Geschichten, die das Leben speit I – Wiener Altweibersommer

Esmeralda trug nicht nur einen extravagant famosen Namen, sondern nannte auch einen betörend schönen Mädchenkörper und ebenso formidable Formen ihr Eigen. Es gebrach ihr nicht an atemberaubender Schönheit, ihre dunklen Locken fielen in wundersamen Wellen von ihrem Haupte herab. Esmeralda studierte in Wien und fand eine günstige Bleibe in der Inneren Stadt in der Basiliskengasse, wo der Sage nach eine teuflische Echse ihr Unwesen getrieben hatte. Ihre Vermieterin war freundlich und voll der Wienerischen Aufrichtigkeit, Herzlichkeit und Höflichkeit gewesen, sie trug das sogenannte Goldene Wienerherz sicher am rechten Fleck.

Eines Tages kam sie nach den Vorlesungen in ihr Neun-Quadratmeter-Zimmer heim und mußte entdecken, daß ihr Bettchen absolut von oben bis unten klitschnaß vollgepißt war, jemand mußte ihre Bettstatt systematisch von oben bis unten vollgebrunzt haben wie aus Kübeln und Kanistern, wieder und wieder, kein normaler Mensch konnte so viel Urin in seiner Blase halten, das mußte schon der riesenhafte Basilisk selber gewesen sein, ein wahres Monstrum.

Als Esmeralda damit ihre gutkatholische Vermietersfrau konfrontierte, lief diese zunächst rot an, unterdrückte ein Grinsen und meinte schließlich, dies konnte nur ihr böser Kater Emil verbrochen haben, dieser pelzige Lauser, es tue ihr recht leid. Esmeralda nahm die Entschuldigung an und kam insgeheim ins Grübeln – wie konnte diese Handvoll eines süßen Kätzchens, der siebenwöchige kleine weiße Kater Emil, Gallonen von nach Whisky stinkender Pisse fabriziert haben, wo doch die Türe stets verschlossen gewesen war und alle Welt wußte, daß Madame Basilisk einen Hang zu alten schottischen Destillaten hatte?

Seltsam, aber so stand es geschpieben.

Elmar Mayer-Baldasseroni
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www.verdichtet.at | Kategorie: schräg & abgedreht | Inventarnummer: 20046

(Auf Wunsch des Autors wurde bei diesem Text auf manche Lektoratskorrektur verzichtet und der Text großteils im Original belassen.)