Kategorie-Archiv: Tina Fanta

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Kenntnisse einer Ehebrecherin Teil 2

Ich weiß noch genau, wie genüsslich er die Orange schälte, während er mir von seiner exotischen Eroberung erzählte.
Mich wunderte es nicht, dass er sich ein wenig umgesehen hatte. In letzter Zeit hatte ich sehr wenig Zeit für ihn gehabt, zumindest weniger als in den eineinhalb Jahren davor. Ja, so lange ging das damals schon mit uns! In dieser Zeit war ich recht erfolgreich gewesen, und ich vermutete, auch dank ihm. Ich sah alles in einem anderen Licht, ich war selbst ein freierer Mensch geworden, lebte für den Tag und nicht für das Morgen. Das tat mir und meiner Kunst gut, und so blieb der Erfolg nicht aus: Aufträge en masse, sogar im Ausland war ich mehrfach unterwegs, und ich lebte erstmals in meiner noch eher jungen Karriere ohne Geldsorgen und mit viel kreativem Spielraum mein mir selbst gewähltes Leben; nicht zuletzt als Geliebte eines verheirateten Mannes. Dessen Ehefrau war’s auch zufrieden, sie selbst hatte mir ja den Vorschlag unterbreitet, und so lief alles wie am Schnürchen. Zumindest bis zu jener postkoitalen Orange. Von da an wusste ich, es war eine andere im Spiel, eine zusätzliche Person, ja, ein Unsicherheitsfaktor in Bezug auf unsere gut funktionierende Ménage à trois.

Und es ließ mir keine Ruhe. Ich kam in einen Zustand des Besitzenwollens, der mir zuvor fremd gewesen war. Dass seine Frau Vorrang haben sollte, war von Anfang an klar gewesen, aber jetzt, diese Frau, von der er so schwärmte? Das musste ich erst einmal verdauen. So viele Fragen stellten sich auf einmal. Wie weit war er gegangen? Was wollte sie von ihm? Dasselbe wie ich? Wusste seine Frau davon?
Und so kam es, dass unsere Gespräche, statt sich wie bisher vorrangig um Sex zu drehen (denn das hatten wir in all diesen Monaten davor geschafft, bei seinen kurzen Besuchen fast ausschließlich beim Thema Nummer eins zu bleiben), in ein verhörartiges Beisammensein umschlugen, sehr zu seinem und meinem Missfallen.
Schließlich beschloss er, dem ein Ende zu setzen. Und zwar nicht seinen Treffen mit dieser aufregenden neuen Frau in seinem Leben (oder gar unseren Zusammenkünften), sondern unserer jetzigen unbefriedigenden Situation. Irgendwie schien er zu verstehen, dass das alles zu viel des Ungewissen war, mit dem ich plötzlich konfrontiert worden war, und so machte er einen folgenschweren Vorschlag.
Sie hätte nichts dagegen, mich zu treffen, meinte er. Sie sei clever und schön, spräche sehr gutes Englisch mit reizvollem Akzent, wir würden uns schon verstehen. Und obwohl ich nicht wusste, wohin das führen sollte, ließ ich mich darauf ein. Ein bisschen geschmeichelt fühlte ich mich wohl auch, denn ich hatte in diesem einen Fall einen Vorzug gegenüber seiner Frau: Mir wollte er zuerst das Vertrauen schenken, und ich sollte ihm dann auch mit meinen Ratschlägen weiterhelfen – ob er ihr das Ganze erzählen oder es lieber lassen sollte? Auch bei dieser Entscheidung sollte ich ihm zur Seite stehen, und er meinte, das ginge leichter, wenn ich wüsste, um wen es sich handelte und worum es eigentlich ging.
Höchstens am allerersten Tag meines Zusammentreffens mit diesem Mann war ich aufgeregter als an jenem weiteren, dem gemeinsamen Treffen mit „der Neuen“.
Da sein Haus aus naheliegenden Gründen als Treffpunkt ausschied und ich ein Treffen bei mir ausschloss (ich kannte die Frau schließlich nicht, und Vorsicht war geboten, meiner Meinung nach), ein Hotelzimmer überdies für alle Beteiligten nicht in Frage kam und sie eine geeignete Bleibe hatte, war der Ort des Geschehens rasch klar.
Er und ich fuhren erstmals zusammen mit seinem Auto hin, so viele Premieren auf einmal! Mir war das alles nicht recht geheuer. Doch mein Herz schlug sich wacker. Es setzte nicht einmal aus, als uns schließlich eine dunkle Schönheit die Haustüre öffnete, die zuerst mich, dann ihn freundlich anlächelte und anschließend mir Wangenküsschen und ihm einen dicken Schmatz auf den Mund gab.

