Helden

Es heißt, die in den Bloodlands sterben,
sie Gott gerufen hätt’.
Und mit Barmherzigkeit würde der werben,
um den, der sich dem Tod hingeb’n tät’.

Die Friedhöf’ wachsen schnell, so wie die Bäume.
Die Freiwilligen geh’n scheint’s nicht aus
Verkrüppelt oder tot, und ohne Träume,
es kommen alle nach der Schlacht nach Haus.

Den Söldnern ist das Leben wenig wert.
Der Tod, sagt man, der soll dort gar nichts gelten.
Der, der sein Leben hingibt, wird geehrt.
Am Ende sterben alle, eben wie die Helden.

Denn wer sich opfert, der reinigt sich von Sünden,
lügen die Priester, in scheinheil’ger Moral!
Für Freund und Vaterland zu sterben, finden
dieselben, wär Pflicht, und allemal normal.

Der nichts besitzt, wie leicht geht der!
Daheim schimmeln die Wände.
Der Ofen kalt, der Kühlschrank leer,
der Weg zur Front, das ist das Ende.

Am Bahnhof eine letzte Zigarette.
Die Antwort auf warum, ist schroff.
Auch wenn man was zu sagen hätte,
besser man schweigt, sonst gibt es Zoff.

Hier bleiben, das heißt nichts verdienen,
doch dafür trinkt man umso mehr.
Denn unterzeichnen bringt Zechinen,
und sein Säckel bleibt nicht leer.

Man kriegt fürs Morden jeden Monat Lohn.
Und hast du Schulden, oder du bist kriminell,
dann gibt’s ’ne Prämie. Dem Tod zum Hohn.
Sie zwingen dich zu gehen, und das ganz schnell.

Es tröstet die Mama den Jungen,
für diese Tat stirbst du als Mann.
Zur Witwe eines Helden
wird deine Gattin dann.

Und die Daheimgebliebenen sind stolz
auf die, die für sie anstelle sterben.
Und jeder sagt, ach Gott, ich wollt’s,
bloß keine Zeit, mich zu bewerben.

Wir haben keine Angst vorm Tod,
der Tod ist unausweichlich.
Noch ehe ihnen Elend droht,
nicht nur durch Schnaps, den gibt es reichlich.

Und, danke schön für eure Söhne,
der Kriegsherr winkt und zynisch lächelt.
Kein Wort von Schmerz, höchstens Gestöhne.
Man schweigt aus Tradition. Ein andrer röchelt.

Nur in der Hauptstadt wird das Sterben leicht verdrängt.
Der Propagandist, der feiert, wie der Profiteur.
Sie alle trinken auf das Leben,
Krimsekt, und es genießt der Connaisseur.

Hier tut der Tod nicht weh, wie an der Front.
In der Provinz endet das Leben oft mit dreißig.
Am Schlachtfeld klappt es meistens prompt.
Wertlos, verheizt, so endet es vorzeitig.

Man liegt im Sarg, so aufgebahrt, vor Langeweile,
zur Probe, quasi nur für kurze Zeit.
Und eine Grabsteinkollektion von einer Meile,
die inspiziert man gern, entspannt, im Cocktailkleid.

Doch hier, da macht man Selfies, in mit Velours geschmückten Särgen,
Chopin liefert den Trauermarsch dazu.
Tam, tam ta tam, ta ti, ta ta, ta ta, ta tamm!
Davor der Muskelprotz posiert, derweil die andren sterben,
mit Teufelshorn und Engelsflügel, als gäb es kein Tabu.

Norbert Johannes Prenner

www.verdichtet.at | Kategorie: ärgstens | Inventarnummer: 25203