Fluss

Der Regenwaldfluss.
Vögel, Libellen, Frösche, Krokodile
leben in ihm.
Die Eingeborenen befahren ihn
mit dem Einbaum.
Folge ihnen,
und du findest das Meer.

Die Verlängerung des Bodengemäldes mit dem Boot im Fluss in Villach am 7. Juni 2023

Die Verlängerung des Bodengemäldes mit dem Boot im Fluss in Villach am 7. Juni 2023

Johannes Tosin
(Text und Foto)

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 24136




unterwegs

So weit mich die Füße tragen.
Vor mir die Weite des Landes
und hinter mir nichts.
Jeder Morgen ist ein neuer Anfang.
Das Gras schenkt mir wieder Leben
und die Blumen das Glück.
Kommt die Nacht,
schlafe ich und vergesse.
Ich bin der Wanderer im ewigen Augenblick.

Der 1. Ausblick am 22. April 2020

Der 1. Ausblick am 22. April 2020

Johannes Tosin
(Text und Foto)

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 24135




Wintertag

Der Tag ist so schnell vergangen,
als wär er gar nicht hier gewesen.
Nur ein kurzer weißer Streifen
nach dem langen schwarzen der vorigen Nacht.

Der bunte Reif in der beginnenden Nacht

Der bunte Reif in der beginnenden Nacht

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 23172




Pfauenfeder

Du gingst vor mir
ich sah nur hinter dir

die beiden Pfauenfedern
an deinen Ohrringen

Du gingst vor mir
ich sah nur hinter dir

die grüne Hose
aus weichem Cordsamt

Du gingst vor mir
ich sah nur hinter dir

die Bewegung deiner Füße
in den Stiefeln aus Leder

Du gingst vor mir
ich sah nur hinter dir

Ich hätte dich gern angesprochen
und gesagt
dass du mir gefällst

Ich ging hinter dir
du gingst vor mir

Ich hoffe dich erreichen meine Worte
auf die ein
oder andere Weise

Michael Bauer

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 23137




Rollkoffer

Ich sitze bei der Klagenfurt-mobil-Bushaltestelle der Linien 10 und 20 auf dem Heiligengeistplatz. Früher hieß es Stadtwerke-Bushaltestelle, aber es ist ja alles das Gleiche. Ich warte auf keinen Bus, sondern mache Rast mit einem Typhoon-Tropic-Energydrink vom Müller und einer langen Camel-1915-Zigarette. Ich bin zu Fuß unterwegs. Ich habe wohl ein Auto, kein gutes, aber eines, das fährt. Ich bin nicht auf den Bus angewiesen.

Jetzt macht es Ratatata. Eine Frau zieht ihren Rollkoffer über einen kleinen Teil von Pflastersteinen. Kurz darauf noch einmal Ratatata, wieder eine Frau. Sie rollt ihren Rollkoffer über eine Gehsteigbegrenzung. Und noch einmal Ratatata, wieder eine Frau, das Geräusch rührt vom Rollen über grobkörnigen Asphalt her.

Da wünsche ich mir doch geradezu, dass wir nun in der Antarktis wären, mit Kufenkoffern statt Rollkoffern, bis auf ein unauffälliges Dschsch lautlos. Dafür allerdings wäre es hier jetzt außerordentlich kalt.

Das Lokal Zur Stauderin auf dem Klagenfurter Heiligengeistplatz in der Nacht des 5. März 2022

Das Lokal Zur Stauderin auf dem Klagenfurter Heiligengeistplatz in der Nacht des 5. März 2022

Johannes Tosin
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 24006




Wonnemonat Mai!

