Kübel ausleeren

Es gibt Männer, die eher Geschirr waschen als die Mistkübel ausleeren.
Und Kinder, die stattdessen lieber Latein-Vokabeln lernen

Versteckt unter der Abwasch war – stets treu vereint ein Kübelpaar
Zu trennen Müll und PVC – ansonsten tut’s der Umwelt weh
Und dunkelgrün, gleich an der Wand – der biogene Eimer stand
Für Gurkenschalen und Salat – was der Kompost so gerne hat

Es gibt so vieles auf der Welt – was sehr gut schmeckt und wohl gefällt
Nur, diese Dinge sind nicht nackt – sondern oft zwei-, dreimal verpackt
Auch isst man süße Pfirsich’ gern – doch nur das Fleisch und nicht den Kern
Drum wirft man unbesorgt und munter – was unbrauchbar, die Kübel runter

Nun ist es wundersam und toll – sie werden stets gemeinsam voll
Nie, dass der Eimer mit Gemüs’ – der einzig volle Kübel is(t)
Und jeder weiß, dass dieser Mist – demnächst auch auszuleeren ist
Um zu vermeiden dieses Ziel – beginnt das Kübel-Ringelspiel
Ein jeder denkt: „Ich kann’s nicht sein – es geht ja immer noch was rein“

So schleicht man (besser ungeseh’n) – dorthin, wo diese Kübel steh’n
Und legt und drückt und steckt und zupft – bis jeder Kübel ist gegupft
Egal, was dann die Hausfrau ruft – man(n) denkt: „Da ist noch immer Luft“
Legt eine Zeitung obenauf – und drückt fest mit der Faust darauf

Die Folge ist, man glaubt es kaum – im Kübel wird ein hohler Raum
Mal größer, manchmal auch recht klein – nun wirft man wieder was hinein
Nur ist beim PVC sehr oft – die Wirkung nicht, wie man erhofft
Des Plastiks Elastizität – bewirkt, dass es nach oben geht

Der Raumgewinn, der erst erfreut – liegt um den Kübel nun verstreut
Da blickt die Hausfrau gar nicht stumm – in der ganzen Küche ’rum;
Sie ruft mit Zorn und leichtem Graus: – „Jetzt leerst sofort die Kübeln aus!“
Der Sünder tut, was sie ihn heißt – wohl wissend, dass der Dreck nicht beißt
Doch zu versteh’n der Hausfrau Zorn – lies das Gedicht noch mal von vorn,
Noch mal von vorn, noch mal von vorn …

Robert Müller

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt| Inventarnummer: 21097

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