Ich bin Tyrann

Ich bin stolz, ich bin Tyrann,
deshalb, weil das nicht jeder kann.
Stark bin ich, und übermächtig,
auf ’nem Stockerl glatt eins sechzig.

Jedoch, was nicht ein jeder weiß,
ich bin auch schwach, das ist kein Scheiß!
Gedanken, die mich oft beschleichen,
meist in der Nacht, wegen der Leichen,
die ich so oft in Auftrag gab.
Das drückt mir fast die Seele ab.
Ich weiß, damit bin ich allein,
dann wird mir klar, ich bin ein Schwein.

Was nützen mir zehn Limousinen,
vierzehn Villen und Goldminen?
In Wirklichkeit habe ich Schiss,
dass alles bald zu Ende is’.

Wenn ich mit dem Finger schnipse,
steh’n alle vor mir habt Acht!
Oder kurz am Handy tippse,
mein Befehl ist nicht ganz sacht.
In der Hand die Kaffeetassen,
kann, wen ich will, verschwinden lassen.

Doch bei aller Wirklichkeit
macht die Angst sich in mir breit.
Alles macht mir Referenz.
Ich fürcht um meine Existenz.

Die Angst, alles zu verlieren,
nach ’nem Anschlag zu krepieren!
Was hab ich schon von diesem Leben?
Trotzdem bleibe ich dran kleben.

Den Pöbel stets bei Laune halten,
durch Lügen ihren Tag gestalten.
Nur falsche Zahlen, falsche Daten,
was ist, werden sie nie erraten.

Dabei muss ich mich nicht genieren,
meine Macht zu etablieren.
Ein paar Familien reichen aus,
Vettern stärken nur mein Haus.

Doch wach ich auf oft in der Nacht,
träum, ich werde umgebracht.
Oder gefesselt und in Ketten!
Nichts und niemand kann mich retten.

Niemand weiß von meiner Not,
durch Peitsche und mit Zuckerbrot.
Was aber, wenn man mich entpuppt?
Das Volk sagt, ich bin bloß korrupt?
Ich fürchte dieses Stadium
und habe Angst, man bringt mich um.
Wie lang mich an der Macht berauschen?
Will denn niemand mit mir tauschen?

Copyright: Norbert Johannes Prenner
Copyright: Norbert Johannes Prenner

Norbert Johannes Prenner (Text und Grafik)

www.verdichtet.at | Kategorie: drah di ned um …| Inventarnummer: 25139

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