Wenn die linden Mailüftchen wehen
Ist es um viele geschehen
Sie strömen hinaus in Wald und Flur
Um zu genießen, die auferstandene Natur
Klare Bächlein fein
Zartes Grün so frisch und rein
Die Augen wandern entzückt umher
Um aufzunehmen der Sinnesfreuden mehr
Die Vöglein zwitschern vergnügt und flattern euphorisch vom Baum zum Strauch
Sie genießen die Wärme, wie wir Menschen auch
Bienchen schweben summend von Blüte zu Blüte
Dankbar der Natur für ihre Güte
Frühlingsduft erfüllt die Luft – sie strömt in alle Lungen
Sie ist ein Labsal für die Alten und die Jungen
Alle Seelen sind erfüllt von Glück
Der holde Lenz – er ist zurück!

Mai

Mai

Wilfried Ledolter
(Text und Bild)

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 23103




Spruchkarten

Mein Mann hat einen Termin in Linz und ich werde ihn begleiten. Ein Paarkurzausflug sozusagen, in die Landeshauptstadt. Ich muss bedauerlicherweise zugeben, dass ich Linz nicht sehr gut kenne, deshalb planen wir unseren Ausflug so, dass mir mein Mann noch vor seinem Termin den Hauptplatz, die „Landstraße“ (Fußgängerzone) und Umgebung in groben Zügen zeigen kann, damit frau sich nicht verläuft. Nicht lachen! Das könnte bei mir durchaus möglich sein, ich bin eine geographische Wildsau. Mein Handy lade ich im Auto auch noch gleich voll auf, damit ich wenigstens jemanden anrufen kann, wenn ich mich verirrt habe. Oder Google Maps mir weiterhelfen kann. Als ich mit meinen Töchtern voriges Jahr in Prag war, hat sich unsere Jüngere meist um die Orientierung via App gekümmert und wir haben problemlos überall hingefunden – wenn ich an meine Jugend denke, saßen wir bei unseren Urlauben und Ausflügen immer mitten unter riesengroßen Stadtplänen und dicken Reiseführern. Ich hab immer ans Ziel gefunden und auch wieder heim. Muss auch mal gesagt werden.

Natürlich brauche ich all das in einer kleinen Stadt wie Linz nicht. Ganz sicher nicht, versichert mir mein Mann. Er muss es wissen, immerhin ist er in der Landeshauptstadt fünf Jahre in die HTL gegangen und sein Weg vom Internat in die Schule und zurück bzw. zum Bahnhof führte hauptsächlich über die Landstraße und deren Seitengassen.

So marschieren wir eingehakt los und schlendern über den Hauptplatz, vorbei an der Pestsäule und rein in die Landstraße. Der Wind weht uns um die Ohren, es ist März und die Sonne steht zwar am Himmel, aber hat noch zu wenig wärmende Kraft. Vor etlichen Kaffeehäusern sind schon die Schanigärten aufgebaut mit Decken auf den Stühlen, aufgespannten Sonnenschirmen und Eiskarten auf den Tischen. Die Menschen mit Daunenjacke, Haube und Schal und die sommerlich anmutenden Kaffeehäuser, ein eigenartiger Kontrast.

Langsam schlendern wir entlang der Geschäfte über die Fußgängerzone, wie ein altes Ehepaar. In diesem Fall ist das keine Floskel, es ist Tatsache. Ich liebäugle mit einigen Schuh-, Kleider- und Schmuckgeschäften, denen ich insgeheim verspreche, ihnen einen Besuch abzustatten, sobald mein Mann in seinem Termin ist und ich in Ruhe shoppen gehen kann. Immerhin ist morgen „Weltfrauentag“ und wieso soll frau sich nicht selber was schenken? Vor einigen Gebäuden bleibt mein Mann stehen, hauptsächlich vor Gasthäusern, wie mir scheint.