Sie bat uns herein, ein Blumenduft umwehte ihren langen Rock, und ich wusste sofort, was er an ihr fand. Es war nicht nur ihr exotisches Äußeres, das ihn faszinierte. Ihr Gang war wiegend, einladend und herausfordernd zugleich. Es war ein Vergnügen, ihr zuzusehen, wie sie vor uns die Stiege hinaufging, während sie Nettigkeiten von sich gab, und alleine ihr zu folgen, war eine Sinnenfreude. Zum ersten Mal an diesem Tag war ich entspannt. Diese Frau führte nichts Böses im Schilde, sie war wie ich einfach nur scharf auf Lust, auf jede Menge davon. Und dafür hatte sie sich schließlich genau den Richtigen ausgesucht, eine schlaue Frau!
Wir setzten uns in bequeme Fauteuils, jeder in einen, und tranken Rotwein, während wir uns recht gut unterhielten. Sein Englisch war schlechter als unseres, dafür kannte er viele ihrer Geschichten schon, denn wie ich feststellen musste, redete er mit ihr wesentlich mehr als mit mir jemals, zumindest nach dem zu urteilen, was er alles von ihr wusste. Erstaunlich, wie anders als bei ihm und mir …
Was noch anders zwischen ihnen und uns beiden war, sollte ich auch bald erfahren.
Irgendwie veränderte sich die Stimmung, die beiden begannen eindeutig, heftiger zu flirten, und ich machte Anstalten, mich ins Erdgeschoß zu begeben, um den beiden ein paar exklusive Minuten zu gönnen. Anscheinend hatte ich mich mit dieser Konstellation sehr rasch zufrieden gegeben; wenn er bei ihr war, gehörte er ihr. Bei mir zu Hause hatte ich das Vergnügen. Bei seiner Frau daheim natürlich diese. Es war genug für alle da. Ganz einfach eigentlich.
Das wäre es vielleicht auch geworden, doch sie baten mich fast gleichzeitig zu bleiben.
Er meinte, er wolle offen sein, mich hätte doch immer so interessiert, was er mit ihr so anstelle. Und sie lächelte mich an und nickte bloß.
So kam es, dass ich Zeugin eines Liebesspiels der anderen Art wurde. Er kniete sich vor sie hin und stützte sich dabei mit einer Hand am Boden ab, während er mit der anderen behutsam ihren Rock entlang hinauf strich, sodass ich die Haut ihrer angespannten Oberschenkel unter dem Stoff hervorblitzen sehen konnte. Immer weiter drang er vor, und schließlich verschwand er mit seinem Kopf unter ihren luftigen Stofflagen. Ich sah ihr Gesicht, und ich sah Entzücken, ich spürte ihre Anspannung, hörte ihr Seufzen, ihre gehauchte Bitte, ihr doch moremoremore zu geben. Sah, wie sie ihn mit begierigen Händen am Hosenbund erwischte, wie sie ihm den Gürtel öffnen wollte, wie er abwehrend zurückwich und sie etwas bedauernd, wie mir schien, zurechtwies: no! Sie bekam nicht, was sie wollte, sie bekam es einfach nicht von ihm. Er nannte sie sein mousse au chocolat, er verwöhnte sie nach allen Regeln der Kunst. Ich wusste genau, wie er das machte - mit seinen geschmeidigen Lippen, seiner wendigen Zunge, seinen kräftigen Händen, fast spürte ich es selbst an und in meinem Körper, wie es schon so oft gewesen war. Dabei wurde mir heiß und heißer, das Schauspiel vor meinen Augen vermischte sich mit meiner Erinnerung an ihn und mich, und ich sah die verzückte Frau neben mir verschämt an. Sie blickte mir direkt in die Augen, wir saßen ganz nahe beieinander, und ich meinte zu sehen, wie sich ihre Pupillen verkleinerten, als ob ihr Blick sich in sie selbst zurückziehen würde. Sie nahm mich kaum mehr wahr, schloss ihre Augen halb und seufzte leise.
Er machte so lange weiter, bis sie aufgab, sich ihm hingab, voll und ganz, und sich schlussendlich doch gänzlich gesättigt zurücksinken ließ.
Er tauchte wieder auf und sah mich unverschämt grinsend an: Weißt Du, worauf ich jetzt Lust hätte? Auf Vanillecreme.

