Kategorie-Archiv: Bernd Remsing

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Sesselgedichte: Reitsessel

Zwar zählt’ ich nur zum Hofgesinde,
doch war ich eines mit Gewinde.
So konnte ich selbst Franz dem Zweiten.
manchen Drehmoment bereiten.

Doch die Kinder meiner Kinder
drehen sich heute viel geschwinder,
da so manche Chefität
sich ganz von selbst um sich selbst dreht.

Grafik: Jannis Edelsbacher

Grafik: Jannis Edelsbacher

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

Die gesammelten Sesselgedichte sind bereits als Lyrikband mit Illustrationen erschienen.
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www.verdichtet.at | Kategorie: möbliert | Inventarnummer: 24051

Sesselgedichte: Rollstuhl

Die Kais’rin-Mutter rollt heran,
mit ganzer Pracht und Würde.
Fast scheint es, dass sie schweben kann,
trotz ihres Leibes Bürde.

Doch zerstört die Illusion
das Eisenradgetöse –
sie schenkte Habsburg keinen Sohn,
und das büßte sie böse.

Starke Söhn’ von starken Müttern! –
Man begann sie krank zu füttern.
Dabei war schon Maria da –
mein Gott, Maria Theresia!

Grafik: Jannis Edelsbacher

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Bernd Remsing
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www.verdichtet.at | Kategorie: möbliert | Inventarnummer: 24033

 

Sesselgedichte: Biedermeier: Danhauser

Vom Tanzen wund sind deine Füße,
Tantchen sendet stille Grüße,
ganz geläutert sitzt du hier,
in der Hand das Briefpapier.

Meiden wirst du den Kongress,
und vor allem die Comtesse.
Ab heute herrscht Simplizität:
aufgeklärte Qualität!

Grafik: Jannis Edelsbacher

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Bernd Remsing
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www.verdichtet.at | Kategorie: möbliert | Inventarnummer: 24050

Sesselgedichte: Kolo Moser: Sessel, 1900

Die Ausstellung der Secession
bot mich als Sessel-Sensation.
Mein Rücken schier die Himmelsleiter
wurde Hoffmanns Wegbereiter:

Er unterwarf sein Formgenie
der viereckigen Geometrie.
Der Jugendstil wurde quadratisch
und ganz und gar sakral-pragmatisch.

Grafik: Jannis Edelsbacher

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Bernd Remsing
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www.verdichtet.at | Kategorie: möbliert | Inventarnummer: 24057

 

Sesselgedichte: Reisethron

Es zog das Reisekönigtum
stets mit dem ganzen Hausrat um.
So auch Kaiser Karl VI.,
wenn er seinen Hof versetzte.

Und dazu dient’, wir ahnen’s schon,
so ein Camping-Reisethron.
Damit das kaiserlich’ Gesäß
immer ruhe standgemäß.

Grafik: Jannis Edelsbacher

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Bernd Remsing
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www.verdichtet.at | Kategorie: möbliert | Inventarnummer: 24030

Das Unglück

Ein Unglück fühlt sich allein
Es ging der andren verlustig
Sonst war es zumindest zu zwein
Nur so ist das Unglück lustig
Denn Unglücke ziehen nur selten
Im Singular durch die Welt
Sie leben in tiefschwarzen Zelten
Die man für Glücksfälle hält
Unglücke leben im Rudel
Wie schon das Sprichwort sagt
Sie teilen die letzte Nudel
Und schlafen im Zelt bis es tagt
Unglücke leisten kommunisch
Ihr gottgefälliges Tun
Ein Unglück alleine wirkt kumisch
Wer hilft unsr’em Unglück nun?
Werft euer Unglück gemeinsam
In diesen schäbigen Topf
Dann ist es nicht mehr einsam
Und ihr seid freier im Kopf!

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

Auszug aus "Der neue Palmström. Zweites Buch", Potato Publishing, Linz, 2023

www.verdichtet.at | Kategorie: auszugsweise | Inventarnummer: 13101

Chorus 2023

Ich wollte einst zu euch drängen
Mit all meiner Kapazität
Und jetzt, da die Zeilen sich engen
Da merk ich, es ist zu spät

Nichts gilt mehr, was einst gegolten
Nur noch der Mächtigen Wort
Das, was wir einst so sehr wollten
Ist abgewendet und fort

Wir wollten die Welt doch singen
Wider alle Vernunft
Doch durch höchst vernünftiges Dringen
Suchen wir Unterkunft

Unterkunft und Bleiben
Verstecken ist jetzt unser Ziel
Und doch ist dies alles zum Speiben
Egal, wie gesundet man’s will

Noch treffen wir uns mit Freunden
Bekannt von früher her
Doch zu der Stunde, der neunten
Sind wir nervös, aber sehr

Denn morgens in aller Frühe
Wie uns’re Eltern einst auch
Trinken wir die Kaffeebrühe
Und folgen dem Arbeitsbrauch

Ach, meine Brüder und Schwestern
Dies ist ein altes Lied
Man bricht uns heute wie gestern
Noch unser letztes Glied

Die Glieder und die Knochen
Und all uns’re Kapazität
Nach bleiernen Arbeitswochen
Kommt all uns’re Hilfe zu spät

Der Glieder bräucht’s aber viele
Zu bilden die Kette nun
Die letzte Kette der Hilfe
Um viele Hilfe zu tun

So lasst uns endlich flechten
Ein neues Weltgeflecht
Wer würde uns denn rechten
Hauptsache, es ist gerecht

Die alte Welt, sie endet
In Schmerzen und in Pein
So lasst uns Teil der neuen
Und gegenwärtig sein!

FÜRS UFO!

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 23033

 

 

 

Palmström über das Jahr 2022

Und man fragt sich, was das war
Dieses zweifelhafte Jahr
Zweifelhaft, ja sicherlich!
Verzwiefacht doch der Zweier sich
Immer wenn ich’s niederschreibe
Nach der blanken Nuller-Scheibe

Drei Zweier stehen also da
Wo vorher doch nur einer war
Nichtige Vertripelung
Die da dem reinen Nichts entsprung
Weder hat das Recht noch Fug
Ich sag’s: Dies ist Binärbetrug!

Wen wundert’s, wenn die Währung bläht
Und bald die Welt in Flammen steht!
Nur die trinitäre Drei
Befreit uns aus der Spiegelei!
Eine Zahl wie ein Gefäß
Ein in sich ruhendes Gesäß

Wenn heilige Trinitität
Der Jahreszahl zuhinterst steht
Und bezwingt die Zweierbrut
Wird’s am Ende doch noch gut!

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: ¿Qué será, será? | Inventarnummer: 22139