Der Poltergeister-Rap

Es ist tiefste Nacht und irgendwann hoffst du,
mit der Nacht kommt endlich die verdiente Ruh’.
Doch im Stockwerk vier, quasi über dir,
geht was ab nach strenger Marschmanier.
Um ein Uhr Früh, da kommt Herr Polterer erst heim,
und knallt die Tür so zu, die geht fast aus dem Leim.
Dann trampelt er die vielen Stiegen hoch
vergeblich sucht der Schlüssel nach dem Schlüsselloch.
Doch irgendwann geht auch die dümmste Türe auf,
dann nimmt das Schicksal seinen grausamen Verlauf.
Er nimmt die Zimmerflucht in schwerem Nagelschuh,
das ist das Ende deiner Nacht und ihrer wohlverdienten Ruh.
Auf seinen Hacken latscht er lautstark über das Parkett,
das regt mich furchtbar auf, ich find das überhaupt nicht nett.
Von den Erschütterungen wackeln Tisch und Licht,
doch einen Polterer, den stört das alles nicht.
Sogar die Gläser in dem Schrank vor mir die klirr’n,
davon lässt sich der Herr da oben nicht beirr’n.

Und nach so ‘ner ganz und gar beschiss’nen Nacht,
da bist du armes Schwein auf einmal aufgewacht.
Dich hat ein Wasserrauschen früh am Morgen aufgeweckt,
von diesem ist man völlig unerwartet hochgeschreckt,
der Wasserhahn knapp über dir im Badezimmer braust
und die Brotmaschine oben völlig losgelassen saust.
Schon sieben Stück, dann acht, nein neun, gar zehn,
wieviel Brot braucht ein Mensch denn schon zum Frühstücken?

Zwei drei vier… Ich will so sein wie du, ganz dubidu,
so rücksichtslos gemein wie du,
du siehst nur dich allein juhu
und alle andern sind dir scheißegal.
Ich will so sein wie du, ganz dubidu,
so rücksichtslos gemein wie du
du bist ja nicht allein juhu,
ich schwör’s, so werd ich auch bestimmt einmal!

Doch wenn du glaubst, der Typ wohnt da allein,
dann irrst du, denn die wohnen dort zu zwei’n.
Wenn man am Vormittag doch noch ein wenig schlafen könnt’,
ein frommer Wunsch, den dir dein Nachbar nicht vergönnt.
Vor Müdigkeit zittern die Hände,
dröhnen über dir die Wände
wenn Miss Polterer behende
Stühle schiebt schier ohne Ende.
Da wirst du selber ganz verrückt bei diesem Lärm dort oben!
Es werden quietschend Tisch und Sessel hin- und hergeschoben,
dort saugt der Stauber stundenlang ganz ungehemmt dahin,
so lange bis ich schließlich munter bin.

An manch so einem wunderschönen Sonn- und Feiertag,
wo ich nach wochenlanger Arbeit nur noch schlafen mag,
such ich in Panik rasch nach dicken Wattepfropfen,
die will ich mir in die geplagten Ohren stopfen,
seit sechs Uhr früh hört man von oben nichts als Schnitzelklopfen,
so an die vierzig Stück und manchmal mehr,
warum? Die Polterkinder kommen heut zum Essen her.

Hey, zwo drei vier… Ich will so sein wie du, ganz dubidu
so freundlich nur zum Schein wie du,
ich möcht’ so geh’n wie du, wie ein Elefant,
so schubidu, wirklich allerhand.
Du siehst sonst niemanden nur dich allein, juhu,
bist nicht auf dieser Welt allein, schuhu,
und alle andern sind dir scheißegal!
Passt auf, genauso werd’ ich auch einmal!

Punkt zwölf Uhr dreißig sind die Kinder endlich alle da,
und auch der Nachwuchs ist dabei, juhu und tralala,
so an die vierunddreißig ruhelose Beine,
ihr könnt euch sicher vorstell’n, was ich damit meine.
Denn diese Biester sind so zwischen sechs und elf,
da kann man nur noch beten, dass der liebe Gott dir helf.
Möge der Spuk da oben rasch zu Ende sein und dann
gewöhn dich dran, dass sicher keiner dort vernünftig gehen kann.
Die trampeln durch die Zimmer, rennen auf und ab,
wenn ich doch schlafen will. Das alles hält mich ordentlich auf Trab.
Das treiben sie so lange, bis bei dir die Decke bebt,
und wenn du meinst, dass etwas über deinem Bette schwebt
und zwar ganz dreist,
dann hast du Recht, es ist ein Geist, der Polter heißt.

Drum ist es für dich besser, du fährst lieber fort,
zum Schlafen such dir eben einen and’ren Ort,
denn wenn du dich beschwerst, dann kriegst du bloß zu hör’n
wir wollten dich beim besten Willen ganz gewiss nicht stör’n, (höhöhö)
oder hast du neulich gar etwas bemerkt? No na!
Weil gestern war’n seit langem wieder alle da.

Wirklich sehr witzig! Drum: Zwo drei vier.

Ich will so sein wie du, ganz dubidu
so freundlich nur zum Schein wie du,
ich möcht so geh’n wie du wie ein Elefant,
so unverschämt,
es ist allerhand!
Du siehst nur dich allein, juhu,
bist nicht auf dieser Welt allein, schuhu,
und alle andern sind dir scheißegal!
Und so, genauso werd’ ich auch einmal.

Einmal geht’s noch…

Ich möchte geh’n wie du, so schubidu,
und Türen schlagen so wie du,
so deppert und so laut wie du. Ein Nachbar kann
beinah so sein als wie ein ganzer Mann.
Ich schau im Almanach
der süßen Rache nach,
und mach mich schlau.
Knall euch ‘ne irre Soundmaschin‘
vom Boden bis zur Decke hin,
mit tausend Dezibel, so wie beim Festival
hol ich euch sicher schnell aus eurem Bau.
Ein Rolling-Stones-Konzert, das eure Ruhe stört,
um vieles lauter, als wenn eins von euren Enkeln plärrt.
Ich dreh die Boxen auf, und das so furchtbar laut,
dass es euch hoffentlich aus euren Socken haut.
Dann warte ich voll Sehnsucht bis zum Schluss,
aufs Ende des Getrampels mit Genuss.

Lasst mich so sein wie du, so schubidu,
so rücksichtslos gemein wie duuuh,
ich mach mit meiner Soundmaschin‘
von jetzt an jeden Sonntag hin
und blas euch damit gnadenlos aus eurem Schuh.
Und dann, verdammt noch mal, ist endlich Ruh!

Norbert Johannes Prenner

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