Das war also der Unterschied. Seine Frau wusste nichts von der Neuen, und solange das so war, hatte er keinen Geschlechtsverkehr im eigentlichen Sinne mit ihr. Was für eine Heuchelei! Ich war sozusagen „genehmigt“ und daher fürs ganze Programm gebucht, und diese eine, neu Hinzugekommene musste sich gedulden, bis er sich daheim die Erlaubnis abgeholt hatte. Welchen Unterschied würde diese feine Grenze für seine Frau machen? Was dachte er sich? Gar nicht so viel, vermutlich, Männergedanken.
Die Zeit verging, unser „Dreier“, den ich aber nicht als solchen empfand, wiederholte sich in den darauf folgenden Wochen nicht. Wohl aber seine Fragen, was ich ihm raten würde, obwohl das ganz klar war: seiner Frau reinen Wein einschenken natürlich. Aber er war feige, feige und gleichzeitig fühlte er sich im Recht. Als ob das kein Betrug an seiner Frau wäre, was er da hinterrücks trieb, als ob ihr das egal wäre. Wäre es ihr egal?
Ich verlor schön langsam die Geduld. Ich billigte dieses Verhalten nicht. Seine neue Eroberung war mir da weniger wichtig, ich dachte, sie würde die Situation schon zu ändern wissen, wenn sie genug von seiner Hinhaltetaktik hätte, aber noch schien es für sie zu passen. Zumindest hörte ich nichts Gegenteiliges von ihm, mit ihr selbst hatte ich ja keinen Kontakt.
Wieder war Zeit vergangen, wieder löcherte er mich mit Fragen, was er tun sollte, falls ja, wann der richtige Zeitpunkt wäre, seine Frau in Kenntnis zu setzen, im Urlaub vielleicht, oder danach, kein Datum schien gut genug für dieses Vorhaben.
Schließlich reichte es mir. Mir tat die Frau leid, und ich hatte das Gefühl, ihr etwas schuldig zu sein. Sie hatte mich fast zwei Jahre lang großzügig (wenn auch nicht ganz uneigennützig) teilhaben lassen an dem ihr Zugedachten, hatte uns niemals etwas in den Weg gelegt. Und was er nun machte, war so falsch, nicht mir gegenüber, da waren die Karten auf dem Tisch, aber ihr. Merkte er nicht, wie er mich gegen sich aufbrachte mit dieser Schwäche, die aus Egoismus resultierte?

Beim nächsten Treffen sagte ich ihm, ich sei jetzt zwei Tage lang nicht zu erreichen, da ich zu einer Projektbesprechung nach Berlin fliegen würde. So konnte ich mir ziemlich sicher sein, dass er bei der anderen sein würde, an zumindest einem dieser Tage. Um ganz sicher zu sein, ihn nicht versehentlich anzutreffen, wählte ich einen Tag, an dem er auf der Baustelle anwesend zu sein hatte, und ging zu seiner Frau.
Wieder ein erstes Mal, wieder eine Aufregung, die ich mir lieber erspart hätte, aber ich tat das einzig Richtige, dachte ich in diesem Moment, als ich an der Tür läutete.
Seine Frau war mehr als erstaunt, mich zu sehen. Natürlich erkannte sie mich wieder, sie bat mich schnell herein, ihr Mann war also sicher nicht da. Die Kinder waren auch nicht zu hören, sie hielten vielleicht ihren Mittagsschlaf. Ein guter Zeitpunkt also, um mit dem Grund meines Besuchs herauszurücken, doch die Worte wollten nicht so recht kommen. Ich plagte mich sehr mit diesem Verrat an ihm, als den ich mein Vorhaben nun plötzlich auch empfand.
Seine Frau half mir, indem sie mir klare Fragen stellte: Ob alles klar sei mit ihrem Mann? Ob ich genug von ihm hätte? Auf die erste Frage konnte ich nicht gleich antworten, ich verneinte aber die zweite. Sie seufzte und sagte: „Kindchen, wenn Du hier bist, warum ich glaube, so danke ich Dir vielmals. Aber ich weiß Bescheid. Ich weiß gerne Bescheid. Drum habe ich mich erkundigt. Und darüber hinaus hatte ich gestern einen ganz ähnlichen Besuch wie Deinen. Sehr hübsche und nette Person übrigens. Ich hoffe, Du kommst auch damit klar.“

