Die narzisstische Fledermaus

Die Grenze zwischen Tag und Nacht
Hab ich zu meinem Raum gemacht

Kaum fleder ich aus meiner Gruft
Schlag ich Haken in der Luft

Fleder hin und fleder her
Gelsen fressen mag ich sehr

Mücken, Motten, Maienkäfer
Bin hungrig, denn bin Winterschläfer

Mensch, du interessierst mich nicht
Weil’s dir an meinem Sinn gebricht

Was dunkel dir, mir wird’s zu Licht
Weil mein Echo zu mir spricht

Zu mir spricht in Raum und Räumen
Davon kannst du Mensch nur träumen

Fleder her und fleder hin
Weil ich was Besondres bin

Träum nur weiter auf Beinpaaren
Ich spiel derweil mit deinen Haaren

Auch ich bin Säuger, Mensch, wie du
Aber was für einer, huh!

Hab mir das Fliegen beigebracht
Und das Sehen in der Nacht

Hab den besten Schlaf erfunden
Schlafe mit dem Kopf nach unten

Fleder huch und fleder hach
Fleder um dein Häuserdach

Ich weiß wohl, Mensch, du magst mich nicht
Weil’s dir an meinem Flug gebricht

Fleder huch! Und fleder hach!
Weich doch aus, du Häuserdach – krach!

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: Von Mücke zu Elefant | Inventarnummer: 19141