„Hier haben wir nach der Matura noch ein paar Bier getrunken, bevor ich in den Zug gestiegen und heimgefahren bin.“ Nach einigen Metern weiter: „Und hier war unsere Maturafeier! Wahnsinn, das Lokal gibt es noch immer.“ Nach wieder einigen Metern, am Ende der Landstraße, bleibt er vor einem Eckhaus stehen, in dem ein türkischer Einkaufsladen eingemietet ist.
„Hier war früher das Goethekaffee, da waren sehr viele Schulschwänzer anzutreffen.“ „Und du warst dabei?“ „Nein, ich war da nie!“ „Woher weißt du es dann?“ „So was weiß man doch!“
Nicht, dass ich meinem Mann nicht glaube, aber ich weiß zum Beispiel auch, in welchem Kaffeehaus man früher in meiner Heimatstadt Schulschwänzer angetroffen hat, und warum weiß ich das? Eben!

Wir haben noch etwas Zeit und mein Mann möchte nun die Goethestraße runtermarschieren und schauen, ob „seine“ Schule da noch immer zu finden ist. Die war scheinbar früher schon uralt und er kann sich kaum vorstellen, dass da noch immer unterrichtet wird.
„Das ist die HTL für Hoch- und Tiefbau und das Gebäude ist baufällig?“, frage ich ihn. „Nein, baufällig nicht, aber es war vor fünfunddreißig Jahren schon altbacken.“
„Vor wie vielen Jahren?“ Mein Mann kann sehr gut Kopfrechnen, viel besser als ich, aber nun ist er stutzig geworden und bleibt stehen.
„Ohjeee, das war ja schon vor vierundvierzig Jahren!“ Mir scheint, es ist ein wenig Farbe aus seinem Gesicht gewichen. Ja, wir werden eben nicht jünger.

Mittlerweile ist mir angenehm warm von unserem Fußmarsch, meine Füße schmerzen und der Wind pfeift uns noch immer um die Ohren. Daheim liegen unsere Pulsmessuhren, verstaubt in einem Schrank und nicht aufgeladen, weil wir sie so selten tragen. Heute hätte mir meine Uhr sicher einen Pokal aufs Display gemalt, so viele Schritte sind wir schon gelaufen.
„Jetzt sind wir hier, schau mal, das gelbe große Gebäude da unten!“ Ich bin schwer beeindruckt, es ist immer noch da. Es ist nicht verloren gegangen und auch nicht abgehauen.
„Sieh mal, das war unser Haupteingang.“ Ehrfurchtsvoll bleibt mein Mann vor der großen Eingangstür stehen, die von zwei stattlichen alten Säulen umrahmt ist. Er blickt die Fensterfront empor und lehnt sich etwas zurück. Ich kann seine Gedanken förmlich lesen. Da hängen halt schon Erinnerungen dran, kann ich verstehen.
„Fünf lange Jahre, unglaublich viele Stunden am Büffeln und Lernen.“ Mein Mann schwelgt in Erinnerungen.

An der Hausmauer hinter einem Strauch steht ein älterer Herr und tippt in sein Handy. Aus dieser kurzen Distanz kann er unserer Unterhaltung sicher folgen. Nach fünf Minuten kommt er an uns vorbei und fragt:
„Kann ich irgendwie behilflich sein?“ Das ist sicher ein Professor oder Ingenieur, bestimmt kein Schüler, für einen Schüler ist er definitiv zu alt.
„Nein, danke, ich bin nur hier vor … vor vierundvierzig Jahren in die Schule gegangen“, entgegnet mein Mann. Erst jetzt bemerke ich den Bart und die Frisur unseres Gegenübers, ein grauer Fünf-Tage-Bart und grau melierte Haare, ähnlich wie bei George Clooney – entfernt ähnlich! Und ähnlich wie bei meinem Mann. Tragen alle älteren Bauingenieure graue George-Clooney-Bärte? Ich muss schmunzeln.