Tina Fanta

www.verdichtet.at | Kategorie: ü18 | Inventarnummer: 14048

Kenntnisse einer Ehebrecherin

Ja, ich habe ihrem Wunsch entsprochen und mit ihrem Mann geschlafen, und ich tue es noch.
Die Frau hat eine Überzeugungskraft, die ihresgleichen sucht, ihre Geschichte erzählte sie mir gänzlich unvermittelt, damit konnte ich wirklich nicht rechnen.
Nach einer Kosmetikparty im Bekanntenkreis kam sie auf mich zu, ein Glas Rotwein in der Hand, und fragte mich, ob ich gerne Single sei.
Ehrlicherweise – warum sollte ich lügen - antwortete ich, dass ich in den letzten beiden Jahren keinerlei Bedürfnis nach einer Beziehung gehabt hätte, dass mir aber der Sex schon ein wenig fehle, denn der Schnelle-Nummer-Typ mit Unbekannten bin ich nun wirklich nicht, die wenigen Male, wo das gepasst hatte, waren auch schon wieder ein Weilchen her.

Ein kurzes Strahlen überzog ihr Gesicht. Meine Worte schienen sie ermuntert zu haben, denn sie erzählte mir von ihrem Leben, das wohl eher nicht zu den mit Zuckerguss überzogenen gehört: wie sie und ihr Mann sich in einem Kinderdorf in der Steiermark kennen gelernt hatten, als Jugendliche, er seiner Verwandtschaft entzogen, die unfähig war, sich um ihn zu kümmern, und sie, der zu Familie und Geborgenheit nur „abwesend“ einfiel. So fanden sie einander und gaben sich den Halt, den beide so dringend brauchten. Und hier stand sie nun, auf halber Strecke dieses gemeinsamen Weges: Mutter von drei Kindern, verheiratet mit diesem Jugendfreund, mit einer großen Bitte.
Sie wolle nicht meine Freundin werden, das sei nicht nötig. Und dann erklärte sie mir den Grund ihres überraschenden Vorstoßes: Sie brauche dringend eine Frau, der sie vertrauen konnte und die ihr eine große Belastung vom Hals schaffen würde. Ihre Ehe sei in Gefahr, weil sie den sexuellen Bedürfnissen ihres Mannes nicht gerecht werden könne und wolle.
Ich konnte es irgendwie nachvollziehen: Der Frust auf beiden Seiten stieg, sie fühlte sich zunehmend überfordert. Dazu kam, dass sie fürchtete, er würde in andere, noch ärgere Verhaltensmuster zurückfallen, wenn sie nicht bald etwas unternahm. Sie konnte sich noch gut an seine Spielsucht-Phase erinnern, die sie damals fast in den Ruin getrieben hatte.
Nun versuchte sie also dem, was sie Sexsucht nannte, beizukommen, und ich sollte ihr dabei helfen.
Der ungewöhnlichste Vorschlag, den ich jemals in meinem Leben bekommen hatte, und zugleich der weitreichendste: Ich solle durch den Ehebruch ihres Mannes ihre Beziehung retten.

Ihren Mann kannte ich vom Sehen, er hatte schöne, sanfte Augen, ein jungenhaftes Lächeln und einen kräftigen Körper, er war auf einer Baustelle beschäftigt, so weit ich mich richtig erinnerte.
Drei halbwegs schlaflose Nächte später rief ich sie an. Ein Kennenlernversuch könnte ja nichts schaden. So bin ich eigentlich sonst nicht. Wirklich nicht.
Aber erstens war und bin ich niemandem Rechenschaft schuldig und zweitens war ich neugierig, eine unfreiwillige mehrmonatige Durststrecke hatte ich auch hinter mir, dies nicht zu vergessen.

Als es zwei Tage später an meiner Wohnungstür klopfte, war ich ein Nervenbündel. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
Ich hatte zwar mein schönstes „Darunter“ angezogen und mich zurechtgemacht, rechnete aber nicht wirklich damit, dass es heute schon zum intimen Teil kommen würde, falls überhaupt jemals.
Es sollte sich jedoch rasch herausstellen, dass es gar keinen anderen geben würde, kein freundliches Geplänkel, keine leeren Worte.
Er zog eine Packung Kondome aus seiner Jackentasche und eine Tube mit Gleitgel aus der anderen und meinte, es sei mir hoffentlich recht, dass er das gleich mitgebracht habe, immerhin wüssten wir ja beide, warum er hier sei, und er freue sich sehr, dass ich einverstanden sei, seine Frau habe gut gewählt, ich gefalle ihm.

