Die Armee
In der demokratischen Volksarmee wird ständig abgestimmt. Das muss so sein, es herrscht ja Volkes Wille. „Wer ist dafür, dass wir angreifen?“, fragt der Hauptmann in die Runde. Drei von hundertfünfzig zeigen auf. „Also nicht“, fährt er fort, „was wollt ihr dann?“ „Hierbleiben und die Ausrüstung pflegen“, sagt einer. „Warten, was passiert“, ein anderer. „Wie wär‘s mit Schützengräben ausheben?“, fragt der Hauptmann. „Nein, nein, zu anstrengend“, kommt es aus vielen Kehlen. „Essen, freihaben, ins Puff gehen“, ist ein weiterer Vorschlag. „Aber Männer“, sagt jetzt der Hauptmann, „wir sind doch eine Armee, und ich bin euer Kommandant.“ „Ja“, sagt nun ein junger Leutnant, „aber wir sind eine demokratische Armee.“ „Volksarmee“, ergänzt ein anderer.
Johannes Tosin
(Text und Bild)
www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt | Inventarnummer: 24009