Nachdem wir dann noch den Weg über den Mariendom – mein Mann hat ja nicht nur berufsbedingt ein Faible für Architektur – und in die Seitengasse, wo früher „sein“ Internat untergebracht war, zurückgelegt haben, biegen wir in die Herrenstraße ein. Mir kommt diese Gasse so bekannt vor. Ich grüble und überlege und sehe nebenbei in die Schaufenster der Antiquitätengeschäfte, Kunstgalerien und der noblen Kleidergeschäfte. Vor einem herrlich bunten Sommerkleid, dekoriert mit Hut, bleibe ich stehen und betrachte das Preisschild. Wie Schuppen fällt es mir von den Augen – ja klar, die Herrenstraße ist auch auf dem Spielbrett von Monopoly drauf und jetzt weiß ich auch, wieso. Wenn man sich dort ein Haus oder ein Hotel kauft – bei Monopoly – braucht man schon wirklich dick Scheine.

Nach einem sehr guten österreichischen Mittagessen in der Rathausgasse muss mein Mann zu seinem Termin. Die Frau wird sich selber überlassen, weil sein Termin in der anderen Richtung ist. Aber Hauptplatz, Landstraße, Graben und Herrenstraße (gut, da werde ich wahrscheinlich eher nicht einkaufen gehen), sind jetzt mein Reich! Ganz alleine shoppen gehen hatte ich schon ewig nicht mehr. Das erste Schuhgeschäft erscheint in meinem Blickwinkel. Wenn ich an meine schmerzenden Füße denke, und daran, dass sie sicher angeschwollen sind in meinen Turnschuhen nach dem langen Fußmarsch, verzichte ich auf eine Schuhanprobe. Vermutlich gibt es eh keine italienischen Schönheiten in meiner Größe zu kaufen. Ich habe zwar die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgegeben, nachdem ich seit über neunundzwanzig Jahren keine High Heels mehr (ver)trage, dass ich doch noch einmal an ansehnliche Schuhe komme, aber heute muss es nicht unbedingt sein.

Das Kleidergeschäft betrete ich zwar, aber nach anstrengenden, heißen, stickigen zehn Minuten flüchte ich. Eine plötzliche Hitzewallung hatte meinen Körper erfasst und die Verkäuferin hat mit mitleidigen Blicken von mir Maß, ähm, mich unter die Lupe genommen. Wahrscheinlich stand ich auch noch aus Versehen am Kleiderregal mit den kleinen Größen.

Nun ja. Ich schlendere weiter an der frischen Luft und biege in ein Seitengässchen ein. Dekowaren aus dem Orient und schöne Spruchkarten. Der nette Verkäufer lässt mich in Ruhe schmökern und ich sehe wunderschöne filigrane Armbänder. Bei der Anprobe dieser scheitere ich exorbitant. Für welche Frauenarme sind die wohl gemacht? Für Kinder? Um nicht unhöflich zu sein, kaufe ich dem Herrn an der Theke etwas ab. Spruchkarten. Große Liebe: Spruchkarten.

Wieder auf dem Bürgersteig zieht es mich in die Herrenstraße. Kein Mensch weiß, warum, aber ich hab da irgendwas in einem Schaufenster entdeckt, das mich sehr angesprochen hat. Nein, keine Spruchkarten – aber Sprüche! Sprüche in der Schaufensterdeko. Ich habe vergessen, sie zu fotografieren. Und mein Mann ist ja noch in seinem Termin.
Ein wenig stolz bin ich schon auf mich, ich habe auf Anhieb diese Herrenstraße gefunden. Frau hat gut aufgepasst bei der Stadtführung.
Nachdem ich mit meinem Handy die Sprüche im Schaufenster festgehalten habe (ohne die Preise zu beachten), ruft mein Mann an. Wir vereinbaren ein Treffen in einem Kaffeehaus am Hauptplatz. Ich weiß auch gleich, wie ich da jetzt wieder hinkomme und marschiere los. Kurz bevor ich dieses Café erreiche, erspähe ich einen kleinen feinen Buchladen. Gibt es was Schöneres als einen Buchladen? Ich meine nicht die großen Buchläden von großen Handelsketten, nein, ich meine kleine Buchläden, wo der Buchhändler die Leute mit Namen anspricht und ein Schwätzchen mit den Kunden hält.