Was danach folgte, macht mich nicht stolz, ein bisschen schäme ich mich dafür. Aber die ganze Situation machte mich unverfroren und enthemmt, ich stand völlig neben mir, und das war schön.
Es gab kein Streicheln, kein Kosen, jede Handbewegung diente nur der maximalen Erregung, der eigenen zuerst und dann der des anderen. Ein zielgerichtetes Sich-Aufgeilen, eine hastige Vorbereitung auf den Final Countdown.
Er zog mich ohne Umstände aus, sich selbst öffnete er nur die Hose. Dann nahm er mich wie eine Schaufensterpuppe (ich ohne Widerstand, wie starr vor Schreck) und drehte mich um, sodass ich zur Wand gedreht stand, drückte meine Handflächen gegen die kalte Mauer und sich selbst hart gegen meinen Hintern. Irgendwann hatte er den Gummi übergezogen, glücklicherweise, zu solchen Gedanken war ich längst nicht mehr fähig. Er umfasste mein Becken von hinten und hielt mich an den Hüften in festem Griff. Und dann folgte unser „erstes Mal“.
Alles war anders als ich es bisher kannte, ich war ganz bei mir und meiner Lust, konnte ihn nicht sehen, wollte das vielleicht auch gar nicht. Er stand ganz dicht hinter mir und dennoch zog er bei jedem Stoß mit den Händen mein Becken zu sich hin, ungeduldig, rhythmisch. Wie ein Trommelstakkato, das seine Wirkung nicht verfehlen konnte.
Meine Brustspitzen trafen im selben Rhythmus auf die kalte Mauer, was mir jedes Mal einen zusätzlichen Schauer über meinen Körper laufen ließ.
Plötzlich zog er sich zurück, drehte mich um und forderte mich auf: Zeig mir, was Du sonst machst, wenn Du alleine bist. Zeig mir alles, komm.
Und ich konnte wieder nicht anders: Ohnehin schon bis zum Äußersten erregt stand ich da, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, mit breiten Beinen vor ihm und legte Hand an mich. Ich war außer mir vor Lust und hörte seinen Hinweis: „Mit der anderen Hand, bitte …, so kann ich besser sehen.“
Die Wirkung auf ihn war anscheinend auch kaum geringer, er hielt es nicht lange aus, mir zuzusehen. Er hatte mein Stöhnen wohl genau richtig interpretiert, denn er drehte mich wieder um, ganz kurz bevor ich die Ziellinie alleine erreicht hätte.
Es fand sich sofort wieder, was vorher schon so selbstverständlich in einander geraten war, ohne Umschweife. Da brauchte es bei beiden nicht mehr viel, alleine das Eindringen brachte uns zum Finale.
Pur und gut, ohne Nachdenken sogar, hatte sich alles wie verselbständigt, beide Körper, die selbe Gier hatte uns erfasst, zuerst die ungezügelten Laute, danach Ruhe.
Wenige Worte, Rasten, ein Glas Wasser, nach einer halben Stunde ein da capo, an dessen Details ich mich nicht mehr so genau erinnere, es folgten danach unglaublich viele, wenn auch nicht an diesem Tag, so an den folgenden.

Die Geltube kam nicht zum Einsatz, bis jetzt nicht, und doch wollte er mir damit etwas sagen (darüber haben wir später kurz gesprochen, Sex war beinahe das Einzige, worüber wir uns unterhielten): Nötigenfalls bedürfte es meiner anfänglichen Lust nicht, es könnte auch anders laufen, ihm wären Tür und Tor geöffnet, und wenn er mich so, halb gegen meinen Willen, nehmen würde, dann wäre sein Ehrgeiz sicherlich, mich zum Höhepunkt zu bringen. Schließlich hätte er die Bestätigung, sozusagen das Einverständnis im Nachhinein, und ich müsste ihm verzeihen.
Unser Arrangement sah nämlich folgendermaßen aus: sein Ungestüm gegen meine Befriedigung.
Er konnte tun und lassen, was er wollte, solange ich an mein Ziel gelangte.
Ich gebe zu, manches Mal fühlte ich mich wie eine Nutte, die er besuchte, bezahlt mit Orgasmen statt mit Geld. Dann – selten - ich stellte mir die Frage: Ist das schlecht?
Und so spielten seine Frau und ich das Heilige&Hure-Spiel mit verteilten Rollen, während er in einer Person zwei Charaktere vereinen konnte: den geilen Bock bei mir und den freundlichen Gärtner zu Hause. Wenn er nämlich heimkam zu seiner Familie – seine Besuche bei mir erfolgten wochentags täglich, gleich nach der Arbeit – konnte er sich entspannt den Kindern widmen und sich später zu seiner Frau kuscheln, dem stand nun nichts mehr im Weg.
Dort hatte das Wilde nichts verloren. Sie hatte mir diesen Teil von ihm bereitwillig abgetreten.
Ihre Ruhe wurde nun nur noch an den Wochenenden gestört, so viel hatte er mir erzählt, mit ihr hatte ich ja ab dem Treffen mit ihrem Mann keinen Kontakt mehr, sie wollte das so.
Samstags kam er manchmal untertags zu mir, sonntags nie, da war sie an der Reihe.
Weil er nun keinen solchen Druck mehr verspürte, sexuell zu kurz zu kommen, war ihm das genug, er war zärtlich, liebevoll und behutsam, so wie sie es gerne hatte.
An den Montagen allerdings, so sagte er mir, konnte er tagsüber schon nur noch daran denken, wie er es mir heute besorgen würde. Die Arbeit brachte er zu Ende, eine Viertelstunde später klingelte er an meiner Türe.

