Getreide
„Leute“, sagt im Jahr 1347 der Dorfvorsteher zu den versammelten Bauern, „habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie das funktioniert mit eurer Wirtschaftskraft?“ Die Bauern sehen ihn nur an. Er fährt fort: „Ihr erntet das Getreide, drescht es und verkauft das Korn an den Müller. Der Müller mahlt es zu Mehl, das er an den Bäcker verkauft. Der Bäcker bäckt daraus Brot. Wenn nun ihr das Korn selbst mahlen und aus dem Mehl Brot backen würdet, wäre euer Ertrag viel höher. Wie gefällt euch diese Idee, Leute?“ „Sehr gut, super, spitze, ein formidabler Plan, nie etwas Besseres gehört“, rufen die Bauern durcheinander. Der Dorfvorsteher lächelt. „Dafür gibt es übrigens einen wirtschaftstheoretischen Begriff“, erzählt er weiter. „Er lautet ,Verlängerung der Wertschöpfungskette‘. Habt ihr verstanden?“ „Ja, Verlängerung der Wertschöpfungskette, wiederholt ein Bauer. „Das klingt sehr modern.“
Johannes Tosin
(Text und Foto)
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