte sich ein leichtsinniges Weibchen in diesen schwankenden Reigen, war es um seine Jungfräulichkeit geschehen. Brandende Fieberfantasien. Dieses kurze Leben - nur von einem bestimmt, von der Fortpflanzung. Sein Begehren ließ ihn den Wasserreigen der Liebe erneut aufnehmen. Enge Schwimmhaltung – Gänsehautfühlung. Beide bewegen ihre Körper gleichzeitig von einer Seite zur anderen. Die linke Hand etwas heben, ja, gut so. Die rechte Hand unterstützt und – rechts herum in Solodrehung führen. Wasserrolle. Achtung, eine Sturzsee! Presste sie nach unten. Vorsichtig, linker Fuß paddelte. Rechter Fuß umschloss ihre Beine. Kurz Luft holen, auftauchen.
Nachdem das Ungeheuer offenbar genügend gezogen und verrenkt zu haben schien, sagte es trocken: „Sie können sich wieder anziehen“, und begab sich an seinen Schreibtisch. Von dort lugte das Doktorluder geduckt aus sicherer Verschanzung hervor, um Arno erneut abschätzend zu mustern. Arnos Selbstwertgefühl war ins Bodenlose gefallen. Unten. Total unten. Diese Demütigung! Was musste er hier ertragen?, fragte er sich fortwährend. „Und diesen krankhaften Ehrgeiz, den man ja beinahe manisch nennen könnte, setzen Sie den auch an Ihrem Arbeitsplatz um? Bei Ihren Kolleginnen und Kollegen, wie?“, platzierte sie messerscharf. Arno überlegte, was er sagen sollte. Was sollte er antworten? Ein Teufelskreis! In diesem Moment erfasste ihn eine Sehnsucht nach Freiheit, nach Freiheit der Gedanken, der Seele und gleichzeitig auch des Körpers, und nach dem Wunsch, seiner Dompteurin im weißen Kittel ein „Ach, Sie können mich mal und guten Tag“ an den Kopf zu werfen.
Nur noch zwei rasche Tempi vorwärts gegen die Strömung in die Gegenpromenade – linke Hand zwischen ihrem und seinem Gesicht, dann glitten sie in eine linke Wende. Seine rechte Hand fühlt ihre Taille. Die Luft wurde knapp. Er fasse ihre linke Hand fester, mit etwas Druck, spürte keinen Gegendruck. Eine Sehnsucht erfasst ihn. Ihre Finger waren kalt, ungewöhnlich kalt. Ihre spitzen Nägel – so lang. Geeignet, ein Muttermal auf seinem Rücken aufzukratzen. Über ihnen schlugen die Wellen zusammen, brandeten, wallten auf, während sie langsam, ganz langsam tiefer und tiefer sanken. Danach - würde nichts mehr sein.
Norbert Johannes Prenner
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