Schon beim Betreten des Geschäftes überkommt mich ein angenehm wohliges Gefühl. Das ist fast wie Heimkommen, nur anders. Der Duft in solchen Läden ist unbeschreiblich. Ich kann es mir auch nicht verkneifen, über die Buchrücken zu streichen, als würde ich so die Seele des Buches ertasten können. Gelingt natürlich nicht, aber das ist ein wenig zwanghaft bei mir.
Um den netten Buchhändler, der sich gerade an der Theke mit zwei Kundinnen unterhält, nicht zu enttäuschen, kaufe ich was ein.
Spruchkarten. Er verabschiedet sich äußerst freundlich von mir, als hätte ich ein zehnbändiges Lexikon eingekauft, und wenn ich aus Linz wäre, würde er sicher meinen Namen kennen. Denn ich wäre garantiert Stammkunde.

Mit einer kleinen Einkaufstasche voller Spruchkarten laufe ich meinem Mann über den Weg. Glücklich über meine Shoppingtour, die ich alleine bewältigt habe, ohne mich zu verirren, bestellen wir Eiskaffee. Wir sitzen im Wind am Linzer Hauptplatz und ich freue mich, dass ich mich zum Weltfrauentag selbst beschenkt habe.

Wer braucht schon Schuhe?

Manuela Murauer
waldgefluesteronline.com

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 23083

 




Bausündengedicht #1

Das Dach nach immer gleicher Art
Nicht spitz, nicht stumpf, nur schlau verlogen
hat sich nach einer Seite hart
Bis an die Hecke langgezogen

Fast bis zum Boden

Der Grund für diese bauliche Blamage:
Die Garage!

Dem Auto also gilt der Bau
Nachträglich folgen Mann, Kind, Frau

Man möchte diesen Bauherrn hängen
Doch besser wär’s sein Haus zu sprengen!

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 22134




BOOMER

Nun hast du jeden Feind besiegt
Deinen Anteil abgekriegt
Deine Frau sitzt neben dir
Und nippt an ihrem warmen Bier

Die Band da vorne lässt dich kalt
Die Nummern sind auch richtig alt
Grade fast so alt wie du
Und man spielt sie immerzu

Du hast noch zehn bis zwanzig Jahr
Wenn dein Entzug erfolgreich war
Es geht dir langsam an den Kragen
Man sollte jeden Arzt verklagen

So hebst du langsam deinen Krug
„Alles Leben ein Betrug!

Nieder mit dem scheiß System!“
Und ich denk: „Ach, wie bequem!“

Bernd Remsing
http://fm4.orf.at/stories/1704846/

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 22095




Was jetzt ist

Anfangs als Frage gestellt
Dann durch den Ort spaziert
Zum Frühstück Sterbehilfe für den Specht
Dann doch Kaffee.
Varianten im Kopf
Debütanten beim Schopf
Gegen die Scheibe der Terrassentür
Geflogen, gestoppt und blutig im
Schnee. Was jetzt ist.

Dann geh ich nun durch den Ort
Da ist ein Hof des Friedens
Unterm Schneehäubchen sind sie
Alle gleich – kalt, oben wie unten.
Varianten im Kopf
Debütanten beim Schopf
Was jetzt ist.

Von tausend Rückwegen gepackt
Spechtbegräbnis im eignen Garten
Dort drüben, dass er seine Unfallstelle
Nicht sehen muss.
Und jetzt der Kinderspielplatz
Neben „Unseren toten Helden“.
Weitergehen heißt es
Und weiter irgendwie heißen
So geht es. Obwohl die Boote
Beim Strandbad ruhend gestellt und
Mit aufgeriss’nen Mäulern durch
Den Winter hungern und gähnen
Was jetzt ist.

Stephan Tikatsch
blindkohlekopie | Gedichte | S.Tikatsch_2019

www.verdichtet.at | Kategorie: spazierensehen | Inventarnummer: 22021