Mein Schatz, ach sag mir wo du bist, wenn ich so einfach frage. Im Bad bin ich, wie’s halt so ist. Ich stehe auf der Waage.
Ach so. Und darf man auch erfahren, was macht denn das Gewicht? Jetzt komm, das will ich dir ersparen! Nein nein! Ich sag’s dir einfach nicht!
Jetzt sei doch bitte nicht so stur! Nanu? Was war das für ein Schrei? Ich bitt’ ja um die Zahlen nur, wenigstens die ersten zwei.
Oh Gott, nein wirklich, echt, es reicht! Ab morgen muss etwas gescheh’n! Ich weiß, das wird für mich nicht leicht, das wirst du hoffentlich versteh’n?
Nun gut, meint sie, ich bin bereit. Ich denk, ich fahr mal Rad. Vielleicht erlaubt das meine Zeit, die kostbare, auch wenn ich sie nicht hab.
Seit diesem Tag fährt seine Frau mit ihrer Freundin beinah täglich Elektrorad, und das genau zwei Stunden lang, sagt sie, angeblich.
Das Phänomen, man sieht sie nicht, doch hört man sie schon quatschen. Und dann erkennt man ihr Gesicht, ganz angeregt, wie beide tratschen.
Vor ihnen, Steilhang. Am Rennradl ein Typ mit superstrammen Wadln. Sie schaffen, mit Elektrokraft, sekundenschnell, was der nicht schafft. Dabei die Klappe dauernd offen, das macht den Kerl stark betroffen.
Das ist nicht ganz in seinem Sinn, sein Ehrgeiz, der scheint echt dahin. Er lässt, wie wild, die Gänge klicken. Die zwei entschwinden seinen Blicken.
Und die Moral aus der Geschicht’, E-Biken verringert nicht überschüssiges Gewicht. Doch ist es auch nicht ungesund: Es strafft die Muskeln um den Mund.
Copyright: Norbert Johannes Prenner
Norbert Johannes Prenner (Text und Grafik)
www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt | Inventarnummer: 25178