Katzennärrin

Heute hat meine Katze „danke“ gesagt. Laut und deutlich.
Sie hatte geniest, so einen hübschen, niedlichen Katzennieser von sich gegeben, bei dem einem immer ganz warm ums tierliebe Herz wird. Daraufhin ich natürlich: Gesundheit!

Und da sind wir nun. Da haben wir wohl beide nicht aufgepasst, sie noch weniger als ich. Wie weitertun?
Sollen wir uns so verhalten, als sei nichts geschehen? Ich hatte mich so erschrocken, dass ich beinahe mein Teehäferl fallen gelassen hätte (Alkohol war also auch nicht im Spiel, das hätte es irgendwie erklärbarer gemacht …). Daraufhin hat sie mir beschwichtigend die linke Hand abgeleckt. Gesagt hat sie nichts mehr. Und ich auch nicht.
Seitdem schweigen wir uns an. Wir mögen uns ja. Aber ganz geheuer ist sie mir seitdem nicht mehr. Und sie weiß genau, was ich gehört habe. Von wegen walnussgroßes Gehirn (sie, nicht ich)!
Schweigend fülle ich ihre Fressschüssel, erneuere ihr Wasser. Streichle gedankenverloren ihr weiches Fell am Rücken. Sie verhält sich unauffällig, wie sonst auch, stürzt sich auf das frische Futter, ignoriert das Wasserbehältnis, schlingt hinein und umstreift dann meine Hosenbeine.  Ganz klar: Sie macht auf Katze. Auf ganz normale Katze. Und ich mache auf Mensch, auf ganz normaler Katzenversorgungsmensch.

Ewig wird das so nicht weitergehen können, das ist uns klar, zumindest schließe ich Einvernehmen in dieser Angelegenheit aus ihrer demonstrativen Art, die unschuldige Katze raushängen zu lassen (lange hält sie das nicht durch, so viel steht fest). So viel Schmeichelkatze war nie. So viel Verwirrung bei mir auch nicht.

Ja, gelesen hatte ich schon von solchen Phänomenen, Tiere, ja, sogar Gegenstände sollen zu so manchem bereits gesprochen haben, und diejenigen, die nicht gerade als Pferde- oder Hundeflüsterer oder Gurus ihr Auskommen finden, bevölkern in beunruhigender Anzahl die psychiatrischen Abteilungen der Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen dieses Landes.

Da hat sie mir was Schönes eingebrockt, meine Katze.
Ich würde mich ja gerne mit ihr darüber unterhalten, aber ich fürchte mich vor den Antworten. So nehme ich das vorwurfsvolle Miauen (jaja, Tarnen und Täuschen!) zum Anlass, mich Richtung Katzenklo zu trollen, um dieses einer Reinigung zu unterziehen.
Anschließend mich, ab in die Dusche. An der Duschwand sitzt meine Katze und leckt die abgelenkten, quasi durch mein ausuferndes Duschverhalten über die Bande ausgetretenen Wassertropfen von der glatten Plastikfläche. Beim Abtrocknen sieht sie mich aufmerksam an. Ihre Augen verraten eine Schläue, die menschliche Wesen nur in Ausnahmefällen aufzubringen vermögen.
Anschließend legen wir uns auf die Couch.

In meinem Kopf rennt ein Rädchen, wohl mehrere, zu viel.
Denk dir nichts, sagt sie plötzlich, so im Übergang von Schnurren zur menschlichen Sprache: Ist vollkommen egal. Hauptsache, du schreibst keine Geschichte darüber.
Sie hat wie immer vollkommen recht.

Carmen Rosina

www.verdichtet.at | Kategorie: Wortglauberei | Inventarnummer: 16144