Schulgeschichten

Der Lateinlehrer, der dem Schüler sagte, er sei ein „Radfahrer“, und bemerkte „nach oben buckeln, nach unten treten“ und ein paar Klassenstufen später war es ebenjener Lehrer, der diesen Schüler bei einem Referat bloßstellte und einem anderen Schüler, der wegen seines frechen Verhaltens bei den anderen Lehrern sehr unbeliebt war, ständig Komplimente machte („du, dein Vater ist doch Universitätsprofessor“).

Der Geschichtelehrer, der in seinem Unterricht das Prinzip der Hitlerjugend erklärte („und dann marschierten die Hitlerjungen draußen fröhlich und die restlichen Schüler/innen wurden in der Schule mit schweren Aufgaben schikaniert“). In einem Zeitungsinterview über sein Schultheaterprojekt erklärte er später, die Schüler/innen, die dieses Wahlfach gewählt hatten, durften mit ihm viele Städte in Europa besuchen, während die restlichen Schüler im Unterricht saßen.

Der Religionslehrer, der immer vor der Faszination des Nationalsozialismus und der Ideologie der Herrenrasse warnte und später ein Zitat eines modernen griechischen Schriftstellers über die angebliche Überlegenheit der griechischen Sprache verbreitete.

Und ich habe noch heute Hochachtung vor der zierlichen Französischlehrerin, die sich zu unserer Verwunderung am Wandertag im Biergarten Strammen Max bestellt hat und dann auf dem Rückweg verdächtig lange hinter dem Kriegerdenkmal verschwunden ist.

Michael Bauer

www.verdichtet.at | Kategorie: anno | Inventarnummer: 23041