Platz da
Kann doch nicht so schwer sein, rechts zu gehen?
Weicht man nicht von selber aus, ist es besser, man bleibt stehen.
Leute, so ist’s heute üblich, bloß nicht Rücksicht nehmen, gilt!
Alles ist vergessen worden, was man einst für richtig hielt.Auf dem Gehsteig tummeln sich Radler, Scooter, Kinderwagen.
Geht dazwischen wer zu Fuß, ist er Freiwild, muss man sagen.
Touristen geh’n in Viererreihen, denken nicht dran, auszuweichen.
Hier sind wir, und habt bloß Acht, wollt ihr vorbei, dann gebt ein Zeichen!Musst du auf die Straße treten, weil der Gehsteig ist besetzt,
kommen flugs von allen Seiten Biker her, man ist entsetzt!
Hallo, bleibt auf eurer Seite, schreist du hilflos, aber barsch,
keiner schert sich wirklich um dich, fahr’n dir beinah über’n Arsch.Einbahnstraßen, liebe Leute, wie ihr seht, die gibt’s nicht mehr.
Fahrzeuge aus jeder Richtung fall’n gnadenlos über dich her.
Jeder darf, scheiß auf die Route, Hauptsach’ ist, es geht sich aus,
alle, die da rüber müssen, jetzt und gleich, es ist ein Graus!Schick ist, Ampel ignorieren, wurscht ob gelb oder schon rot.
Am Radl kann mir nichts passieren, denn ich bin schneller, oder tot.
Echt, da greift man sich aufs Hirn, das Verkehrskonzept scheint grün.
Wer fragt schon, sinnvoll oder nicht, durchgesetzt, Hauptsache „in“.Vorsicht auf dem Weg der Räder, nämlich, was Sie wissen müssten,
pfeilschnell schneiden fliegend’ Mütter Kurven kühn mit ihren Kisten.
Stromgetrieben, heikle Ware, drei, vier Kids, im besten Fall,
überhol’n dich blitzeschnelle und hab’n Vorfahrt überall.
Aus dem Inner’n des Behälters frohlockt die verwöhnte Brut.
Man schert sich wenig um die andern, Hauptsach’ ist, uns geht es gut!In den Öffis steht auch keiner wegen ein paar Alten auf.
Junge starren in ihr Handy, stundenlang und blöde drauf.
Glücklich die, die gar nicht merken, mag die Welt zugrunde geh’n!
Wichtig ist, mein Platz ist sicher, und die and’ren dürfen steh’n.Kann das sein, was ich da wahrnehm’, ist das immer so gewesen?
Träum ich, wach ich, oder spinn ich oder werd ich einfach alt?
Hab’n die Zeiten sich gewandelt, steh ich kurz schon vorm Verwesen?
Besser scheint ein guter Rat, der wäre, dran gewöhn dich halt!
Norbert Johannes Prenner (Text und Grafik)
www.verdichtet.at | Kategorie: drah di ned um …| Inventarnummer: 25205
