Aufschreib’m

Weil’s sonst keiner tuat – werd ich euch heut derzähl’n
Mit was sich viel Menschen – beim Älterwerd’n quäl’n
Net nur, dass man fortschreitend – grau-schädlert wird
Auch unser Gedächtnis – wird umstrukturiert
Man weiß schon so viel – wie a Bibliothek
Aber wennst gach an Namen brauchst – dann ist er weg.

Dass des net so weitergeht – is ja ganz klar
Drum schreibt man sich Zettl’n – so ab 45 Jahr
Termine, zum Greißler – um Würstln und ’s Bier
Weil morg’n kommen drei Nachbarn – zum Schnapsen zu dir
Und dann noch d’ran denken – die Tant’ im Spital
Am Sonntag besuch’n – das g’hört sich einmal

So viel wichtige Sach’n – hätt ma glattweg vergess’n
Wär net unser „extended – memory“ g’wes’n
Dass der erweiterte Speicher – a Seg’n ist, ist wahr
Aber ’s bleibt net a so – wart noch ab a paar Jahr!
Kaum hast dich an Zettl-Schreib’m – g’wöhnt, lieber Mann
Dann fangt d’ Sucherei – nach die Zett’ln schon an

Am Nachtkastl ans – dass d’ ins Büro früher kimmst
Beim Kaffeehäferl, dass d’ dein – Magnesium nimmst
Am Schuachkastl ans, weil – die Schuach sind zum Hol’n
Und dass d’ von der Putzerei ’n Mantel – hätt’st mitnehmen soll’n
Aber am Zett’l im Mantelsack – kannst nachher les’n
Euer Hochzeitstag wär – vor zwei Woch’n schon g’wes’n!

Da tuat dich die Zettlwirtschaft – wirklich schon stör’n
Jetzt kaufst dir a Handy – und lasst dir’s erklär‘n
Weil am Handy ist immer – a Kalender dabei
Und was für dich wichtig ist – des tragst jetzt ei’
Und stellst den Alarm ein – halt rechtzeitig g’nua
Dann kannst nix mehr vergess’n – jetzt ist endlich a Ruah!

Wennst alles notiert hast – ist a Ruah, ganz bestimmt
Vorausg’setzt nur, dass ma – sei Handy a find’t
Einmal liegt’s im Auto – a ander’s mal ist’s stumm
Dann suacht d’ Frau hektisch in – alle Handtaschen um
Wenns net ohdraht ist – wär die Lösung recht g’scheit:
Ruaf dei’ Handy vom Festnetz – und horch dann, wo’s läut’.

Robert Müller

www.verdichtet.at | Kategorie: es menschelt| Inventarnummer: 21111