Einen Schlüssel wollte er gerne haben, das habe ich ihm aber immer verweigert.
Das ist das Einzige, was mir an Abweisung bleibt: einmal nicht aufzumachen, nicht zu Hause zu sein. Darauf muss ich achten, dass ich mir nicht alle Rückzugswege verbaue.
Noch bin ich die Geliebte, die Liebhaberin, alles ist das falsche Wort, er liebt mich ja nicht, er liebt es, mit mir Sex zu haben, das schon. Sexgespielin, ja, das trifft es schon eher.
Ich bin die, die jeden Wochentag zwei Stunden Zeit hat, sich auf ihn vorzubereiten, sich hübsch zu  machen, nur an ihn (beziehungsweise an Sex mit ihm) zu denken. Seine Frau ist noch viel zu sehr mit den Kindern beschäftigt, sie ist froh, wenn abends alle im Bett sind und Ruhe geben, und dann käme ihr Mann daher mit Ansprüchen? Ich verstehe sie gut.
Mir wird es langsam auch ein bisschen viel, und das, obwohl ich freiberuflich arbeite und niemanden außer mir zu versorgen habe.

Wie wird es weitergehen?
Werde ich einmal genug haben von Sex ohne Gefühle? Werde ich mir einmal einen „echten“ Partner wünschen, einen, der für mich da ist, auch wenn gerade keine Lustbefriedigung zu holen ist? Werde ich eine eigene Familie haben wollen, Kinder vielleicht?
Und sie, seine Frau: Wird sie einmal, wenn die Belastungen zurückgegangen, die Kinder größer und der Schlafmangel kleiner geworden sein werden, den dunklen, wilden Teil zurückhaben wollen von ihrem Ehemann? Wird sie die Leihgabe für beendet erklären, und wird sie es können? Werde ich es wollen, gewöhnt an tägliche Befriedigung ohne Verpflichtungen?
Und er, wird er sich wieder zurückreichen lassen, wie einen Spielball, an dem die Erste die Lust verloren hat, ihn darum der Nächsten weitergab, nur um dann draufzukommen, dass es ein besonderer Ball ist, den sie gerne wiederhätte?

All das habe ich zu Beginn nicht bedacht. Ich bin da hineingeraten, bin der Versuchung erlegen.
Noch sind wir nicht bei Zeiten der Entscheidungen.
Bisher ist fast nur Gutes geschehen: Ich bin höchst zufrieden mit seinen Leistungen und gehe viel entspannter durch mein Leben, habe nicht mehr das Gefühl, es drifte alles an mir vorüber, ohne meine Teilhabe.
Sie ist froh, ihre Ruhe zu haben und sich auf anderes, derzeit vor allem ihre Kinder, konzentrieren zu können.
Und er darf fast so viel Sex haben, wie er gerne möchte, und das auf vielfältige Weise, mit zwei Frauen, und keine ist ihm böse deswegen.

Wenn es anders wird, werden wir darüber sprechen müssen. Da kaum Gefühle im Spiel sind, noch nicht zumindest, und wir alle drei sehr rationelle Menschen sind, erhoffe ich mir unkomplizierte Lösungen.
Was ich bis dahin mache? Genießen - und vielleicht sollte ich dann ein bisschen später einmal meine Gedanken etwas ordnen, Inventur machen, alles aufschreiben.

Tina Fanta

www.verdichtet.at | Kategorie: ü18 | Inventarnummer: 13016