Den freundlichen Arrivierten

Den freundlichen Arrivierten,
die ganz deiner Meinung sind,
die alles schon kritisierten,
glaub ihnen nicht, mein Kind.

Sie öffnen dir zwar ihre Türen,
doch immer nur einen Spalt,
durch den sie mit dir diskutieren –
drinnen ist’s warm, doch dir wird es kalt.

Sie klagen dir ihre Sorgen,
als wärst du von ihnen einer.
Ach, willst du dir nur was borgen,
wird der Türspalt schon kleiner.

Frag nie, wie sie hochgekommen,
wie ihre Verdienste hießen:
Die Stimmung würde beklommen –
sie würden die Türen schließen.

Süß klingt es, ihr Bekanntnis
zum klassenlosen Ton.
Es hat damit kein Bewandtnis;
es lässt sich verkaufen, das schon.

Und reden sie auch im Gleichnis
verwegen, edel und hehr:
Lies nach im Inhaltsverzeichnis –
Siehe, es ist leer!

Sei ihnen nicht bös gesonnen:
Was brächte dir schon ihre Not?
Sie haben den Fahrstuhl genommen,
den ihnen ihr Elternhaus bot.

Sieh hin und lern es zu fassen:
Es ist noch die Fahrstuhltür!
Sie haben den Lift nie verlassen
Und riechen den Kot an dir.

Was könnten sie dir also bieten,
außer Knöpfen mit Zahlen?
Wer weiß, wo sie hingerieten,
entschiedest du ihre Wahlen?

Sie haben nur Knöpfe mit Zahlen –
die Liberalen.

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: think it over | Inventarnummer: 22052

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Ein Gedanke zu „Den freundlichen Arrivierten

  1. Robert Müller

    gut geschrieben - und als lichtblick in der wortbrockenüb ersäten landschaft endlich mal was gereimtes (was aus eigener erfahrung viel schwerer zu denken/schreiben ist. auch der inhalt ist zeitlos gut!

    Antworten

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