Der Berufsschüler 4: Aufzug

Vorwort:
Dieser Text dient ausschließlich zur Unterhaltung und soll nicht aussagen, dass alle Berufsschüler dieser Welt geistig benachteiligte Geschöpfe sind, die von einer Qualle im Schach besiegt werden, weil sie die „Startaufstellung“ der Figuren für zu defensiv halten. Nein, Spaß beiseite. Ich war selbst Berufsschüler und habe die Dinge, die ich hier geschrieben habe, selbst exakt so erlebt. Dennoch soll dieser Text nicht aussagen, dass ausnahmslos alle Berufsschüler auf diesem Niveau agieren. Ich habe einen meiner besten Freunde in der Berufsschule kennengelernt und auch sonst einige liebe, interessante, intelligente Menschen kennenlernen dürfen, worüber ich sehr froh bin. Also wer sich an bisschen bösartigem Sarkasmus und einem knapp an der Grenze des Zumutbaren Maß an Gehässigkeit erfreuen kann, für den ist dieser Text unterhaltsam und alle anderen, die das nicht wollen oder können, sollten spätestens jetzt aufhören zu lesen.

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Berufsschule…

An einem Tag, an dem wir nicht in die Berufsschule mussten, sondern zu unserer jeweiligen Dienststelle, kam ein Klassenkollege, weil Sommer und ein sehr heißer Tag war, völlig verschwitzt zu mir in das Büro, in dem ich zu dem Zeitpunkt gearbeitet habe, in den dritten Stock und keuchte: „Bist du deppat. Drei Stöcke Stiegen raufgehen sind mir aber nimma wuascht. Mir ist sooooooo heiß.“

Ein wenig irritiert schaute ich ihn an und sagte: „Aber wir haben doch eh einen Aufzug.“ Und zeigte in die Richtung, wo sich der Aufzug befand. Er zuckte überrascht zusammen, ging in die Richtung, in die ich gezeigt hatte, sah die Aufzugtüren und sagte: „Na, Oida. Gibt’s den im Erdgeschoß auch?“

Obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr Lehrzeit hinter mich gebracht hatte, musste ich mich trotzdem umschauen, ob die Leute, die mit mir in diesem Büro saßen, das auch gerade so gehört und verstanden hatten wie ich. Da sich aber alle relativ synchron in einer langsamen Bewegung auf die Stirn griffen, während sie ebenso langsam die Augen schlossen, war ich beruhigt und sagte: „Nein. Der fährt nur vom dritten in den vierten Stock und ab dann muss man wieder zu Fuß gehen.“

Der verschwitze Kollege stöhnte auf: „Na, Oida. Ist ja ua scheiße“, und ging trotzdem zum Aufzug, der die ganze Zeit offen in unserem Stockwerk gestanden war, und kam empört zurück: „Warum sind dann aber für alle Stockwerke Knöpfe im Aufzug?“
Ich blieb seriös: „Das Aufzugmodell gab es damals nur mit dieser Anzahl von Stöcken, aber unserer fährt leider trotzdem nur vom dritten in den vierten.“

Lukas Lachnit
Kurzgeschichten: fiktiv, enorm, abnorm | Fleischlabel ©2013

www.verdichtet.at | Kategorie: Vorhang auf für den Nachwuchs| Inventarnummer: 15071

 

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