Ecce Homo

Ach Gott, es bleibt für immer sichtbar,
grässlich sieht das manchmal aus.
Und es ist durch nichts vernichtbar,
schon gar nicht durch: Radier das aus!

Verdeckt das Ding den Leberfleck,
erschwert es bloß die Diagnose.
Durch Beten geht es auch nicht weg
und tarnt sich frech als Dermatose.

Es bleibt, auch wenn du es nicht willst,
auf ewig an dir kleben.
Auch wenn du es mit Feuer grillst,
es ist deins, so wie das Leben.

In Mode ist der alte Brauch,
von Grönland bis zum Feuerland.
Auf Arm und Kopf, bis hin zum Bauch.
auf Fuß, und Rücken und der Hand.

Klassisch oft, als Herz und Adler,
mal ist ein Anker mit dabei.
Ein Segelschiff, nicht aber Paddler,
symbolisiert den Traum von frei.

Mutig stach sich einst der Ritter,
zum Schutz ein Kreuz tief in sein Fell.
Und dacht’, im Morgenland wär’s bitter,
stürbe man dort und käm in d’Höll.

Was aber ficht die Jungen heut’,
sich derart zu malträtieren?
Tattoos, und Piercings, is’das g’scheit,
damit den Body auffrisieren?

Der eine sieht als Kunstwerk sich,
der and’re tut’s aus Mode.
Als Ausdruck, schaut, das bin ja ich!
Oder spirituell? Aus Angst vorm Tode?

Der Seemann hat es und der Rocker,
der Punk und auch die Punkerin.
Das alles reißt mich nicht vom Hocker,
weil ich dageg’n allergisch bin.

Auch aus Protest, das wäre möglich.
Als Ausdruck gegen das Normierte.
Doch manches zeigt sich oftmals kläglich,
was schlecht geplant, nur wohl passierte.

Norbert Johannes Prenner

www.verdichtet.at | Kategorie: kunst amoi schau’n | Inventarnummer: 25197

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