Korfs Neid

Korf beneidet einen Narren
Mit zwei Pokalen in der Hand
Die der an einem Flohmarkt-Karren
Äußerst günstig sich erstand

Der Narr verkündet nun der Welt
(Indem er seine Siegstrophäen
Über seinem Kopfe hält
Verkündet er im Steh’n und Geh’n)

Er sei der Fischer Georg Feister
Wie’s auf dem Pokale steht
Und unbestritt’ner Wettkampfmeister
Im Jahre 90, Hintersteet

Er sei schon eine Sportskanon’
Grad eben noch, kein Jahr ist’s her
Gewann er glatt den Triathlon
Als Kranebichler Christopher

So der Narr nun lautstark weiter
Um ihn sammeln sich schon Leute
Das Narrentum stimmt uns stets heiter
So war’s einst, so ist es heute

Hurra, Christopher! Ruft ein Kleiner
Georg auch! Ein Herr mit Bauch
Hebt ihn hoch! Ein ganz Gemeiner
Und schon folgt der alte Brauch

Der Narr auf vielen Schultern wankend
Winkt beseligt in die Runden
Weinend, nickend, zitternd, dankend
Es ist die schönste seiner Stunden

Ach, denkt Korf, wie neid ich dir
Dein wunderbares Glücksgefühl
Es ist das einzig Wahre hier
Im allgemeinen Spottgewühl

Der Narr auf dieser Flohmarktwiese
Bin ich, der fast sein ganzes Leben
Hart und schwer dafür gekämpft

Dass letztendlich Leut wie diese
Ihn auf ihre Schultern heben
Korf geht weiter – sehr gedämpft

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

Diesen Text können Sie seit Dezember 2018 auch hören, gelesen vom Autor.

www.verdichtet.at | Kategorie: fantastiques und unerHÖRT! | Inventarnummer: 16092

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