Ach, was für eine schöne Zeit!
Das begreifen wir erst heut.
Wie auch immer, viel’ Skandale
prägten viel zu oft die Male.
Hat Cartoonisten reich gemacht,
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.Was wirklich war, das übertrifft
der künstlerische Zeichenstift
in spitzer Reproduktion.
Und wahr ist’s doch, na und, wenn schon?Wer auf der sel’gen, uns’rer Insel,
in den Achtzigern gelebt,
vom „Alles super ist“-Gewinsel
weiß, man hat nach Höherem gestrebt.Soziale Sicherheit und Wohlstand
prägten lange Zeit das Land,
bis, weg’n der Defizite,
dies mit einem Mal verschwand.Beschäftigungsrekorde weg, Neurosen!
Düst’re Arbeitsmarktprognosen.
Der Schuldenstand im Praktischen, normativ,
die Kraft des Faktischen.
Ach, was für eine schöne Zeit!
Willkommen in der Wirklichkeit.Loyalitätsbedingt dem Alten
muss man den Staat nun neu gestalten.
Es stampft und dampft, die nicht ganz vife
Populär-Lokomotive.Von Krisen zeigt das Land, geprägt, sich
liberal sozial zersägt.
Die grüne Au wird zum Konflikt,
das Land zur Skandalrepublik.Waluliso predigt mahnend
Frieden!, weil schon Unheil ahnend.Den Wein, den panscht der Winzer listig,
ihn trinkt kein Mensch mehr, weil er mistig.
Ein Reiter sitzt am hohen Ross
Und rüttelt stark am Opfermythos.
Ein neuer Geist irrt jetzt umher.
Den alten Weg, den gibt’s nicht mehr.
Zunehmend wird man jetzt globaler,
medial und digitaler.Der Privatisierung heller Schein
dringt in die Politik hinein.
Medien stören Prominente
im intimen Ambiente.
Skandale nehmen ihren Lauf,
der Journalismus deckt sie auf.
Das Budget wird immer dünner,
jedoch das Parlament wird grüner.Alles frönt dem Hedonismus,
der Yuppie zählt zum Organismus
erfolgsgewohnter Börsianer.
Die Hofreitschul’ zeigt Lipizzaner.
Alles happy, alles da,
weil I am from Austria.
Norbert Johannes Prenner (Text und Grafik)
www.verdichtet.at | Kategorie: anno | Inventarnummer: 25118
CARTOON EINFÜGEN

